Mein Bruder, Muhammad Ali. Rahaman Ali
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Название: Mein Bruder, Muhammad Ali

Автор: Rahaman Ali

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783903183827

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СКАЧАТЬ Wenn du über etwas Bestimmtes reden willst, dann verabrede ein Treffen.“

      Es gab bestimmte Dinge und Informationen, über die wir am Telefon nicht sprechen durften, um damit potenzielle Interventionen der Behörden zu minimieren.

      Während seines Prozesses wegen Kriegsdienstverweigerung einige Jahre später kam unter anderem heraus, dass eine Unterhaltung meines Bruders mit Dr. Martin Luther King, mit dem er seit dem Vorabend des Liston-Kampfes in Verbindung stand, als dieser ihm alles Gute wünschte, aufgenommen worden war. Die FBI-Akten, die später freigegeben wurden, besagen, dass mein Bruder mit Dr. King darüber sprach, dass er seine Arbeit weitermache und er ihn als Bruder betrachte. Danach begannen die Sicherheitsbehörden, Falschinformationen über meinen Bruder in der Öffentlichkeit zu verbreiten, erfundene Briefe, die sofort zum Fressen für die Presse wurden. Nichts wurde unversucht gelassen, um diesen jungen Farbigen, der begann, Wellen zu schlagen, zu unterminieren. Ich glaube keine Sekunde daran, dass der Direktor des FBI, J. Edgar Hoover, ernsthaft dachte, Muhammad wäre eine Gefahr für Amerika. Aber wie sich herausstellte, durchkämmten die FBI-Agenten sogar die alten Schulakten meines Bruders. So gut wie überall, wo Muhammad hinging, waren auch Agenten zu sehen. Vielleicht wollten sie nur ihre eigene Neugier befriedigen? Denn nur wenig von dem, was sie taten, machte Sinn.

      Vor nicht allzu langer Zeit wurde die Behauptung aufgestellt, dass Angelo ein FBI-Spitzel gewesen sein soll. Das ist vollkommen absurd. Es ist allerdings wahr, dass Angelo vor dem ersten Kampf gegen Liston vom FBI befragt wurde, doch das beweist nur, wie loyal er gegenüber Muhammad und seinen Freunden war. Sie zeigten ihm Bilder von der Nation of Islam, Personen, die Angelo leicht wiedererkannt hätte, und fragten: „Angelo, wer ist der Typ? Wer ist das hier?“, und jedes Mal antwortete Angelo: „Ehrlich, diese Muslime sehen alle gleich aus für mich.“

      Angelo hätte nie jemanden verraten – schon gar nicht einen Mann, der nicht nur Boxer war, sondern auch ein Teil seiner Familie.

       MUHAMMAD & MALCOLM

      Lange nachdem Malcolm X das irdische Dasein verlassen hatte, hielt Muhammad eine Rede, bei einem Treffen in Los Angeles, als

      ein farbiger Mann, der etwas älter schien als die anderen Anwesenden, aus den hinteren Reihen rief: „Wenn du nicht an das glaubst und das predigst, was Elijah sagt, dann wirst du sterben.“

      Der Mann bezog sich dabei auf Malcolms Ermordung.

      Muhammad, der nie einen Hehl aus seiner Enttäuschung über seinen verstorbenen Freund gemacht hatte, antwortete: „Nein. Du stirbst nicht, wenn du nicht an das glaubst, was Elijah sagt. Doch ich kenne einige Leute, die dich umbringen würden, wenn du schlecht über mich redest! Und ich muss ihnen das gar nicht erst befehlen.“

      Das sorgte für lautes Lachen im Publikum, doch mein Bruder blieb todernst.

      „Ich kenne einige Leute, die dich umbringen würden!“, fuhr er fort. „Hört mich an. Lasst es euch von mir sagen, kein mächtiger Mann, der von Hunderttausenden verehrt wird, braucht zu sagen: ‚Holt ihn euch.‘ Du bist nicht sicher, wenn du über ihn sprichst. Ich kenne einige Brüder, die dich töten würden, wenn du schlecht über ihre Mutter redest. Sie würden dich umbringen! Heiße seine Mutter eine Hure und sieh, ob du das überlebst. Ich kenne Leute, die bringen dich für ihre Mutter um! Einer von den Brüdern würde dich so schnell umlegen, da muss gar kein Muhammad dabei sein.“

      Der Mann im Publikum wollte es aber nicht dabei belassen und versuchte, Muhammad weiter dazu zu bringen, Malcolms Tod zu rechtfertigen.

      Schließlich wurde es Muhammad zu bunt, und er sagte: „Ich habe niemanden umgebracht, was willst du von mir?“

      Egal ob er nun aggressiv war oder sich verteidigte, die Fragen zu Malcolms Tod verfolgten ihn für einige Zeit. Es war teilweise auch seine eigene Schuld. Etwa acht Monate nachdem Malcolm einem Attentat zum Opfer gefallen war, war Muhammad zu Gast in der Radiosendung Hotline des Chicagoer Radiosenders WVON, die von Wesley South moderiert wurde, wo er sich kein Blatt vor den Mund nahm und öffentlich sagte, dass sich die Nation of Islam um Malcolm „gekümmert“ hätte. Einige Leute meinten später, dass mein Bruder wegen Mittäterschaft bei der Ermordung des ehemaligen Mitglieds der Nation of Islam verhaftet werden sollte. Mein Bruder sagte vieles in der Öffentlichkeit. Er war einfach so. Und was er damals sagte, wurde wahrscheinlich falsch ausgelegt.

      Muhammads Verhältnis zu Elijah Muhammad wurde enger, als Malcolm begann, sich vom Führer der Nation of Islam abzuwenden – die beiden hatten sich heftig zerstritten. Die Nation hatte natürlich ihre Vorteile. Malcolm war allein, wohingegen sich die Nation of Islam zu einem institutionellen Kult entwickelt hatte, der sowohl einen gemeinschaftlichen als auch einen spirituellen Einfluss auf meinen Bruder hatte. Muhammad stand zu dieser Zeit fest hinter Elijah Muhammad und gegen seinen ehemaligen Freund Malcolm. Malcolm, so sagte mein Bruder, hätte behauptet, dass Elijah Muhammad zwölf Frauen geschwängert haben soll und dass er herausgefunden hätte, dass der so hochverehrte spirituelle Führer bei Weitem nicht so heilig war, wie er vorgab zu sein, und ein Dutzend Kinder hätte. Wenn man einigen prominenten Gefolgsleuten glauben darf, dann versuchte Malcolm, Anhänger auf seine Seite zu ziehen und Elijah Muhammad vom Thron zu stoßen – deswegen ließ er sich auch immer wieder zu diesen Hasstiraden gegen den Führer der Nation of Islam hinreißen. Doch mein Bruder hatte noch viel praktischere Gründe, sich auf die Seite von Elijah zu stellen. Wir sprechen hier über die Wahl zwischen einem Individuum, das die Nation of Islam in der Hoffnung verließ, eine neue Organisation für eine afroamerikanische Vereinigung zu gründen, und der Nation of Islam, in der die Söhne von Elijah Muhammad die Geschäfte meines Bruders leiteten, als seine Box- und Marketingmanager fungierten und so weiter, sowie den ganzen geistigen und finanziellen Verpflichtungen nachkamen, denen man nur schwer den Rücken zudrehen konnte. Hätte Muhammad sich dazu entschlossen, zu Malcolm zu stehen, so hätte er einerseits seine religiöse Heimat und gleichzeitig auf Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen von Dollar verzichtet. Das wäre wohl jedem schwer gefallen. Es war ein Gedanke, den einige teilten. Persönlich hatte ich das Gefühl, dass Muhammad die Nation of Islam letztlich nie in Stich gelassen hätte.

      Natürlich gab es eine Zeit, in der Muhammad seinen Führer verehrte und an seinen Lippen hing, als wäre alles, was Elijah Muhammad sagte, die absolute Wahrheit. Als Malcolm mit der Nation brach, wusste Muhammad zumindest kurzfristig nicht, auf welcher Seite er stand, auch wenn er es nach außen nicht zeigte. Malcolm war für Elijah Muhammad unheimlich wichtig gewesen. Er verrichtete großartige Arbeit, und vielleicht hätte man ihn dafür besser belohnen sollen. Doch einige waren der Meinung, dass er sich gegen seinen Gönner gewendet hatte, vor allem jene, die zur Nation of Islam gehörten. Er reiste durch die Welt und versuchte, einige der Dinge, die er getan hatte, wieder zu zerstören, was als eine große Gefahr wahrgenommen wurde. In den Augen mancher schien Malcolm aber kaum eine Gefahr für die Nation of Islam darzustellen, doch der Punkt ist: Er war eine Gefahr.

      Malcolm selbst behauptete immer, dass er den wahren Islam kennengelernt hätte, als er sich auf seine Pilgerreise zu den heiligen Stätten in Mekka begab, ein paar Monate nachdem mein Bruder den Weltmeistertitel gewonnen hatte. Was er dort laut eigener Aussage gelernt hatte, stand im Gegensatz zu den Lehren von Elijah Muhammad. Also begann er, seine Ansichten lautstark zu äußern, was zur Wurzel des Problems werden sollte. Die Nation of Islam hat eine allgemeine Regel – die Regel Nummer neun, die besagt, dass niemand für Ärger sorgen darf. Malcolm wurde im Wesentlichen zu einem Ärgernis. Er meinte, dass, wenn ihn die Muslime in Ruhe gelassen hätten, er sie auch in Ruhe gelassen hätte, doch laut Berichten einiger prominenter Mitglieder entsprach dies nicht der Wahrheit. Er rief permanent bei den Leuten an und bat sie, sich auf seine Seite zu schlagen. Er wurde zu einem Störenfried und – in den Augen vieler – zu einer Gefahr. Muhammad war dies bewusst. Schließlich dachte Malcolm, dass er sich in einer Sackgasse befand. Er sagte sogar, er СКАЧАТЬ