Название: Sophienlust Box 17 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Sophienlust
isbn: 9783740980665
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»Nein, ich habe nichts dagegen«, antwortete Kurt Schlüter. »Er sieht sehr fremdländisch aus. Ist er Ägypter?«
»Nein. Er stammt aus Sardinien, aber er lebt schon seit vielen Jahren in Deutschland. Ursprünglich kommt die Familie allerdings aus der Tschechoslowakei, glaube ich. Der Name klingt jedenfalls so. Ich habe mich nicht so genau erkundigt.«
»Nun, es ist nicht wichtig, solange er deutsch mit uns sprechen kann. Ich habe keine Lust, den Abend mit fremdsprachlichen Übungen zu verbringen. Vielleicht ist er ganz nett.« Kurt Schlüter stand auf und bat Hanko Borek persönlich an seinen Tisch.
Hellas Freund bemühte sich, als Mann von Welt zu gelten.
»Aus Sardinien, sagte Frau von Walden? Nein, das stimmt nicht! Meine Vorfahren sind polnische Adelige. Aber wie das so ist, der Titel wurde irgendwann abgelegt. Sie wissen ja, wie es unserem Land im Laufe der Geschichte ergangen ist. Ich lege jedoch auf den Titel keinen Wert. Wichtig ist für mich nur, dass mir das Vermögen geblieben ist.« Er lachte sorglos und fröhlich. »Werden Sie sich morgen an dem Ausflug zu den Pyramiden beteiligen, Herr Generaldirektor?«
»Frau von Walden möchte schrecklich gern teilnehmen. Ich für mein Teil habe nicht so viel Lust, denn ich stelle mir das Ganze ziemlich anstrengend vor. Vielleicht übernehmen Sie den Schutz Frau von Waldens an meiner Stelle?«
Kurt Schlüter war dick und faul. Es bereitete ihm Unbehagen, wenn er sich körperlich zu sehr anstrengen musste oder gar ins Schwitzen geriet. Beides würde sich bei dem Ausflug zu den Pyramiden kaum vermeiden lassen.
Hella und Hanko tauschten einen verstohlenen Blick. Sie hatten kaum zu hoffen gewagt, dass sich das so einfach würde arrangieren lassen.
Kurt Schlüter war Hanko Borek geradezu dankbar, als er sich erbot, Hella am anderen Morgen zu begleiten. »Ich werde ausschlafen und mich dann an den Swimming-pool legen«, verkündete er. »Außerdem muss ich an meinen Sohn eine Postkarte schreiben. Das habe ich bis jetzt vergessen, muss ich zu meiner Schande gestehen. Es war zu schön und aufregend mit dir, Hellachen.« Er nahm Hellas Hand und drückte seine dicken Lippen darauf, um Hanko Borek deutlich zu zeigen, dass diese Frau ihm gehörte, ihm ganz allein. Wie anders die Dinge in Wirklichkeit lagen, ahnte er nicht.
Kurt Schlüter bestellte teuren Wein, sodass die Stimmung stieg. Hanko Borek, der in allen Sätteln gerecht war, zeigte sich als liebenswürdiger Gesellschafter und hütete sich, Hella von Walden in irgendeiner Weise auffällig den Hof zu machen. Denn er wollte auf keinen Fall den Argwohn des Generaldirektors wecken.
Spät trennte man sich, und Kurt Schlüter meinte in bester Laune: »Sie müssen morgen beizeiten aufstehen, aber ich beneide Sie nicht darum. Hella ist ja eine Frühaufsteherin, wenn es darum geht, die Wunder der Welt zu erobern. Aber ich bin noch immer erholungsbedürftig, nach allem, was ich in den letzten Jahren hinter mich gebracht habe.«
Hanko Borek und Hella von Walden tauschten einen letzten Blick des Einverständnisses. Dann trennten sie sich.
*
Am anderen Morgen trafen sich die beiden beim Frühstück.
»Endlich sind wir den dicken Sack für einige Stunden los«, erklärte Hanko Borek lachend. »Wie weit bist du mit ihm?«
»Er ist Wachs in meinen Händen. Außerdem habe ich ihm gestern Abend wieder etwas Geld aus der Tasche genommen. Er merkt es bestimmt nicht. Es sind Dollars. Du kannst sie dir leicht einwechseln.«
»Du wirst immer besser, Mädchen. Den Flug nach Kairo hab’ ich schon raus auf diese Weise. Aber wichtig ist das Testament.«
»Warum eigentlich?«, fragte Hella mit einem Seufzer. »Soll ich wirklich warten, bis der Mops endlich stirbt? Er sieht zwar bereits jetzt mindestens zehn Jahre älter aus, als er ist, aber er wird uns trotzdem nicht den Gefallen tun, sich hinzulegen und die Schweinsäuglein zuzumachen, bloß damit ich sein Millionenerbe antreten kann. Außerdem ist da noch der Junge. Einen Teil erbt der unter allen Umständen.«
»Dann bleibt nichts anderes übrig, als dass du den lieben Kurt Schlüter heiratest. Auf diese Weise bekämst du nach seinem Tod Verfügungsgewalt über dein eigenes Erbe und über das des Jungen.«
»Du redest immer von seinem Tod.«
»Es könnte ihm doch etwas passieren, Hella!«
»Hör mal, allmählich kriege ich Angst.«
»Sei nicht kindisch. Wir werden uns nicht die Hände schmutzig machen. Irgendetwas wird uns schon einfallen. Deine Aufgabe ist es, ihn jetzt fein um den Finger zu wickeln und zu erreichen, dass er ein Testament macht, das dich zur Erbin einsetzt und der Frau, mit der er ja noch verheiratet ist, höchstens eine Abfindung zusichert. Schaffst du das vielleicht, wenn es ihm mal schlecht geht, nachdem er zu viel getrunken hat oder so? Du musst deine Phantasie etwas anstrengen, damit dir etwas einfällt.«
»Ich werde mein Möglichstes tun. Jetzt freue ich mich erst mal auf den Ausflug zu den Pyramiden. Kurtchen ist schön dumm, dass er im Bett geblieben ist. Aber es ist seine Sache. Auf diese Weise können wir zwei den lehrreichen Ausflug ohne ihn machen. Komm, es geht schon los.«
Die beiden schlossen sich den anderen Hotelgästen an, die in die bereits vor dem Eingang wartenden Busse einstiegen. Unterwegs hatten Hella und ihr sauberer Freund dann noch genügend Gelegenheit, ihren teuflischen Plan genauer zu besprechen. Am Abend aber lud der dankbare und ahnungslose Kurt Schlüter beide zu einem opulenten Essen ein, bei dem teurer Wein und französischer Sekt in Strömen floss.
*
»Es ist seltsam, er hat nicht geantwortet, obwohl er sich zuerst so gebärdete, als könnte es mit der Scheidung nicht schnell genug gehen«, sagte Angela Schlüter, die wieder einmal bei ihrem Chef, Professor Fabricius, saß, nachdem sie den ganzen Tag lang fleißig für ihn getippt hatte.
»Jetzt ist er am Zug. Sie müssen abwarten, ob Sie wollen oder nicht, liebe Frau Angela. Oder hat Ihnen der kluge Doktor etwas anderes gesagt?«
»Nein. Er hat vorsichtshalber eine Kopie des Briefes an die Privatwohnung geschickt. Einer der beiden Briefe muss ja in Kurts Hände gelangt sein. Offenbar ist es ihm im Augenblick nicht mehr so eilig. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Vor allem sorge ich mich um Bastian. Ich hatte meinen Mann durch den Anwalt bitten lassen, mir die Adresse des Internats mitzuteilen, in dem sich Bastian befindet. Der Anwalt meinte, es sei mein Recht, die Adresse zu erfahren. Kurt könne mir nicht verwehren, mit meinem Kind in Verbindung zu treten. Möglicherweise ist das der Grund, weshalb es mein Mann vorzieht, überhaupt nicht zu antworten.«
»Es muss sehr hart für Sie sein, Frau Angela.«
»Manchmal habe ich Angst, dass meine Nerven nicht durchhalten, Herr Professor. Aber Dr. Immerling hat mir ein bisschen Mut gemacht. Das Recht ist auf meiner Seite, denn aus einem der Briefe meines Mannes geht glücklicherweise einwandfrei hervor, dass ich ihn nicht aus freien СКАЧАТЬ