Mein Bruder, Muhammad Ali. Rahaman Ali
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Название: Mein Bruder, Muhammad Ali

Автор: Rahaman Ali

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783903183827

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СКАЧАТЬ sie wussten, woran sie an der Mafia waren. Doch in den 1960er-Jahren hatte die Mafia ein Problem: Sie sah sich dem erheblichen Widerstand durch die Black Muslims gegenüber. Schon früh in seiner Karriere, noch bevor Herbert der Louisville Group die Kontrolle komplett entreißen konnte, stand Muhammad unter dem Schutz der Nation of Islam. So sehr sich die Mafia auch darum bemühte, die Kontrolle zu übernehmen, so war es dank der Präsenz der Nation of Islam nicht so leicht möglich, das Trainingscamp zu infiltrieren, wie es sonst bei anderen Boxern der Fall war. Und so war mein Bruder, verglichen mit anderen Boxchampions jener Zeit, ein freier Mann, der tun und lassen konnte, was er wollte. Wer weiß, wie das Schicksal meines Bruders ohne den Schutz der Nation of Islam verlaufen wäre.

      Was Angelo betraf, so war er ein Mensch, der es mochte, wenn alles legal ablief. Damals war es Teil des Schwergewichtsboxens, sich zumindest bis zu einem gewissen Grad mit dieser kriminellen Vereinigung auseinanderzusetzen, doch im Falle der Dundees munkelte man, dass Angelos Bruder Chris Kontakte zum organisierten Verbrechen hatte, aber nicht unbedingt Angelo selbst. Also warum sollte Angelo mit der Mafia zu tun haben? Immerhin hätte er alles über seinen Bruder regeln können, wenn er gewollte hätte. Es war also Chris, der die wirklichen Kontakte zur Mafia hatte, doch im Endeffekt kontrollierten sie keinen der beiden Brüder. Zur Zeit des Liston-Kampfes verhandelte Angelo mit den berüchtigten Gangstern, den Nilon-Brüdern (Jack und Bob), und bemühte sich, sie davon abzuhalten, Einfluss auf die Kampfrichter und den Ringrichter zu nehmen. Angelo war clever. Bis 20 Minuten vor dem Kampf hielt er die Namen der Kampfrichter geheim. Das führte zu einem ordentlichen Streit. Die Nilon-Brüder und Persönlichkeiten des organisierten Verbrechens wie Frankie Carlo und sein Partner Blinky waren fest entschlossen, sich den Kampf unter die Nägel zu reißen. Das waren gefährliche Männer. Doch Angelo half ihnen weder direkt noch über seinen Bruder Chris. Muhammad und sein Coach standen für einen sauberen Boxsport und gaben ihr Bestes, um sich dafür einzusetzen.

      Es war naheliegend, dass die Mafia Liston unter Kontrolle hatte. Vom Beginn seiner Profikarriere im Jahr 1953 an „gehörte“ Liston einem Gangster namens Joe Vitale aus St. Louis. Ab 1959 besaß Frankie Carlo, der einst als Auftragsmörder für die Mafiagruppierung Murder Inc. tätig war, einen Mehrheitsanteil an Sonny Listons Vertrag, zusammen mit seinem Geschäftspartner in Palermo. Gemeinsam mit einer Gruppe anderer Promoter, die die „Combination“ genannt wurden, hatten sie die komplette Kontrolle über ihn und waren bekannt dafür, wichtige und profitable Boxkämpfe zu manipulieren. Dankenswerterweise war Muhammad bei den Dundee-Brüdern in sicheren Händen. Sie hielten das ganze Mafiagerede von ihm fern, damit er sich mit so wenig Ablenkung wie möglich auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren konnte. Ich half meinem Bruder beim Training, war aber gleichzeitig auch seine moralische Unterstützung. Mein Bruder hielt sich aus allem heraus und überließ die Sache mit den Gangstern einfach den Dundee-Brüdern. Vor dem ersten Kampf gegen Liston bekamen wir einige Drohanrufe, sogar zu Hause, am Morgen des Kampfes, doch wir nahmen sie nicht besonders ernst. In unseren Köpfen dachten wir, dass Gott uns beschützen würde, und wenn er es nicht tat, dann war da noch die NOI, die uns helfen würde.

      Schließlich kam es zum Aufeinandertreffen zwischen meinem Bruder und Liston in Miami, doch bevor Muhammad in den Ring stieg, musste er noch eine Sache über sich ergehen lassen. Am gleichen Abend gab ich mein Debut als Profiboxer in einem harten Schlagabtausch gegen Chip Johnson. Mein Gegner hatte bereits sechs Profikämpfe bestritten und damit einiges mehr an Erfahrung als ich. Er hatte sogar mehr Amateurkämpfe als ich auf dem Buckel. Es war ein harter Kampf, und ich musste einige deftige Schläge einstecken. Wie ich später herausfand, hatte sich Muhammad während meines Kampfes aus seiner Umkleidekabine geschlichen, um mir vom Korridor aus zuzusehen. Der immer besorgte ältere Bruder, er wollte, dass ich mit so wenig Schaden wie möglich aus diesem Kampf herauskam. Das bedeutete mir sehr viel mehr als der Kampf selbst. Das Gefühl, zu wissen, dass mein Bruder sich mehr Sorgen um meine Gesundheit machte als um seine eigene – und das am wichtigsten Abend seiner Karriere, habe ich niemals vergessen.

      Wie auch immer, ich bekam ordentlich was ab, doch ich schaffte es bis ans Ende der vier Runden und wurde sogar zum Sieger erklärt. Meinen ersten Kampf als Profi zu gewinnen, versetzte mich in einen Glücksrausch, der allerdings nicht lange anhalten sollte. Der Ringsprecher stellte mich als Muhammads Bruder vor, worauf die Menge mich ausbuhte. Sie waren noch immer nicht besonders angetan von Muhammad und drückten dieses Gefühl jedem gegenüber aus, der seinen Namen mit ihm teilte. Während das Publikum mich weiter auspfiff, rief mir mein Bruder zu, ich solle aus dem Ring steigen, und sagte mir, dass er für mich kämpfen würde. Nach dem Kampf ging ich zurück in die Kabine, wo er den Arm um mich legte und mir deutlich sagte, dass ich nicht mehr kämpfen müsste und er an diesem Abend zum Weltmeister gekrönt werden würde.

      „Rudy, das war dein letzter Kampf“, sagte er einfühlsam. „Ich werde für den Rest deines Lebens für dich sorgen, mach dir also keine Gedanken darüber.“

      Ich ging schnell unter die Dusche und zog mich um. Dann eilte ich zurück in die Arena, um von meinem Platz in der vordersten Reihe meinem Bruder zuzusehen. Als er den Gang zum Boxring hinunterging, war die Spannung in der Arena nicht mehr auszuhalten – vor jedem Kampf gibt es da dieses Dröhnen, diese Energie, diese aufgeladene Atmosphäre, doch diesmal war es anders. Auch wenn er sich immer wie ein Clown aufführte und Späße machte, so wussten wir beide, dass dies ein äußerst gefährlicher Kampf für ihn sein würde, und es war, um ehrlich zu sein, angsteinflößend. Mein Magen fühlte sich ganz flau an, ein Gefühl, das ich nie wirklich ablegen konnte, wenn ich ihm im Ring zusah, doch in dieser Nacht war es besonders schlimm.

      Vielleicht hätte ich mir nicht so viele Sorgen machen müssen. Gleich von Anfang an bewies mein Bruder, dass er jedes Wort, das er zur Presse, zu Liston und gleichwohl zu seinen Fans und Gegnern gesagt hatte, auch mit boxerischem Können untermauern konnte. Leichtfüßig wich er Listons Schlägen aus, duckte sich und glitt gewandt aus der Reichweite seines Kontrahenten mit Bewegungen, von denen die meisten Kommentatoren meinten, dass sie zu seinem Verhängnis werden würden. Unterdessen deckte er Liston aus der Distanz mit Schlägen ein. Runde um Runde. Liston konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und Treffer landen, und schon gar nicht diese Schläge, für die er so berühmt war.

      Der bekanntermaßen einzige heikle Moment in dem Kampf war, als die Betreuer von Liston auf einen dreckigen Trick zurückgriffen und irgendetwas auf die Handschuhe ihres Boxers schmierten, das die Sicht meines Bruders behinderte und ihm damit beinahe den Sieg kostete. Ich erkannte fast sofort, dass etwas nicht stimmte, und mir schossen zu dem Zeitpunkt alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Meine erste Sorge galt natürlich der Gesundheit und Sicherheit meines Bruders, und ich hätte ihn sofort aus dem Ring genommen, wenn ich der Meinung gewesen wäre, dass seine Gesundheit gefährdet wäre. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass dies wahrscheinlich die einzige Chance auf einen Titelkampf war, die er je bekommen würde, und der gedemütigte Liston ihm keinen Rückkampf anbieten würde, wenn Muhammad hier verlor. Verwirrt darüber, was genau passiert war, der Kampf zweier miteinander konkurrierender Gefühle, die Atmosphäre im Publikum, als Liston zu einem vermeintlichen Comeback ansetzte – mein Adrenalinspiegel war vollkommen außer Kontrolle geraten.

      Für Angelo war dieser Moment genauso gefährlich wie für Muhammad. Die Black Muslims in der Ecke meines Bruders waren ziemlich aufgebracht und begannen, an Angelos Loyalität zu zweifeln, nahmen sie doch an, dass er etwas mit der Sache zu tun hatte. Während Angelo einerseits versuchte, ihnen zu versichern, dass dem nicht so war, versuchte er gleichzeitig auch, etwas zu unternehmen. Er kannte die Tricks, die Listons Team auf Lager hatte, aus der Vergangenheit und wusch meinem Bruder die Augen zwischen den Runden immer mit Wasser aus.

      „Du gibst jetzt nicht auf!“, bellte er ihn an, als er meinen Bruder in die – wie sich herausstellen sollte – letzte Runde schickte.

      Angelo war nicht wie einige andere Coaches, die herumschrien und ihre Boxer anwiesen, bestimmte Schläge einzusetzen, und von ihnen erwarteten, die Instruktionen bis ins Detail umzusetzen. Muhammad durfte den Kampf so bestreiten, wie er es für richtig hielt, schließlich hatte er jahrelang dafür trainiert, diese Verantwortung zu übernehmen. СКАЧАТЬ