Название: 1177 v. Chr.
Автор: Eric H. Cline
Издательство: Автор
Жанр: История
isbn: 9783534746606
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Ägypten und Kanaan in der Schlacht von Megiddo (1479 v. Chr.)
Vor ein paar Jahren hat man Hatschepsuts Mumie offenbar endlich identifiziert. Sie lag im Grab mit der Nummer KV 60 (KV für Kings’ Valley, also Tal der Könige) anstatt in ihrem eigenen Grab (KV 20), das sich ganz woanders im Tal der Könige befindet. Sie war eine der wenigen Frauen, die man hier jemals bestattet hat, denn das Tal der Könige war in der Regel männlichen ägyptischen Königen vorbehalten. Falls es sich bei der betreffenden Mumie tatsächlich um Hatschepsut handelt, dann litt sie im Alter unter Übergewicht, hatte Zahnprobleme und war an Krebs erkrankt.41 Als sie um 1480 v. Chr. starb, verlor Thutmosis III. keine Zeit: Er bestieg den Thron und führte noch im ersten Jahr seiner Regierung einen Feldzug an. Er versuchte, Hatschepsuts Namen aus der Geschichte tilgen zu lassen, ließ ihre Denkmäler schänden und ihren Namen, wo immer möglich, aus den Inschriften herausmeißeln. (Übrigens behaupten manche, er habe bei Hatschepsuts Tod seine Hand im Spiel gehabt.)
Als Thutmosis III. seinen ersten Feldzug in Angriff nahm – den ersten von 17 in den folgenden 20 Jahren – schaffte er es sofort in die Geschichtsbücher. Und das sogar buchstäblich, denn die Route und Details des Marschs und seiner Eroberungen im Jahr 1479 v. Chr. wurden von den täglich geführten Aufzeichnungen an die Mauer des Tempels von Karnak übertragen und für die Nachwelt festgehalten. Auf diesem Feldzug kämpfte er bei der Schlacht bei Megiddo (später besser bekannt als das biblische Armageddon) gegen mehrere rebellische kanaanitische Fürsten. Es war die erste Schlacht überhaupt, deren Einzelheiten zur Erbauung derer, die nicht dabei gewesen waren, aufgeschrieben wurden.
Der Bericht zeigt, dass Thutmosis III. mit seinen Männern von Ägypten aus zehn Tage nach Norden marschierte, bis zu einem Ort namens Jehem. Dort hielt er einen Kriegsrat ab und entschied, wie man die befestigte Stadt Megiddo und die umliegenden provisorischen Lager der örtlichen Kanaaniten-Herrscher, die nach seiner Thronbesteigung einen Aufstand gegen die ägyptische Fremdherrschaft angezettelt hatten, am besten angreifen könnte. Von Jehem aus gab es drei Möglichkeiten, nach Megiddo zu gelangen: eine nördliche Route, über die man in die Jesreel-Ebene in der Nähe von Jokneam gelangte, eine südliche Route, die in die Jesreel-Ebene in der Nähe von Ta’anach führte, und eine mittlere Route, die direkt in Megiddo endete.42
Wie berichtet wurde, schlugen seine Generäle vor, entweder die nördliche oder die südliche Route zu nehmen – diese seien breiter und weniger geeignet für einen Hinterhalt. Thutmosis antwortete, eine solche Taktik sei genau das, was die Kanaaniter von ihnen erwarteten; niemals würden sie annehmen, die Ägypter seien so dumm, sich für die mittlere Route zu entscheiden, eben weil der Weg so schmal sei, dass man hier hervorragend aus dem Hinterhalt angreifen könne. Und genauso kam es: Der Pharao marschierte mit seiner Armee komplett unbehelligt über die mittlere Route auf Megiddo. Die Ägypter benötigten zwar beinahe zwölf Stunden, um vom ersten bis zum letzten Mann den zentralen Pass zu durchqueren (der im Laufe der Zeit mal Wadi Ara, mal Nahal ’Iron, mal Musmus-Pass hieß), doch schließlich kamen sie völlig unversehrt an, und was noch besser war: Weder Megiddo noch die umliegenden feindlichen Zeltlager wurden von irgendjemandem bewacht. Die kanaanitischen Streitkräfte hatten sich komplett auf Jokneam im Norden und Ta’anach im Süden verteilt – genau wie Thutmosis III. es vorausgesagt hatte. Der einzige Fehler, den der Pharao beging, war, seinen Soldaten vor Einnahme der Stadt zu erlauben, anzuhalten und die feindlichen Lager zu plündern. Dadurch hatten die wenigen Verteidiger von Megiddo – hauptsächlich alte Männer, Frauen und Kinder – genügend Zeit, um die Stadttore zu schließen. So belagerten die Ägypter Megiddo schließlich ganze sieben Monate, bevor es ihnen gelang, die Stadt zu erobern.
Im Ersten Weltkrieg, fast 3400 Jahre später, bediente sich der britische General Edmund Allenby der gleichen Taktik wie Thutmosis III. Er war ähnlich erfolgreich wie der Pharao, gewann im September 1918 die Schlacht bei Megiddo und nahm Hunderte deutsche und türkische Soldaten gefangen. Und er hatte keinerlei Verluste zu beklagen (bis auf ein paar Pferde). Später erzählte Allenby, er habe zuvor James Breasteds Übersetzung des Berichts von Thutmosis III. gelesen und daraufhin beschlossen, die Geschichte zu wiederholen. Der Philosoph George Santayana schrieb einmal: »Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.« Allenby bewies, dass es auch andersherum funktioniert: Er las nach, was in der Vergangenheit geschehen war, und wiederholte es mit großem Erfolg.43
Ägypten und Mitanni
Thutmosis’ III. Feldzüge führten ihn auch nach Nordsyrien, gegen das Königreich Mitanni, das um 1500 v. Chr. in jener Gegend entstanden war, als sein Vorfahre Thutmosis I. dort Krieg geführt hatte.44 Das Reich Mitanni wuchs immer weiter und verleibte sich sämtliche angrenzenden Gebiete ein, zum Beispiel das hurritische Reich Ḫabingalbat. Folglich trug das Königreich unterschiedliche Namen – je nachdem, wer wann darüber schrieb. Die Ägypter nannten es im Allgemeinen »Naharin« oder »Naharina«, die Hethiter das »Land der Hurri« und die Assyrer nannten es »Ḫabingalbat«; die Könige selbst nannten ihr Reich »Mitanni«. Seine Hauptstadt hieß Waššukanni, doch man hat sie noch immer nicht entdeckt – sie ist eine der ganz wenigen Hauptstädte des alten Orients, deren Standort die Archäologie trotz interessanter Hinweise in den archäologischen Befunden und antiken Texten bis heute nicht ermitteln konnte. Einige glauben, sie könnte in den Hügeln des syrischen Tell Fakhariyeh gelegen haben, östlich des Euphrat; bestätigen konnte man dies bislang nicht, doch das liegt nicht daran, dass man es nicht versucht hätte.45
Verschiedene Texte geben an, die Bevölkerung dieses Königreiches habe zu etwa 90 Prozent aus ortsansässigen Hurritern, wie man sie nannte, bestanden, die von den restlichen 10 Prozent regiert wurden; dies waren die Herren von Mitanni, die, wie es scheint, von indoeuropäischer Herkunft waren. Diese kleine Gruppe war offenbar von irgendwo anders eingewandert, hatte sich der indigenen hurritischen Bevölkerung bemächtigt und das Königreich Mitanni gegründet. Die militärische Elite von Mitanni nannte man marjannu (»Wagenkrieger«); diese Männer waren berühmt dafür, dass sie geschickt mit Streitwagen und Pferden umgehen konnten. Ein Text, den man in Hattuša, der Hauptstadt der anatolischen Hethiter, entdeckt hat, enthält eine um 1350 v. Chr. von einem Pferdeausbilder namens Kikkuli verfasste Abhandlung darüber, wie man über einen Zeitraum von 214 Tagen ein Pferd ausbildet. Es ist ein ziemlich aufwendiger Text, der sich über vier Tontafeln erstreckt. Dabei beginnt er ganz einfach: »So (spricht) Kikkuli, der Pferdetrainer aus dem Lande Mitanni.«46
In seinem achten Feldzug in seinem 33. Jahr (ca. 1446 v. Chr.) griff Thutmosis III. das Reich Mitanni an, und zwar zugleich zu Land und zu Wasser, genau wie vor ihm sein Großvater. Wie berichtet wird, fuhr er mit seinen Streitkräften den Euphrat hinauf, obwohl er dabei nicht nur gegen den Strom, sondern auch gegen den Wind segeln musste. Vielleicht war der Angriff eine Strafaktion, als Vergeltung für die mutmaßliche Beteiligung von Mitanni am Aufstand der Kanaaniter im ersten Jahr seiner Herrschaft.47 Er besiegte die Mitanni und ließ zur Erinnerung an seinen Sieg nördlich von Karkemiš am Ostufer des Euphrat eine beschriftete Stele aufstellen.
Doch Mitanni ließ sich nicht unterkriegen. Innerhalb von nur 15 bis 20 Jahren begann der mitannische König Sauštatar, die Grenzen des Reiches noch einmal im großen Stil zu erweitern. Er griff Aššur, СКАЧАТЬ