Meerjungfrau sucht Mann fürs Leben. Hanne-Vibeke Holst
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Название: Meerjungfrau sucht Mann fürs Leben

Автор: Hanne-Vibeke Holst

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Therese-Trilogie

isbn: 9788726569575

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СКАЧАТЬ schlägst du ihn dann nicht nieder? Ein für allemal?«

      »Irgendwann werde ich das auch tun!« sagte er unheilschwanger und trat aufs Gas, daß der Kies unter den Reifen wegspritzte. Paul, sonst die Geduld in Person, gleich, ob ich fettige Haare oder geschwollene Knöchel hatte, unleidlich und empfindlich war, beginnt, mich jetzt auch erwartungsvoll anzusehen, wenn ich eine der langen Vorwehen bekomme, die wir inzwischen »Narrenwehen« nennen. Aber es passierte nichts, so die niederschmetternde Mitteilung, wenn Kiki, meine Schwester, mindestens zweimal am Tag anruft und Mutter überraschend aus den Proben vorbeischaut, um zu hören, ob es etwas Neues gibt. Birgitte hat vorgeschlagen, wir sollten »es losbumsen«, die Prostaglandine im Samen des Mannes wirkten wehenfördernd, was die Ärztin zögernd bestätigte. Aber das erste Mal, seit wir uns kennen, kann Paul nicht. Ganz gleich, welche Verführungskünste ich auftische, er bleibt schlaff wie ausgekochte Spaghetti.

      »Nicht, daß du nicht wahnsinnig süß bist«, entschuldigt er sich. »Aber ich habe irgendwie das Gefühl, als wäre das Kleine dabei und würde zugucken.«

      Birgitte schnalzt bedauernd mit der Zunge, als sie von seiner Impotenz hört.

      »Ihr solltet es aber trotzdem genießen, denn hinterher ist es nie wieder das gleiche!«

      Sie begleitet mich ins Kaufhaus, wo wir Strampelanzüge und Unterwäsche in Größe 50 kaufen. Was ich schon lange hätte tun sollen, aber weil ich mich irgendwie immer noch nicht richtig freuen kann, traute ich mich nicht, so vermessen zu sein, mich meinem Kind so stofflich zu nähern. Kinderwagen und die andere Ausstattung würde ich immer wieder verkaufen können, falls ... Aber so ein winzig kleines Unterhemdchen mit Bindeband ...

      »Wie süß!« murmele ich mit einem wohligen Schaudern.

      »Ja, es ist furchtbar«, sagt Birgitte. »Man vergißt ganz, wie hart es ist!«

      Ich ermuntere sie nicht, ihre Behauptungen zu veranschaulichen. Ich weiß, was sie sagen will, und mag nichts mehr von »Vorher« und »Hinterher« hören und all die anderen zum Himmel gerichteten Prophezeiungen, mit denen unter anderem auch sie glänzt. Aber sie fährt unerschütterlich fort. Malerisch, so daß ich gegen meinen Willen grinsen muß.

      »Goodbye, Nachtschlaf! Auf Wiedersehen, Sexualleben! Adios, Candlelight-Dinner! Au revoir, Karriere!«

      Es nützt nichts, aber ich protestiere dennoch mit dem Hinweis auf die Unterschiede bei den Vätern. Jens befindet sich so oft beim Bau der Brücke über den Großen Belt, daß Birgitte eigentlich als alleinstehende Mutter zu betrachten ist.

      »Liebste Birgitte, mein Kind hat auch einen Vater! Einen äußerst präsenten Vater!«

      »Das kann schon sein. Aber ganz gleich, wie ihr es euch vorstellt, du bist und bleibst die Mutter!«

      Ich schüttle den Kopf.

      »Diese neue Mütterlichkeit kannst du dir gern ...«

      Im gleichen Moment stoße ich ein Stöhnen aus, klappe zusammen und greife nach ihr.

      »Was ist? Geht es los?« fragt sie aufgeregt.

      »Nein, das ist nur eine Vorwehe! Manchmal ist es, als schössen sie bis in die Schenkel!« keuche ich.

      Birgitte nickt verständnisvoll.

      »Glaubst du, Paul hat auch Vorwehen?«

      »Phantomwehen!« entgegne ich und frage, ob wir jetzt nicht genug haben. Ich möchte lieber ins Café.

      Sie schüttelt erfahren den Kopf und greift nach Unterhosen. »Nein, du brauchst mindestens jeweils fünf Stück. Du machst dir einfach keinen Begriff davon, wieviel diese Neugeborenen scheißen! Die reinste Remoulade, das läuft einfach so raus!«

      »Bitte, Birgitte!« verdrehe ich die Augen.

      »Aber das stimmt doch! Aber keine Sorge, das wird erst später eklig.«

      Wir gehen ins Café Europa – dem einzigen Café in Kopenhagen mit einem Samowar auf dem Bartresen –, und auch wenn es nur ein paar hundert Meter vom Kaufhaus zum Højbro Plads sind, bekomme ich Seitenstiche und Atemnot bei meinem Versuch, mich in einem normalen Tempo zu bewegen. Birgitte senkt das Tempo und schiebt eine Hand unter meinen Arm, so daß wir das letzte Stück wie ein paar ehrwürdige ältere Schwestern meistern. Sie hilft mir auch, mich zwischen den Cafétischen durchzumanövrieren, so daß mein Bauch nicht gerade die Tassen zu Boden fegt, sondern nur den Lederjackenrücken eines jungen Typen streift.

      »Toll!« bemerkt der spontan, als er sich umdreht. »Wann ist es soweit?«

      »Schon vor hundert Jahren!« sage ich und sinke erschöpft auf einem Stuhl nieder. Ich muß eigentlich pinkeln, aber allein der Gedanke, das ganze Café zu durchqueren und mich eine steile Kellertreppe hinunterzuwinden, um ein Spiegelkabinett von einem Damen-WC zu erreichen, läßt mich lieber darauf verzichten.

      Birgitte hat mich der kollektiven Besichtigung überlassen, während sie die Bestellung an der Bar übernimmt. Unglaublich, wie so ein Bauch die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zieht. Von allen Seiten wird hemmungslos geglotzt – auch in der Redaktion, an meinem Arbeitsplatz, wo ich trotz Pauls Gemaule ein paarmal hingegangen bin, um Post zu holen und an Mitarbeiterkonferenzen teilzunehmen. Die Leitung hat Pläne, die Nachrichtensendung auf 21 Uhr zu verschieben, was der General ablehnt und die Vertrauensleute befürworten. Die Mitarbeitergruppe ist gespalten, und ich selbst habe mir keine definitive Meinung bilden können. War dazu irgendwie nicht in der Lage. Was mich selbst beunruhigt: Mein Arbeitsplatz kommt mir schon jetzt fern und nicht mehr mich betreffend vor, und prinzipiell zeugt es von schlechtem Stil, zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit hereinzurauschen und der Vertretung über die Schulter zu gucken. Ras, der Auslandsredakteur und mein direkter Vorgesetzter, sagte auch einmal direkt, daß er sich einer Tes mit dickem Bauch gegenüber »einfach nicht verhalten könnte«, und der General sah aus, als würde er in Gesellschaft einer so provozierenden Weiblichkeit nahezu unpäßlich. Dazu würde das Gerücht passen, es läge ein inoffizielles Dekret vor, wonach der General keine hochschwangeren Reporterinnen um sich haben will, wie die Produktionsassistentin Kirsten behauptet, die einzige, die sich offen gegenüber meinem Zustand verhalten konnte, indem sie mir auf den Bauch klopfte und »hallo, du da!« sagte.

      Aber dem General blieb gar nichts anderes übrig, solange es notwendig war, die erforderlichen Fellow-up-Treffen hinsichtlich meines Moskau-Abenteuers zu veranstalten. Um mich zu schonen, bin ich rücksichtsvollerweise in Unwissenheit darüber gehalten worden, was weiter passierte. Aber wie der General es beschrieb, kann die Situation so zusammengefaßt werden, daß mein Mafiafreund Sascha geschworen hat, seinen belfernden, sich jetzt ziemlich im Ruhestand befindlichen Köter zu rächen, daß mein Kollege Ferdinand äußerst passend Moskau verließ, um nach Jütland heimzufahren und sich dort mit Frau und Kindern wiederzuvereinigen, daß der tapfere Kameramann Sergej in der Datscha seines Onkels in Sibirien untergetaucht ist, und daß der General witzigerweise reichlich paranoid wurde, sein Auto zweimal auf Bomben hat untersuchen lassen und sich weigert, nicht angekündigte Pakete anzunehmen. Schließlich hat der General dafür gesorgt, daß in Moskau Gerüchte verbreitet wurden, wir hätten nichts anderes in den Kasten gekriegt als die absolute Finsternis und einen bellenden Hund, und ich glaube einfach nicht, daß Sascha nur um des Exempels willen das nicht unbedeutende geschäftsmäßige Risiko auf sich nehmen wird, das darin liegt, westliche Fernsehleute zu liquidieren. Aber trotzdem mag mein Chef ja recht damit haben, wenn ich in nächster Zeit nicht wieder nach Moskau geschickt werden soll. Mein Baby soll trotzdem nicht mutterlos aufwachsen. Deshalb mußte ich zustimmend nicken, als er mir СКАЧАТЬ