Название: Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор: Hans Kneifel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Atlan classics Paket
isbn: 9783845347400
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Der Gleiter näherte sich dem Rand der Hauptstadt. Immer wieder sah Dhota zu den Häusern hinüber. Sie machten einen unbeschädigten Eindruck. Dann richtete er seine ganze Konzentration wieder auf die Wasserflasche, aus der er immer wieder trank. In der kurzen Zeit des Fluges hatte er fast drei Liter Wasser getrunken, und noch immer schien sein Körper nach weiterer Flüssigkeit zu schreien. Einer der Retter versorgte Seealee vorsichtig mit Wasser.
Dhota räusperte sich. Seine Stimme gehorchte ihm wieder.
»Was ist passiert?«, wollte er wissen.
Der Pilot sah weiter nach vorn, während er Dhota antwortete:
»Der Planet spielt verrückt. Niemand weiß, was dafür verantwortlich ist.«
»Spielt verrückt?«
Der Pilot nickte.
»Es passieren unglaubliche Dinge. Beispielsweise dieser Vulkanausbruch. Unsere Experten sind völlig ratlos. Am Fuß der großen Steilbarriere hat man einen Riesenhaufen toter Springschnecken gefunden, und niemand weiß, wie die dorthin gekommen sind.«
Ich weiß es, dachte Dhota. Aber ich weiß auch nicht, warum.
»An der Küste des Südmeers hat es Hunderttausende von Fischen ans Ufer geschwemmt, wo sie verendet sind. Zwei unserer Schiffe sind gesunken, glücklicherweise konnten die Mannschaften sich retten. Sie sprechen von plötzlich aufgetauchten Riesenwogen, die die Schiffe unter sich begraben hätten.«
»Hmm«, machte Dhota. Das alles ergab keinen Sinn. Rawanor war nicht nur in politischer Hinsicht immer ein sehr ruhiger Planet gewesen.
Jetzt aber schien die Natur tatsächlich verrückt zu spielen, ohne erkennbare Ursache. Dhota nahm sich vor, der Sache auf den Grund zu gehen – aber zunächst einmal musste Seealee versorgt werden.
Der Gleiter hielt auf dem Dach des Krankenhauses. Zwei Medorobots warteten dort und nahmen Seealee in Empfang. Eine Ärztin untersuchte Seealee mit einer Sonde.
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagte die Frau schließlich. »Alles, was deine Frau braucht, ist Wasser, eine gute Hautcreme und viel Ruhe. Ihre Psyche hat wahrscheinlich mehr gelitten als ihr Körper.«
Dhota nickte zufrieden.
»Und jetzt zu dir«, fuhr die Ärztin fort. Dhota hob abwehrend die Hände.
»Ich habe keine Zeit, mich untersuchen zu lassen«, stieß er hervor. Er fühlte sich entsetzlich müde, aber in dieser Lage konnte er sich als Planetar nicht den Luxus von zehn oder vierzehn Stunden Schlaf gönnen.
Die Ärztin zog die Brauen in die Höhe.
»Wie du meinst, es ist deine Gesundheit. Aber lange wirst du das nicht durchhalten.«
Dhota verließ die Klinik und ging hinüber zu seinem Amtssitz.
Dort wartete bereits Crahn, sein Stellvertreter, auf ihn – ein kurzgewachsener stämmiger Daila, der sich durch unermüdlichen Arbeitseifer auszeichnete.
»Wie sieht es aus?«, wollte Dhota wissen.
»Ungefähr wie du«, gab Crahn zurück, nachdem er Dhota kopfschüttelnd gemustert hatte. »Wir leben noch, aber dem ist nicht so ohne weiteres zu trauen. Dies sind die Berichte. Ich habe die Orte auf einer Karte eingetragen und farblich gekennzeichnet. Wo immer du eine rote Markierung findest, haben sich seltsame und unerklärliche Dinge abgespielt. Manche sind eher kurios als gefährlich – blutrotes Wasser, das aus dem Boden sprudelt, gelber Staub, der sich über alles legt – aber ein paar Sachen gefallen mir überhaupt nicht.«
»Todesfälle, Verletzungen?«
Crahn schüttelte den Kopf.
»Bis jetzt nicht«, antwortete er. »Nur leichtere Verletzungen. Die bekommen unsere Mediziner wieder hin.«
Dhota überflog die Liste. Sie war beeindruckend lang. Offenbar schien der ganze Planet in Aufruhr geraten zu sein – die roten Markierungen waren überall zu finden.
»Hmm«, machte Dhota. Er befahl der Positronik, die Karte der merkwürdigen Ereignisse über eine Bevölkerungsverteilungskarte zu projizieren. Das Ergebnis war recht eindrucksvoll.
»Überall da, wo viele Daila leben, passiert auch besonders viel«, stellte Dhota fest. Er knabberte mit den Zähnen an der Oberlippe. »Ob das ein Zufall ist?«
Crahn rieb sich die Wange.
»Ich vermute, es hat weniger mit den Ereignissen als solchen, sondern mit der Möglichkeit zu tun, ob sie beobachtet und gemeldet worden sind. Wenn etwas passiert, wo niemand ist, werden wir nie davon erfahren.«
»Dann werden wir ein paar Gleiter losschicken – in die unbesiedelten Gebiete. Die Piloten sollen nach seltsamen und unerklärlichen Phänomenen Ausschau halten.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Crahn.
»Das weiß ich selbst noch nicht«, antwortete Dhota nachdenklich.
»Du glaubst doch nicht ...«
»Was?«, fragte Dhota stirnrunzelnd.
»Dass irgend jemand hinter diesen Vorgängen steckt«, erwiderte Crahn. »Wer oder was sollte das sein – und wozu überhaupt. Rawanor ist eine völlig unwichtige Welt.«
»Dergleichen kann sich ändern«, meinte Dhota. Er spürte ein unwiderstehliches Verlangen, sich irgendwo auszustrecken und zu schlafen. In einer Schublade seines Schreibtischs fand er dann das Aufputschmittel. Crahn sah kopfschüttelnd zu, wie Dhota eine der Tabletten nahm.
»Du richtest dich damit zugrunde«, warnte Crahn.
Dhota lächelte schwach. Ziemlich bald konnte er spüren, dass das Medikament zu wirken begann. Die Müdigkeit verschwand, der Körper mobilisierte seine Reserven. Dhota wusste allerdings, dass er für diesen Raubbau an seinen Kräften später würde zahlen müssen.
Immer neue Meldungen trafen ein – sie verstärkten den Eindruck, den Dhota bereits gewonnen hatte. Keines der Ereignisse passte zum anderen. Das Klima spielte verrückt, Tiere benahmen sich seltsam, Daila drehten durch. In einer stark bewaldeten Region warfen die Bäume zur Unzeit ihre Blätter ab, während anderswo Pflanzen zu blühen begannen, bei denen diese Art der Vermehrung noch nie erlebt worden war.
»Sind die Gleiter unterwegs?«, fragte Dhota eine knappe Stunde später.
»Hier sind die ersten Berichte«, erwiderte Crahn.
Dhota kniff die Augen zusammen. Er nickte langsam.
Auf einem Bildschirm ließ er die Auswertung der Messergebnisse zusammenfassen; die Positronik lieferte eine erstklassige, übersichtliche Darstellung.
Den Hintergrund der Karte bildete eine Darstellung der Planetenoberfläche. Darauf eingezeichnet war die Bevölkerungsdichte der jeweiligen Region.
Rawanor war dünn besiedelt, man konnte daher mit dem Land sehr großzügig verfahren. Aber selbst auf einem СКАЧАТЬ