Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу
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Читать онлайн книгу Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу страница 232

СКАЧАТЬ Anwalt riefen:

      »Halt, halt, ergreift erst die vier Männer und den Jungen und schleppt sie mit.«

      »Jawohl, jawohl,« riefen alle, »und finden wir die Zeichen nicht, so hängen wir die ganze Sippschaft.«

      Jetzt wurde mir bange, doch was half's? Sie griffen uns und marschierten mit uns direkt zum Kirchhof, der anderthalb Meilen stromab lag. Die ganze Stadt hinter uns her unter furchtbarem Lärmen – und es war erst neun Uhr abends.

      Als wir an unserem Hause vorbeigingen, wünschte ich, ich hätte Mary Jane nicht fortgeschickt. Hätte ich ihr jetzt zuwinken können, so wäre sie gewiß erschienen, um mich zu retten und die Schurken zu überführen.

      Wir stürmten den Flußweg hinab wie Wildkatzen, und um es noch schlimmer zu machen, stieg ein Gewitter auf, Blitze zuckten und der Wind durchrauschte die Blätter. Dies war die größte Gefahr, in der ich je gewesen, und ich war ganz niedergedonnert; alles war anders gegangen, als ich erwartete: anstatt daß ich's leiten konnte, wie ich vorhatte, mit der Aussicht, meinen Spaß daran zu haben und zur rechten Zeit mich von Mary Jane retten zu lassen, wenn der Spaß zu weit ging, bewahrte mich jetzt nichts in der Welt vor einem schmachvollen Tode als nur diese Tättowierungen. Wenn sie die nicht finden! ...

      Es war ein unerträglicher Gedanke, und doch durfte ich an nichts anderes denken. Es wurde dunkler und dunkler, und es wäre herrlich zum Entwischen gewesen; aber der ungeschlachte Kerl, der Heinz, hielt mich am Handgelenk fest, und ich hätte eher vom Riesen Goliath mich losmachen können als von ihm. Er riß mich mit sich fort, und ich mußte immer laufen, um nicht zu stürzen.

      Als sie hinkamen, überfluteten sie den Kirchhof wie eine Überschwemmung. Am Grab angelangt, stellte sich heraus, daß sie hundertmal so viele Schaufeln mitgebracht hatten, als sie brauchten, aber niemand hatte an eine Laterne gedacht. Doch gruben sie drauf los beim unstäten Leuchten des Blitzes und schickten einen Mann zum nächsten Hause (eine halbe Meile entfernt) nach einer Laterne.

      So gruben sie denn unaufhaltsam; es wurde schrecklich finster und regnete, und der Wind sauste dahin, und die Blitze zuckten rascher, und der Donner rollte. Die Leute kümmerten sich nicht drum, sie waren so gespannt. Einen Augenblick konnte man alles, jedes Gesicht der großen Menge sehen, und die Erde, wie sie schaufelweise aus dem Grabe emporzuspringen schien; dann im nächsten Augenblick löschte die Finsternis alles wieder aus, und es war rein nichts zu sehen.

      Endlich holten sie den Sarg heraus und schraubten den Deckel los. Das war ein Drücken, Quetschen, Stoßen, Halsrecken – jeder wollte sehen; so im Dunkeln war das ganz schrecklich. Heinz drängte sich auch vor und zog mich so heftig mit, daß ich beinahe geschrieen hätte. Aber ich möchte wetten, daß er währenddem gar nicht mehr an mich dachte, so aufgeregt war er.

      Plötzlich kam eine wahre Sündflut von Blitzen und jemand rief:

      »Alle Teufel, da liegt der Sack Gold auf seiner Brust!«

      Heinz brüllte vor Erstaunen, wie die andern ebenfalls. Er ließ mich los und sprang vorwärts, um auch zu sehen – die Eile aber, wie ich nach der andern Richtung querfeldein sprang, kann sich kaum jemand vorstellen, der's nicht selbst erlebt hat.

      Im Städtchen angelangt, sah ich, daß niemand im Freien war, darum flog ich auch geradenwegs durch die Hauptstraße. Als ich unserem Hause nahte, zielte ich mit meinem Auge darauf hin, kein Licht da – alles dunkel – das betrübte mich sehr; ich weiß selbst nicht warum.

      Aber zuletzt, gerade als ich vorbeieilte, erglänzte plötzlich ein Licht in Mary Janes Fenster, und mir schwoll das Herz, als wollte es zerspringen; im nächsten Moment war das Haus hinter mir im Dunkel und verschwand mir für immer. Sie war das beste Mädchen, das ich je gesehen hatte.

      Sobald ich weit genug vom Städtchen war, um mich sicher zu fühlen, sah ich mich um, wo ein Kahn zu finden sei. Bald zeigte mir der Blitz einen, der nicht angekettet war, und ich war drin und fort. Es war ein Kanoe, das nur mit einem Strick angebunden war. Mein Floß war weit fort in der Mitte des Stromes an der kleinen Insel, und ich verlor keine Zeit. Als ich endlich hinkam, wäre ich fast vor Ermattung hingestürzt. Doch durft ich's noch nicht und that's auch nicht. Ich sprang an Bord und rief:

      »Heraus, Jim, und schnell fort! Gott sei Dank, wir sind sie los!«

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      Jim sprang heraus und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Als ich ihn beim Blitze erblickte, stand mir fast das Herz still, und ich fiel rücklings ins Wasser. Ich hatte ganz vergessen, daß er König Lear und ein ertrunkener Araber, alles in einem, war: er hatte mich fast zu Tode erschreckt. Jim fischte mich wieder aus dem Wasser und wollte mich umarmen und herzen und so weiter – er war so froh, mich wiederzusehen, ohne König und Herzog, aber ich rief:

      »Nicht jetzt – später, später, warte bis zum Frühstück, jetzt nur rasch fort!« Im Augenblick waren wir auch los und trieben den Fluß hinab. Ach, es that so wohl, wieder frei zusammen auf dem großen Strome zu sein ohne widerwärtige Gesellschaft. Vor Freude sprang ich einigemale empor und schlug meine Haken zusammen; ich konnte nicht anders; aber da hörte ich einen Laut, den ich wohl kannte, hielt den Atem an, horchte und wartete – und wahrhaftig, als der nächste Blitzstrahl übers Wasser zuckte, da kamen sie! – ruderten drauf los wie toll, daß der Kahn nur so dahinsauste! Es waren König und Herzog. Ich hätte versinken mögen und konnte kaum das Weinen zurückhalten.

      Sie kamen aufs Floß. Der König sprang auf mich zu, packte mich am Kragen und rief:

      »Wolltest uns entwischen, du Racker! Bist unser müde he?«

      Ich sagte:

      »Nein, Majestät, sicher nicht, lassen Sie mich los!«

      »Schnell 'raus damit, was hattest du vor, sprich, oder ich zermalme dich!«

      »Ich will Ihnen ja alles ehrlich erzählen, Majestät, grad wie es kam. Der Mann, der mich hielt, war recht freundlich und sagte, er hätte einen Sohn in meinem Alter letztes Jahr verloren; es thäte ihm leid, einen Knaben in solcher Gefahr zu sehen: und als sie alle erstaunt waren, das Gold zu finden, und auf den Sarg zusprangen, ließ er mich los und flüsterte: ›Jetzt lauf was du kannst oder du wirst sicher gehängt!‹ und ich lief. Warum hätte ich bleiben sollen, da ich doch nichts nützen konnte, und wozu sollte ich mich hängen lassen, wenn ich entwischen konnte? So lief ich, bis ich das Kanoe fand, und als ich hier ankam, mahnte ich Jim zur Eile, sonst würden sie mich fangen und doch hängen. Ich sagte ihm auch, ich fürchte, daß Sie beide nicht mehr am Leben wären und wie leid mir das thäte; Jim that's auch leid, und wir freuten uns so, als wir Sie ankommen sahen. Fragen sie nur Jim selbst, ob's nicht wahr ist.«

      Jim bestätigte alles; doch der König gebot ihm zu schweigen und sagte: »Nun, das klingt freilich höchst wahrscheinlich.« Dann schüttelte er mich wieder und sagte, er würde mich ins Wasser werfen und ersäufen lassen. Da rief der Herzog:

      »Laß den Jungen los, du alter Esel! Hättest du es anders gemacht? Hast du nach ihm gefragt, als du ausgerissen bist? Meines Wissens – nicht!«

      Da ließ mich der König los und begann auf die Stadt und alle ihre Bewohner zu fluchen, aber der Herzog rief:

      »Du thätest gescheiter, auf dich selbst zu fluchen, du hast das beste Anrecht darauf. Du hast von Anfang an nichts Gescheites gethan, außer daß du kühn und frech mit dem erdichteten blauen Pfeil herauskamst. Das war ein glanzvoller Gedanke und das Einzige, was uns rettete. Sonst hätten sie uns eingesperrt, bis das Gepäck der Engländer kam, und dann: Zuchthaus. Aber der Streich hetzte das СКАЧАТЬ