Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
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Название: Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)

Автор: Hans Kneifel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Atlan classics Paket

isbn: 9783845347400

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СКАЧАТЬ mein Experiment einfach als Unsinn abzutun. Zorn ergriff mich, als ich meinen Blick auf die mit Scherben vermischten mühsam gewonnenen Extrakte richtete. Zwar schäumte der Ego-Sektor vor Wut, doch die logisch orientierte Positronik war durch derartige Emotionen nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

      Ihr Plan war nicht übel. Ein organischer Teleporter konnte sich zwar durch Geisteskraft versetzen, aber auch ein Gehirn, das über Psi-Kräfte verfügte, reagierte nur mit der üblichen Verzögerung, die für Lebewesen typisch war. Legte ich meinen Standard zugrunde, war so etwas wie Zeitlupe angesagt. Ich rechnete mir deshalb gute Chancen aus, den überheblichen Burschen zu schnappen und festzuhalten. Betont arglos erkundigte ich mich:

      »Wer hat dich geschickt?«

      »Das möchtest du gerne wissen, nicht wahr?«, fragte er überheblich und wischte eine Flasche mit destilliertem Wasser von der Arbeitsplatte.

      Das Gefäß zersprang, und sein Inhalt ergoss sich über den Boden. Einige Spritzer trafen den Gläsernen.

      »Das war Säure«, bluffte ich.

      Entsetzt blickte der Kaytaber an sich herunter, seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf seinen eigenen Körper. Diesen Augenblick nutzte ich und stürmte los. Bevor der Teleporter wusste, wie ihm geschah, war ich bei ihm und riss ihn zu Boden.

      Vielleicht ging ich zu rücksichtsvoll mit ihm um, weil ich ihn nur als einen Kundschafter betrachtete, der nichts Schlimmes getan hatte, jedenfalls entmaterialisierte er, bevor ich ihn betäuben konnte – und ich machte den Sprung mit.

      Die Zeitspanne dieser Reise durch ein für mich unbekanntes Medium war selbst für meine Instrumente kaum messbar. Das erste, was ich erfasste, als die vertraute Umgebung wieder Realität wurde, war ein Schrei, der jedem Lebewesen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Der Befallene hatte ihn ausgestoßen.

      Auf Anhieb erkannte ich, dass ihm nicht mehr zu helfen war. In dem Bestreben, mir zu entkommen, hatte er wohl mehr reflexhaft seine Psi-Fähigkeiten eingesetzt und war blind gesprungen. Dabei hatte er die Distanz nicht genau kalkulieren können. Anstatt jenseits der Sperre zu materialisieren, landete er auf einer hölzernen Absperrung und wurde von einem der zugespitzten Pfähle durchbohrt. Er starb, ohne leiden zu müssen.

      So gut es ging, erklärte ich den fassungslosen Wächtern, was vorgefallen war, dann trug ich den Toten zu einer rasch ausgehobenen Grube und verbrannte den Leichnam. Ich wollte sichergehen, dass von dem Glasigen keine Gefahr mehr ausging, doch ich hatte mich verrechnet. Noch während der Einäscherung erreichten mich neue Hiobsbotschaften: Es gab weitere Fälle von Juckreiz und Pustelbildung in unserer Enklave.

      Schlagartig wurde mir bewusst, dass der Teleporter nicht nur einfach ein harmloser Beobachter gewesen war, sondern ein wandelnder Ansteckungsherd, und das galt mit Sicherheit nicht nur für ihn. Wie es aussah, waren alle umgewandelten Glasigen in der Lage, Mikrozellen auszuscheiden oder abzusetzen wie Evodix, Evroom und Everyhan. Das bedeutete, dass sich die Gefahr potenzierte, ohne dass die Drillinge selbst aktiv werden mussten. Allein bei dem Gedanken daran konnte einem angst und bange werden.

      Dass die Befallenen vor einem gewaltsamen Tod nicht gefeit waren, war weder Trost noch Hilfe. Sollten wir losschlagen und umbringen, was nicht der Norm entsprach, sollten wir Exekutionskommandos bilden, die in Nacht- und Nebelaktionen die Glasigen dezimierten, wo immer es ging? Das wäre Massenmord, und dazu würde sich niemand hergeben – weder die Immunen noch ich selbst.

      In meinem Bestreben, den Befall aufzuhalten, zu stoppen oder gar rückgängig zu machen, also eine friedliche Lösung zu erreichen, war ich kaum weitergekommen. Fortschritte gerieten mir zu Scheinerfolgen, ich erreichte allenfalls Verzögerungen, ohne das Übel wirklich an der Wurzel packen zu können.

      Perlmutt, um die es mir besonders ging, litt unter der Behandlung wie ein Krebskranker, der mit Zytostatika behandelt wurde. Diese Zellgifte hatten früher die Ärzte ihren tumorbefallenen Patienten verabreicht und dabei billigend in Kauf genommen, dass die gesunden Zellen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Erbrechen, Haarausfall, Blutbildveränderungen und Organschädigungen wurden dabei wie selbstverständlich hingenommen, um das Leben zu retten oder wenigstens zu verlängern.

      Ich befand mich in einer ähnlichen Lage wie die damaligen Mediziner. Der Kleinen ging es schlecht, sie klagte über Übelkeit, hatte Kopf- und Magenschmerzen und regelrechte Entzugserscheinungen. Meine Medikamente und Ersatzstoffe, die ich produziert hatte, griffen ebenso wenig an wie andere Mittel, die ich in immer neuen Varianten entwickelte. Obwohl ich wie ein Besessener arbeitete, gelang es mir nicht, eine Substanz zu finden, die die gleichen Eigenschaften hatte wie Mannanna, ohne dem Befall Vorschub zu leisten.

      Meine zierliche Freundin litt unter meinen Versuchen, doch sie beklagte sich nicht, obwohl meine Behandlung nicht half. Täglich veränderte sie sich mehr, und ich konnte diese unselige Entwicklung nicht zum Stillstand bringen. Mehr als einmal verfluchte ich meine Hilflosigkeit. Es war eine bittere Erkenntnis für mich, dass selbst mein umfangreiches Wissen nicht ausreichte, um EVOLO zu trotzen – mir fehlte Blödels Labor.

      Und dann fehlte mir auf einmal auch Perlmutt. Als ich von einem meiner Inspektionsgänge in die Unterkunft zurückkehrte, war sie verschwunden. Ich suchte das ganze Haus und auch die anderen Gebäude ab, fragte jeden, den ich traf, ob er etwas über den Verbleib der Kleinen wusste, doch niemand konnte konkrete Auskünfte geben. Schweren Herzens fand ich mich damit ab, dass meine Freundin wohl die Fronten gewechselt hatte – ob aus Hoffnungslosigkeit oder aus Überzeugung, zu den Glasigen zu gehören, konnte dahingestellt bleiben. Ich fühlte mich einsam und verlassen ohne sie und erwog ernsthaft, einfach aufzugeben, denn mein Kampf gegen die Mikrozellen und die Befallenen erschien mir sinnloser denn je. Dann dachte ich jedoch an die, die sich von mir Schutz und Hilfe erhofften, also machte ich weiter.

      Spät in der Nacht tauchte Valabog bei mir auf und bat mich um ein Gespräch. Da jeder wusste, wie sehr ich an Perlmutt hing, nahm ich an, dass er mich mit seinen Hauruck-Gedichten ablenken und aufheitern wollte, aber das war nicht der Fall, im Gegenteil, er rückte mit einem abenteuerlichen Vorschlag heraus, ohne zu reimen.

      »Die tatenlose Warterei zerrt allen an den Nerven. Wir müssen wissen, was die Gegenseite plant, und deshalb habe ich mich entschlossen, ins feindliche Lager überzuwechseln, um Informationen zu sammeln.«

      »Du bist verrückt. Das wäre dein sicherer Tod. Dein Plan ist abgelehnt«, sagte ich kategorisch.

      »Als Immuner habe ich die Pfeile nicht zu fürchten«, wandte der Hobbydichter ein.

      »Dafür um so mehr die Glasigen selbst. Ich verweigere meine Zustimmung zu diesem Unternehmen. Gibt es sonst noch etwas?«

      »Nicht so hastig, ich habe dir ja noch gar nicht erklärt, wie ich vorgehen will.« Valabog setzte eine Verschwörermiene auf. »Ich mache Maske. Kann ich auf deine Unterstützung zählen, oder muss ich es allein tun?«

      Ich verstand. Der Kaytaber hatte vor, sich als Befallener zu tarnen, trotzdem kam ich zu dem Schluss, dass seine Chance gering war, unentdeckt zu bleiben und heil zu uns zurückzukehren.

      »Dein Mut ist bewundernswert, dennoch – das Risiko ist zu groß.«

      »Mein Entschluss steht fest«, beharrte der Flurhüter. »Versuche nicht, mich aufzuhalten, denn es wird dir nicht gelingen. Gute Nacht!«

      Er machte Anstalten, den Raum zu verlassen. Da ich einsah, dass er nicht umzustimmen war, hielt ich ihn zurück.

      »Warte, ich werde dich präparieren. Wenn ich schon sonst nichts für dich tun kann, sollst du wenigstens so echt wie möglich aussehen.«

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