Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg
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Название: Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band)

Автор: Rosa Luxemburg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075833211

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СКАЧАТЬ Absatzerweiterung sich ergebende Gewinn für das Kapital nur ein scheinbarer sei, denn die Verringerung der tatsächlichen Konsumtion der Arbeiterklasse wird die entsprechende Einschränkung der Lebensmittelproduktion zur unvermeidlichen Folge haben. Diese Einschränkung wird sich für die Abteilung II in der folgenden Proportion ausdrücken. 71,5 c + 14,25 v + 14,25 m = 100.

      Dementsprechend wird aber ferner auch die Abteilung der Produktionsmittel ihren Umfang einschränken müssen, so daß beide Abteilungen infolge der Verringerung der Konsumtion der Arbeiterklasse sich wie folgt gestalten werden:

I. 4.949,00 c + 989,75 v + 989,75 m = 6.928,50 II: 1.358,50 c + 270,75 v + 270,75 m = 1.900,00

      Wenn jetzt dieselben 100 durch die Vermittlung des Staates eine Produktion von Kriegsmitteln zum gleichen Wertbetrage ins Leben rufen und dementsprechend auch die Produktion von Produktionsmitteln wieder beleben, so erscheint das auf den ersten Blick nur eine äußere Verschiebung in der Sachgestalt der gesellschaftlichen Produktion: Statt einer Menge Lebensmittel produziere man eine Menge Kriegsmittel. Das Kapital habe mit der einen Hand nur gewonnen, was es aus der anderen verloren habe. Oder die Sache kann auch so gefaßt werden: Was der großen Anzahl Kapitalisten, die Lebensmittel für die Arbeitermasse produzieren, an Absatz abgehe, komme einer kleinen Gruppe von Großindustriellen der Kriegsmittelbranche zugute.

      Doch so stellt sich die Sache dar, nur solange man auf dem Standpunkt des Einzelkapitals steht. Von diesem Standpunkt ist es freilich gehupft wie gesprungen, ob die Produktion sich auf dieses oder jenes Gebiet wendet. Für das Einzelkapital existieren überhaupt die Abteilungen der Gesamtproduktion, wie sie das Schema unterscheidet, nicht, sondern einfach Waren und Käufer, und für den Einzelkapitalisten ist es deshalb an sich völlig gleichgültig, ob er Lebensmittel oder Todesmittel, Fleischkonserven oder Panzerplatten produziert.

      Was die Arbeiter betrifft, so zeigt ein Blick auf das Schema, was daran Wahres ist. Angenommen zur Erleichterung des Vergleichs, daß die Produktion der Kriegsmittel genausoviel Arbeiter wie früher die Herstellung von Lebensmitteln für die Lohnarbeiter beschäftige, ergibt sich, daß sie jetzt bei einer Arbeitsleistung, die dem Lohn von 1.285 v entspricht, Lebensmittel für 1.185 kriegen.

      Anders vom Standpunkte des Gesamtkapitals. Für dieses erscheinen die 100 in der Hand des Staates, die eine Nachfrage nach Kriegsmitteln darstellen, als neues Absatzgebiet. Diese Geldsumme war ursprünglich variables Kapital. Sie hat als solche ihren Dienst getan, sich gegen lebendige Arbeit ausgetauscht, die Mehrwert erzeugt hat. Hinterdrein unterbricht sie die Zirkulation des variablen Kapitals, löst sich von ihr ab und erscheint im Besitze des Staates als neue Kaufkraft wieder. Gleichsam aus nichts erschaffen, wirkt sie genauso wie ein neuerschlossenes Absatzgebiet. Freilich, das Kapital wird zunächst um 100 geringeren Absatz an Lebensmitteln für die Arbeiter haben. Für den Einzelkapitalisten ist der Arbeiter auch ein ebenso guter Konsument und Warenabnehmer wie jeder andere, wie ein Kapitalist, der Staat, der Bauer, "das Ausland" usw. Vergessen wir jedoch nicht, daß für das Gesamtkapital die Ernährung der Arbeiterklasse nur Malum necessarium, nur ein Umweg zum eigentlichen Zweck der Produktion: zur Erzeugung und Realisierung des Mehrwerts, ist. Gelingt es, dieselbe Menge Mehrwert herauszupressen, ohne der Arbeitskraft dieselbe Menge Lebensmittel zuführen zu müssen, um so glänzender das Geschäft. Es läuft zunächst auf dasselbe hinaus, wie wenn es - ohne Lebensmittelteuerung - dem Kapital gelungen wäre, die Geldlöhne entsprechend herabzudrücken, ohne die Leistung der Arbeiter zu verringern. Zieht doch dauernde Lohnreduktion gleichfalls im weiteten Gefolge die Einschränkung der Lebensmittelproduktion nach sich. Sowenig sich das Kapital graue Haare wachsen laßt, daß es weniger Lebensmittel für die Arbeiter wird produzieren müssen, wenn es an ihren Löhnen Beutelschneiderei treibt, vielmehr diesem Geschäft bei jeder Gelegenheit mit Lust und Liebe nachgeht, ebensowenig verursacht es dem Kapital im ganzen Beschwerden, daß die Arbeiterklasse dank der indirekten Besteuerung, die nicht durch Lohnerhöhungen wettgemacht wird, eine geringere Nachfrage nach Lebensmitteln darstellt. Freilich bleibt bei direkten Lohnreduktionen die Differenz an variablem Kapital in der Tasche des Kapitalisten und vergrößert, bei gleichbleibenden Warenpreisen, den relativen Mehrwert, während sie jetzt in die Staatskasse wandert. Allein andererseits sind allgemeine und dauernde Reduktionen an Geldlöhnen zu allen Zeiten, namentlich aber bei hoher Entwicklung der gewerkschaftlichen Organisationen, nur selten durchführbar. Der fromme Wunsch des Kapitals stößt hier auf starke Schranken sozialer und politischer Natur. Hingegen setzt sich die Herabdrückung der Reallöhne vermittelst der indirekten Besteuerung prompt, glatt und generell durch, worauf sich der Widerstand meist erst nach längerer Zeit, auf politischem Gebiete und ohne unmittelbares ökonomisches Resultat zu äußern pflegt. Ergibt sich daraus hinterdrein eine Einschränkung der Lebensmittelproduktion, so erscheint das Geschäft vom Standpunkte des Gesamtkapitals nicht als ein Verlust an Absatz, sondern als eine Ersparnis an Unkosten bei der Produktion von Mehrwert. Die Herstellung von Lebensmitteln für Arbeiter ist eine Bedingung sine qua non der Produktion des Mehrwerts, nämlich die Reproduktion der lebendigen Arbeitskraft, niemals aber ein Mittel der Realisierung des Mehrwerts.

      Nehmen wir unser Beispiel wieder auf:

I. 5.000 c + 1.000 v + 1.000 m = 7.000 Produktionsmittel. II: 1.430 c + 285 v + 285 m = 2.000 Konsummittel.

      Auf den ersten Blick scheint es, als ob hier die Abteilung II auch bei der Herstellung der Konsumtionsmittel für die Arbeiter Mehrwert erzeugen und realisieren würde, ebenso die Abteilung I, sofern sie Produktionsmittel herstellt, die zu jener Produktion von Lebensmitteln erforderlich sind. Doch der Schein verschwindet, wenn wir das gesellschaftliche Gesamtprodukt betrachten. Dieses stellt sich so dar: 6.430 c + 1.285 v + 1.285 m = 9.000.

      Nun träte eine Verringerung der Konsumtion der Arbeiter um 100 ein. Die Verschiebung in der Reproduktion infolge der entsprechenden Einschränkung beider Abteilungen wird sich so ausdrücken:

I. 4.949,00 c + 989,75 v + 989,75 m = 6.928,50 II: 1.358,50 c + 270,75 v + 270,75 m = 1.900,00

      Und das gesellschaftliche Gesamtprodukt: 6.307,5 c + 1.260,5 v + 1.260,5 m = 8.828,5.

      Es ist auf den ersten Blick ein allgemeiner Ausfall in dem Produktionsumfang und auch in der Produktion von Mehrwert zu konstatieren. Dies aber nur, solange wir abstrakte Wertgrößen in der Gliederung des Gesamtprodukts, nicht seine sachlichen Zusammenhänge im Auge haben. Sehen wir näher zu, dann stellt sich heraus, daß der Ausfall gänzlich die Erhaltungskosten der Arbeitskraft und nur diese berührt. Es werden nunmehr weniger Lebensmittel und Produktionsmittel hergestellt, diese dienten aber ausschließlich dazu, Arbeiter zu erhalten. Es wird jetzt ein geringeres Kapital beschäftigt und ein geringeres Produkt hergestellt. Aber Zweck der kapitalistischen Produktion ist nicht, schlechthin ein möglichst großes Kapital zu beschäftigen, sondern einen möglichst großen Mehrwert zu erzielen. Das Defizit an Kapital ist aber hier nur dadurch entstanden, daß die Erhaltung der Arbeiter ein geringeres Kapital erfordert. Wenn früher 1.285 der Wertausdruck der gesamten Erhaltungskosten der beschäftigten Arbeiter in der Gesellschaft war, so muß der nun entstandene Ausfall im Gesamtprodukt = 171,5 (9.000 - 8.828,5) ganz von diesen Erhaltungskosten abgezogen werden, und wir bekommen dann die veränderte Zusammensetzung des gesellschaftlichen Produkts: 6.430 c + 1.113,5 v + 1.285 m = 8.828,5.

      Das konstante Kapital und der Mehrwert blieben unverändert, das variable СКАЧАТЬ