Название: Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman
Автор: Helga Torsten
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkinder
isbn: 9783740980245
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Er ließ die kleine Jasmine plaudern und… träumen.
»Ich freue mich schon auf unseren Walzer. Und mein Kleid – das hat die Kostümschneiderin von der großen Oper so ganz unter der Hand in den Werkstätten der Oper genäht!«
Jasmine beugte ihr süßes Gesicht jetzt zu dem Mann hinab, der dachte, grübelte und sich keinem Gefühl verschenken mochte.
Harald legte den Arm um das grazile Geschöpf. »Jasmine!« sagte er leise, fast zärtlich.
Harald Brockdorff spürte den jungen zarten Körper des Mädchens neben sich.
Jetzt müßte ich sie an mich reißen. Sie liebt mich! Seine Hände zogen sich zurück.
Er umarmte die kleine Jasmine nicht.
Ich darf noch nicht heiraten! sagte sein Verstand.
Und ich müßte wohl heiraten, wenn dies süße, bezaubernde Geschöpf ein Kind von mir bekäme.
Ja, das müßte ich.
»Um zwanzig Uhr komme ich mit einer Taxe. Und ich denke, es wird ein schöner Abend werden.«
Jasmine antwortete nicht.
Vor das Bild des Mannes, den sie zu lieben glaubte, schob sich wie eine Vision das Bild des Mannes, der seine Kinder vernachlässigte, der genau wie Harald Brockdorff allein für seinen Beruf lebte und der doch…
Aber irgend etwas ist anders an Michail Fürst Bassarow, dachte Jasmine. Ein nachdenklicher Ausdruck lag auf ihrem zarten Gesicht, als sie das Zimmer verließ.
*
»Papas Feste stehen immer in der Zeitung!«
Vronli preßte die Nase gegen die Fensterscheibe des großen Kinderzimmers, dessen Sicht auf die breite Auffahrtstraße zu der Bassarowschen Villa führte.
»Heutzutage steht von vielen Leuten etwas in der Zeitung!« knurrte Stoffel.
Er knurrte heute überhaupt nur und war schlecht gelaunt. Sogar der Kater Julius hatte vorhin einen kleinen Fußtritt von seinem jungen Herrn hinnehmen müssen.
Das war noch niemals passiert.
»Herumtreiber!« schimpfte Stoffel. »Zwei Tage bist du weggewesen!«
»Aber das war doch schon vergangene Woche!« ermahnte die friedfertige Vronli. »Man soll nicht nachtragend sein.«
»Bin ich aber!« Stoffel bemühte sich gar nicht mehr, seine schlechte Laune zu verbergen, während er jetzt die vor dem Haus vorfahrenden Wagen zählte.
»Du hast sicher Hunger!« Vronli gab es nicht auf, versöhnlich zu sein. »Zu Abend hast du gar nichts gegessen.«
»Na und? Du hast ja auch kaum etwas gegessen.«
»Hat aber niemand gemerkt!« behauptete die kleine Schwester, die ihr Harlekinchen fest an sich gepreßt hatte.
Nein, es merkte niemand, daß die Kinder nichts gegessen hatten.
Stoffel trat nach Julius. »He!«
Der nahm diese ungewohnte Mißhandlung seinem jungen Herrn sehr übel und begann zu fauchen. Dann wandte er sich ab, lief mit gebuckeltem Rücken zur Tür, sprang hoch und… drückte die Klinke mit einer beinahe gravitätischen Würde nieder. Ja, dem grauen Kater Julius standen alle Türen offen, soweit man sie nicht abschloß. Und scheinbar fror er in diesem Winter gar nicht, denn er trieb sich tatsächlich öfter draußen herum.
»Waschkewitz hat ihn neulich in der Wiesengrundbaracke gefunden!« sagte Stoffel jetzt. »Und dort sind alle Kinder krank.«
»Meinst du, daß Julius krank ist?« sagte Stoffel jetzt. Vronlis Augen füllten sich mit Tränen.
»Heulsuse!« Stoffel wurde ausfallend. »Sieh lieber zu, daß Julius nicht unten in Papas Ball hineinplatzt. Dann ist was fällig. Das kann ich dir sagen.«
»Julius!« rief Vronli.
»Julius!« schrie Stoffel. »Nie mehr bringe ich dir abends noch ein Brot mit Hack, das ich mir vom Mund abgespart habe.«
Julius aber war froh, daß er durch die Tür hatte schlüpfen können. Er war nun einmal ein Kater, der die Freiheit liebte.
*
»Ein Kater! O mein Gott, welch entsetzliches Tier!«
Unten in der riesigen Empfangshalle schrie eine Frauenstimme entsetzt auf.
»Aber Kind!«
Professor Dr. Karl Ringling, Besitzer der angesehensten Klinik der Stadt, die einen medizinisch international berühmten Ruf besaß, legte der Tochter die Hand auf die Schulter.
Seine Stimme tadelte.
»Ein Kater, eine harmlose Katze!«
Charlotte ließ sich nicht beruhigen.
Vor ihr stand der fauchende Julius. Seine leuchtend grünen Augen starrten sie an.
Charlotte hatte niemals ein Herz für Tiere besessen. Und dieses kleine Ungeheuer rückte ihr jetzt ganz nahe, hob die Pfote und kratzte gegen den mit silbernen Pailletten bestickten Saum ihres meergrünen Seidenkleides.
Julius liebte nun einmal das Glitzernde, Blinkende. Das war seine Natur, eine Natur, die Charlotte wenig verstand.
»Hilfe! Hilfe!« schrie sie entsetzt.
In diesem Augenblick fühlte sich Julius ergriffen von zwei Händen, nicht hart und strafend, wie er es eigentlich verdient hatte, sondern beinahe streichelnd.
»Julius, sollst du dich hier herumtreiben?« Jasmine hob den Kater auf den Arm, ungeachtet ihres lichtblauen neuen Abendkleides.
»Findest du mich schön?« hatte sie Harald Brockdorff gefragt, so kindlich naiv und verlegen süß, daß selbst der kühle junge Arzt sie an sich gezogen hatten, sie küßte.
»Die allerschönste Frau werde ich haben!« flüsterte er dabei.
»Frau?«
Jasmine lachte ein wenig verlegen.
»Ein kleiner Vorgriff auf einen ordnungsgemäßen Antrag!« erklärte der Mann.
Ach ja, bei Harald Brockdorff mußte alles seine Ordnung haben.
Liebt er mich? Liebt er mich nicht?
Sie fragte es sich nach jedem Zusammensein. Es war längst so, daß dieser Mann zu ihrem Leben gehörte.
Aber in Jasmines Träume schlich sich trotz allem ungewollt auch eine andere Frage:
Liebe i c h ihn? Liebe i c h ihn vielleicht doch nicht?
Einmal fragte Jasmine die lebenserfahrene Ballettmeisterin СКАЧАТЬ