Название: Sophienlust Box 17 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Sophienlust
isbn: 9783740980665
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»Dann sag’ ihnen doch, dass es nicht stimmt. Ich … tu’s bestimmt nicht wieder, Tante Isi«, verlegte sich Bastian aufs Handeln.
»Aber ich kann die Kinder doch nicht belügen, Bastian. Wenn du den Mut hattest, die Küken umzubringen, dann musst du nun auch zusehen, wie du mit den Folgen fertig wirst. Du solltest den anderen Kindern besser zu beweisen versuchen, dass du es nicht so böse gemeint hast, wie es jetzt aussieht.«
Mutlos setzte sich Bastian neben Tante Isi ins Auto und fuhr mit ihr nach Sophienlust zurück.
Leider erwies es sich zunächst als gänzlich unmöglich, mit den Sophienluster Kindern über die Sache mit den Küken zu reden. Es stand für sie fest, dass Bastian sehr böse sei. Kein Kind wollte mehr sein Freund sein.
Henrik, der sich anfangs viel Mühe mit Bastian gegeben hatte, war besonders erbost. »Er gehört gar nicht zu uns nach Sophienlust, Mutti«, beklagte er sich noch am Abend, als er längst in Schoeneich in seinem Bett lag und Denise mit ihm beten wollte. »Ich bin nicht mehr sein Freund. Niemand will mehr sein Freund sein, und Nick gibt ihm auch keine Reitstunden mehr. Vielleicht käme Bastian auf die Idee, die Ponys mit der Peitsche zu schlagen oder so. Kannst du nicht seinem Vater einen Brief schreiben, dass er Bastian so schnell wie möglich abholen soll?«
»Das geht leider nicht, denn sein Vater ist auf einer Weltreise.«
»Und seine Mutti, ist die tot?«
»Nein, aber sie kann auch nicht kommen.«
»Eine blöde Familie. Du, Bastian soll kein Bäumchen im Märchenwald erhalten. Wer Küken tot macht, gehört nicht zu uns.«
Denise nahm ihren Jüngsten fest in die Arme. »Bastian ist wahrscheinlich bloß unglücklich, Henrik. Ich weiß, dass das für dich schwer zu verstehen ist. Aber wir müssen ihn trotzdem lieb haben und ihm zeigen, dass wir uns Mühe mit ihm geben. Gleich morgen werde ich ihm von unserem Märchenwald erzählen und von unserem schönen Brauch, dort jedes Sophienluster Kind einen Baum pflanzen zu lassen, an dem ein Schildchen mit seinem Namen befestigt wird. Vielleicht freut Bastian das ein bisschen.«
»Er braucht sich nicht zu freuen. Die Küken haben sich auch nicht gefreut, als sie sterben mussten, Mutti«, schluchzte Henrik auf.
»Ja, du hast Recht. Es ist schwer zu begreifen, mein kleiner Junge. Trotzdem müssen wir immer wieder versuchen, Liebe zu geben. Es ist die Idee von Sophienlust.«
»Das verstehe ich nicht, Mutti. Am liebsten hätten wir Bastian heute alle gemeinsam verhauen. Aber Nick hat’s verboten.«
»Da hatte Nick ganz Recht, Henrik«, meinte Denise erschrocken. »So viele gegen einen, das wäre wirklich nicht fair gewesen. Doch jetzt wollen wir beten. Morgen ist wieder ein Tag, mein Sohn.«
Henrik faltete die Hände.
»… und hilf uns, dass wir Bastian verstehen lernen, damit wir ihn lieb gewinnen und er unser Freund werden kann. Amen«, schloss Denise ernst, nachdem ihr Sohn gebetet hatte.
Mit großen Augen schaute Henrik sie an. »Du meinst es also ganz ernst, wenn du sogar deswegen betest, Mutti?«
»Ja, Bastian ist ein unglückliches Kind. Doch in Sophienlust ist es unsere Aufgabe, unglückliche Kinder glücklich zu machen.«
Henrik rollte sich zusammen. »Vielleicht verstehe ich es, wenn ich so groß bin wie Nick, Mutti«, murmelte er, schon halb im Schlaf.
Denise küsste ihn noch einmal. »Ja, Henrik, dann wirst du es sicher verstehen«, flüsterte sie und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer ihres Jüngsten.
»Bastian macht uns große Sorgen«, sagte sie später vor dem flackernden Kaminfeuer zu Alexander.
»Ich wünschte, ich hätte diesen Jungen nicht nach Sophienlust gebracht. Aber wie hätte ich ahnen können, dass aus seinem Vater ein so unsympathischer Zeitgenosse geworden ist und dementsprechend aus dem Sprössling ein so kompliziertes Kind?«
»Ach, weißt du, Alexander, vielleicht sollte es so sein«, erwiderte Denise und schmiegte sich in die Arme ihres geliebten Ehegefährten. »Bastian vermisst die Liebe. Deshalb ist er so aufsässig und beinahe boshaft geworden. Schuld daran ist sein Vater und möglicherweise auch seine Mutter. Letzteres kann ich nicht beurteilen. Ich kenne ja die Verhältnisse nicht. Auf jeden Fall müssen wir versuchen, dem armen kleinen Bastian zu helfen.«
Alexander küsste seine Frau. »Ach, Isi, wann wirst du jemals in einem Kind etwas Böses oder auch nur Abfälliges erblicken? Du schaust in jede Kinderseele wie in einen goldenen Topf hinein.«
»Bisher habe ich aber immer Recht behalten, Alexander. Oder willst du das etwa abstreiten?«
»Hm, nein. Aber Bastian ist wohl eine Ausnahme. So etwas wie die Geschichte mit den Küken ist doch einmalig bei uns. Oder willst du das abstreiten?«
»Jedes unserer Kinderschicksale war einmalig, Alexander. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, und ich bin froh, dass Bastians Vater so lange wegbleiben will. Das gibt uns wenigstens eine Chance. Der Hund ist übrigens inzwischen schon ganz normal geworden. Er kläfft jetzt genauso laut wie Severin und schmatzt mit den anderen Hunden um die Wette, wenn es Futter gibt, und sprüht vor Lebenslust, wie mir Andrea versicherte. Es ist tatsächlich Tierquälerei, wenn man einen Hund zu einer so unnatürlichen Haltung erzieht. Auf die Dauer wäre der arme Wiking wahrscheinlich gemütskrank geworden. Dein Freund Schlüter scheint geradezu perverse Ansichten zu haben.«
Alexander küsste seine Frau noch einmal. »Also, um die Wahrheit zu sagen, der Hund ist mir ziemlich egal. Auch in Bezug auf den Jungen werde ich einen Stoßseufzer der Erleichterung tun, sobald Kurt seinen missratenen Sprößling wieder abgeholt hat. Soll er doch sehen, wie er mit seinen Problemen fertig wird. Wenn ich allerdings an seine Frau denke, dann tut mir die arme Person von Herzen leid. Noch mehr stört mich, dass ich dir mit dieser ganzen Familie Schlüter nichts als Ungelegenheiten bereitet habe. Ich werde in Zukunft selbst keine Kinder mehr in Sophienlust aufnehmen, sondern das stets dir überlassen.«
»Ich bin ganz zufrieden, dass Bastian bei uns ist. Vielleicht bringen wir ihn auf irgendeine Weise wieder mit seiner Mutter zusammen. Sein Verhalten hat mir deutlich bewiesen, dass er sich nach Liebe sehnt. Den Hund liebt er nicht. Ich fürchte auch, vor seinem Vater hat er bloß Angst. An Henrik hatte er sich ein bisschen angeschlossen, aber unser Jüngster ist jetzt natürlich wütend wegen der toten Küken. Da müssen wir ein bisschen Geduld haben.«
»Sophienlust-Sophienlust-Sophienlust. Wann werden wir mal von etwas anderem reden, Liebste?«, seufzte Alexander mit gut gespielter Verzweiflung.
»Sofort, Alexander. Ich liebe dich, und ich habe Appetit auf eine Flasche Rotwein an diesem kalten Abend.«
»Wunderbar, Liebste. Also, ich hole den Wein, und du versprichst, dass wir heute Abend nur noch an uns denken.«
*
»Du, das ist Herr Borek. Ich habe ihn heute Mittag am Swimming-pool kennengelernt. Macht es dir etwas aus, wenn wir ihn mit an unseren Tisch bitten, Kurt?« Hella von Walden richtete diese Frage mit den unschuldigsten Augen an Kurt Schlüter, der nicht ahnte, dass sie Hanko Borek telegrafiert hatte, dass sie eine Woche in Kairo bleiben würden. Das war Zeit genug, um sich unauffällig zu treffen und kennenzulernen.
Hella СКАЧАТЬ