Nirvana. Michael Azerrad
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Название: Nirvana

Автор: Michael Azerrad

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия: Rockbiographien

isbn: 9783854454281

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СКАЧАТЬ mit dem Medikament Ritalin behandelt, einer Art Speed, das gegen die Hyperaktivität wirkt. Das Ritalin hielt ihn bis vier Uhr morgens wach, und Beruhigungsmittel bewirkten nur, dass er in der Schule einschlief. Schließlich strich man Zucker und den berüchtigten „roten Farbstoff Nummer zwei“ aus seiner Ernährung, und es half. Für ein hyperaktives Kind war es allerdings sehr schwer, ohne Zucker auszukommen, berichtete Wendy: „Sie sind mehr oder weniger süchtig nach Zucker.“

      Aber nicht einmal das Süßigkeitsverbot dämpfte Kurts aufgewecktes Wesen merklich. „Er erwachte jeden Morgen mit einer Riesenfreude auf den neuen Tag“, sagte Wendy. „Er war so enthusiastisch. Er stürmte aus dem Schlafzimmer und war total aufgeregt und begierig auf das, was ihm der neue Tag bringen würde.“

      „Ich war ein extrem glückliches Kind“, sagte Kurt. „Ich brüllte und sang die ganze Zeit über. Ich wusste nie, wann es genug war. Manchmal machten sich die anderen Kids lustig über mich, weil ich gar so wild aufs Spielen war. Ich nahm das Spielen sehr ernst. Ich war einfach wirklich glücklich.“ Da Kurt das erste Kind seiner Generation war, stritten sich sieben Tanten und Onkeln, wer den Babysitter spielen durfte. Da er es gewohnt war, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, unterhielt er jedermann, der ihm nur zusehen wollte. „Er war sehr schauspielerisch veranlagt“, sagte Wendy. „Er warf sich sogar mitten in einem Geschäft auf den Boden, um einem alten Mann, der ihn so gerne singen hörte, einen Gefallen zu tun.“ Eine von Kurts Lieblingsplatten war Alice’s Restaurant von Arlo Guthrie. Er sang vor allem Guthries „Motorcycle Song“ sehr häufig. „Ich möchte keine Schwierigkeiten/ Ich möchte nur auf meinem Motorrad fahren/ Und ich will nicht sterben!“

      Als er sieben war, schenkte ihm seine Tante Mary eine Basstrommel. Kurt hängte sie sich um und marschierte in der ganzen Gegend auf und ab. Dabei trug er eine Jagdkappe und die Tennisschuhe seines Vaters, schlug die Trommel und sang Beatles-Lieder wie „Hey Jude“ und „Revolution“.

      Kurt mochte es gar nicht, wenn Männer ihre Blicke auf Wendy warfen – sie war eine sehr attraktive Frau mit blondem Haar und hübschen blauen Augen. Don schien das nie viel auszumachen, aber Kurt wurde immer zornig und eifersüchtig – „Mama, dieser Mann starrt dich an!“, rief er dann. Einmal sagte er sogar einem Polizisten deutlich seine Meinung.

      Schon mit drei Jahren mochte Kurt Polizisten nicht besonders. Immer wenn er einen sah, sang er ein kleines Lied: „Nehmt euch die Cops vor! Die Cops kommen! Sie werden euch umbringen!“ – „Immer wenn ich Polizisten sah, begann ich das Lied zu singen, zeigte mit dem Finger auf sie und sagte ihnen, dass sie böse wären“, erzählte Kurt grinsend. „Das war ziemlich wichtig für mich. Ich mochte sie überhaupt nicht.“ Als er einige Jahre älter war, füllte er „Seven-Up“-Dosen mit Kieselsteinen und warf damit nach Polizeiautos – er traf aber nie wirklich eines.

      Etwa um diese Zeit lernte Kurt auch irgendwie, wie man den Mittelfinger auf die vielgerühmte Art ausstreckt. Während seine Mutter in der Stadt herumfuhr, um Besorgungen zu machen, saß er auf der Rückbank und zeigte jedem, den sie überholten, den „Finger“.

      In der zweiten Schulklasse fiel allen auf, wie gut Kurt zeichnen konnte. „Nach einer Weile hing es ihm zum Hals heraus“, sagte Wendy. „Er bekam immer nur Pinsel oder Staffeleien geschenkt. Wir ruinierten die Sache für ihn beinahe.“

      Jedermann meinte, dass Kurts Zeichnungen und Gemälde großartig wären – außer ihm selbst. „Er war nie glücklich mit seinen Werken“, sagte Wendy. „Er war nie zufrieden damit, typisch für einen Künstler.“ Einmal – es war rund um Halloween – kam Kurt mit der Schulzeitung heim. Auf der Vorderseite war eine von seinen Zeichnungen abgedruckt, eine Ehre, die normalerweise erst Kindern ab der fünften Klasse zuteilwurde. Kurt aber war richtig erbost darüber, weil er sein Bild nicht für so gut hielt. „Seine Verhältnis zu den Erwachsenen änderte sich dadurch grundlegend“, sagte Wendy. „Alle beteuerten, wie sehr sie seine Werke liebten, aber er selbst war nie zufrieden.“

      Bis zur dritten Klasse wollte Kurt Rockstar werden – er spielte Platten der Beatles und ahmte die Bewegungen dazu auf seiner kleinen Plastikgitarre nach. Dann wollte er ziemlich lange Stuntman werden. „Ich spielte gerne draußen, fing Schlangen, sprang mit meinem Fahrrad vom Dach“, erinnerte er sich. „Evel Knievel war mein großes Idol.“ Einmal holte er die gesamte Bettwäsche samt Polster und Matratzen aus dem Haus, legte sie auf und sprang vom Dach aus hinein; ein anderes Mal nahm er ein Stück Metall, befestigte es an seiner Brust, legte einige Knallkörper darauf und zündete sie an.

      Manchmal besuchte Kurt Wendys Bruder Chuck, der in einer Band spielte. Chuck hatte Lautsprecher für sein Kellerstudio gebaut, die so groß waren, dass er sie nicht einmal aus dem Raum herausschaffen konnte. Er gab Kurt ein Mikrophon und ließ ein Band mitlaufen. Wendy besitzt noch eine Aufnahme, als Kurt etwa vier Jahre alt war. Zuerst singt er, und dann, als er glaubte, dass niemand zuhört, beginnt er schmutzige Worte zu sagen. „Poo-doo“, sagt er. „Poo-doo!“

      Don und Wendy schenkten Kurt ein kleines Mickymaus-Schlagzeug. „Ich trieb ihn irgendwie zum Schlagzeug, weil ich selbst eigentlich Schlagzeugerin hatte werden wollen“, gestand Wendy ein. „Aber meine Mutter hielt es für außerordentlich unweiblich, also ließ sie mich nie spielen.“ Kurt musste man nicht treiben – sobald er aufrecht sitzen und Dinge halten konnte, schlug er auf Töpfe und Pfannen ein. Er drosch jeden Tag nach der Schule auf sein Mickymaus-Schlagzeug, bis es irgendwann kaputtging.

      Obwohl es nicht gerade im besten Teil Aberdeens lag – in Wahrheit ist die Gegend ziemlich heruntergekommen –, war das Haus der Cobains immer das schönste des gesamten Blocks. Don hielt es in Top-Zustand, verlegte Spannteppiche, installierte einen Kamin mit Feuerimitation und montierte eine Decke mit Paneelen aus Holzimitation. Kurt über seine Erziehung: „Es war weiße Armut, die auf Mittelklasse machte.“

      Wendy kam aus einer Familie, die man schwer als wohlhabend bezeichnen konnte, aber ihre Mutter hatte immer alles unternommen, um ihre Kinder so herzurichten, als besäßen sie mehr, als sie in Wahrheit hatten. Wendy war genauso. Jeden Tag kämmte sie Kurts Haar so sorgfältig, dass er aussah wie Shaun Cassidy, kümmerte sich darum, dass seine Zähne geputzt waren, und zog ihm die schönsten Sachen an, die sie sich nur leisten konnten. Dann machte sich Kurt mit seinen grobstolligen Wanderschuhen auf den Weg zur Schule. Sie zwang Kurt sogar dazu, einen Pullover anzuziehen, auf den er allergisch war – nur weil er ihm so gut stand. „Meine beiden Kinder waren wahrscheinlich die bestangezogenen in ganz Aberdeen“, sagte Wendy. „Dafür habe ich gesorgt.“

      Wendy versuchte, ihre Kinder von dem fernzuhalten, was sie „gewisse Freunde mit gewissen Arten von Hintergrund, die in gewissen Situationen lebten“ nannte. Kurt meinte, dass sie ihm damit hauptsächlich vermitteln wollte, sich von armen Kindern fernzuhalten. „Meine Mutter war der Meinung, dass ich besser war als diese Kinder, also legte ich mich immer wieder mit ihnen an – diesen schäbigen, schmutzigen Kindern“, sagt Kurt. „Ich erinnere mich zum Beispiel, dass es einige gab, die andauernd nach Pisse stanken, und die tyrannisierte ich und schlug mich mit ihnen. Als ich in der vierten Klasse war, bemerkte ich, dass diese Kinder wohl cooler waren als die aus einer höheren Schicht, irgendwie ursprünglicher, mit beiden Füßen auf der Erde, näher beim Schmutz.“ Später wurden Kurts ungewaschene Haare, die ewigen Bartstoppeln und seine abgerissene Kleidung zu weltberühmten Markenzeichen.

      Während der dritten Klasse begann Kurt, Schlagzeugstunden zu nehmen. „Solange ich denken kann, sogar schon als kleines Kind“, sagte Kurt, „wollte ich Ringo Starr sein. Aber eigentlich wollte ich John Lennon am Schlagzeug sein.“ Kurt spielte in der Schul-Band, obwohl er nie Notenlesen gelernt hatte – er wartete einfach, bis das Kind, das vor ihm saß, das Lied gelernt hatte, und machte ihm dann alles nach.

      Um die Weihnachtszeit des Jahres 1974 – Kurt war sieben – schien es ihm, als würde ihn seine Mutter für ein Problemkind halten. „Das Einzige, was ich mir in diesem Jahr wirklich wünschte, war eine Starsky-and-Hutch-Pistole СКАЧАТЬ