Arche Noah. Anna Croissant-Rust
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Название: Arche Noah

Автор: Anna Croissant-Rust

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788711466681

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СКАЧАТЬ gut zumut dabei.“

      „No und?“ drängte die Tafelrunde.

      „Und? Ich sagte dann, nachdem ich mein Musikergewandl schnell wieder ausgezogen hatte und in meine Richtertoga geschlüpft war, sehr ernst: „Also den Beweis habt ihr erbracht; ihr könnt musizieren, wo und wie viel ihr wollt, und den Schein werd’ ich gleich ausstellen, kommt nur mit.“

      „Weiter,“ drängte der Forstkommissär, der den ganzen Abend das Maul kaum aufgemacht hatte, und nahm die Pfeife aus den Zähnen.

      „Droben Hab ich den amtlichen Schein ausgestellt und Hab verstohlen der Alten ein bisschen „pink pink“ in die Hand gemacht.“

      „Der Alten?“ frug grinsend der graugrüne Kontrollor aus „Mähren“ mit der „mährischen“ Braut, deren Bild er gern in sehr vorgerückter Stunde zeigte, ein Bild, an dem besonders eine sehr dünne Taille und ein sehr mächtiger Busen auffielen.

      „Was war’s nachher mit die Jungen?“ fragte ungeduldig der Doktor und spie auf den Boden, welchem Vorgang der Adjunkt etwas verwirrt, der Bukowiener mit zugekniffenen Augen folgte. „Ich muass ham zu meiner Frau!“

      „Die Braune hat die Violine so sorglich in ein Tuch gepackt, wie es nur irgendein in sein Instrument verliebter Musiker tun kann —“

      „Und die Klane, die Schwarze, die Geschmeidige?“ ereiferte sich der dicke Steuereinnehmer, spitzte den Mund dabei und tätschelte das blaue, zu einem länglichen Kiffen geformte Taschentuch liebevoll, wie wenn er das Körperchen der Kleinen zwischen seinen dicken, weichen Fingern hätte.

      „Mein Gott, als ich der Aeltlichen den Schein und das Geld gab, machte sie Anstalten, mir die Hand zu küssen, und auch das reizende, kleine Ding kam unschlüssig auf mich zu, während die üppige Braune in ihrem schäbigen Mäntelein eine Verbeugung machte, wie eine Dame. Der Harfenrupferin wehre ich, und der Kleinen halte ich ein Richtergesicht entgegen. Da schaut sie mich mit ihren blitzenden Augen an, ganz schelmisch, springt den andern nach und wirft mir unter der Türe noch eine Kusshand zu und einen Blick — Augen hatte der Balg! —“

      „Und Sie?“ Der Kontrollor legt sich halb über den Tisch.

      „Ich?“ lacht der Adjunkt. „Nichts! Aus ist’s.“

      „Gut Nacht!“ schreit der Doktor, reisst seinen Mantel vom Nagel und haut die Türe hinter sich zu.

      Die andern sitzen stumm und glotzen entweder in ihre Gläser oder in die Luft.

      „Rosele, Röschen, Rose von Brunnach, schnell einen Wein zur Stärkung,“ flötet der Kontrollor und versucht, Zeigefinger und Daumen weniger heftig, als innig und nachdrücklich in Roseles liebliche Rundung zu bohren: „Du bist ja doch die Rose von Brunnach!“

      „Und Sie sein der Dorn von Brunnach,“ erwidert prompt die Rose, die gern geistreich und „fesch“ antwortet, und wackelt diesmal zur Abwechslung mit dem Kopf. „Lassen Sie aus, oder i bin glei’ ganz stuff mit Ihnen!“ schreit sie und schlägt den verlobten Kontrollor auf die Hand, dass es klatscht.

      Damit ist der Bann gebrochen.

      Der Herr Schreiber zieht langsam ein Spiel Karten an sich und beginnt es zu mischen, während der Sekretär zuerst leise, dann halblaut ironisch vor sich hinsummt: „Tirili-Tirili!“ Und bald summt und singt und grinst und johlt und zirpt und gröhlt die Runde: „Tirili-Tirili“, sogar der kleine Bahnbeamte, der schnell noch einmal auf ein Stamperle Schnaps herübergesprungen kommt und gar nicht weiss, um was es sich handelt, kräht bald übermütig mit: „Tirili-Tirili!“, um ja keine Gelegenheit zu versäumen, sich endlich als „smarten“ jungen Mann oder vielleicht gar als beschriebenes Blatt zu zeigen.

      Der „Bukowiener“ aber macht zum erstenmal an diesem Abend seine Augen ganz auf, weiche, glänzende, etwas träumerische Augen; er hebt sein Glas und lässt es fest mit dem des Adjunkten zusammenklingen, indem er ihm unmerklich blinzelnd zunickt, einen Gruss, wie sich etwa zwei heimlich Verbündete grüssen.

      Das Nönnlein vom Kloster Ladins

      Hoch über dem Eisack, auf schroffem Fels, steht vas weisse Kloster und schaut mit vielen blinkenden Fenstern und mit drei wuchtigen Türmen über das Tal hin. Fast gemahnt es an eine Festung, die hellen Klostermauern an eine Kaserne, selbst die Kirche trägt kriegerisch ihr behelmtes Haupt.

      Am Himmel drängen und jagen sich Frühjahrswolken, graue und weisse, runde, dicke, die wie Watte aussehen, und langgestreckte, zerrissene, die gierig wie wilde Wölfe in die anderen hineinfahren; dazwischen werden grosse Stücke grellblauen Himmels kaleidoskopartig hin und her geschoben.

      Der Fluss geht mit gelber, träger, und doch eiliger Flut, an den Weinbergsmauern ist schon das Rebholz gehäuft, grün leuchten die Matten und wie Riesensträusse da und dort, unten und oben, einzeln und zu langen Reihen aufmarschiert, oder wie zu einem Feldlager über den riesigen Anger hin verteilt, die Obstbäume.

      Darüber reihen sich, mit einem dicken Schneepelz angetan, die hohen Berge am Himmel. Zu ihnen steigen die Wälder hinauf, die einen lichtgrünen Schimmer von jungen Birken und jungen Lärchen tragen, wie ein leises, frohes Lachen; zu ihnen steigen die Matten, die Felder, die Weinberge steil empor, als ob alles nach oben sich ringe. Die Matten zum Berg, der Berg zum Felsen, der Felsen zum Wald, der Wald zu dem Schrofen, der Schrofen zum Schnee und zum Himmel.

      Wenn die Sonne scheint, schiesst sie förmlich grell durch die Wolken, als wolle sie mit einemmal alles aus der Erde zaubern. Und die Menschlein krabbeln und hasten in den Wegen und Steigen, in den Weinbergen und Feldern, zwischen den grellgrünen Wiesen und braunvioletten Feldern, in die der Pflug tiefe Schrunden reisst. Von oben sieht es aus, als seien sie von einer Gigantenhand wahllos ausgestreut, und hasteten nun durcheinander, wie ein aufgestörtes Ameisennest, verwirrt und in zitternder Gier sich wieder zusammenzufinden.

      Zug um Zug braust und rumort durch das Tal, aufwärts dem Brenner zu, abwärts nach dem Süden. Und die Amsel singt den ganzen Tag, den ganzen Tag.

      Ein Nönnlein steht Tag für Tag in dem grossen Gang des weissen Klosters; am Fenster steht sie und drückt die Nase platt und schaut auf die eilenden Wolken und schaut auf die eilenden Züge; auf die krabbelnden Menschen schaut sie, die da unten so emsig schaffen, die hin und her rennen können wie sie wollen, lachen und schreien wie sie wollen; auch die Amsel hört sie, die so laut und beharrlich singt.

      Ein warmer, fester, vertraulicher, ach so vertraulicher, heimatlicher Geruch von Dünger steigt ihr in die Nase: das Nönnlein schlürft förmlich diesen heimatlichen Frühjahrsgeruch; mit geblähten Nüstern, zitternd vor Heimweh, dicke Kindertränen in den Augen, presst sie sich ans Fenster.

      „Nicht so sinnlich, Schwester Eudoxia!“ mahnen die vorbeihuschenden Nonnen, sanft die eine und scharf tadelnd die andere.

      Zweimal hat man sie schon zur Aebtissin geführt, weil sie immer da oben steht und in die Welt hineinsieht, auf das winkelige, buckelige Städtchen, auf die Schienen, die sich dehnen, südwärts, der Heimat zu, auf die Züge, die vorüberpoltern und schwerfällige Rauchwolken langsam hinaufschicken. Die Aebtissin sprach gütige und dann harte Worte, trotzdem hat sie sich wieder an das Fenster geflüchtet mit ihrer grossen Sehnsucht.

      Morgen darf sogar die Muttergottes auswandern! Morgen wird sie zu Tal getragen, mitten in den Anger blühender Obstbäume hinein, in das weisse Kapellchen, das sich, wie mit einem gestärkten Röcklein angetan, unten spreizt und sein grauschwarzes Dach mit dem kleinen Türmchen wie einen lustigen Kopfputz trägt. Die Muttergottes СКАЧАТЬ