Название: Mami Staffel 13 – Familienroman
Автор: Lisa Simon
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Mami
isbn: 9783740980474
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»Im Moment interessiert mich der Vater deiner Tochter mehr. Warum hast du ihn nicht geheiratet?«
Einen Moment wollte sie ihn mit einer Ausrede abspeisen, aber dann siegte die Ehrlichkeit.
»Ich war sehr verliebt, Harro. Ja, für mich war er der besondere Mann, auf den ich gewartet hatte.
Aber dann war er fort. Von einem Tag auf den anderen. Als ich in sein Hotel kam, wurde mir gesagt: er ist abgereist.«
»Kein Brief, keine Nachricht?«
»Kein Brief, keine Nachricht.«
»So ein gemeiner Kerl«, erregte er sich. Er dämpfte seine Stimme, da man am Nebentisch schon auf sie aufmerksam wurde. »Du Arme. Das muß scheußlich für dich gewesen sein.«
Sie nickte. »Das ist lange überwunden«, log sie. Sie würde diesen Augenblick wohl nie vergessen, die Enttäuschung würde an ihrem Herzen nagen, solange sie lebte.
»Vermutlich war er verheiratet«, überlegte er stirnrunzelnd. Er fuhr mit allen Fingern durch sein blondes Haar und plötzlich mußte sie lachen.
»Dir steht dein Haar zu Berge wie früher. Du hast es noch immer nicht bändigen können.«
»Vieles ist geblieben.« Er nahm ihre Hand und hob sie an seine Wange. »Ich glaube, nicht nur mein Haar ändert sich nicht. Auch mein Herz ist beständig. Es gehört dir noch immer. Du hast einen sicheren Platz darin gefunden.«
Sanft, aber bestimmt entzog sie ihm die Hand.
»Erzähl’ mir von Luise. Das muß doch im Dorf, besonders aber bei ihren Eltern, ein Skandal gewesen sein.«
Er nickte unwillig. Luise war unwichtig, an sie verschwendete er längst keinen Gedanken mehr.
»Natürlich. Aber inzwischen sind die Eltern längst mit allem ausgesöhnt. Sie vergöttern den Enkel, sind ganz verrückt damit. Sogar meine Mutter findet ihn süß.
Ich will mit dir nicht über Luise reden. Ist deine Tochter der Grund, weshalb du nicht nach Hause kommst? Ich habe deine Mutter einmal besucht. Entschuldige, daß ich das sage. Ich fand, sie ist sehr alt geworden.«
Laura nickte unglücklich. »Ich weiß. Meine Mutter kommt, so oft sie es einrichten kann. Wenn Stephanie sie sieht, dann kräht sie vor Vergnügen und streckt ihr die Händchen entgegen. Du solltest die beiden sehen, Harro. Von einem Moment auf den anderen scheint sie wieder jung zu werden. Sie lacht und ist übermütig. Es ist goldig, die beiden zu betrachten.«
»Und dein Vater?«
Sie verzog ein wenig den Mund. Es sollte Spott sein, aber es wurde Mitleid daraus.
»Er kann nicht über seinen Schatten springen. Zum Glück läßt meine Mutter sich die Reise zu mir nicht verbieten. Er schmort in seinem eigenen Saft. Aber er muß den ersten Schritt machen, das bin ich mir selbst schuldig. Für ihn ist es eine gute Lektion. Ich muß sie ihm erteilen.«
Harro schüttete den Wein förmlich in sich hinein, was gar nicht zu seiner kultivierten Art paßte.
»Laura, in meinem Kopf dreht sich ein Mühlrad. Eben war ich wie verhext vor Begeisterung, dich gefunden zu haben. Entschuldige, aber jetzt bin ich doch aus der Fassung geraten.«
»Aber warum denn, Harro? Entspreche ich deinen moralischen Vorstellungen nicht mehr?«
»Rede nicht solch einen Unsinn! Wie stempelst du mich denn?«
Sie lächelte gelassen. Er glaubte sie zu kennen, als wäre sie seine Schwester, aber er fühlte sich ausgeschlossen. In ihren Augen konnte er nicht lesen.
»Wenn du jetzt wieder einmal in unseren Ort kommst, dann sieh doch bei uns herein, Harro. Es lohnt sich, Herrn Poppel kennenzulernen. Er ist ein Schöngeist, ein wundervoller Mensch.
Du kannst dir gar nicht vorstellen«, sie wurde lebhafter, ihre Augen sprühten, »wie herrlich die Abende mit ihm sind. Besonders die Winterabende, wenn der Wind heult und es draußen so ungemütlich ist, daß man keinen Hund hinausjagen mag. Dann liest er mir vor, während ich male. Dann tanzen die Figuren durchs Zimmer, von seiner Stimme lebendig geworden. Man kann über alles mit ihm reden. Und für meine Tochter ist er ein wundervoller Großvater.«
»Wie alt ist er?« wollte er eifersüchtig wissen und wußte nicht einmal, daß es Eifersucht war.
»Leider zu alt, um ihn heiraten zu können«, seufzte Laura, als trauere sie um diese Tatsache. Ernst werdend fügte sie hinzu: »Er ist für mich der Vaterersatz. Und ein wundervoller väterlicher Freund.«
»Ich bin so durcheinander, daß ich darauf keinen Gedanken verschwenden will. Hast du nie versucht, mit dem Herrn, mit dem Vater deiner Tochter Verbindung aufzunehmen? Weiß er von ihr?«
»In beiden Fällen nein.«
Das wollte überdacht werden. Der Kellner goß Wein nach, Harro bemerkte es nicht einmal.
Er sammelte vorsichtig die Worte, es war so gar nicht seine Art, unsicher zu sein.
»Liebst du ihn noch immer?« platzte er mit seiner Frage heraus. Sie sah Eifersucht und Verzweiflung in seinen Augen, und beinahe tat er ihr leid.
»Ich habe ihn nicht vergessen«, erklärte sie ihm zögernd. »Ich denke jetzt nicht mehr in Wut oder gar Haß an ihn. Vielleicht kannst du es nicht verstehen. Aber ich bin froh. Ich bin glücklich, daß ich Stephanie habe. Ist dir das Antwort genug?«
Er fuhr sich über die Stirn, als wollte er Gedanken fortstreichen. »Euch Frauen habe ich noch nie verstanden«, behauptete er. Er versuchte ein Lachen, sehr zaghaft fiel es aus. »Ihr gebt uns armen Männern immer wieder neue Rätsel auf. Wann darf ich deine Tochter bewundern, Laura? Ist sie so hübsch wie du?«
»Das darfst du eine Mutter nie fragen«, behauptete sie amüsiert. »Die Frage darfst du auch Herrn Poppel nicht stellen. Er fühlt sich als Großvater, der er ja auch ist. Und Stephanie ist für ihn das schönste Kind, das je geboren wurde. – Zur Zeit male ich sie.«
»Du malst noch immer?«
Sie nickte, ihre Augen lachten wieder, die Schatten waren daraus verschwunden. Ihre Schönheit rührte sein Herz, ja, sie schmerzte sogar.
»Ja. In den letzten Monaten im Seminar war es allerdings aus mit meiner Freude. Was ich auch begann, nichts klappte mehr. Die Lehrer trösteten, daß das normal wäre, aber ich verzweifelte fast.
Jetzt male ich in Öl. Joachim ist mit mir zufrieden. Er ist mein kritischster Lehrer.«
»Wer ist nun Joachim schon wieder?«
»Herr Poppel natürlich. Ich habe schon einige Aquarelle gemalt, stell dir vor, sie wurden sogar verkauft, sehr rasch sogar.
Ich kann es mir leisten, nur zu malen, wenn ich in Stimmung bin. Wer kann das schon sagen? Die meisten müssen ja davon leben. Ich habe wirklich Glück.«
»Laura, denkst du wirklich so? Oder versteckst du dich hinter den Worten? Ist Glück nicht etwas anderes? Sieht Glück nicht anders aus?«
»Du СКАЧАТЬ