Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу
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Читать онлайн книгу Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу страница 231

СКАЧАТЬ hätten, ehe er sie anranzen konnte. Das war alles, was ich darüber gefragt wurde. Doch plötzlich wandte sich der Arzt zu mir und sagte:

      »Bist du etwa auch ein Engländer?«

      Ich antwortete: ja, und er und einige andere lachten und machten ihre Witze darüber.

      Dann ging's wieder an die allgemeine Untersuchung, die Geschichte ging auf und nieder, hin und her, Stunde über Stunde, und niemand dachte ans Abendessen. Sie ließen erst den König sein Teil erzählen, dann den alten Herrn seines, und wer nicht ein vorurteilsvoller Starrkopf war, mußte einsehen, daß der alte Herr die Wahrheit, der andere Lügen auftischte. Bald mußte auch ich erzählen, was ich wußte. Der König warf mir einen Seitenblick aus seinem linken Augenwinkel zu, und das genügte, um auf seiner Seite zu bleiben. Aber ich war noch nicht weit gediehen, als der Arzt zu lachen begann und Levi Bell, der Advokat, sagte:

      »Setz' dich, mein Junge, ich würde mich an deiner Stelle nicht anstrengen. Ich glaube, du bist das Lügen noch nicht gewöhnt, wenigstens geht's dir nicht leicht von der Hand; dir fehlt noch Übung; du machst's noch zu plump.«

      Das Kompliment war mir gleichgültig, doch war ich froh, auf so billige Art abzukommen.

      Der Arzt wollte eben wieder anfangen, doch unterbrach er sich und sagte:

      »Wärst du gleich zu Anfang in der Stadt gewesen, Levi Bell –«

      Da fiel der König ins Wort, streckte seine Hand aus und sprach:

      »O, ist dies meines armen verstorbenen Bruders alter Freund, von dem er mir so oft schrieb?« Dabei schüttelten sie einander die Hände und der Advokat lächelte und schien erfreut. Sie sprachen eine Weile miteinander, gingen dann etwas beiseite und flüsterten; endlich sagte der Advokat laut:

      »Das wird die Sache bald in Ordnung bringen. Ich kann die Anweisung mit derjenigen Ihres Bruders hinschicken, und dann werden die Leute ja gleich sehen, daß alles im Reinen ist.«

      Feder und Papier wurden gebracht; der König setzte sich, hielt den Kopf nach einer Seite hinüber, biß sich auf die Zunge und schmierte was hin. Dann ging die Feder an den Herzog, dem's jetzt zum erstenmal recht unbehaglich erschien. Doch ergriff er die Feder und schrieb. Dann wandte sich der Advokat an den neuen alten Herrn und sagte:

      »Bitte jetzt Sie und Ihren Bruder, einige Zeilen zu schreiben und Ihre Namen zu zeichnen.«

      Der neue alte Herr schrieb, doch konnte es niemand lesen. Der Advokat sah erstaunt aus und sprach:

      »Na, jetzt hört alles auf!« – dann zog er eine Anzahl Briefe aus der Tasche und verglich die Handschriften. »Diese alten Briefe,« fuhr er fort, »sind von Harry Wilks – hier sind die zwei Handschriften seiner angeblichen Brüder – des ersten Paares – und man sieht sofort, daß sie die Briefe nicht geschrieben haben, (König und Herzog sahen verbüfft aus, als sie merkten, welche Falle ihnen der Anwalt gestellt hatte), hier ist des neuen alten Herrn Handschrift, und man sieht auf den ersten Blick, daß er sie auch nicht geschrieben hat – sein Gekritzel ist überhaupt keine Handschrift zu nennen. Hier hab' ich noch einige Briefe von –«

      Da rief der neue alte Herr:

      »Erlauben Sie mir gefälligst eine kleine Erklärung. Niemand außer meinem Bruder hier kann meine Handschrift lesen – darum kopiert er für mich. Sie haben in den Briefen seine Handschrift, nicht meine.«

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      »Na,« rief der Anwalt, »wo soll das hinaus? Ich habe einige von Williams Briefen; wenn Sie ihn ein paar Zeilen schreiben lassen, können wir ja vergl –«

      »Er kann nicht mit der linken Hand schreiben,« entgegnete der alte Herr. »Könnte er die rechte Hand gebrauchen, so würden Sie gleich sehen, daß er seine eigenen und meine Briefe geschrieben hat. Vergleichen Sie die gefälligst, sie sind von derselben Hand.«

      Der Anwalt that es und sagte:

      »Das scheint so – jedenfalls erkenne ich jetzt eine viel größere Ähnlichkeit als vorher. Ei, ei! ich hatte schon gedacht, auf der rechten Spur zu sein; nun ist's wieder nichts. Soviel ist jedoch sicher bewiesen, daß diese zwei« – auf König und Herzog deutend – »keine Wilkse sind.«

      Und selbst jetzt gab der bocksbeinige alte Narr nicht klein bei. Wahrhaftig nicht. Sagte, es sei kein reeller Beweis. Sein Bruder William sei ein arger Spaßmacher und hätte eben einen seiner Späße losgelassen und seine Handschrift verstellt. Er hätt' es ihm gleich angesehen. So plapperte der Kerl fort, bis er anfing selbst an das zu glauben, was er sagte – doch bald unterbrach ihn der andere alte Herr mit den Worten:

      »Mir ist 'was eingefallen. Ist irgend jemand unter den Anwesenden, der beim Auslegen der Leiche meines Bru – des verstorbenen Peter Wilks zugegen war?«

      »Ja,« rief jemand »ich und Abel Turner besorgten das. Wir sind beide hier.«

      Dann wandte sich der alte Herr zum König und sagte: »Vielleicht weiß der Herr dann, was auf seiner Brust tättowiert war?«

      Da mußte der König sich rasch zusammennehmen, sonst wäre er zusammengestürzt wie ein Stück Flußufer, das die Strömung untergraben hat; es kam so plötzlich und war so recht eine Frage, um einen ganz aus der Fassung zu bringen – so ganz unvorbereitet. Wie konnte er wissen, was auf der Leiche tättowiert war?! Er erblaßte ein wenig, das konnte er nicht vermeiden. Es wurde sehr still, und alle beugten sich vor und starrten ihn an. Nun, dachte ich, würde er den ungleichen Kampf aufgeben – was konnte er auch noch sagen? Aber, nein; so unglaublich es scheint – er blieb fest. Wahrscheinlich wollte er versuchen, die Leute müde zu machen, bis sich die Menge verkleinerte und er und der Herzog vielleicht Gelegenheit fänden, zu entschlüpfen. Er verzog seinen Mund zum Lächeln und sagte:

      »Hm! Eine große Frage, nicht wahr? Ja, mein Herr, allerdings weiß ich, was auf seiner Brust tättowiert ist. Es ist ein kleiner, dünner, blauer Pfeil, den man kaum bemerkt, wenn man nicht scharf hinsieht.«

      Solch ein Ausbund von grenzenloser Frechheit war mir doch noch nie vorgekommen.

      Der neue alte Herr wandte sich rasch zu Abel Turner und dessen Kameraden und seine Augen glänzten so, als ob er den König jetzt fest hätte; er sagte: »Da haben Sie es gehört! War solch ein Zeichen auf Peter Wilks Brust?«

      »Wir haben kein solches Zeichen bemerkt.«

      »Gut!« sagte der alte Herr. »Was ihr auf seiner Brust fandet, war vielmehr ein kleines mattes P und ein B (der Anfangsbuchstaben eines Namens, den er schon jung aufgab) und ein W, mit Strichen dazwischen, so: ›P-B-W‹« – er zeichnete sie auf ein Stück Papier. »Haben Sie davon nichts bemerkt?«

      Beide antworteten:

      »Nein, wir sahen überhaupt gar keine Zeichen.«

      Nun ging der Skandal los, und alles rief:

      »Die ganze Sippe sind Betrüger« – »Spießruten laufen« – »In den Fluß tauchen« – »Ersäuft die Bande.« – Da sprang der Anwalt auf den Tisch und schrie:

      »Meine Herren – meine Her–r–ren! Ein Wort, nur ein Wort – ich bitte. Lassen Sie uns den Sarg ausgraben und selbst nachsehen.«

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