1177 v. Chr.. Eric H. Cline
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Название: 1177 v. Chr.

Автор: Eric H. Cline

Издательство: Автор

Жанр: История

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isbn: 9783534746606

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СКАЧАТЬ den labyrinthischen unterirdischen Gängen seines Palastes den Minotaurus (halb Mensch, halb Stier) eingesperrt hatte. Evans fand zahlreiche Tontafeln und andere Objekte mit Schrift darauf, in Linear A (noch nicht entziffert) und in Linear B (einer Frühform des Griechischen, die wahrscheinlich die Mykener mit nach Kreta brachten). Er fand jedoch nie heraus, wie sich diese Menschen selbst nannten. Bis heute wissen wir das nicht – trotz über 100 Jahre andauernder Ausgrabungen sowohl in Knossos als auch an vielen anderen Orten auf Kreta.17

      Evans entdeckte in Knossos zahlreiche aus Ägypten und dem Nahen Osten importierte Gegenstände, nicht zuletzt einen Gefäßdeckel aus Alabaster mit Hieroglyphen darauf, die besagten: »der gute Gott, Seweserenre, Sohn des Re, Chajan«.18 Chajan war einer der bekanntesten Hyksos-Könige und regierte zu Beginn des 16. Jahrhunderts v. Chr. Objekte von ihm fand man im gesamten alten Orient, aber wie dieser Deckel nach Kreta kam, ist noch immer ein Rätsel.

      Von Interesse ist hier eine ägyptische Alabastervase, die ein anderer Archäologe viele Jahre später in einem Grab in Katsamba ausgrub, einer Hafenstadt an der Nordküste Kretas mit Verbindungen zu Knossos. Sie trägt den Königsnamen des Thutmosis III.: »der gute Gott Men-cheper-re, Sohn des Re, Thutmosis, vollkommen in der Verwandlung«. Es ist eines der ganz wenigen in der Ägäis gefundenen Objekte, die seinen Namen tragen.19 Der griechische Historiker des 5. Jahrhunderts v. Chr. Thukydides behauptete, die Minoer hätten eine eigene Flotte besessen und zu jener Zeit das Meer beherrscht: »Minos war der Erste, von dem wir hören, dass er eine Flotte besaß, die das heute ›hellenisch‹ genannte Meer weithin beherrschte« (Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges, 1. 3–8).

      Früher nannten die Forscher diese Meereshoheit »minoische Thalassokratie« (von krátos = »Herrschaft« und thálassa = »Meer«). Auch wenn man diese Thalassokratie in ihrer Bedeutung heute anzweifelt, werden in ägyptischen Aufzeichnungen doch immerhin mehrfach »Keftiu-Schiffe« erwähnt – Keftiu war die damalige ägyptische Bezeichnung für Kreta. Es ist jedoch unklar, ob damit Schiffe gemeint waren, die aus Kreta kamen, die nach Kreta fuhren oder die vielleicht nach minoischem Vorbild gebaut waren.20

      Evans’ Nachfolger in Knossos war John Devitt Stringfellow Pendlebury. Er interessierte sich sehr für die möglichen Beziehungen zwischen Ägypten und Kreta; neben Knossos grub er auch regelmäßig im ägyptischen Amarna (der Hauptstadt Echnatons, die wir im Folgenden noch kennenlernen werden). Pendlebury veröffentlichte auch eine Monographie über das Thema, mit dem Titel Aegyptiaca. Darin versammelte und katalogisierte er alle ägyptischen Importe, die man in Knossos und anderswo auf der Insel gefunden hat. Wenig später, im Jahr 1941, wurde er von Fallschirmjägern erschossen, als die Deutschen Kreta überfielen.21

      Evans und Pendlebury fanden noch weitere importierte Gegenstände in Knossos, und es wurde in den folgenden Jahrzehnten immer klarer, dass die Minoer ziemlich fleißige Importeure, aber auch Exporteure waren, die in regelmäßigem Kontakt mit einer ganzen Reihe ferner Regionen standen, nicht nur mit Ägypten. Zum Beispiel hat man an verschiedenen Standorten auf Kreta Rollsiegel aus Mesopotamien und Vorratsgefäße aus Kanaan aus der Mittel- und Spätbronzezeit gefunden; andersherum hat man minoische Keramik und andere Artefakte (oder zumindest Texte, die solche Artefakte erwähnen) im heutigen Ägypten, Israel, Jordanien, Zypern, Syrien und Irak entdeckt.

      Wir müssen uns dabei in Erinnerung rufen, dass die oben genannten Gegenstände nur einen kleinen Teil der Objekte darstellen, die damals das Mittelmeer überquerten. Viele der Waren, mit denen man während der späten Bronzezeit handelte, waren verderblich und haben keinerlei verwertbare Spuren hinterlassen. Getreide, Wein, Gewürze, Duftstoffe, Holz und Textilien – all das ist längst verrottet. Aus Rohstoffen wie Elfenbein, Edelsteinen wie Lapislazuli, Achat und Karneol und Metallen wie Gold, Kupfer und Zinn wurden vor Ort meist neue Objekte gefertigt, zum Beispiel. Waffen oder Schmuck. Somit sind die in der Antike am häufigsten über die internationalen Handelswege transportierten Güter verwest, verarbeitet worden oder anderweitig verschwunden. Dennoch lässt sich auch die Existenz verderblicher Handelsware belegen: durch schriftliche Zeugnisse und durch die Darstellung in Wandmalereien, die bis heute überdauert haben. Solche Bilder, Inschriften und literarischen Hinweise verraten einem eine Menge über den Kontakt zwischen verschiedenen Völkern – vorausgesetzt, man weiß sie zu interpretieren.

      Insofern sind die Wandbilder mit den Darstellungen der Vertreter fremder Völker, die man in einer ganzen Reihe bemalter ägyptischer Gräber aus dem Neuen Reich, der Regierungszeit der Pharaonen von Hatschepsut bis Amenophis III., gefunden hat, von unschätzbarem Wert – sie beweisen ganz konkret, wie das diplomatische, kaufmännische und logistische Netzwerk des 15./14. Jahrhunderts v. Chr. funktionierte.22

      Das erste Grab, dessen Wandmalereien Menschen aus der Ägäis zeigen, stammt aus der Regierungszeit der Hatschepsut, im 15. Jahrhundert v. Chr. In solchen Gräbern findet man häufig Minoer abgebildet, oft zusammen mit ihren Waren und mit Inschriften, die sie eindeutig als Bewohner der Insel Kreta identifizieren. So zum Beispiel im Grab des Senenmut, des Baumeisters, Beraters und (eventuell) Geliebten der Hatschepsut – dort ist eine Gesandtschaft aus der Ägäis dargestellt, bestehend aus sechs Männern, die ägäisch aussehende Metallvasen tragen.23 In einem anderen Bild, im Grab des Rechmire, des Wesirs Thutmosis’ III. (ca. 1450 v. Chr.), sehen wir Männer in kurzen Röcken in typisch ägäischem Stil, die erkennbar ägäische Objekte tragen. Daneben ist (teilweise) zu lesen: »Sie kommen in Frieden von den Anführern der Keftiu und den ›Inseln in der Mitte des Meeres‹, und sie verbeugen sich und senken den Kopf vor der Macht seiner Majestät, des Königs von Ober- und Unterägypten.«24 Ganz offenbar handelt es sich hierbei um die Darstellung einer ägäischen Gesandtschaft in Ägypten. Solche Gesandtschaften sind in mehreren ägyptischen Gräbern aus jener Zeit abgebildet.

      Die Wandmalereien im Grab von Rechmire zeigen jedoch nicht nur Völker der Ägäis: In den Reihen darüber und darunter finden sich Gesandte aus Punt, Nubien und Syrien, alle mit entsprechenden Inschriften. Es ist zwar nicht bewiesen, aber durchaus wahrscheinlich, dass wir es hier mit der Darstellung eines wichtigen Ereignisses während der Herrschaft Thutmosis’ III. zu tun haben und dass die Vertreter oder Händler aus der Ägäis lediglich Teil einer internationalen Menschenmenge sind, die sich anlässlich dieses Ereignisses versammelte oder dazu eingeladen wurde. Wenn dem so ist, handelt es sich wahrscheinlich um das Sedfest, das ein Pharao erstmals nach 30 Jahren Herrschaft feierte und danach in unregelmäßigen Abständen; wir wissen, dass Thutmosis III. das Sedfest mindestens dreimal feierte, was nicht weiter verwunderlich ist, regierte er doch 54 Jahre lang.25

      Insgesamt gibt es um die 14 Gräber aus der Zeit von Hatschepsut und/oder Thutmosis III., die Delegationen von Ausländern in Ägypten zeigen; sie gehören allesamt hochrangigen Beamten und Beratern. Dargestellt sind Menschen aus der Ägäis, aus Nubien und Kanaan, und alle tragen sie ausländische Objekte.26 In den neun Gräbern aus der Regierungszeit Thutmosis’ III. finden wir viele Darstellungen von Ausländern, die diplomatische Geschenke überbringen, jährliche Zahlungen leisten oder an einer Expedition teilnehmen, die Thutmosis III. in den Libanon schickte, um Zedernholz zu besorgen.27

      Keftiu, Keftiu-Männer und Keftiu-Schiffe wurden in jener Zeit in Ägypten auch in vielen anderen Zusammenhängen erwähnt, u.a. in Inschriften an Tempeln und in Texten auf Papyrus. Zu den interessantesten zählt ein Papyrus aus dem 30. Regierungsjahr Thutmosis’ III. (etwa 1450 v. Chr.), der mehrere »Keftiu-Schiffe« erwähnt. Dabei geht es um den Import von Materialien für die ägyptische Flotte: »Dem Handwerker [Männername] übergeben: Schalhölzer für das Keftiu-Schiff« – »heute wie bestellt dem Handwerker Tity übergeben, für das andere Keftiu-Schiff« – »dem Handwerker Ina übergeben, für das andere (…) Keftiu-Schiff«.28 Auch eine Inschrift an der Mauer des Tempels von Karnak aus dem 34. Regierungsjahr Thutmosis’ III. erwähnt Keftiu-Schiffe.29

      Auch wenn unklar СКАЧАТЬ