Nirvana. Michael Azerrad
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Название: Nirvana

Автор: Michael Azerrad

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия: Rockbiographien

isbn: 9783854454281

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СКАЧАТЬ ihn zum Rechtshänder zu erziehen, aus Angst, dass Kurt in seinem späteren Leben als Linkshänder Probleme bekommen könnte. Wie auch immer, er wurde zum Linkshänder.

      Während seines ganzen Lebens wurde Kurt andauernd von den verschiedensten gesundheitlichen Problemen verfolgt. Außer an seiner Hyperaktivität litt er an chronischer Bronchitis. In der achten Klasse wurde bei ihm eine leichte Skoliose – eine Verkrümmung der Wirbelsäule – diagnostiziert. Mit fortschreitender Zeit verschlimmerte sich diese Sache durch das Gewicht der Gitarre. Wäre er Rechtshänder gewesen, hätte sich das Problem von selbst behoben.

      1975, als Kurt acht Jahre alt war, ließen sich seine Eltern scheiden. Wendy gibt als Grund von ihrer Seite an, dass Don einfach nicht genug da gewesen wäre – er war immer irgendwo, um Baseball oder Basketball zu spielen, Teams zu betreuen oder zu schiedsrichtern. Im Rückblick ist sie sich nicht sicher, ob sie ihn jemals wirklich geliebt hatte. Don kämpfte lange gegen die Scheidung. Sowohl Wendy als auch Don geben zu, dass die Kinder später in den Krieg zwischen ihren Eltern hineingezogen wurden. Für Kurt waren die Scheidung und ihre Nachwehen sehr schlimm. „Sein Leben wurde zerstört“, sagte Wendy. „Er änderte sich total. Ich glaube, er schämte sich. Und er wurde sehr introvertiert – er behielt alles für sich. Er wurde richtig scheu.“

      „Ich glaube, er leidet noch immer“ fügte sie hinzu. Das früher sonnige, offenherzige Kind wurde „richtiggehend mürrisch, irgendwie verrückt, andauernd finster und sehr spöttisch.“ An die Wand seines Schlafzimmers schrieb Kurt: „Ich hasse Mom, ich hasse Dad, Dad hasst Mom, Mom hasst Dad – das muss einen einfach traurig machen.“ Ein Stück oberhalb zeichnete er Karikaturen von Wendy und Don und schrieb dazu die Worte „Dad sucks“ und „Mom sucks“. Damnter malte er ein Gehirn mit einem großen Fragezeichen. Die Zeichnungen sind noch immer auf der Wand, genauso wie einige raffinierte Led-Zeppelin- und Iron-Maiden-Logos, die auch von Kurt stammen (er bestritt, sie gemacht zu haben, aber Schwestern lügen nicht).

      Kurt erging es wie vielen Kindern seiner Generation – Tatsache ist, dass jeder, der irgendwann einmal bei Nirvana spielte (mit einer Ausnahme) aus einer zerrütteten Familie kam. Die Scheidungsrate schoss Mitte der Siebziger Jahre in die Höhe, sie war mehr als doppelt so hoch wie zehn Jahre zuvor. Die Kinder aus diesen zerbrochenen Ehen hatten weder einen Weltkrieg noch eine Depression, in denen sie sich behaupten hätten müssen. Sie hatten keine Familie. Folgerichtig waren ihre Kriege privater Natur.

      Kurt beschrieb die Situation, als wäre in ihm ein Licht ausgegangen, ein Licht, das er noch immer wiederzufinden versuchte. „Ganz plötzlich war ich nicht mehr derselbe Mensch, als wäre mir meine Ehre genommen worden“, sagte er. „Ich glaube, ich hatte das Gefühl, die Gesellschaft der anderen Kinder nicht mehr zu verdienen, denn sie hatten Eltern, und ich hatte keine mehr.“

      „Ich war einfach ungeheuer satt auf meine Eltern, weil sie nicht in der Lage waren, mit ihren Problemen fertigzuwerden“, setzte er fort. „Während des größten Teils meiner Kindheit, nach der Scheidung, schämte ich mich für meine Eltern.“

      Allerdings hatte Kurt schon vor der Scheidung begonnen, sich als Außenseiter zu fühlen. „Vor allem mit meinem Vater hatte ich keinerlei Gemeinsamkeiten. Er wollte, dass ich Sport betreibe, aber ich mochte keinen Sport. Ich war künstlerisch, und er hielt einfach nichts davon, also schämte ich mich immer. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie ich ein Produkt meiner Eltern sein sollte, weil sie überhaupt nicht künstlerisch waren, ich aber schon. Ich mochte Musik, sie mochten sie nicht. Im Unterbewusstsein glaubte ich vielleicht, dass ich adoptiert war – seit dieser Folge der Partridge Family; in der Danny glaubte, er wäre nur adoptiert. Das ging mir nicht aus dem Kopf.“

      Kurts Kreativität und Intelligenz – und die frühe Einsicht, dass er zum Künstler geboren war – verschlimmerten das Problem. „Bis ins Alter von zehn oder elf hatte ich nicht mitbekommen, dass ich anders war als meine Schulkameraden“, sagte er. „Dann merkte ich langsam, dass mich Zeichnen und Musikhören viel mehr interessierte als die anderen Kinder. Das entwickelte sich langsam, aber stetig, und ich spürte es immer mehr. Als ich zwölf war, war ich komplett abgehoben.“ Als er überzeugt war, dass er niemanden, der ihm ähnlich war, finden würde, bemühte er sich gar nicht mehr um Freundschaften.

      „Es war diese Stadt – wäre er irgendwo anders aufgewachsen, wäre alles kein Problem gewesen“, sagte Wendy. „Aber diese Stadt ist ziemlich genau wie Peyton Place. Alle beobachten einander, richten einander aus und haben ein System mit kleinen Schubladen, in die jeder passen und in denen jeder bleiben sollte – und da passte er nicht hinein.“

      Kurt lebte noch ein Jahr nach der Scheidung bei seiner Mutter. Aber er mochte ihren neuen Freund nicht, für ihn war er ein „gemeiner Riese, der Frauen schlägt.“ Zunächst führte Wendy die Abneigung von Kurt gegen ihren Freund auf pure Eifersucht zurück. Fünf Jahre später merkte sie selbst, dass ihr Freund „ein wenig verrückt“ war – in Wahrheit litt er an paranoider Schizophrenie. Kurt war sehr unglücklich und richtete seinen Zorn gegen jedermann – von Wendy bis zu seinen Babysittern, die er am liebsten aus dem Haus sperrte. Wendy konnte ihn nicht mehr unter Kontrolle halten, also schickte sie ihn zu Don in dessen Wohnwagen in Montesano, einer winzigen Holzfällersiedlung etwa 20 Meilen östlich von Aberdeen.

      Dons Wohnwagen war kein richtiger Trailer, sondern ein Fertigteilhaus, das in zerlegtem Zustand transportiert und auf einem Wohnwagenparkplatz zusammengesetzt wird. „Es war keines von den luxuriösen – die waren doppelt so groß und für den reichen weißen Abschaum“, sagte Kurt.

      Am Anfang war es großartig. Don kaufte Kurt einen kleinen Motorroller, und sie unternahmen viel gemeinsam, zum Beispiel Wochenenden am Meer oder Camping. „Er hatte alles“, sagte Don. „Er hatte völlig freie Hand im ganzen Haus, er hatte ein Motorrad, er konnte tun, was immer er wollte, immer war etwas los. Aber dann, als zwei andere Kinder und eine neue Mutter auf den Plan traten ...“

      Don hatte Kurt einmal unvorsichtigerweise versprochen, dass er nie wieder heiraten würde. Dieser Schwur hielt nur kurz, bis zum Februar 1978. Seine neue Frau brachte ihre zwei Kinder mit in die Ehe, und alle zogen in ein hübsches Haus in Montesano. Kurt kam mit seiner neuen Familie überhaupt nicht aus, am wenigsten mit seiner neuen Stiefmutter. „Bis heute kenne ich keine verlogenere Person“, sagte er. „Man kann sich kaum einen netteren Menschen vorstellen“, protestierte Don. „Sie war einfach perfekt zu ihm, machte alles mit, besorgte ihm kleine Jobs und versuchte, sich um alles zu kümmern, aber seine Art und Weise, und was er tat und nicht tat, zerstörten einfach die ganze Familie.“

      Kurt schwänzte die Schule und weigerte sich, im Haushalt mitzuhelfen. Don sagte, dass er zu dem Job als Aushilfskellner, den er ihm besorgt hatte, nicht einmal aufgekreuzt war. Er begann, auf seinem jüngeren Stiefbrüder herumzuhacken, und auch seine Stiefschwester mochte er nicht besonders – obwohl sie vier Jahre jünger war als Kurt, sollte sie immer seine Babysitterin spielen, wenn die Eltern ausgingen.

      Dann merkte er, dass sein Vater für seine Stiefgeschwister Unmengen von Spielzeug zu kaufen begann. Während er in seinem Kellerzimmer herumhing, fuhren sie ins Einkaufszentrum und kamen mit Starhorse- oder Tonka-Lastautos zurück.

      „Ich versuchte alles, um ihm das Gefühl zu vermitteln, dass wir ihn mochten und dass er Teil der Familie war“, sagte Don und behauptete, dass er sich um die Vormundschaft für Kurt bemüht hatte, um ihn besser in die Familie zu integrieren. „Aber er wollte einfach nicht hier bleiben, sondern zurück zu seiner Mutter, und die wollte ihn nicht. Und jetzt ist sie die Gute und ich bin der große Bösewicht.“

      Aber vielleicht steckte mehr dahinter. „Manchmal bin ich sehr emotionell, manchmal weiß ich aber auch einfach nicht, wie ich meine Gefühle ausdrücken soll“, gestand Don. „Manchmal verletze ich mit meiner Art die Gefühle der anderen. Ich möchte niemanden verletzen, aber ich merke es wahrscheinlich einfach nicht.“ Vielleicht passierte so etwas mit Kurt. „Vielleicht“, СКАЧАТЬ