Название: Mein Bruder, Muhammad Ali
Автор: Rahaman Ali
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783903183827
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„Erst zehn?!“, fragte er ungläubig.
„Ja“, war die Antwort. „Aber Muslime sind sehr gebildet und anderen Gleichaltrigen voraus.“
Kurz vor Muhammads Titelkampf, als Belinda ein Teenager war, entschloss sie sich dazu, selbst ein paar Nachforschungen über meinen Bruder zu betreiben. Sie begann damit, sich mehr mit seiner Boxkarriere auseinanderzusetzen, und las über seine Kämpfe und seine Leistungen bei den Olympischen Spielen. Zu dieser Zeit bereitete er sich gerade auf den Kampf mit Sonny Liston vor, und sein Gesicht war überall zu sehen. Sie sah, was Liston über die Black Muslims sagte, und hörte, wie mein Bruder sagte: „Ich werden den Typen plattmachen.“
Das dürfte sie dann doch beeindruckt haben, denke ich. Irgendwann setzte sie sich hin und verfasste ein Gedicht, das sie meinem Bruder letzten Endes zukommen ließ. Es lautete folgendermaßen:
This is the legend of Cassius Clay.
The most beautiful fighter today.
His fist fights are great he’s got speed and endurance.
But if you try to fight him it’ll increase your insurance.
This kid’s got a left, this kid’s got a right.
Look at him carry the fight.
All the crowd is getting frantic, there’s not enough room,
Cassius’ law of boom.
Who would have felt when they came to the fight
They’d see spooks set alight.
No one would have dreamed when they put down their money
They’d see a total eclipse of Sonny.
Als Belinda die Gelegenheit bekam, Muhammad ihr Gedicht zu geben, war er davon überwältigt.
„Du hast das für mich geschrieben?“, fragte er sie. „Ich liebe es. Du bist klug.“
Er verwendete Teile davon bei Interviews und legte damit den Grundstein für einige seiner berühmtesten Zitate, und nur ganz wenige Leute hätten vermutet, dass diese Zeilen von einer 13-Jährigen stammten.
Auf jeden Fall behielt mein Bruder Belinda im Auge und versuchte, sie immer zu treffen, wenn er gerade in Chicago war. Schlussendlich fand sie eine Anstellung in einer Bäckerei, wo er sie immer wieder aufsuchte, um mit ihr zu flirten und zu reden. Belinda bot ihm bei ihren Gesprächen immer wieder Paroli.
Schnell war Belinda zum Rückgrat ihrer Beziehung geworden. Sie bemerkte bald, dass Muhammad bei Weitem nicht so extrovertiert war, wenn sie allein waren. Er war ein sehr ruhiger Kerl. Belinda schaffte es, dass er begann, mehr aus sich herauszugehen, was auch sein Selbstvertrauen bis zu einem gewissen Grad stärkte. Langsam öffnete er sich. Sie spielte ihre Rolle sehr gut und zeigte ihm neue Aspekte im Leben und sagte ihm, dass, wenn es darauf ankam, er unbesiegbar sei. Wenn der Alltag ihn zu erdrücken drohte, dann erkannte sie das sofort und sagte zu ihm: „Du kannst das alles bewältigen. Du wirst eines Tages ganz groß rauskommen.“
Ihre Worte halfen ihm, sein Selbstwertgefühl hochzuhalten, als die äußeren Umstände ihn nach unten ziehen wollten. Belinda stellte sicher, dass er nicht den Mut verlor, und das war unheimlich wichtig für meinen Bruder, damit er diese harten Jahre durchstehen konnte.
Wie das Sprichwort sagt, so steht hinter jedem großen Mann eine große Frau, und mein Bruder hatte Glück, sie getroffen zu haben, auch wenn sie damals noch ein Mädchen war. Traurigerweise profitierte Belinda nie vom Schwergewichtsweltmeister, denn als sie heirateten, war Muhammad der Titel bereits aberkannt worden, und als er ihn wiederbekam, war ihre Beziehung gerade dabei, in die Brüche zu gehen.
Trotz allem, Muhammad hatte nun eine Frau zu ernähren, und er musste aus dem finanziellen Loch, in das er immer tiefer zu versinken drohte, herauskommen. Louis Farrakhan – ein hochrangiges Mitglied der Nation of Islam – hatte meinen Bruder für einige Zeit in seinem Haus wohnen lassen und sich um Sonji, seine erste Frau, gekümmert, als dieser für den Kampf mit Liston trainierte. Nun sponserte Farrakhan Muhammads und Belindas Flitterwochen, was zwar sehr großzügig war, jedoch nicht die finanziellen Probleme meines Bruders löste.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Muhammad 29 Profikämpfe bestritten, einschließlich neun Titelkämpfe. Aus diesen neun Titelkämpfen lag sein Anteil bei zwei Millionen US-Dollar brutto, nach Abzug aller anderen Ausgaben vom Manager bis zum Hausmeister. Doch Muhammad war damals noch unter Vertrag bei der Louisville Group, zehn weißen Herren, die ohne sein Wissen ein als „Joe Louis Gesetz“ bekanntes Arrangement mit der Regierung getroffen hatten, nach dem sie der Regierung 90 Prozent aller seiner Einnahmen zahlen würden, noch bevor Muhammad sein Geld bekam, damit er nicht bankrottging. Damit blieben meinem Bruder unterm Strich gerade einmal magere zehn Prozent seiner zwei Millionen Dollar, um zu leben. Davon bekam Sonji nach der Scheidung zwischen 150.000 und 200.000 Dollar zugesprochen, zusätzlich zu den 1200 an monatlichen Unterhaltszahlungen. Dann waren da noch die Anwaltskosten, die beglichen werden mussten. Diese beliefen sich auf damals gigantische 96.000 Dollar für die Anwälte, die ihn im Kampf gegen seinen erbittertsten Widersacher – die US-Regierung – vertreten hatten. Vom Rest musste er leben und seine Rechnungen bezahlen. Kein Wunder, dass so gut wie kein Geld mehr auf dem Konto war.
Es wäre nicht mein Bruder gewesen, wenn er nicht Witze über seine Lage gemacht hätte.
„Ich weiß nicht, warum die Leute sich darüber wundern, dass ein schwarzer Boxer einen finanziellen Engpass hat“, lachte er. „Sogar Amerika ist pleite. Amerika streicht sogar Reisen ins Ausland, um Geld zu sparen. Wenn also das große mächtige Amerika pleitegehen kann, dann ist es wohl keine Überraschung, wenn ein kleiner schwarzer Boxer pleitegeht.“
Man muss schon einen ganz besonderen Charakter haben, um sich den Humor in einer solchen Situation, in der sich mein Bruder befand, zu erhalten. Jemand, dessen Karriere am Höhepunkt abrupt unterbrochen wurde, gerade als er bereit war, das große Geld zu machen – in einem Sport, in dem er bereits als 12-Jähriger seine Berufung gefunden hatte.
Aber egal, wie schlecht die finanzielle Lage meines Bruders war, es schien ihn nicht davon abzuhalten, weiterhin Geld auszugeben. In einem Interview mit TV-Moderator Bud Collins erzählte er von seinen Plänen, sich ein Flugzeug zulegen zu wollen. Der einzige Grund für so einen Rieseneinkauf war, dass er durchs ganze Land reiste und immer unterwegs war. Man muss wissen, dass Muhammad, seit er Liston entthront hatte, Anfragen aus allen Teilen des Landes bekam, um Reden zu halten und aufzutreten, und die Zeit, die er im Auto verbrachte, zermürbte ihn langsam. Und nun überlegte der Mann, der bekannterweise beinahe die Olympiaqualifikation wegen seiner Flugangst verpasst hätte, ein eigenes Flugzeug zu erwerben. Der Interviewer war ganz erstaunt und meinte: „Ich möchte Ihnen nicht zu nahetreten, aber es kursieren gerade viele Geschichten, dass es Ihnen wie Joe Louis ergeht und Sie bankrott sind. Sie haben einerseits 280.000 Dollar Schulden und reden andererseits davon, sich einen Düsenjet zu kaufen.“
Wie immer hatte Muhammad eine Antwort parat. Man konnte ihn niemals aus der Fassung bringen, egal, ob man mit ihm begann zu philosophieren oder ob Journalisten versuchten, ihn zu grillen.
So antwortete er: „Ich sage СКАЧАТЬ