Geistesgegenwärtig führen. Daniel Zindel
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Название: Geistesgegenwärtig führen

Автор: Daniel Zindel

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная деловая литература

Серия:

isbn: 9783862567140

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СКАЧАТЬ Mitglieder das Paradies zu schaffen hätte. Der Arbeitsplatz wird hier religiös überhöht und verklärt, als ob er nicht auch der Ort wäre, wo du einfach schlicht im Schweiße deines Angesichts dein Ein- und Auskommen verdienst. »Wir schaffen einen sicheren Ort in einer ansonsten unsicheren Welt – einen einzigartigen Ort, dass wir morgens voller Eifer aus dem Bett springen, um in diesem Schutzraum zu weilen. Ein Heiligtum ist ein Ort der Heiterkeit, Inspiration, Liebe und persönlichen Entwicklung. Ein Ort, der uns einlädt, weil er direkt die Seele anspricht.«20 Das Organische einer Organisation wird idealisiert und der mechanische Ansatz im selben Atemzug madig gemacht: »Traditionelle Manager unterdrücken durch gezielten Einsatz von Macht jede Kreativität.«21

      Eine zweite Gefahr bei der Überbetonung des Gemeinschaftlichen sehe ich darin, dass um der Harmonie willen und dem faulen Frieden zuliebe ein Schonklima entsteht, wo wir uns gegenseitig in falscher Art und Weise in Schutz nehmen. Wir sprechen dann Fehler und Schwachstellen nicht oder nicht deutlich genug an, weil man es ja so gut miteinander hat. Diese »Familiaritätsfalle« wirkt sich auf die Qualität des auszuführenden Auftrags negativ aus. Wohl denen, die unbestechlich unbequeme Fragen stellen! In Tat und Wahrheit schadet Liebkindseinwollen von Mitarbeitenden einer Organisation sehr, im Gegensatz zum Kritiker, der oft eine undankbare Rolle in einer Organisation übernimmt, obwohl er zur Klärung und Läuterung von viel Unausgesprochenem beiträgt.

       4. Die mechanische Betrachtungsweise: Unsere Organisation ist eine Maschine

      Hier stellt man sich die Organisation leblos vor. Sie gleicht einem Uhrwerk, in dem ein Rädchen ins andere greift. Alles tickt präzise aufeinander abgestimmt, effizient und ohne Reibungsverlust im gleichen Takt. Ursache und Wirkung bilden die Grunddynamik des Unternehmens. Entscheidungen und ihre Ausführung, Zielsetzung und ihre Erfüllung sind Glieder in einer klar und übersichtlich geregelten Aufbau- und Ablauforganisation. Man kann Input, Prozesse und Output kontrollieren wie bei einer Maschine. Reglemente und Formulare, klare Strukturen, sauber definierte Schnittstellen und Informationsflüsse prägen die Organisation. Es ist klar, wer entscheidet. Es ist klar, wer ausführt. Es ist klar, wer welche Kompetenzen hat.

      Welches Menschenbild steht hinter dieser Vorstellung? Der Mitarbeiter ist reiner Arbeiter. Der Mensch ist Leistungsträger. »Im Schweiße deines Angesichts sollst du dir das Brot verdienen.« Im Vordergrund steht die Transpiration, das mit der Inspiration ist eher eine unsichere Sache. (Konspiration ist in einem rein mechanisch geprägten Arbeitsklima mit Sicherheit anzutreffen.)

      Mensch sein heißt hier bloß, ein Teil der »human resources« darzustellen. Wir wollen keine Erlebnisse miteinander, sondern produzieren Ergebnisse miteinander. Es muss der Job getan werden. Dabei macht die Arbeit nicht unbedingt Freude, aber deren Ergebnis. Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Das Motto lautet: Ich leiste, also bin ich. Wichtige Werkzeuge sind Kopf und Hand des Menschen.

      Welches sind typische Gesetzmäßigkeiten auf der mechanischen Ebene? Hier herrscht das Machen vor: Wir planen, analysieren, organisieren und arbeiten mit Führungswerkzeugen, die uns jederzeit zur Verfügung stehen – wie Hammer und Nagel dem Schuster. Wir sind die Aktiven. Wir setzen Ziele und arbeiten rational und digital. Es gilt der »Instanzenweg« – und nicht der »Weg des Herzens«.

      Welche Chancen und Gefahren verbinden sich mit diesem Ansatz?

      Ich habe im Pfarramt gelegentlich an mangelnder Ergebnisorientierung gelitten. Wie oft hatten wir Sitzungen und Treffs aller Art bei uns zu Hause. Meine Frau sorgte für das leibliche Wohl. Die Teammitglieder trudelten ein – ich war ja froh, dass ich diese ehrenamtlichen Mitarbeitenden in ihrer Treue überhaupt hatte. Tagesneuigkeiten wurden ausgetauscht, Beziehungen verstärkt, man verlor sich in Nebensächlichkeiten, während ich doch dringend Resultate für den nächsten Gottesdienst oder die Gemeindeferienwoche erreichen wollte. Als man dann am Schluss fragte, wer was bis wann erledigen werde, waren die ersten schon wieder gegangen. Mein Führen war in diesem Fall zu stark organisch geprägt.

      Wie hilfreich sauberes Arbeiten auf der technischen Ebene ist, zeigt folgendes Beispiel:

      Als Geschäftsleitung überprüfen wir jährlich jeweils nach den Sommerferien unsere Stellenbeschreibungen. (Dies ist dann auch gerade der Ausgangspunkt für ein qualifizierendes Standortgespräch.) Dieses Jahr musste eine Anpassung meiner Stellenbeschreibung vorgenommen werden. Die Verantwortung für die Einführungsretraite für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Kalenderjahr neu angestellt werden, wurde vom Verantwortungsbereich des Finanz- und Personalchefs in den Bereich des Gesamtleiters verschoben, weil wir in der Einführung unseren neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber viel mehr unsere Unternehmensphilosophie, also unsere gemeinsame Berufung, die wir als Werk wahrnehmen wollen, betonen wollen. Damit ist geklärt, wer die Tagungen terminiert und zuhanden des Leitungsteams inhaltlich vorspurt.