1177 v. Chr.. Eric H. Cline
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Название: 1177 v. Chr.

Автор: Eric H. Cline

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Жанр: История

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isbn: 9783534746606

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СКАЧАТЬ als den Ort ihrer Herkunft oder den Ausgangspunkt ihrer Reisen zu identifizieren. Die Seevölker fuhren unaufhaltsam von Ort zu Ort und überrannten dabei ganze Länder und Königreiche. Glaubt man den ägyptischen Texten, so schlugen sie in Syrien ihr Lager auf, bevor sie die Küste von Kanaan (einen Teil der heutigen Staaten Syrien, Libanon und Israel) überfielen und schließlich ins ägyptische Nildelta vordrangen.

      Das geschah 1177 v. Chr., im achten Regierungsjahr von Pharao Ramses III.3 Nach den Aufzeichnungen der Alten Ägypter und neueren archäologischen Befunden fielen einige der Seevölker auf dem Landweg ein, andere über See.4 Sie hatten keine Uniformen, keine aufwändigen Kleider. Alte Bilder zeigen eine Gruppe mit Federschmuck auf dem Kopf, eine andere mit Schädelkappen, wieder andere mit gehörnten Helmen oder ganz ohne Kopfbedeckung. Einige trugen kurze Spitzbärte und kurze Röcke, der Oberkörper nackt oder mit einer Tunika bedeckt, andere hatten keine Bärte und trugen längere, ebenfalls rockähnliche Kleidungsstücke. Diese Beobachtungen legen nahe, dass die Seevölker aus unterschiedlichen Gruppen aus verschiedenen Regionen und verschiedenen Kulturen bestanden. Sie waren mit scharfen Bronzeschwertern, Holzstangen mit glänzenden Metallspitzen sowie mit Pfeil und Bogen bewaffnet und kamen auf Schiffen, Kutschen, Ochsenkarren und Streitwagen. Auch wenn ich hier 1177 v. Chr. als Jahreszahl in den Mittelpunkt rücke, wissen wir, dass die Eindringlinge in Wellen kamen, und das über einen beträchtlichen Zeitraum hinweg. Manchmal kamen die Krieger allein, manchmal wurden sie von ihren Familien begleitet.

      Wie uns die Inschriften des Ramses berichten, gab es kein Land, das in der Lage gewesen wäre, der Masse der Eindringlinge etwas entgegenzusetzen. Jeder Widerstand war zwecklos. Die damaligen Großmächte – die Hethiter, die Mykener, die Kanaaniter, die Zyprer und andere mehr – fielen ihnen eine nach der anderen zum Opfer. Manchen gelang es, nur zu überleben, indem sie vor dem Massaker flohen, andere hausten bald in den Ruinen ihrer einst so stolzen Städte; es gab aber auch Menschen, die sich den Invasoren anschlossen, ihre Anzahl weiter anschwellen ließen und zu der offensichtlichen Vielschichtigkeit des eindringenden Mobs beitrugen. Jede einzelne Gruppe der Seevölker befand sich in Bewegung, die Motivation dafür war aber offenbar recht unterschiedlich. Vielleicht war es der Wunsch nach Beute oder Sklaven, der einige antrieb; andere könnte der demographische Druck dazu gezwungen haben, den Westen zu verlassen und im Osten ihr Glück zu suchen.

      An den Mauern seines Totentempels in Medinet Habu, nahe dem Tal der Könige, stehen Ramses’ prägnante Worte:

      Die Fremdländischen verschworen sich auf ihren Inseln. Im Kampfgewühl wurden die Länder auf einen Schlag vernichtet. Kein Land hielt ihren Armeen stand, Ḫatti, Qadi, Qarqemiš, Arzawa, Alašija waren [auf einen Schlag] entwurzelt. Sie schlugen an einem Ort im Inneren von Amurru ihr Lager auf. Sie vernichteten die Bewohner und das Land, als habe es nie existiert. Während die Flamme vor ihnen bereitet wurde, kamen sie vorwärts gegen Ägypten. Die Länder Peleset, Tjeker, Šekeleš, Danunäer und Wašaš verbündeten sich. Sie legten Hand an alle Länder bis ans Ende der Welt; ihre Herzen waren zuversichtlich und voller Vertrauen.5

      Wir kennen die Orte, die von den Invasoren angeblich überrannt wurden, sie waren im Altertum allesamt berühmte Stätten. Ḫatti war das Land der Hethiter, sein Kernland befand sich auf der Hochebene im Landesinneren von Anatolien in der Nähe des heutigen Ankara; das Reich erstreckte sich von der Küste der Ägäis im Westen bis nach Nordsyrien im Osten. Qadi lag wahrscheinlich im heutigen Südosten der Türkei (möglicherweise handelt es sich um die antike Region Kizzuwatna). Karkemiš ist eine bekannte archäologische Stätte, die von einem Archäologenteam ausgegraben wurde, dem neben Sir Leonard Woolley (den man eher durch die Ausgrabung von Abrahams »Ur in Chaldäa« im Irak kennt) auch Thomas E. Lawrence angehörte (der vor seinen Heldentaten im Ersten Weltkrieg, die ihn am Ende zum Hollywoodhelden »Lawrence von Arabien« machten, in Oxford klassische Archäologie studiert hatte). Das Land Arzawa kannten die Hethiter gut, es lag innerhalb ihres Einflussbereichs in Westanatolien. Alašija könnte die Insel gewesen sein, die wir heute als Zypern kennen – eine Insel mit großen Metallvorkommen, die vor allem für ihr Kupfererz berühmt war. Amurru lag an der Küste Nordsyriens. In den Kapiteln und in den Geschichten, die folgen, werden wir all diesen Orten noch einmal begegnen.

      Die sechs Einzelgruppen, aus denen die Seevölker bei dieser Invasionswelle bestanden – die fünf oben von Ramses in der Inschrift in Medinet Habu aufgezählten sowie eine sechste Gruppe, die man Šardana nannte und die in einer weiteren Inschrift erwähnt wird – sind um einiges rätselhafter als die Länder, die sie angeblich überrannten. Sie hinterließen keine eigenen Inschriften, so dass wir sie fast ausschließlich aus ägyptischen Inschriften kennen.6

      Abb. 1 Seevölker als Gefangene in Medinet Habu (nach Medinet Habu, Bd. 1, Taf. 44. Mit freundlicher Genehmigung des Oriental Institute der University of Chicago).

      Die meisten dieser Gruppen sind auch in archäologischer Hinsicht nur schwer zu fassen, obwohl Archäologen und Philologen genau dies seit fast 100 Jahren immer wieder ganz tapfer versuchen – erst mittels linguistischer Versuche, in jüngerer Zeit dann anhand von Keramik und anderen archäologischen Funden. So hat man zum Beispiel die Danunäer mit Homers Danaern aus der bronzezeitlichen Ägäis identifiziert. Von den Šekeleš nimmt man immer wieder an, dass sie aus dem heutigen Sizilien stammen, die Šardana aus Sardinien – die Basis dieser Annahme ist einerseits die Ähnlichkeit der Konsonanten, andererseits Ramses’ Bemerkung über die »Fremdländischen« von den »Inseln«; bei den Šardana heißt es in Ramses’ Inschriften zudem explizit, sie wohnten »auf See«.7

      Diesen Vorschlägen schließen sich allerdings längst nicht alle Wissenschaftler an. Eine ganze Forschungsrichtung ist der Ansicht, die Šekeleš und die Šardana seien gar nicht aus dem westlichen Mittelmeerraum gekommen, sondern aus Gebieten im östlichen Mittelmeer – später, nach dem Sieg der Ägypter, seien sie dann nach Sizilien und Sardinien geflüchtet; so seien diese Regionen überhaupt erst zu ihren Namen gekommen. Dafür spricht die Tatsache, dass die Šardana schon lange vor dem Aufkommen der Seevölker für und auch gegen die Ägypter kämpften. Dagegen spricht, dass Ramses III. erwähnt, die überlebenden Angreifer hätten sich in Ägypten niedergelassen.8

      Von allen ausländischen Gruppen, die hier zu jener Zeit aktiv waren, ist es bislang nur bei einer gelungen, sie zu identifizieren. Es gilt als sicher, dass das Seevolk der Peleset mit den Philistern identisch ist, die laut der Bibel von Kreta stammten.9 Die linguistische Identifizierung war so offensichtlich, dass Jean-François Champollion, der die ägyptischen Hieroglyphen entschlüsselte, dies bereits vor 1836 vorgeschlagen hatte; 1899 identifizierten biblische Archäologen in Tell es-Safi, dem biblischen Gath, erstmals bestimmte Keramik- und Architekturstile sowie weiteres Material als »philistisch«.10

      Auch wenn wir über Herkunft und Motivation der Angreifer nichts Genaues wissen, können wir doch immerhin feststellen, wie sie aussahen – wir kennen ihre Namen und ihre Gesichter von den Reliefs an den Mauern des Totentempels Ramses’ III. in Medinet Habu. Diese antike Stätte ist reich an Bildern und hieroglyphischen Texten. Rüstungen, Waffen, Kleidung, Schiffe und mit Habseligkeiten beladene Ochsenkarren der Invasoren sind in den Darstellungen deutlich sichtbar, und zwar in einer solchen Detailfülle, dass diverse Wissenschaftler Individuen und sogar Schiffe, die dort abgebildet sind, analysiert haben.11 Es gibt auch weitaus martialischere Bilder: Eines zeigt Invasoren und Ägypter mitten in einer chaotischen Seeschlacht; einige sind eindeutig tot – sie treiben mit dem Kopf nach unten im Wasser –, andere kämpfen weiterhin heftig aus ihren Schiffen heraus.

      Seit den 1920er Jahren haben Ägyptologen vom Oriental Institute der University of Chicago die Inschriften und Bilder in Medinet Habu untersucht und sorgfältig kopiert. Dieses Institut war und ist noch heute eine der weltweit führenden Institutionen, wenn es um das Studium der antiken Zivilisationen Ägyptens und des Nahen Ostens geht. Gegründet wurde es von James Henry Breasted nach dessen Rückkehr von einer abenteuerlichen Reise durch den Nahen Osten in den Jahren 1919 und 1920; das Startkapital von 50.000 СКАЧАТЬ