Название: Das Mädchen und der Maler
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
isbn: 9781782137641
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„Doch, ich glaube schon“, meinte der Vikar.
„Aber Papa“, sagte Margret und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Du hättest ihm doch die Tinktur mitgeben sollen, die Mama extra für Mrs. Gordon gemacht hat.“
„Ach, du meine Güte!“ Er faßte sich an den Kopf. „Das habe ich total vergessen.“
„Dann bringe ich ihr es schnell“, sagte Margret. „Mrs. Gordon schwört auf Mamas Kräutermixtur.“
Wenn Margret schnell ging, konnte sie in zwanzig Minuten dort sein, und ihre Mutter merkte dann vielleicht nicht, daß ihr Vater wieder einmal total in seiner Welt versunken gewesen war und alles um sich herum vergessen hatte. Nicht, daß Lady Evelyn ihrem Mann je böse gewesen wäre. Sie liebte ihn wie am ersten Tag, war jedoch manchmal traurig, daß er wegen des Buchs, das er gerade schrieb, die Dorfbewohner vernachlässigte.
Wenn Papa mit seinen Büchern wenigstens etwas Geld verdienen würde, dachte Margret, als sie mit dem Korb am Arm quer über die Felder ging. Doch die Gedanken an Geld waren schnell verweht. Sie befaßten sich jetzt mit dem großen, fremden Mann.
Paul Beaulieu war ganz anders, als Margret sich einen Künstler vor gestellt hatte. Kein Bart, kein affektiertes Benehmen, keine Allüren. Der Franzose war selbstsicher, fast autoritär, ohne dabei bestimmend zu wirken. Margret war überzeugt davon, daß ihm alles gelang, was er anpackte.
Vielleicht würde ihn die Welt eines Tages als Genie anerkennen. Vielleicht würde ihr Portrait ihm tatsächlich Ruhm und Vermögen einbringen. Sie mußte ihn wiedersehen! Sie mußte alles versuchen, wenigstens eine Stunde Zeit für ihn zu haben.
Die Sonne stand bereits tief am Himmel, als Margret sich wieder auf dem Heimweg befand. Sie war so in Gedanken versunken, daß sie die offene Kutsche, die vor dem Pfarrhaus stand, erst im letzten Moment bemerkte. Was wollte denn der Schloßherr zu so ungewöhnlicher Stunde bei ihren Eltern? Margret konnte sich den Besuch nicht erklären, war jedoch überzeugt davon, daß es nur Onkel Lionel sein konnte, denn niemand in der Gegend außer ihm besaß ein so teures und elegantes Gefährt.
Vor dem Spiegel in der Diele strich sich Margret schnell die Haare aus der Stirn. Ob sie sich umziehen sollte? Der Saum ihres Kleides war staubig. Ach was, dachte sie. Er ist schließlich mein Onkel.
Margret öffnete die Tür zum Wohnzimmer und ging hinein. Zu ihrem Erstaunen war auch ihr Vater da. Den Mann, der bei ihren Eltern saß, erkannte Margret nicht sofort. Erst als sie die Ähnlichkeit mit Onkel Lionel feststellte, wußte sie, daß es nur ihr Cousin William, der Baron Cottesford, sein konnte, den sie seit drei Jahren nicht gesehen hatte.
Wenn William zu Hause gewesen war, hatte er nie Zeit für seine Cousine Margret gehabt. Sie war ihm lästig gewesen.
„Margret!“ rief Lady Evelyn. „Wo warst du denn?“
„Bei Mrs. Gordon“, antwortete Margret. „Ich habe ihr schnell die Tinktur gebracht, Mama.“
„Das ist lieb von dir, mein Kind“, sagte Lady Evelyn, legte einen Arm um Margrets Schultern und küßte sie.
Nicht nur Margrets Mutter strahlte, sondern auch der Vikar machte einen glücklichen und zufriedenen Eindruck. Sein Blick ruhte auf William, den Margret nie so recht gemocht hatte. Der Cousin sah älter aus. Er mußte inzwischen gut achtunddreißig sein.
Margret hatte sich immer etwas gefürchtet vor William, sie mußte aber zugeben, daß er im Moment so freundlich aussah wie nie zuvor.
„Was ist denn?“ fragte Margret. „Ist etwas passiert?“
„Etwas Wundervolles ist passiert, mein Kind“, antwortete Lady Evelyn. „Etwas, was dich ebenso glücklich machen wird wie Papa und mich.“
„Was ist es denn?“ fragte Margret ahnungslos.
„Dein Cousin William“, erklärte Lady Evelyn, „hat eben bei Papa um deine Hand angehalten.“
2.
Später konnte sich Margret nicht daran erinnern, ob sie überhaupt etwas gesagt hatte.
Sie konnte sich nur an das glückliche Gesicht ihrer Mutter erinnern und an den kritischen Blick ihres Cousins. Natürlich hatte er den Staub an ihrem Rocksaum bemerkt.
Ihr Vater hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt.
„Wir wollen doch nur dein Glück, Margret.“
William hatte Lady Evelyn, den Vikar und Margret zum Abendessen ins Schloß eingeladen. Es sei noch viel zu besprechen, hatte er gesagt. Seine Mutter würde dann alles weitere erklären. Eine Kutsche stehe um halb acht bereit.
Lady Evelyn hatte den Cousin zur Tür begleitet, und Margret hatte sich mit fragendem Blick an den Vater gewandt.
„Du wirst bestimmt glücklich mit deinem Cousin“, hatte Margrets Vater gemeint. „Er ist ein bemerkenswert intelligenter Mann und hat es im Diplomatischen Dienst schon zu etwas gebracht.“
„Ich weiß, Papa“, hatte Margret entgegnet.
Und jetzt stand Margret in ihrem Zimmer, und die Zwillinge, die natürlich an der Tür gelauscht hatten, hüpften aufgeregt um sie herum.
„Bis Onkel Lionel stirbt, bist du erst einmal Baronin“, rief Emily aufgeregt. „Nach seinem Tod wirst du Gräfin und wohnst im Schloß, und Tante Louise muß in die Orangerie ziehen.“
Margret hörte nicht zu. Sie hatte die Schranktür aufgemacht und überlegte, was sie zu dem Dinner anziehen sollte. Seit sie denken konnte, erbte sie die alten, abgetragenen Kleider ihrer Cousine Clementine, die vom teuersten Hofschneider in London angezogen wurde, und ihre Sachen trug, bis sie ihr fast vom Leib fielen. Zum Glück war Margret drei Zentimeter kleiner als Clementine und auch schmaler gebaut, so daß der meist durchgewetzte Saum gekürzt und die fadenscheinigen Stellen an den Hüften eingehalten werden konnten.
„Ich habe alte Kleider satt!“ hatte Margret bei der letzten Sendung gejammert, die aus dem Schloß geschickt worden war.
„Ich weiß, Darling“, hatte ihre Mutter entgegnet. „Wenn die Sachen wenigstens gewaschen wären, bevor man sie aus dem Haus gibt.“
Margret hatte sich über die Bemerkung gewundert, denn sie hatte ihre Mutter noch nie Kritik üben hören. Lady Evelyn beschwerte sich normalerweise nicht mit einem Wort über die Art und Weise, wie sie von ihrem Halbbruder und dessen Frau behandelt wurde.
Margret entschloß sich schließlich für ein Kleid aus weißem Musselin, das einen Riß im Rock gehabt hatte, sonst aber noch kaum getragen gewesen war. Clementine mußte damit irgendwo hängengeblieben sein, und geflickte Sachen zog sie natürlich nicht an.
„Jetzt wirst du auf alle großen Bälle in London eingeladen“, plapperte Edith. „Vielleicht sogar auf Windsor Castle. Stell dir bloß vor, dann siehst du die Königin!“
„Die kann mir im Moment gestohlen bleiben“, bemerkte Margret nervös. „Hauptsache, ich bin rechtzeitig fertig. Emily, such doch bitte meine Abendschuhe. Und Edith, СКАЧАТЬ