Geistesgegenwärtig führen. Daniel Zindel
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Название: Geistesgegenwärtig führen

Автор: Daniel Zindel

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная деловая литература

Серия:

isbn: 9783862567140

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СКАЧАТЬ Geist an der Arbeit war oder unsere hausgemachte Frömmigkeit, die wir künstlich pflegen und kulinarisch genießen möchten.

      Wir haben mit einem Team, das aus schweizerischen und ugandischen Mitarbeitenden zusammengesetzt war, in Uganda/Ostafrika für Aidswaisen drei Kinderheime und ein Platzierungsprogramm in noch intakten Familien aufgebaut. Wir taten das zusammen mit unseren einheimischen Partnern, die der reformierten Kirche angehören. Meine schwarzen Brüder sind meine geistlichen Lehrmeister, wenn es darum geht, für das Wirken des Heiligen Geistes, zum Beispiel für die Gabe des Heilens, offen zu sein. Und doch: Mehr als einmal bin ich relativ frustriert von einer Inspektionsreise aus Afrika heimgekehrt mit dem bösen Spruch auf den Lippen »Sie haben einfach wieder ihren ›Godi‹ (engl. God = Gott) hervorgeholt«. Dieser etwas zynische Ausspruch soll verdeutlichen, dass ich mehrmals in heiklen Situationen, wo Abmachungen nicht eingehalten und Ziele nicht erreicht wurden, wo Konfliktlösungen oder einfach harte Knochenarbeit anstanden, dass in solchen Momenten der liebe Gott aus der Trickkiste gezogen wurde (»Gott hat uns gesagt«, »Der Heilige Geist hat es uns verwehrt«), weil man nicht fähig oder willens war, sauber zu arbeiten. Im selben Atemzug möchte ich weiterfahren: In unserer europäischen christlichen Führungskultur sind wir umgekehrt versucht, strukturelle, finanzielle oder gesetzliche Aspekte vorzuschieben, weil wir nicht fähig oder willens sind, sauber auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören.

      Gelegentlich wird das Geistliche so absolut betont, dass damit das Kreatürliche abgewertet wird und auf der Strecke bleibt. Geistlich übersensibel und menschlich unspontan und unterkühlt muss man sich dann Heinrich Bölls scharfsinnige Analyse gefallen lassen: »Die Kinder der Finsternis sind oft herzlicher als die Kinder des Lichts.«

       3. Die organische Betrachtungsweise: Unsere Organisation ist ein Leib

      Hier stellt man sich die Organisation als Organismus vor. Sie ist etwas Lebendiges wie eine Pflanze. Die eine Organisation gleicht der Rosskastanie:

       »Wie trägt sie bloß

       Ihr hartes Los

       In Straßenhitze und Gestank?

       Und niemals Urlaub, keinen Dank!

      Bedenk, Gott prüft sie ja nicht nur,

      Mit starker Konstitution nimmt eine Organisation härteste Frontarbeit auf sich und erweist sich dabei als äußerst belastbar.

      Eine andere Arbeitsgemeinschaft ähnelt einer Fleisch fressenden Pflanze. Da findet ein unheimlicher Verschleiß und Wechsel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern statt, Pfarrer oder Prediger kommen und gehen bald wieder. Im Vorstand hält es niemand länger als ein Jahr aus.

      Eine dritte Organisation kommt klein und unscheinbar daher, dabei ist sie schön wie der stengellose Enzian in seinem Tiefblau:

      »Bist du verzagt,

       Weil dich so vieles überragt?

       Schau in dies holde Angesicht

      Und dann gibt es noch die ganz sensiblen, die vor lauter Berührungsängsten oder Exklusivität kaum in Erscheinung treten. Sie gleichen dem Rührmichnichtan:

       »Vom Kräutchen Rühremichnichtan

       Im tiefsten Hinterhindostan

      Wächst eine Art,

      Die ist so zart,

       Dass dieses Wesen sich bis heute

      Schlechthin zu existieren scheute.

      Der Versuch lohnt sich, einmal seine eigene Gemeinde oder Organisation spielerisch mit einem Bild aus dem organischen Leben wie zum Beispiel mit einer Pflanze oder einem Tier zu vergleichen. Das ist nicht nur spannend, es wird uns lustig oder nachdenklich stimmen, und wir werden, wenn wir es gemeinsam als Team tun, unsere Vorstellungen von unserer Arbeitsgemeinschaft austauschen können.

      Beschreiben wir die typischen Gesetzmäßigkeiten: Hier spricht das Herz mit seinen Schönheiten und Abgründen. Hier gelten alle Gesetze, die für Beziehungen gelten. Hier spielen Sympathie und Antipathie. Das flüchtige Fluidum des Eros tröpfelt oder trieft auch immer mit. Die Gefühle spielen eine große Rolle. Freude und Stolz, Eifersucht und Neid, Angst und Traurigkeit, Zufriedenheit oder Wut prägen das Miteinander. Unsere persönliche und emotionale Reife, aber auch Verletzungen und Kränkungen gestalten das Miteinander.

      In der Kommunikation arbeiten unsere Sender und Empfänger präzise oder projektiv, wir agieren und reagieren angemessen oder völlig daneben – meist irgendwo dazwischen.

      Wie in der geistlichen Dimension, so ist auch in der zwischenmenschlichen des Nehmens und Empfangens nicht alles mach- und steuerbar, und manches lässt sich auch hier nicht erzwingen. Dinge müssen reifen.