Dr. Sonntag Box 4 – Arztroman. Peik Volmer
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Название: Dr. Sonntag Box 4 – Arztroman

Автор: Peik Volmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dr. Sonntag

isbn: 9783740972318

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СКАЧАТЬ weiß genug, um sagen zu können, dass du mir mehr als alles bedeutest!«

      »Ludwig, das geht mir einfach zu schnell. Du verrennst dich da in etwas! Lass uns doch erst einmal ein gemeinsames Fundament finden!«

      »Ich dachte, das hätten wir bereits«, bemerkte Ludwig grimmig. »Egal. Macht nichts. Wie sieht es aus? Gehen wir zusammen ins Theater? Oder möchtest du lieber mit Amandus …«

      »Idiot!«, schimpfte Sydonie.

      »›Passen Sie auf, dass Ihnen kein Versehen unterläuft!‹ Dieser Flegel! Spricht Drohungen aus! Was bildet der sich überhaupt ein?«

      Ludwig hatte sich in Rage geredet. Zum Glück kündigte Schwester Nasifa den nächsten Notfall an, der sich als Nierenstein herausstellte. Nachdem der Patient verarztet war, transportierte die Schwester drei Becher Kaffee heran.

      »Aua, heiß, heiß, heiß! Bitte, nimm mir mal jemand die Becher ab!«

      »Sie könnten sich auf dem Oktoberfest glatt ein schönes Zubrot verdienen, Nasifa!«, lachte Ludwig. »Außerdem sind die Maßkrüge nicht so heiß!«

      »Hier bleibe ich«, erklärte die Schwester. »Hier wird wenigstens mal gelacht!«

      »Worüber wird gelacht?«, fragte Timon Süden, der in diesem Moment um die Ecke schaute.

      »Nur so«, behauptete Ludwig. »Spaß an der Freude. Irgendjemand muss ja die gute Laune aufrechterhalten. Und mit diesem neuen – Kollegen – haben wir diesbezüglich sicher keine Trumpfkarte gezogen!«

      »Sei sanft, Ludwig. Schau mal, ich bin ja auch noch nicht sooo lange hier. Und ich war dankbar, dass alle so nett zu mir waren!«

      »Ich habe ja versucht, nett zu sein«, grollte Ludwig. Aber nett sein macht nur dann Sinn, wenn es beide sind, oder?«

      »Du hast ihn auf einen Fehler aufmerksam gemacht, und er glaubt, dass du es dem Chef gepetzt hast. Das nimmt er dir übel, verständlicherweise.«

      »Er sollte dankbar sein für jede Belehrung! Der Chef meckert nicht, schreit nicht rum, kanzelt einen nicht ab. Der Chef belehrt dich freundlich. Und diskutiert mit dir auf Augenhöhe.«

      »Das weiß doch aber Amandus nicht«, beschwichtige Timon seinen jungen Kollegen. »Stell’ dir vor, dass du irgendwo ganz neu bist, und zum Einstand kommt so ein Problem auf dich zu. Der Junge war einfach verunsichert.«

      »Vielleicht können wir alle zusammen zum Mittagessen gehen. Michael Barbracks köstliches Menü dürfte in der Lage sein, eine friedliche, versöhnliche Atmosphäre zu begünstigen«, schlug Sydonie vor.

      Neue Menschen

      Pfarrer Ettenhuber säbelte mit einer normalen Gabel ein Stück von seiner Flockensahne-Torte ab. Er hatte extra den Umweg über das Café ›Winkelstüberl‹ gemacht, um sich ein kleines Kuchentablett zusammenstellen zu lassen. Er verschmähte Kuchengabeln. Ohnehin aß er lieber mit Esslöffeln oder normal dimensionierten Gabeln. Genuss bedeutete für ihn vor allem viel von Etwas. Und da die Flockensahne auf der Basis eines leichten Brandteiges beruhte, bereitete ihm das Verputzen der Köstlichkeit keinerlei Problem.

      Er bereitete gerade die Sonntagspredigt vor. Epheser 4:22. »Leget von euch ab den alten Menschen, der durch Lüste im Irrtum sich verderbt.« Das passte ja wirklich großartig, dachte er voller Ironie, und stopfte sich ein Stück Torte in den Mund. Ja, das Essen war ihm eine Lust. Die Fleischeslust kam für ihn in seinem Amt ja nicht mehr infrage. Also, eigentlich. Er dachte an die letzte Begegnung mit Elenore und kicherte verschämt. Also, verlernt hatte er es nicht, so viel stand fest. Er hatte nie wirklich verstanden, inwieweit die Beziehung zu einer Frau seine Arbeit für die Gemeinde oder sein ohnehin gestörtes Verhältnis zum Allmächtigen hätte beeinträchtigen können. Im Gegenteil.

      Leget von euch ab den alten Menschen. Ja, natürlich. Das kannte er gut. Er war nicht mehr der hübsche, schlanke Jüngling, den es gewissenlos nach Befriedigung seines Triebes dürstete und der nicht gezögert hatte, deswegen ein unschuldiges junges Mädchen ins Verderben zu stürzen. Naja, Verderben. Es war ja trotzdem alles gut geworden, oder? Und Elenore hatte ihm vergeben. Und seine Tochter auch.

      Natürlich. Den alten Menschen legte man doch zwangsläufig ab, oder? Allerdings war das selten ein Akt der bewussten Entscheidung. Ja, wenn man in der Lage wäre, eine schlechte Haltung, einen miesen Charakter auszuziehen wie ein altes Hemd! Ein neues, modisches Hemd … Würde sich damit auch seine innere Einstellung ändern? Zog man etwas an, weil man sich geändert hatte und feststellte, dass das alte Gewand nicht mehr passte? Oder handelte es sich um ein Kostüm, mit dem man vorgab, etwas zu sein, was man nicht wirklich war?

      Das traf auf ihn zu, leider. Seine Soutane täuschte etwas vor. Das geistliche Gewand stand für Religiosität, für Glauben. Dabei verfügte er weder über das Eine noch empfand er das Andere. Er war ein Schauspieler. Ein guter Schauspieler sogar. Jeder kaufte ihm die Rolle ab, die er spielte. Er war ja auch kein böswilliger Mensch. Er, erzogen und aufgewachsen in einem erzkatholischen Haus, mit Hölle und Sündenpfuhl, hatte Vergebung gesucht für das, was er dem blutjungen Mädchen angetan hatte. Sie schwanger sitzenzulassen, war weiß Gott keine Heldentat.

      Er war also in den Schoß der Kirche geflohen. Er fühlte sich nicht berufen. Er fühlte sich gezwungen. Und je weiter er in die Materie eintauchte, um so mehr entfernte er sich vom Glauben.

      Allerdings war seine Position bequem. Er war versorgt, war nicht gezwungen, sich an einen Menschen zu binden, der versuchte, ihm lieb gewonnene Gewohnheiten abzutrainieren. Er war gesellschaftlich hoch geachtet durch die Integrität seines Amtes. Nein, wirklich. Es gab keinen Grund, den alten Menschen abzulegen und den neuen anzuziehen. Oder?

      Die Begegnung mit Elenore sprach eine andere Sprache. Die Male, die er gegen die Regeln verstoßen hatte, mit schlechtem Gewissen, schwitzend angesichts der Angst vor Entdeckung, erfüllten nur eine biologische Notwendigkeit. Die Befriedigung eines Triebes. Etwas, was erledigt wurde, weil die Umstände günstig waren. Es entsprach … dem Verzehr einer Scheibe Schwarzbrot. Schwarzbrot war gesund, nahrhaft, sättigend, mit all seinen Ballaststoffen und Vitaminen. Dennoch aß man es leidenschaftslos. Weil man Hunger hatte eben.

      Genuss war eine andere Sache. Genuss war … ein Stück Flockensahne aus dem Bräustüberl. Ein Käsekuchen in der Tasse beim Elisabeths Platzerl. Ein Datschi im Café der Klinik St. Bernhard. Dieser Kuchen erfüllte keinen physiologischen Sinn. Lauter Kalorien, die nicht sättigten. Aber sie waren köstlich. Sie erfreuten die Seele, sie machten Spaß. Die Wonne dieses Kuchens lag in ihrer heiteren, köstlichen Sinnlosigkeit.

      Durch die Begegnung mit seiner alten Flamme begriff er, worauf er all die Jahre verzichtet hatte, auch wenn der Trieb im Laufe der Jahre in dem Maße abgenommen wie er körperlich zugenommen hatte. Aber er war immer noch ein Mann, und als solcher interessant. Und ganz offenbar hatte er einer Frau etwas zu bieten. Einer Frau? Der Frau. Elenore. Er hatte sie ›erkannt‹, im biblischen Sinne. Kinder, Kinder! Dieser Frau beizuwohnen, war … einfach unbeschreiblich! Sie war, mit ihren roten Haaren, ein loderndes Feuer, das in ihm aufstieg und ihn verzehrte. Die Erregung, die er spürte, raubte ihm den Atem. Das Verlangen nach ihr wurde unwiderstehlich.

      Epheser 4? Ja, genau! Er wurde ein neuer Mensch. Es war ihm alles egal, bis auf das eine, das ihn zum Mann machte, und was er noch etwas lieber hatte als Kuchen. Er zückte sein Mobiltelefon.

      »Hier Pfarrer Ettenhuber! Elli, bist du es? Ich denke, es ist Zeit, dir die Beichte abzunehmen!«

      »Valerian, du Wüstling! Dir ist СКАЧАТЬ