Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman
Автор: Helga Torsten
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkinder
isbn: 9783740980245
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Hätte Adela Curschmann ihre begabteste Schülerin in diesem Augenblick gefragt, so hätte Jasmine geantwortet: Das glaube ich nicht, denn ich liebe ihn. Wir haben zusammen gearbeitet. Er hat mir geholfen. Er hat mir auch vieles gesagt: daß ich schöne Augen hätte, und daß er nicht ohne mich leben könne…
In diesem Augenblick hob der graue Kater Julius seine Pfote.
Er wollte Jasmine streicheln.
Aber er besaß nun einmal Krallen.
Und so vorsichtig er sie auch bewegte, sie streiften Jasmines Schläfen. Ein Kratzer mit einem kaum sichtbaren Blutrinnsal zeichnete sich an des Mädchens Schläfen ab.
Jasmine spürte nicht den Schmerz.
Durch die weitgeöffneten Flügeltüren zu den Gesellschaftsräumen sah sie jetzt, wie sich die Paare nach den Klängen einer weichen Walzermelodie bewegten.
Und Harald – Dr. Harald Brockdorff – hatte nicht Jasmine Rasmussen aufgefordert, sondern zu diesem ersten Tanz, den er ihr eigentlich schon versprochen hatte, die Tochter Professor Ringlings gebeten.
*
»So allein?«
In Jasmines Gedanken hinein klang plötzlich eine Stimme, eine selbstbewußte Männerstimme.
Als das Mädchen aufschaute, sah sie in Michail von Bassarows scharfgeschnittenes, kühnes Gesicht.
»Julius ist bei mir!« stammelte Jasmine hilflos.
»Daß Sie sich immer mit diesem Vieh abplagen!« spottete der Mann
Da aber fand Jasmine sich wieder.
Empört schaute sie dem Gastgeber ins Gesicht.
»Julius ist kein Vieh, Herr von Bassarow!« erklärte sie. »Stoffel und Vronli lieben ihn und…«
Der Mann wehrte ab.
»Ja, ja, ich weiß. Julius ist ihr Gespiele.«
»Ich werde ihn zu Stoffel und zu Vronli hinaufbringen«, sagte das Mädchen. »Und wenn Sie nett sind, zeigen Sie mir den Weg ins Kinderzimmer.«
»Schneekönigin!« Der Mann lächelte. »Schneekönigin, ist das nicht ein bißchen viel verlangt, daß ich mich an meinem Ballabend um Kater und Kinder kümmern soll?«
Jasmine sah den Mann an, der niemals an seine Kinder, sein eigen Fleisch und Blut, zu denken schien.
»Schließlich sind Sie der Vater!« erklärte die kleine Jasmine sehr beherzt.
Sie hatte in diesem Augenblick vergessen, wie weh ihr Herz tat.
Sie dachte allein an den Stoffel und das Vronli.
Wo steckten sie? Suchten sie wieder nach dem geliebten Kater Julius?
Jasmine hob die Augen zu dem vor ihr stehenden Mann, dessen Gedanken in die Vergangenheit schweiften.
Als er Barbara heiratete, war sie die schönste und reichste Frau in den Kreisen gewesen, in deren Fürst Bassarow verkehrte. Leidenschaft hatte diese Frau ausgelöst, aber niemals… Liebe. Ich liebe auch die Kinder nicht! durchfuhr es den Mann.
Was bedeutet eigentlich Liebe?
Sein sonst so hartes, männliches Gesicht erhielt plötzlich einen Abglanz seiner russischen Vorfahren, denen man reiche Gemütsbewegungen nachgesagt hatte. Es gab auch etliche Liebesgeschichten, sogar solche mit tödlichem Ausgang. Man hatte sich duelliert.
Lächerlich, sich wegen einer Frau zu duellieren! Das ist eine Frau nicht wert.
Oder… doch?
Michail Fürst von Bassarows dunkle Augen verloren in dieser Sekunde ihre kühle, beinahe berechnende Härte, denen man nichts vormachen konnte.
Liebe!
»Sie müssen meine Kinder schon sehr liebhaben, wenn Sie sogar das Tanzen ausschlagen.«
»Wenn Sie sich ein bißchen mehr um Stoffel und Vronli kümmern würden, dann hätten Sie sie gewiß auch lieb. Mit Bewußtsein.«
Jasmine wandte ihm das zarte, ganz leicht gerötete Gesichtchen zu.
»Sie wissen ja gar nicht, wie Ihre Kinder überhaupt leben.«
»Natürlich – ich beauftrage Frau Franzen, Erzieherinnen einzustellen. Und… ich bezahle Rechnungen.«
»Rechnungen!« sagte Jasmine und behauptete dann ganz einfach: »Sie brauchen Liebe und… ja, und jetzt ihren Kater Julius!«
Drüben aus dem Saal traten einige vom Tanzen erhitzte Paare.
Auch Harald Brockdorff. Mit der Tochter des berühmten Professors Ringling.
Die lehnte sich an ihn, wie man sich eigentlich nur auseinanderlehnte, wenn man sich sehr, sehr gut kannte.
Jasmine wurde blaß.
Jetzt hätte sie hingehen müssen, denn schließlich war sie in Haralds Begleitung gekommen. Eigentlich gehörte ihr dieser erste Tanz.
Aber Jasmine hatte Dr. Harald Brockdorff gegenüber ihre natürliche Naivität verloren, die selbstverständliche Dinge auch selbstverständlich aus dem Instinkt heraus tat.
Sie grübelte. Sie traute sich nicht, auf den Mann zuzugehen.
Ach, sie hatte ja auch noch Julius auf dem Arm! Den Kater Julius von Stoffel und Vronli.
Zum erstenmal in seinem Leben schloß dem Fürsten Michail von Bassarow die Liebe die Augen auf für das Gefühl eines Mitmenschen. Er kannte sonst allein nur sich.
Alles hatte sich um ihn, um seinen Beruf zu drehen.
Jetzt aber sah er Jasmines Gesichtchen nicht nur blaß werden. Schatten zogen über die sonst goldfunkelnden Augen.
Er folgte dem Weg ihrer Blicke.
Ah, dieser Dr. Brockdorff! Stoffel und Vronli hatten von ihm einmal erzählt. Er hatte kaum hingehört.
Irgendwie aber waren die Worte in des Mannes Hirn haften geblieben.
Harald Brockdorff, der Arzt aus jener Sturmflutnacht.
Und dieses Mädchen vor ihm hatte sich in ihn verliebt. Ganz scharf, beinahe unerbittlich ergründete der lebenserfahrene Michail von Bassarow Jasmines traurigen Blick.
Wie offen ihr Gesicht war!
Beinahe wie das eines Kindes noch. Dabei sollte sie doch schon etliche Semester Medizinstudium hinter sich gebracht haben. Kaum zu fassen.
Verletzlich noch wie ein Kind war dieses Mädchen, das jetzt sein Gesicht in Kater Julius’ dicken Winterpelz schmiegte.
Michail СКАЧАТЬ