Mein Bruder, Muhammad Ali. Rahaman Ali
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Название: Mein Bruder, Muhammad Ali

Автор: Rahaman Ali

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783903183827

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СКАЧАТЬ Hause flog – kurz bevor er nach einem 15-Runden Kampf gegen Chuvalo, den Muhammad nach Punkten gewonnen hatte, zum Flughafen fuhr –, und er Jones umarmte.

      „Das nächste Mal, wenn ich wiederkomme, will ich Gast in deiner Radiosendung sein“, sagte Muhammad zu ihm. „Wenn du dann keine Radioshow hast, dann versohle ich dir den Hintern!“

      Muhammad teilte also eine gemeinsame Leidenschaft mit seinem neuen kanadischen Freund. Von da an ging es immer um Musik, wenn er und Jones sich über den Weg liefen.

      Er sagte dann: „Sing Stand by Me! Mann, Spider Jones, du weißt alles über Musik!“

      20 Jahre später führte Jones ein Interview mit Muhammad. Mein Bruder, wie die meisten Leute wissen, war ein großartiger Interviewpartner, und jeder, der mit ihm sprach, erkannte schnell, dass sich hinter dem sportlichen Äußeren ein besonderer Intellekt versteckte. Muhammad hatte den Hang, Interviewer mitten im Satz zu unterbrechen. Er stand mitten im Gespräch auf und begann ein wenig mit ihnen zu sparren, es war unglaublich. Er kam immer als sehr intelligent rüber und sprach über seine Religion und soziale Anliegen, wenn ihm die Plattform in den Medien geboten wurde. Er sprach für ihn wichtige Themen an, fand jedoch immer wieder auch Zeit für das eine oder andere Späßchen. Etwas, was er nie machte, war, sich abfällig über seine Gegner zu äußern, außer er warb gerade für einen Kampf. Vor Kämpfen gab es kein Pardon. Wenn dann der Kampf vorüber war, dann behandelte er seine Kontrahenten allerdings wieder wie gute Freunde. Einmal während eines Gesprächs über seine Freundschaft mit Musikern hörte ich Muhammad sagen, dass er glaube, dass sein Freund Sam Cooke ermordet worden sei.

      Nach Cookes Tod machte sich eine Verschwörungstheorie rund um die Schießerei breit, und sie klang sogar recht plausibel. Es gab damals gewisse einflussreiche Personen, die nicht wollten, dass Farbige ein eigenes Plattenlabel besaßen. Sam Cooke hatte sein eigenes Label gegründet und produzierte den Großteil seiner Songs selbst. Damit behielt er auch alle Rechte an seinen Liedern. Es dauerte nicht lange, und er wurde unter sehr mysteriösen Umständen erschossen, um es einmal diplomatisch auszudrücken. Bertha Franklin, die Managerin des zwielichtigen Hacienda Motels in Los Angeles, hatte ihn laut ihren Behauptungen in Notwehr erschossen, da er sie angeblich vergewaltigen wollte. Die meisten Menschen aber behaupteten, dass es eine Verschwörung war. Sam hätte jede Frau haben können, die er wollte, ohne Gewalt anzuwenden. Er war ein sehr gut aussehender Mann, gerade einmal 33 Jahre alt und am Höhepunkt seiner Musikkarriere. Er war einer der besten Sänger weit und breit.

      Cookes Tod traf meinen Bruder schwer. Er liebte Sam. Sie waren wirklich gute Freunde geworden. Sam besuchte uns früher oft in Miami, und wir hingen zusammen ab und verbrachten eine tolle Zeit miteinander. In jenen Tagen gehörten viele Plattenfirmen der Mafia, speziell in Großstädten wie New York und Chicago. Otis Redding hatte ebenfalls sein eigenes Plattenlabel gegründet und war wenige Monate später, im Jahr 1967, zusammen mit vier seiner Bandmitglieder und dem Piloten bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Wer weiß, vielleicht war es ja nur Zufall, doch Muhammad sprach öfters über Sam und seinen Tod. Irgendwann nahm mein Bruder dann seine eigene Version von Ben E. Kings Stand by Me auf, die sich mehr schlecht als recht verkaufte. Ob Muhammad ein solider Sänger geworden wäre, wenn er ins Musikgeschäft eingestiegen wäre? Ich denke, mit etwas Übung hätte er Potenzial gehabt. Er hatte generell eine gewisse Begabung für Dinge, wenn er sich darauf konzentrierte.

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      Am 28. April 1967 sollte Muhammad vor der Einberufungskommission in Houston erscheinen. An jenem Morgen rief er Herbert an – wie immer, wenn er Rat brauchte. Ich hörte meinen Bruder oft morgens oder abends mit Herbert telefonieren. Unsicher, was seine Zukunft betraf, fragte Muhammad: „Was wird passieren?“

      Er fragte Herbert nicht, was er bei der Anhörung sagen sollte. Ich hatte das Gefühl, dass er genau wusste, dass er der Kommission seine Prinzipien darlegen würde. Er war nicht bereit, sich der Regierung einfach zu ergeben. Auch das wusste ich. Muhammad beriet sich mit Herbert, um dessen Meinung zu erfahren. Ehrlich gesagt, hinterfragte er seinen Manager nur sehr selten, auch wenn andere Leute im Dunstkreis meines Bruders der Meinung waren, dass Herbert zu viel Kontrolle über die meisten Dinge hatte, wenn nicht sogar über alles. Herbert spielte eine entscheidende Rolle während seiner Karriere und bestimmte meist, was Muhammad tun sollte. Wie auch immer, wir waren uns sehr wohl der Konsequenzen bewusst, die eine Verweigerung auf Muhammads weiteren Weg haben könnte.

      In der Zwischenzeit versuchte Arum sein Bestes, um meinen Bruder davon abzubringen und ihn zu überzeugen, den Deal, den er der Regierung vorgeschlagen hatte, anzunehmen. Dieser Deal besagte, dass Muhammad Schaukämpfe zur Unterhaltung der Truppen vorführen sollte. So würde seine weitere Karriere keinen Schaden nehmen, und Muhammad könnte weiter professionell boxen. Hinter verschlossenen Türen warnte Arum meinen Bruder, dass er beruflichen Selbstmord beginge, sollte er diesen lukrativen Deal ausschlagen. Außer mir dachte so ziemlich jeder im Umkreis von Muhammad, dass die Wahrscheinlichkeit für meinen Bruder, jemals wieder einen Boxring zu betreten, gleich null war. Und Arum – der wusste, dass die Karriere meines Bruders vorbei wäre, wenn er diesen Deal ausschlug – sagte ihm klipp und klar, dass er gerade dabei war, eine Dummheit zu begehen. Alle rund um meinen Bruder – einschließlich unseres Vaters und sogar Herberts, auch wenn der den Anweisungen seines Vaters Folge leistete – wollten, dass mein Bruder diesem Deal zustimmte. Immerhin hingen sie alle mehr oder weniger finanziell von ihm ab, und so war es keine große Überraschung, dass der Deal auch in ihrem Interesse war. Später einmal erklärte Arum öffentlich, dass der Grund, warum er Muhammad so unter Druck gesetzt hatte, das Angebot anzunehmen, war, weil er nicht wollte, dass mein Bruder ins Gefängnis gehen müsste. Er sei sehr besorgt um ihn, meinte er. Vor allem war der Promoter natürlich darüber besorgt, seine goldene Gans zu verlieren.

      Am Anfang des Krieges war Muhammads Antwort auf die Einberufung größtenteils von der Reaktion der Nation of Islam bestimmt, denn viele schwarze Muslime verweigerten den Kriegsdienst, und mein Bruder folgte eigentlich nur ihrem Beispiel. Er handelte nach seinen Glaubensprinzipien, doch er betrachtete den Krieg nicht unbedingt als eine ungerechte Sache. Das änderte sich jedoch mit Fortdauer des Krieges, als Muhammad neu eingestuft wurde. Muhammad war kein besonders eifriger Leser, und damals, beim ersten Mal, waren seine Lese- und Schreibfähigkeiten gerade einmal ausreichend gewesen, und die Tests, die er bei der Stellungskommission ausfüllen musste und die als Kriterium zur Einberufung dienten, fielen ihm recht schwer. Erst als die Armee nach mehreren Jahren hartem, blutigem Dschungelkrieg mehr Soldaten benötigte, wurden die Qualifikationskriterien für die Einberufung gesenkt. Doch anstatt meinen Bruder erneut zu testen, klassifizierten sie die Ergebnisse des alten Tests aufgrund der neuen Kriterien neu und erklärten ihn im Nachhinein für tauglich. Sie können sich vorstellen, wie das bei meinem Bruder ankam. Erst wurde er als dumm abqualifiziert und ausgemustert, doch als die Armee dringend mehr Soldaten für Vietnam benötigte, war er plötzlich wieder klug genug.

      Als er herausfand, dass er als tauglich eingestuft worden war – ich denke, wir befanden uns damals gerade in dem Bungalow, den er in Miami gemietet hatte, als er den Anruf bekam –, war die erste Reaktion meines Bruders: Warum ich? Ich bin doch Weltmeister im Schwergewicht. Mit meinen Steuern finanziere ich so viele Gewehre, Panzer und Soldaten. Warum holen die nicht andere, die keine Steuern zahlen? Seine erste Antwort hatte also rein gar nichts mit seinen Prinzipien zu tun, doch es steckte trotzdem etwas mehr dahinter. So wie ich es sah, war Muhammad anfangs nicht klar, dass man ihn nicht an die Front schicken würde, um dort Menschen zu töten. Schon zuvor war es meist gang und gäbe gewesen, dass bekannte Sportler, die zur Armee gingen, im Normalfall mit ungefährlichen Aufgaben betraut wurden, wie etwa mit Vorführungen, um die Truppen bei Laune zu halten, und ich denke, man konnte davon ausgehen, dass, wenn er sich verpflichtet hätte, er ebenso wenig an die Front gekommen wäre. Zu Beginn schien er dies allerdings nicht zu begreifen, und er begann, sich so in seine Wut hineinzusteigern, dass er sich in der Öffentlichkeit so vehement gegen den Krieg aussprach, bis ihn die meisten Amerikaner als einen Ausgestoßenen betrachteten. Als СКАЧАТЬ