Название: Mami Staffel 13 – Familienroman
Автор: Lisa Simon
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Mami
isbn: 9783740980474
isbn:
Nele wirkte nun seltsam zufrieden. Julia konnte nicht glauben, daß es damit zusammenhängen mochte, ihr die Laune verdorben zu haben. War Nele etwa berechnend? Den Abend vor ein paar Tagen, als sie mit Torsten essen gegangen war, hatten sie doch ohne Folgen abgehakt… Und doch, vielleicht stand das damit in Verbindung. Sie wußte einfach nicht, wie sie richtig reagieren sollte. Letztendlich konnte ihr auch keiner raten, denn niemand steckte in ihrer Haut und niemand kannte Nele so gut wie sie. Vor allem trug sie die Verantwortung allein.
»Wann rufst du Papa an?« wollte Nele eine Stunde später wissen, als Julia ihr einen frischen Schlafanzug aus dem Schrank gab.
Die Kinder hatten gebadet und sollten jetzt schlafen. Patrick lag schon im Bett und wartete darauf, daß Julia ihm gute Nacht sagte.
»Das versuche ich nachher.«
»Vergiß es aber nicht.«
»Nein, natürlich nicht. Ich weiß allerdings nicht, ob er da ist.«
»Dann versuch es morgen noch einmal.«
»Ja, Nele. Ich werde ihm am besten sagen, daß er dann selbst mit dir sprechen soll, damit ihr etwas ausmachen könnt.«
Julia war nicht bereit, ein Nein ihres Exmannes an ihre Tochter weiterzugeben. Das mußte er schon selbst tun. Und sie fürchtete, daß es auf ein Nein hinauslaufen würde.
»Gut.«
Jetzt war Nele offenbar wirklich beruhigt. Sie schlüpfte in den Schlafanzug und kroch ins Bett. Nachdem sie die Decke bis an die Nasenspitze hochgezogen hatte, gab Julia ihr einen Kuß.
»Schlaf gut, mein Schatz.«
»Mach ich. Du nachher auch.«
»Danke.«
Julia strich Nele noch einmal über das Haar und lächelte auf ihr großes Mädchen hinunter. Nele konnte so lieb und so eigensinnig sein, was Julia auch nicht schlimm fand. Nur eines wünschte sie sich wirklich nicht, einen kleinen Egoisten heranzuziehen, dem nur die eigenen Gefühle wichtig waren.
Patrick schlief schon fast. Er kuschelte sich an seine Mutter und legte ihr einen Arm um den Hals.
»Ich hab’ dich lieb, Mama.«
Ach, wie goldig er noch war… Er kannte keine Kritik an ihr, was sie tat und sagte, war Gesetz… Julia wußte, daß sich das mit der Zeit auch noch ändern würde. Aber jetzt genoß sie es.
»Ich hab’ dich auch ganz doll lieb, mein Patrick.«
Er grinste. Seit ein paar Tagen hatte er eine Zahnlücke, ein Zeichen für seine bevorstehende Schulreife. Julia fand es schade, daß die Kinder so schnell groß wurden, obwohl es natürlich nicht nur Nachteile hatte.
Sie löschte das Licht in seinem Zimmer und ging ins Wohnzimmer hinüber. Auf dem Tisch lag ein Roman, den sie seit Wochen lesen wollte. Immer wieder kam etwas dazwischen. Aber heute abend war es vielleicht gut, sich ein wenig abzulenken.
Nein. Vorher würde sie ihr Versprechen halten und ihren Exmann anzurufen.
Er war nicht zu Hause, wie sie es erwartet – und vielleicht gehofft? – hatte. Julia hinterließ eine kurze Nachricht auf seinem Anrufbeantworter.
Nele möchte dich sehen. Ruf doch bitte an, sobald du Zeit hast.
Das mußte genügen. Hoffentlich ließ er Nele nicht unnötig warten.
Nachdem sie den Hörer nun schon einmal in der Hand hatte, überlegte sie, ob sie Torsten noch einmal anrufen sollte. Schließlich legte sie den Hörer jedoch auf, ohne seine Nummer zu wählen. Es vergrößerte nur ihre Sehnsucht, seine Stimme zu hören.
Nele mußte erstaunlicherweise nicht lange warten. Schon am nächsten Abend kam der Anruf ihres Vaters. Als sie mit ihm gesprochen hatte, kam sie strahlend zu Julia in die Küche. Sie hatte Nele bewußt allein gelassen.
»Ich kann am Freitag bis Sonnabend zu ihm kommen. Wir gehen ins Kino und essen.«
»Das ist ja schön.«
»Er wollte mal mit mir allein sein, sagt er. Deshalb findet er es auch gar nicht schlimm, daß Patrick nicht mit will.«
»Das mußt du Patrick aber so nicht sagen, oder, Nele?«
»Nein, klar, mache ich nicht.«
Julia hoffte, daß Nele sich daran hielt.
Ihre Mutter machte Julia den Vorschlag, Patrick zu sich zu bringen, wenn Nele bei ihrem Vater war.
»Das ist doch eine schöne Gelegenheit für dich, dir auch etwas vorzunehmen. Ich merke, daß du ein bißchen unruhig bist.«
Das war richtig. Julia dachte ständig an Torsten. Und wenn sie ehrlich war, hatte sie auf so einen Vorschlag gehofft, als sie ihrer Mutter von Thomas’ Einladung an Nele erzählt hatte.
»Mal sehen. Ich weiß nicht, ob Torsten Zeit hat.«
»Die wird er schon haben, wenn er hört, daß du nicht schon so bald wieder nach Hause mußt«, meinte ihre Mutter lächelnd.
So war es. Torsten freute sich.
»Dann machen wir uns einen wunderschönen Abend, Julia. Wie wäre es mit Theater? Oder lieber Kino?«
»Theater wäre schön…«
»Gut, dann das volle Programm. Vorher gehen wir schön essen, dann trinken wir bei mir eine Flasche Champagner.«
Und dann bleibe ich da…, ergänzte Julia seine Worte in Gedanken.
Patrick war begeistert, als er hörte, daß er allein bei seiner Großmutter schlafen durfte. Er konnte sie mühelos um den Finger wickeln, und das bedeutete Fernsehen, Cola und Chips, einschließlich spätes Schlafengehen natürlich.
Am meisten war Nele aufgeregt. Sie bestand sogar darauf, ein neues T-Shirt zu bekommen.
»Papa möchte sicher, daß ich toll aussehe, wenn wir essen gehen!«
Julia versuchte gar nicht erst, es ihr auszureden. Wenn ihre Seligkeit von einem neuen T-Shirt abhing, dann sollte Nele es haben. Am Donnerstag gingen sie zusammen einkaufen. Patrick nutzte die Gunst der Stunde und wünschte sich ein neues kleines Auto. Und weil die Stimmung so gut war, besuchte Julia mit den Kindern hinterher noch eine Pizzeria.
»Was wollt ihr haben?«
Die Kinder wählten mit Bedacht ihren Belag. Julia hörte ihnen amüsiert zu, wie sie ihre Vorschläge gegeneinander abwogen.
»Oh, guten Abend. So eine Überraschung… Das sind also Ihre Kinder?«
Julia schaute hoch. Vor ihr stand die Mutter von Dr. Dorn, angetan mit einem lila Leinenkleid, das so weit wie ein Zelt war. Dazu trug sie lange silberfarbene Ohrringe.
»Frau Dorn, ja, das sind meine Kinder Nele und Patrick. Kinder, Frau Dorn ist eine sehr nette Kundin von mir…«, stellte Julia die ältere Dame leicht verwirrt СКАЧАТЬ