Seewölfe Paket 6. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 6

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394951

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СКАЧАТЬ weg. Er stürzte in die See. Das Zischen, das das verlöschende Feuer bei der Berührung mit den Fluten verursachte, war bis zum schwarzen Schiff hin zu vernehmen.

      „Wir verlegen ihnen den Fluchtweg nach Westen“, sagte Siri-Tong. „Jetzt bin ich gespannt, was sie tun. Im Osten scheint die ‚Isabella‘ zu stehen. Bleibt noch die nördliche Richtung. Aber das Schiff ist eine flügellahme Ente. Bevor es sich auf die offene See verdrücken kann, haben wir es erreicht – und geben ihm den Rest.“

      Soweit kam es aber gar nicht mehr.

      „Die ‚Isabella‘!“ schrie Missjöh Buveur. Seine Stimme überschlug sich. Das Kanonenfeuer war verstummt. Auf der feindlichen Galeone hatten der Kapitän und seine Mannschaft alle Hände voll damit zu tun, die Flammen irgendwie zu ersticken. Sie kippten Wasser und Sand in das Feuer, aber es war eine Sisyphusarbeit, denn der Brand griff schneller um sich, als sie ihn löschen konnten.

      Sie konnten seiner nicht mehr Herr werden.

      Um die vielen Verwundeten kümmerte sich Ciro de Galantes schon gar nicht mehr. Wütend rannte er auf dem Achterdeck auf und ab und trat mit den Füßen züngelnde Flammen aus. Einem verletzten Polynesier, der hilfesuchend die Hände nach ihm ausstreckte, versetzte er einfach einen Stoß. Der Mann kippte rücklings über das Schanzkleid und stürzte außenbords.

      Blinder Haß verzerrte de Galantes’ Züge. Er war ein großer, kompakt gebauter Mann mit vollem schwarzem Haar und dichtem Vollbart. Er trug noch Teile seiner Uniform, denn er war Bootsmann auf einem spanischen Schiff gewesen. Seine Beine steckten in langschäftigen Stiefeln, seine Hosen waren gestreift und hatten die typische Kürbisform. Nur hatte er auf den Helm und das Wams verzichtet und trug statt dessen eine Jacke aus grob gegerbtem Leder. Sein Haupt war unbedeckt. Die schwarzen Haare flatterten im Wind.

      De Galantes sah, wie sich die „Isabella“ auf ihn zuschob, und er schüttelte in ohnmächtiger Wut die Faust gegen sie.

      „Fahrt zur Hölle!“ schrie er. „Der Teufel soll euch alle holen, ihr elenden Hunde!“

      Dieser fromme Wunsch ging aber nicht in Erfüllung, er schien von dem gegnerischen Schiff gleichsam abzuprallen und sich wie eine Faust gegen ihn, de Galantes, zu wenden.

      Es war die Stunde der Vergeltung für alle seine Schandtaten.

      Entsetzt stellte der Spanier fest, daß es keinen Ausweg mehr gab. Die Galeone, die er so großartig hatte überrumpeln, entern und ausplündern wollen, holte mehr und mehr auf und schnitt ihm das Schlupfloch nach Norden und Osten ab.

      Und im Westen, jenseits des Inselsunds, zeichnete sich der unheimliche Schatten eines großen Schiffes ab. Da war er wieder, der rätselhafte Viermaster. Er eilte seinem Bundesgenossen zu Hilfe.

      „Wir sind verloren“, sagte er.

      Auf der „Isabella“ grollten jetzt wieder die Kanonen. Instinktiv duckte sich de Galantes. Seine Galeone erzitterte unter den Einschlägen der Kugeln. Die Männer brüllten vor Wut und Angst, aber es fand sich kaum noch einer, der an ein Geschütz stürzte, es gegen den Feind richtete und zündete.

      „Feuer!“ schrie de Galantes.

      Niemand hörte auf ihn. Die Verwundeten wälzten sich auf der Kuhl, suchten verzweifelt nach Deckung, nach Hilfe, nach Linderung der Schmerzen. Ihr Geschrei wurde zu einem grausigen Chor, dessen Lied in de Galantes’ Ohren hallte.

      „Aufhören!“ brüllte er.

      Ein besonders dicker Pfeil sirrte heran und bohrte sich dicht neben dem Kolderstock in die Planken. Der Rudergänger stöhnte auf. Er wollte seinen Posten verlassen, aber er schaffte es nicht mehr.

      Eine Explosion hieb mit immenser Wucht auf das Schiff ein und fetzte ein Loch in die Planken. Der Kolderstock war plötzlich nicht mehr da, der Rudergänger ebenfalls nicht mehr. Ciro de Galantes war zu Boden gegangen, richtete sich jetzt wieder auf und taumelte zum Schauplatz des schrecklichen Geschehens.

      „Was war das?“ stieß er immer wieder verwirrt aus. „Was? Stehen die mit dem Teufel im Bund?“

      Big Old Shane hatte einen seiner pulvergefüllten Brandpfeile abgefeuert. Zum erstenmal schloß de Galantes böse Bekanntschaft mit dieser „Spezialität“ der Seewölfe, aber erst einige Zeit später fand er heraus, was für eine Höllenwaffe das war.

      Zu logischen Überlegungen gelangte er im Augenblick nicht.

      Seine Leute hetzten in heller Panik über Deck, sprangen über das Schanzkleid und hechteten in die See. Der Spanier hastete ihnen nach. „Hierbleiben! Das ist Meuterei! Fahnenflucht! Ich werde euch auspeitschen – am Hals aufhängen …“

      Es nutzte nichts. Wer wie durch ein Wunder noch unversehrt geblieben war, suchte sein Heil in der Flucht, und auch diejenigen Verwundeten, die wenigstens noch kriechen konnten, retteten sich von Bord. Keine Strafe der Welt konnte so schlimm sein wie ein Ausharren auf der Unglücksgaleone.

      Brüllend raste ein einzelnes Geschoß auf das Piratenschiff zu. De Galantes warf sich hin, fiel in einen Flammenherd und wälzte sich fluchend heraus. Er rollte bis zum Schanzkleid der Steuerbordseite und schlug mit den bloßen Händen auf das Feuer ein, das nach seiner Kleidung griff.

      Das Geschoß war heran. Es entpuppte sich als eine Kadettenkugel. Mit einem Knall schlang sie sich um den Großmast und knickte ihn. Der Mast stand ohnehin in hellen Flammen und war bereits angeschlagen – jetzt neigte er sich nach Steuerbord und kippte mitsamt dem Rigg, dem laufenden und stehenden Gut als lodernde Fackel den Fluten entgegen.

      De Galantes raffte sich hoch und lief um sein Leben. Er rannte, was seine Beine hergaben. Hinter ihm krachte die wabernde, glutige Last auf das Schanzkleid. Die Galeone krängte schwer nach Steuerbord, und de Galantes schrie in blanker Todesangst.

      Etwas landete polternd auf dem Achterdeck – eine von Ferris Tukkers Höllenflaschen. Ein grellgelber Blitz und ein Donnerschlag verwandelten das Deck in ein wirbelndes Inferno.

      Die Seewölfe zogen alle Register. Hasard hatte den Befehl gegeben, die Piratengaleone zu versenken.

      Ciro de Galantes erreichte die Back. Er torkelte und stieß unverständliche Laute aus. Er sah kaum noch, wohin er sich wandte. In seinem Rücken war eine flammende, heiße Wand, die das Schiff verschlang. Er hatte nur noch den einen Wunsch: Fort, ins Wasser, nur weg von hier.

      Er erklomm das Schanzkleid. Ein Drehbassenschuß heulte dünn auf die Galeone zu und wurde gewissermaßen das auslösende Signal für den Sprung des Spaniers.

      Er stieß sich ab und sah die Fluten als düsteren Schlund auf sich zurasen. In seiner kopflosen Hast landete er nicht sehr günstig. Hart klatschte sein Leib in die Fluten, das Naß stob in sein Gesicht, fast öffnete er den Mund.

      Er tauchte unter, ruderte mit Armen und Beinen, gewann Auftrieb und schoß wieder an die Oberfläche. Verzweifelt begann er zu schwimmen.

      Molokai – nur die Insel konnte ihm noch Rettung bieten. Dort kannte er sich glänzend aus, dort konnte er in den Wäldern unterschlüpfen und sich vor diesen fremden Teufeln verstecken. Sein Kampfgeist und stolzes Selbstbewußtsein waren verschwunden. Die Ereignisse hatten ihn in eine der Urphasen seiner Instinkte zurückgeworfen, in ihm regierte jetzt nur noch der bloße Selbsterhaltungstrieb.

      De Galantes blickte nicht zu der brennenden, sinkenden Galeone zurück. Er achtete auch nicht auf die gegnerischen Schiffe, die von beiden СКАЧАТЬ