Nirvana. Michael Azerrad
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Название: Nirvana

Автор: Michael Azerrad

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия: Rockbiographien

isbn: 9783854454281

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СКАЧАТЬ ein Bier trank, warf die Dose einfach auf den Boden. Und nachdem ziemlich viel gefeiert wurde, war der Boden bald mit Party-Abfällen bedeckt. Sie hatten keinen Kühlschrank, also verstauten sie das ganze Essen in einer ausgesteckten alten Gefriertruhe auf der hinteren Veranda. Sie kochten mit einem Toaster. Manchmal kam Wendy vorbei und brachte Essenspakete.

      Eines Tages kaufte Kurt sechs Schildkröten und brachte sie in einer Badewanne mitten im Wohnzimmer unter. Ein Terrarium, das mit der Wanne verbunden war, nahm fast den gesamten Rest des Raums ein. Lukin sorgte für die nötige Entwässerung, indem er ein Loch in den Boden bohrte, durch den das gesamte Hamburger-Fett-faulige-Schildkröten-Scheiße-Abwasser einfach abfließen konnte. Aber das Fundament war schon so verrottet, dass das Wasser sich bald wieder in den Fußboden sog. „Man muss wohl nicht eigens erwähnen, dass es ziemlich stank“, sagte Kurt.

      Kurt hatte eine besondere Vorliebe für Schildkröten. „Sie haben eine Anziehungskraft, die ich nur schwer beschreiben kann“, sagte er. „Schildkröten haben diese ,Scheiß-drauf-Einstellung – ,Ich bin eingesperrt, mir geht’s dreckig, ich hasse euch, und ich werde euch nicht unterhalten.‘“

      Außerdem gibt es noch den schützenden Panzer. „In Wahrheit hilft dieser Panzer nicht viel“, betonte Kurt. „Er ist Teil des Rückgrats und sehr empfindlich – wenn man auf den Panzer schlägt, tut es ihnen weh, er ist nicht die schützende Hülle, die jedermann darin sieht. Wenn sie auf den Rücken fallen, zerbricht er, und sie sterben. Es ist, als würde man sein Rückgrat außen am Körper tragen.“

      Kurt bekam einen Job als Hausmeister und Hilfskraft im Polynesian Hotel in Ocean Shores, einem knapp zwanzig Meilen von Aberdeen entfernten Erholungsgebiet. Wiederum bemühte er sich nicht gerade, seine Arbeit gut zu machen. Anstatt zu reinigen oder Reparaturen durchzuführen, ging er einfach in ein freies Zimmer, drehte den Fernseher an und machte ein Nickerchen.

      Kurt war immerauf der Suche nach einem billigen neuen High. „Damals hatte keiner von uns genug Geld für Kokain oder ähnliches Zeug“, erinnerte sich Lukin. „Viele waren auf Hustensirup und holten sich so ihren Rausch. Und ich erinnere mich an einen, der Aspirin in rauen Mengen aß und davon high wurde.“

      Viele der Kids in Aberdeen nahmen damals Acid, ganz zu schweigen vom ziemlich starken selbst angebauten Marijuana – es hatte den unerklärlichen Spitznamen „Affy Bud“. Lukin, Jesse Reed, Kurt und ein paar andere Kiffer saßen eines Abends herum und beklagten sich, wie öde die üblichen Highs langsam wurden. Plötzlich fielen Reed die Rasierschaumdosen ein, die Kurt begleiteten, seit die beiden zusammengewohnt hatten. Am Boden jeder Dose war ein kleines Ventil mit Treibgas. Wenn man das einatmete, hatte es eine ganz gute Wirkung. Die Hersteller änderten diese Konstruktion übrigens später, um den Missbrauch zu stoppen.

      Das Problem war, dass meistens der größte Teil des Gases verlorenging, also zeigte ihnen Reed eine Konstruktion mit einer leeren Toilettenpapierrolle, bei der man mit einem Schraubenzieher die Dichtung aufbrach und so das ganze Zeug wie mit einer Pfeife inhalieren konnte. Sie stürmten sofort den 7-Eleven-Supermarkt und kauften so viel Rasierschaum, wie sie nur bekommen konnten. Es gab kurz Panik, als alle davon plötzlich tiefere Stirnmen bekamen, aber das verflog bald wieder, und das High war sehr anständig. „Wir schimpften Kurt, dass er so viel Rasierschaum für seine Puppendekoration im Sommer verbraucht hatte – wir wären ordentlich high davon geworden!“, sagte Lukin.

      Und dann kam Kurt eines frühen Wintermorgens zu Wendys Haus. „Mom“, sagte er mit ängstlicher Stimme, „Ich habe meine Hand verloren. Ich habe mich verbrannt, sie ist einfach weg.“ Er brach in Tränen aus. Er hatte Pommes frites – sein Standardessen – gemacht und sich dabei mit dem heißen Fett schwer verbrannt. „Es war furchtbar“, sagte sie. „Die Hand war komplett verbrannt – es machte mich völlig krank, und ich musste zwei Mal täglich die Bandagen wechseln, und die verbrannte Haut – es war schrecklich.“

      Kurt war schon im Krankenhaus bei einem Arzt gewesen. Der hatte die Hand verbunden und ihm gesagt, dass er nie wieder Gitarre spielen würde. Aber Wendy brachte ihn zu einem Spezialisten, den sie von der Arbeit im Grays-Harbor-College-Betreuungsprogramm kannte. Ein paar Jahre später war nicht einmal mehr eine Narbe zu sehen.

      Während der Genesung blieb Kurt daheim und versuchte vergeblich, Gitarre zu spielen. Weil er keinerlei Arbeitseinkünfte hatte, musste er monatelang großteils von Reis leben. Manchmal leistete er sich ein gefrorenes Salisbury-Steak als Luxus. „Ich verhungerte fast in diesem Schweinestall“, sagte Kurt, „ich konnte nicht Gitarre spielen, und die Vermieterin kam jeden Tag und verlangte ihr Geld. Es war eine wirklich komische Szene.“ Bald wusste Kurt nicht mehr, wo er wohnen sollte.

      Er wollte unbedingt zusammen mit Chris eine Band aufmachen, aber Chris schien nicht sehr interessiert. „Ich sagte immer ganz deutlich, dass ich jemanden suchte, mit dem ich in einer Band spielen konnte“, sagte Kurt, „aber Chris antwortete nie etwas darauf.“ Kurt borgte Chris sogar eine Woche lang seinen Verstärker. Aber Chris reagierte nicht darauf und bat Kurt bald, den Verstärker wieder abzuholen. „Er klang wirklich gut“, sagte Chris, „aber ich gab ihn ihm trotzdem zurück.“

      Als Nächstes gab Kurt als deutlichen Wink mit dem Zaunpfahl Chris eine Kopie des Fecal-Matter-Demobandes, aber auch darauf reagierte Chris nicht. Erst ein ganzes Jahr, nachdem die Aufnahme entstanden war, und drei Jahre nach ihrer ersten Begegnung sagte Chris zu Kurt: „Ich habe mir gerade deine Kassette angehört. Sie ist ziemlich gut. Wir sollten eine Band machen.“

      Kurt besaß eine Gitarre und einen Peavey-Verstärker. Chris hatte früher selbst einen Verstärker gehabt, aber er hatte ihn Matt Lukin dafür geben müssen, dass er ihn nach einer Rauferei mit ein paar Rednecks auf dem Parkplatz des 7-Eleven von Aberdeen aus dem Gefängnis geholt hatte. Als P.A. verwendeten sie ebenfalls einen Gitarren-Verstärker und ein billiges Mikrophon mit aufgeklebter Membran. Es war ein ziemliches Wrack, aber es funktionierte. Über Mrs. Novoselics Schönheitssalon stand eine Wohnung leer. Dort spielten sie stundenlang – Chris am Bass, Kurt an der Gitarre und ein Junge namens Bob McFadden, der ein Schlagzeug besaß. Unglücklicherweise wurde der Ort, ähnlich wie die Proben der Melvins, bald zu einem Treffpunkt für alle Herumstreuner, bis Chris endlich ein Schild anbrachte: „Das ist kein Schlafsaal. Also raus – wir wollen proben!“

      Die Underground-Szene in Aberdeen war so klein, dass sogar Cure-Fans mit ihren Modeklamotten und ins Gesicht hängenden Haaren dabei waren. Chris und Shelli nannten sie den Haircut 100 Club. „Wir hatten kein sehr enges Verhältnis zu ihnen, denn sie waren mehr am modischen Aspekt der Sache interessiert“, sagte Shelli. „Uns interessierte nur das Herumgammeln.“

      Aus irgendeinem Grund zerfiel das Projekt nach knapp einem Monat, und die drei gingen getrennte Wege. Chris und Shelli zogen nach Arizona, um dort Arbeit zu suchen.

      Kurt mochte die Leute nicht, die bei ihm zu Hause herumhingen. Es waren vor allem minderjährige Trinker, die sich nur vollaufen lassen wollten. Lukins Arbeit als Tischler war alles andere als regelmäßig, also kam es sehr häufig vor, dass er mit seinen Freunden bis in die frühen Morgenstunden feierte, während Kurt morgens aufstehen musste, um zur Arbeit zu gehen. Nach fünf Monaten war Lukin klar, dass er ausziehen musste.

      Dylan Carlson erwähnte Kurt gegenüber, dass er arbeitslos war, und Kurt erzählte ihm, dass sie als Teppichleger in einem Hotel in Ocean Shores eine Menge Geld verdienen könnten. Carlson zog in Lukins Zimmer ein, aber er blieb nur zwei Wochen, weil der Teppichlegerjob nie wirklich zustande kam. Am ersten Morgen, an dem sie zeitig nach Ocean Shores aufgebrochen waren, fanden sie den Boss so betrunken, dass er ihnen nicht einmal die Tür öffnen konnte. Beim zweiten Mal war die Tür offen, aber der Boss lag ohnmächtig vor dem Eingang. Carlson gab auf, doch Kurt versuchte es ein drittes Mal. Diesmal kam er zwar hinein, aber der Boss war in einer Bar umgekippt. Aus dem großartigen Job wurde nichts.

      Kurt fuhr immer öfter mit den Melvins nach Olympia – ungefähr СКАЧАТЬ