Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman
Автор: Helga Torsten
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkinder
isbn: 9783740980245
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»Soll ich nicht noch… ich meine…«
Frau Franzens Augen deuteten auf Jasmine.
»Ach so! Nein! Fräulein Rasmussen will nur noch Vronlis Puppe holen, um sie ihr morgen mit ins Krankenhaus zu nehmen. Ich bringe Fräulein Rasmussen selber nach Hause.«
»Sehr wohl!« Frau Franzen nickte. Sie sagte dann nur noch: »Marie wird das Harlekinchen herunterbringen.«
Wenige Minuten später gab das Mädchen Jasmine die Puppe in die Hand.
Michail von Bassarow hatte Jasmine in das Arbeitszimmer geführt, an dessen Wand das Bild hing, das ihm unverkäuflich war.
Er schaltete das Licht hell ein.
»Einen Drink?« fragte er und schob der müden und frierenden Jasmine schon ein Glas hin.
Dann fühlte sie plötzlich des Mannes Hände auf ihren Schultern.
Noch ehe sie abwehren konnte, hatte er sie herumgedreht, so daß sie sich selber und auch das Gemälde der Madonna von unbekannter Künstlerhand nebeneinander im Spiegel sah.
Die Ähnlichkeit war so überwältigend, daß Jasmine erschrocken zurückzuckte.
»Sie müssen schon einmal durch ein früheres Jahrhundert gegangen sein, kleine Jasmine! Dem Maler dieses Bildes sind Sie auf jeden Fall begegnet. Die Ähnlichkeit ist überraschend.«
Jasmine starrte noch immer in den Spiegel.
Ich bin verhext, einfach verhext! dachte sie.
Jasmine war so blaß, daß sie vor sich selbst erschrak.
Was hatte dieser Abend gebracht?
Da war Harald Brockdorff, der sich der Tochter eines einflußreichen Professors zuwandte.
Da war dieser Kunsthändler Bassarow, dem sie das Double zu einem wertvollen Bild war.
Ja, er war fasziniert von der Ähnlichkeit.
Jasmine spürte nicht, daß dieser Mann mit den grauen Schläfen in dieser Stunde nur ein törichter und ungeschickter Liebhaber war.
»Ja, es war wirklich überraschend, wie Sie dem Bild ähnlich sehen!« betonte er noch einmal.
Dann erst sah er, wie blaß das Mädchen war.
»Sie sollten noch einen Schluck trinken. Es war eine sehr anstrengende Nacht, Schneekönigin!« sagte er und schob ihr das noch nicht geleerte Glas zu. »Oder lieber einen kleinen Schluck Sekt? Kommen Sie, vielleicht finden wir noch etwas!«
Er legte den Arm um Jasmine, die steif, beinahe wie erfroren vor dem Bild stand. Einem Bild unter den vielen Gemälden und Kunstgegenständen, denen der Mann, wie man überall erzählte, sein Leben verschrieben hatte.
Für etwas anderes sollte er nie Zeit haben.
Nicht einmal für seine Kinder.
Und das hatte ihr niemand erzählt, das hatte sie selbst erlebt.
Die großen Gesellschaftsräume waren verlassen, die Fenster standen trotz der Nachtkühle einen Spalt offen.
Jasmine zitterte.
Ich bin wirklich sehr übermüdet und friere deshalb bei jeder Gelegenheit, dachte sie.
»Also – wirklich – doch noch eine vergessene Flasche Sekt. Wollen mal schauen…«
Michail von Bassarow trieb mit dem knallenden Sektpropfen das Spiel, das so viele Männer liebten; es gab einen kleinen Schreck.
Jasmine lehnte sich unwillkürlich an ihn. »Und für das Glas Sekt – es war roter Krimsekt – bekomme ich als Belohnung noch einen Tanz!«
»Als Belohnung?« Jasmine starrte den Mann ungläubig an.
Sie verstand alles nicht mehr.
Sie war wohl eben doch sehr müde.
»Nun – faß es auf, wie du willst, kleine Schneekönigin!«
Du! sagte er. Aber…
Jasmine schaute ängstlich auf zu dem Mann.
Er hatte einen Plattenspieler eingeschaltet, und leise erklang ein Walzer.
G’schichten aus dem Wienerwald!
Und das in einer Winternacht, mitten in einer norddeutschen Millionenstadt.
Aber der Walzer verzauberte.
Jasmine fragte nichts mehr.
Sie spürte den Arm des Mannes um ihre Taille gelegt. Und sie spürte auch, welch guter, einzigartiger Tänzer er war.
Waren die G’schichten wirklich noch aus dem fernen Wienerwald?
Erzählten sie nicht vielmehr von den großen, von allen Gästen verlassenen Festräumen der Bassarowschen Villa?
Aber es waren Geschichten ohne Worte; sie bestanden allein aus süßen, bezaubernden Tönen.
Einmal nur sagte der Mann: »Madonna!«
Und er meinte damit nicht das Bild über seinem Schreibtisch, sondern die Frau, die er in seinen Armen hielt.
Jasmine aber dachte nur an das Bild und an einen Mann, dem Bilder über alles gingen.
»Ich bin müde«, sagte sie, und sie war wieder blaß wie vor diesem beseligenden Walzer.
»Ich werde dich nach Hause fahren.« Michail von Bassarow hielt das Mädchen noch einen Augenblick lang fest, dicht an sich geschmiegt.
Jasmine spürte es.
Weshalb nur? fragte sie sich.
Sie zitterte.
Schade, daß sie sich selbst nicht recht verstand.
»Also, fahren wir jetzt?«
Der Mann schritt voran und holte Jasmines Mantel.
»Und hier die Puppe. Das… ja, das Harlekinchen«, sagte er, als Jasmine schon auf der Schwelle zu der großen Freitreppe stand.
Zum erstenmal in seinem Leben hatte der Mann an ein geliebtes Spielzeug seiner Kinder gedacht.
»Harlekinchen«, flüsterte Jasmine und streichelte die Puppe, die gerade noch des Mannes Hand gehalten hatte.
Gleich wird sie mich wieder einen vorzüglich veranlagten Vater nennen! durchfuhr es den Mann.
Da drängte er dem Wagen zu, der von einer Schneehaube überzogen war. Ganz leise rieselte der Schnee auch jetzt noch herab.
»Kommen Sie, steigen Sie ein!«
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