Nirvana. Michael Azerrad
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Название: Nirvana

Автор: Michael Azerrad

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия: Rockbiographien

isbn: 9783854454281

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СКАЧАТЬ Mann zu sein scheint, könnte die Belastung der Scheidung die dunklere Seite seiner Persönlichkeit ans Licht gebracht haben. „Ob ich mit starker Hand regiert habe?“, sagte er. „Gut, meine Frau sagt ja. Ich gehe wahrscheinlich schneller in die Luft, als ich wahrhaben will. Und ich verletze die Gefühle meiner Mitmenschen. Ich komme darüber hinweg, ich vergesse es einfach, aber die anderen vergessen nicht. Mein Vater, er schlug mich mit einem Gürtel und so, er verpasste mir sogar blaue Augen, aber ich weiß nicht, ja, ich schlug ihn auch mit einem Gürtel, ja.“

      „Alles, was Kurt tat, war eine Reaktion auf Dons Verhalten“, sagte Wendy. „Wenn Don bei einem Baseballspiel schlecht gewesen war, war er so aufgebracht, dass er seinen Zorn an Kurt ausließ. Er erlaubte ihm nie, einfach ein Kind zu sein. Er wollte aus ihm einen kleinen Erwachsenen machen, der sich perfekt benahm und nie einen Fehler beging. Er schlug Kurt auf die Knöchel und nannte ihn einen Dummkopf. Er war einfach sehr leicht aus der Fassung zu bringen und dann – zack, eins auf den Kopf. Meine Mutter sagt, sie weiß noch, dass er Kurt einmal quer durchs ganze Zimmer geschleudert hat – damals war er ungefähr sechs.“ Don sagte, dass er sich an nichts Derartiges erinnern könne.

      „Das nennt man Leugnen“, gab Wendy zurück.

      Nach der Scheidung hatte Don begonnen, bei Mayer Brothers, einer Holzfällerfirma, als Kontrolleur zu arbeiten. „In der Hauptsache“, sagte Kurt, „ging er den ganzen Tag herum und zählte Baumstämme.“

      „Seine Vorstellung eines Vater-und-Sohn-Tages war, mich am Samstag oder Sonntag zur Arbeit mitzunehmen. Ich saß dann in seinem Büro, während er herumspazierte und Baumstämme zählte. Wirklich ein sehr aufregendes Wochenende.“ Während er im Büro seines Vaters war, zeichnete Kurt meistens oder machte Scherzanrufe am Telefon. Manchmal ging er ins Lager und spielte auf den Holzstapeln. Nach all dieser „Aufregung“ setzte er sich in den Kombi seines Vaters und hörte sich News of the World von Queen andauernd hintereinander auf dem Kassettengerät an. Manchmal so lange, bis die Autobatterie leer wurde und sie jemanden suchen mussten, der ihnen beim Anstarten half.

      Don war während seiner Highschool-Zeit immer bei den Sportlern gewesen, aber er hatte es im Sport nie wirklich zu etwas gebracht, wahrscheinlich weil er zu klein für sein Alter war. Dons Vater hatte große Erwartungen in ihn gesetzt, aber er konnte einfach nicht mithalten. Einige sehen darin den Grund, warum Don Kurt zum Sport zwang.

      Don sorgte dafür, dass Kurt in der Junior-Highschool der Ringermannschaft beitrat. Kurt hasste die aufreibenden Trainings, und noch mehr hasste er es, sich mit den Sportlern herumtreiben zu müssen. „Ich hasste es – jede einzelne Sekunde davon“, sagte Kurt. „Ich hasste es einfach unheimlich.“ Und am Abend, wenn er vom Training heimkam, „wartete immer dieses abstoßende, verschrumpelte, trockene Essen, das meine Stiefmutter mit einer Menge Liebe und Vorbereitung gekocht hatte, und es stand seit der Essenszeit auf kleiner Flamme am Ofen und war einfach komplett vertrocknet und furchtbar. Sie war die schlechteste Köchin, die man sich vorstellen kann.“

      Nichtsdestotrotz war er im Ringen ganz gut gewesen, hauptsächlich, weil er seinem Zorn auf der Matte freien Lauf lassen konnte. Aber eines Tages, bei einem großen Meisterschaftskampf, fasste Kurt den Entschluss, es seinem Vater heimzuzahlen. Er und sein Gegner betraten die Matte und gingen in Position, während Don auf der Tribüne saß, um seinen Sohn anzufeuern. „Ich war auf meinen Händen und Knien und schaute zu meinem Vater hinüber, lächelte und wartete auf den Anpfiff“, sagte Kurt. „Ich starrte ihm ins Gesicht und tat dann gar nichts mehr. Ich verschränkte meine Arme und ließ mich einfach auf die Schultern legen. Du hättest seinen Gesichtsausdruck sehen sollen. Er ging nach der Hälfte sogar raus, weil ich das ganze vier Mal hintereinander machte.“ Don erinnerte sich auch daran nicht, aber Kurt meinte, dass das einer der Anlässe gewesen wäre, nach denen er für ein paar Tage zu einer Tante und einem Onkel hatte ziehen müssen.

      Don nahm Kurt auch einmal mit auf die Jagd, aber sobald sie im Wald waren, weigerte sich Kurt, mit der Jagdpartie mitzuziehen. Er verbrachte den ganzen Tag im Jeep, von der Morgen- bis zur Abenddämmerung. „Wenn ich daran zurückdenke“, sagte Kurt, „wird mir klar, dass ich damals schon instinktiv wusste, dass es falsch ist, Tiere zu töten, überhaupt, wenn es nur zum Spaß geschieht. Damals habe ich das noch nicht genau verstanden. Ich wusste nur, dass ich nicht dabei sein wollte.“

      Inzwischen begann Kurt, neben den Beatles und den Monkees auch andere Formen der Rockmusik zu entdecken. Don war dem Columbia House Record and Tape Club beigetreten und hatte mit der Zeit eine ziemlich ernsthafte Plattensammlung aufgebaut. Monat für Monat kamen Platten von Bands wie Aerosmith, Led Zeppelin, Black Sabbath oder Kiss mit der Post. Don kam nie dazu, all die Pakete zu öffnen, und nach einigen Monaten kümmerte sich Kurt darum.

      Kurt hatte begonnen, sich mit einigen Typen herumzutreiben, die erstklassig gekleidet waren, die Haare in langen Federn hatten und Kiss-T-Shirts trugen. „Sie waren um einiges älter als ich – wahrscheinlich schon Junior-Highschool“, sagte Kurt. „Sie rauchten Pot, und ich hielt sie einfach für cooler als meine idiotischen Freunde aus dem vierten Jahrgang, die sich Happy Days anschauten. Ich lud sie zu mir nach Hause ein und ließ sie mein Essen futtern, einfach um Freunde zu haben.“ Die Kiffer nahmen sehr bald Notiz von Dons ansehnlicher Plattensammlung und bestürmten Kurt, die Platten aufzulegen. „Nachdem sie mich auf diese Musik verrückt gemacht hatten“, sagt Kurt, „wurde ich langsam selbst so ein kleiner Kiffer.“

      „Er kam nie von selbst und erzählte, was ihn wirklich berührte oder was er wirklich wollte, nicht einmal, als er sehr jung war“, sagte Don. „Er war so wie ich – bleib einfach ruhig, und es wird schon verschwinden oder so. Und versuch keine Erklärungen. Du staust alles auf, und irgendwann einmal bricht es aus dir heraus.“

      „Er heiratete, und danach war ich eines der unwichtigsten Dinge auf seiner Liste“, erzählte Kurt. „Er warf einfach alles hin, weil er überzeugt war, dass meine Mutter mich einer Gehirnwäsche unterzogen hatte. Das ist eine ziemlich schwache Basis, um das Leben seines Sohnes darauf zu errichten.“

      „Ich halte meinen Vater nicht wirklich für ein Macho-Schwein“, sagte Kurt weiter. „Er ist nicht einmal halb so extrem wie eine Menge anderer Väter, die ich kennengelernt habe.“ Was genau also war das Hauptproblem zwischen Kurt und seinem Vater? „Ich weiß es nicht einmal“, gab er zu. „Ich wünschte, ich könnte mich an mehr erinnern. Ich hatte nie das Gefühl, wirklich einen Vater zu haben. Ich hatte nie eine Vaterfigur, mit der ich Dinge teilen konnte.“

      Letztlich wusste auch Don mit seinem Sohn nichts anzufangen, also wurde Kurt innerhalb der Familie wahllos hin- und hergeschickt, er wohnte bei mindestens drei verschiedenen Paaren von Tanten und Onkeln, einmal auch bei seinen Großeltern väterlicherseits. Mindestens zwei Mal pro Jahr zog er zwischen Montesano und Aberdeen hin und her und wechselte dabei natürlich auch die Schule.

      Wendy wusste, dass sie Kurt zu sich nehmen sollte, aber sie war selbst eben erst aus einem Albtraum ergewacht – sie war endlich den paranoiden Schizophrenen losgeworden, der sie geistig und körperlich so sehr misshandelt hatte, dass sie einmal sogar in der Notaufnahme gelandet war. Sie hatte ihren Job verloren und bat ihren Bruder Chuck, den Musiker, sich um Kurt zu kümmern.

      Zu seinem vierzehnten Geburtstag stellte Chuck Kurt vor die Wahl zwischen einem Fahrrad und einer Gitarre. Kurt nahm die Gitarre, eine übertragene E-Gitarre, die selten funktionierte, und einen ebenso kaputten kleinen Zehn-Watt-Verstärker. „Ich glaube, es war nicht einmal eine Harmony“, sagte Kurt über die Gitarre. „Ich glaube, sie war von Sears.“ Er gab das Schlagzeug auf und nahm etwa eine Woche lang Gitarrestunden, gerade so lange, bis er AC/DCs „Back in Black“ spielen konnte. „Das sind ziemlich genau dieselben Akkorde wie in ,Louie, Louie“‘, sagte Kurt, „und mehr braucht man nicht zu kennen.“ Danach begann er, seine eigenen Lieder zu schreiben. Sein Gitarrelehrer Warren Mason (der mit Chuck in einer Band war), erinnert sich an Kurt als einen „stillen, kleinen und netten Jungen.“ Kurt stritt es vehement ab, aber СКАЧАТЬ