Frausein zur Ehre Gottes. Hanna-Maria Schmalenbach
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Название: Frausein zur Ehre Gottes

Автор: Hanna-Maria Schmalenbach

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783862567843

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СКАЧАТЬ der „biologischen und psychologischen Natur des Menschen und den universalen Gegebenheiten der menschlichen Existenz“ (Murdock 1980, 125)60 vermutet werden muss.

      In allen Kulturen werden für die Geschlechterrollen folgende vier Merkmale gefunden:

       2.2.1.1 Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung

      Jede Kultur schreibt Männern und Frauen jeweils bestimmte Tätigkeiten als geschlechtstypisch zu (Bamberger 1974, 277; Llobera 2003, 35). Dabei lässt diese Zuordnung ein gewisses Grundmuster erkennen, in dem als typisch männliche Tätigkeiten eher solche definiert werden, die körperlich anstrengend sind, häufiger eine organisierte Kooperation erfordern und einen großen Bewegungsradius beanspruchen. Als typisch weibliche Tätigkeiten gelten diejenigen, die körperlich weniger anstrengend sind, eher individuell ausgeführt werden und nur eine geringe Mobilität erfordern (D’Andrade 1967).61 Dennoch wirkt die Zuordnung im Einzelnen vielfach willkürlich und ist durch körperliche Unterschiede zwischen Mann und Frau nicht allein erklärbar.62

       2.2.1.2 Trennung der Wirkungsbereiche in die öffentliche und private Sphäre

      Eine weitere Grundtendenz in der Geschlechterordnung der meisten Kulturen ist eine Aufteilung der Arbeits- und Verantwortungsbereiche in die öffentliche Domäne für den Mann und die private häuslichfamiläre für die Frau (Rosaldo 1974, 23ff; Pezaro 1991, 39). Diese Aufteilung ist in allen Kulturen feststellbar, jedoch in unterschiedlich starker Ausprägung (Mead 1992, 50–55; Pezaro 1991, 39; Clark 1980, 414).

       2.2.1.3 Geschlechtsspezifische Normvorstellungen

      Ein drittes universales kulturelles Merkmal ist die Zuordnung von geschlechtsspezifischen Rollen und Normen (Rosaldo 1974, 18; Bischof-Köhler 2004, 166–167; Mead 1992, 10). Diese werden in Stereotypen ausgedrückt und zeigen dann in vereinfachter und überhöhter Form an, wie ein typischer Mann und eine typische Frau sein und sich verhalten müssen. Das betrifft Charaktereigenschaften, Gebräuche, Verhaltensweisen, Kleidung und vieles mehr. Diese Normvorstellungen weisen in unterschiedlichen Kulturen manche Ähnlichkeiten auf (Bischof-Köhler 2004, 166),63 gleichzeitig aber auch deutliche Unterschiede (Rosaldo 1974, 18; Bischof-Köhler 2004, 167–168).

       2.2.1.4 Ungleichheit des Status

      Ebenfalls in allen Kulturen zu beobachten ist ein Statusunterschied zwischen den Geschlechtern, wobei dem Mann grundsätzlich ein höherer Status und mehr Autorität zugeschrieben wird als der Frau (Rosaldo 1974, 3.17; Ortner 1974, 69–70). Diese Assymmetrie der Geschlechter scheint ein tiefgreifendes Prinzip zu sein (Ortner 1974, 67). So wird die Sozialstruktur in allen bekannten Gesellschaften der Erde von Männern dominiert (Rosaldo 1974, 3.13; Ortner 1974, 67; Goldberg 1977, 26; King 1995, 1), und es wird grundsätzlich den Aktivitäten von Männern ein höherer Wert und Status zugeschrieben als denen von Frauen (Rosaldo 1974, 17.21; Ortner 1974, 69; Mead 1992, 146–147; Goldberg 1977, 45).64 N. Chodorow spricht von einer „soziokulturellen Überlegenheit des Mannes“ (Chodorow 1974, 67), K. Lenz von einem „natürlichen Autoritätsvorsprung des Mannes“ (Lenz 1998, 44). Dabei ist die Ausprägung dieser Assymmetrie nicht in allen Kulturen gleich stark, eine wirklich egalitäre oder gar matriarchalische Gesellschaft wurde jedoch nie gefunden (Ortner 1974, 70; Bamberger 1974, 263; Goldberg 1977, 26; Bischof-Köhler 2004, 175.177).

      In einigen Kulturen sind nun alle genannten Merkmale stark ausgeprägt und sogar gesetzlich festgelegt,65 in anderen gibt es viel Gestaltungsspielraum mit sich überschneidenden Arbeits- und Verantwortungsbereichen für Mann und Frau und einem geringen Autoritätsabstand zwischen ihnen.66 Insgesamt gibt es innerhalb des beschriebenen Grundmusters weltweit ein fast grenzenloses Spektrum an Variationen,67 in denen jedoch immer eine gewisse geschlechtsspezifische Aufteilung der Tätigkeiten, Wirkbereiche und Rollen sowie die Statusungleichheit mit dem Autoritätsvorsprung des Mannes zum Ausdruck kommen.

      Sucht man nun nach einer Ursache für das beschriebene universale Rollenmuster in der Geschlechterbeziehung, so muss wie bei allen universalen Kulturphänomenen an biologische Einflussfaktoren gedacht werden (Bischof-Köhler 2004, 20), ohne dabei jedoch den wichtigen Einfluss der Sozialisierung von Männern und Frauen aus den Augen zu verlieren (Hines 2004, 214). Neurophysiologische und entwicklungspsychologische Forschungen der letzten Jahrzehnte haben hier wichtige Erkenntnisse gebracht über einzelne ursächliche Faktoren und ihre untrennbare Verknüpfung:

      Außer den offensichtlichen körperlichen Geschlechterunterschieden, die auch eine signifikante Differenz in der durchschnittlichen Körpergröße und Muskelkraft einschließen,68 gibt es auch Unterschiede in bestimmten Denkstrukturen und Verhaltensneigungen, die sich auf biologische Einflüsse zurückführen lassen. Obwohl diese im Vergleich zu den Gemeinsamkeiten zwischen beiden Geschlechtern gering sind (Hines 2004, 3.217; Van Leeuwen 2007, 178–181) und nur Durchschnittswerte mit großen Überlappungsbereichen darstellen (Bischof-Köhler 2004, 24–25; Hines 2004, 4.19; Maccoby 1999, 5),69 lassen sie sich durchgängig nachweisen und mit biologischen Vorgängen der vorgeburtlichen Entwicklungsphase in Verbindung bringen (Hines 2004, 125; Bischof-Köhler 2004, 200–204).

      Ein Blick auf die biologische Entwicklung der Geschlechterdifferenzierung hilft hier zum Verständnis der Zusammenhänge: Unter dem Einfluss des männlichen Y-Chromosoms entwickeln sich im männlichen Embryo um die siebte Schwangerschaftswoche die zunächst neutral angelegten Keimdrüsen in Hoden, die sehr bald mit der Produktion großer Mengen von Androgenen (männlichen Geschlechtshormonen), insbesondere von Testosteron, beginnen. Dieses hat nun einen steuernden Effekt auf die weitere Geschlechtsdifferenzierung, in sehr direkter Weise auf die Ausbildung der äußeren Geschlechtsmerkmale, auf komplexere und flexiblere Weise auch auf die geschlechtsspezifische Prägung bestimmter Gehirnstrukturen (Hines 2004, 215–219; Baron-Cohen 2004, 140–141; Bischof-Köhler 2004, 197).70 Testosteron aktiviert im fötalen Gehirn im zweiten bis sechsten Schwangerschaftsmonat bestimmte Verhaltensneigungen (Baron-Cohen 2004, 140; Bischof-Köhler 2004, 200), die sich dann bereits in den ersten Lebensjahren weltweit im unterschiedlichen Spielverhalten von Jungen und Mädchen niederschlagen (Maccoby 1999, 32–46). Der Unterschied zeigt sich vor allem in dem sogenannten „Wildfangverhalten“ der Jungen (Bischof-Köhler 2004, 203),71 das sich durch eine hohe physische Aktivität mit einem Drang zum Kräftemessen und Wettbewerb auszeichnet (Maccoby 1999, 18–31) im Gegensatz zu dem beziehungs- und kommunikationsgeprägten Spielverhalten der Mädchen (Maccoby 1999, 46). Dieser Unterschied trägt zu der ebenfalls universal zu beobachtenden Geschlechtertrennung im Schulalter bei (Maccoby 1999, 22.44.62.87), die wiederum als wichtiger Einflussfaktor für die unterschiedliche Sozialisierung der Geschlechter und die Ausprägung von geschlechtsspezifischen Verhaltensunterschieden angesehen wird (Maccoby 1999, 144–152).

      Die Verhaltensunterschiede zwischen Mann und Frau werden von Forschern unterschiedlich gewichtet, polarisiert und interpretiert. Sie lassen sich grob so zusammenfassen: Während sich im Blick auf die allgemeine Intelligenz kein Unterschied zwischen Männern und Frauen nachweisen lässt (Maccoby und Jacklin 1974, 65; Hines 2004, 11; Baron-Cohen 2004, 23), gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in bestimmten Gehirnleistungen und Verhaltensneigungen: So haben Männer im Durchschnitt ein etwas besseres räumliches Vorstellungsvermögen und analytisch-mathematisches Verständnis als Frauen (Maccoby und Jacklin 1974, 91–98; Hines 2004, 12–13; Bischof-Köhler 2004, 234) und die männlichen СКАЧАТЬ