Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу
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Читать онлайн книгу Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу страница 235

СКАЧАТЬ Das ganze Gesicht der Frau strahlte von Freundlichkeit, ihr Mund war ganz breit gezogen, so lachte sie und freute sie sich. Schon von weitem rief sie mir zu:

      »Also da bist du endlich! Bist du's denn wirklich?«

      »Gewiß, ich bin's!« diese Antwort war heraus, ehe ich nur wußte, was ich that oder redete.

      Sie riß mich an sich und preßte mich in ihre Arme, daß mir beinahe der Atem verging. Dann ergriff sie meine beiden Hände, und schüttelte und drückte sie, während ihr die Thränen aus den Augen stürzten. Sie konnte gar nicht fertig werden mit Schütteln und Umarmen und schluchzte fortwährend: »Ach, du siehst deiner Mutter gar nicht so ähnlich, wie ich dachte, aber das schadet nichts, lieber Junge. Gott, was freue ich mich, dich zu sehen, ich möchte dich ordentlich aufessen! Kinder, das ist euer Vetter Tom, gebt ihm die Hand und sagt ihm guten Tag!«

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      Die aber steckten die Finger in den Mund und ließen die Köpfe hängen und sie, ohne viel darauf acht zu geben, schwatzte immer weiter:

      »Liese, tummel' dich, daß er 'was zu essen bekommt, Du wirst recht hungrig sein, Tom?«

      Ich sagte, ich habe schon auf dem Boot gegessen und sei nicht besonders hungrig, was sehr gegen die Wahrheit war. So setzten wir uns denn nach dem Hause in Bewegung, sie führte mich an der Hand und die Kinder trotteten hinterher. Im Zimmer setzte sie mich auf einen Rohrstuhl, zog sich einen Schemel dicht heran und hielt immer meine beiden Hände fest. Lange sah sie mir ins Gesicht, dann rief sie:

      »Endlich, endlich kann ich dich einmal nach Herzenslust betrachten, mein Junge, Gott, wie sich meine Augen darnach gesehnt haben seit Jahren und Jahren. Aber ich habe dich schon länger erwartet, seit ein paar Tagen schon. Was hat dich denn aufgehalten? Ist dem Boot was passiert?«

      »Ja, Madam, – das Boot –«

      »Aber, Junge, so sag' doch nicht Madam, sag' doch Tante Sally! Also was war's mit dem Boot und wo ist's passiert?«

      Die letztere Frage war nun schwer zu beantworten und so ließ ich sie fallen, wußte ich doch nicht, aus welcher Richtung mein Boot erwartet wurde, sagte also einfach:

      »Ja, es platzte eine der Dampfröhren!«

      »Guter Gott, es wurde doch niemand verletzt?«

      »O nein, niemand. Nur ein Nigger getötet.«

      »Nun, das ist ein Glück, das hätte schlimm verlaufen können! Vor zwei Jahren, an Weihnachten, kam dein Onkel einmal von New-Orleans zurück auf der alten ›Lally Rook‹ und da passierte ganz dasselbe und ein Mann wurde schwer verletzt und starb, glaub' ich, bald drauf. Er war ein Baptist und dein Onkel wußte von einer Familie in Baton-Rouge, die seine Leute ganz genau kannte. Ja, ich erinnere mich jetzt ganz deutlich, er starb wirklich und wahrhaftig an den Verletzungen. Blutvergiftung kam noch dazu und er mußte amputiert werden, half aber alles nichts, er wurde schließlich blau am ganzen Körper und starb in der Hoffnung auf ein ewiges Leben. Es soll schrecklich zum Ansehen gewesen sein. Na, was ich sagen wollte, dein Onkel war beinahe jeden Tag drüben in der Stadt, um nach dir zu sehen. Gerade jetzt ist er wieder dort, schon seit einer Stunde, und muß jeden Augenblick wieder da sein. Hast du ihn denn nicht unterwegs getroffen, wie? Ein alter Mann mit einem –«

      »Nein, ich hab' niemand gesehen, Tante Sally. Gleich nachdem das Boot angelegt hatte, machte ich mich auf den Weg hierher. Da es aber so heiß war, legte ich mich ein wenig in den Wald und muß bald eingeschlafen sein. Beim Gerassel eines Wagens fuhr ich in die Höhe und ging weiter. – Vielleicht saß gerade der Onkel in dem Wagen?«

      »Da magst du recht haben! Wie lang ist es wohl her?«

      »Ja, das weiß ich nicht so genau, vielleicht eine Stunde.«

      »Ei, wo hast du denn dein Gepäck? Soll es jemand holen?«

      »Weil es so heiß war, hab' ich mein Bündelchen im Wald liegen lassen: ich hab's gut versteckt, und kann's an einem Zeichen beim Weg wieder finden.«

      »Ja da mußt du freilich selber hin,« sagte sie.

      Mir aber war's allmählich so unbehaglich geworden, daß ich kaum mehr hören und sehen konnte. Mein Kopf glühte mir nur so und für mein Leben gern hätte ich einmal die Kinder beiseite genommen, um ordentlich herauszufinden, wer ich denn eigentlich sei. Aber daran war nicht zu denken. Frau Phelps schwatzte und schwatzte und schwatzte wie ein Mühlrad immerzu. Auf einmal lief mir die reine Gänsehaut über den ganzen Leib, als ich sie sagen hörte:

      »Da schwatzen wir aber immer drauf los und du hast mir noch kein Wort von der Schwester und allen dort erzählt. Na, ich stell' meine Mühle ab, leg' du mal los, Junge, und berichte mir von allem und jedem, hörst du? Sag' mir, wie's ihnen geht, was sie thun und treiben, was sie dir für mich aufgetragen haben, jedes kleinste Wort, an das du dich erinnern kannst. Na, Junge!«

      Da saß ich nun fest – und schön fest! Bis hierher hatte mir die gütige Vorsehung durchgeholfen, nun schien sie mich schmählich im Stich lassen zu wollen. Ich schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und zermarterte mein Hirn nach einem einigermaßen praktikablen Ausweg. Wie ich eben den Mund aufthun will, um mir mit ein paar kleinen, unschuldigen Flausen erst Luft zu verschaffen, eh' ich weiter in dies gefährliche Fahrwasser tauche, kriegt sie mich hastig am Arm zu fassen, zerrt mich hinters Bett, steckt mich dahinter und flüstert:

      »Da kommt er! Wie, zieh' doch deinen Kopf ein bißchen ein, – noch tiefer, so ist's recht, nun kann er dich nicht sehen. Daß du dich nicht verrätst, hörst du? ich will ihn einmal ordentlich anführen. Kinder, ihr sagt mir kein Wort von Vetter Tom, sonst giebt's was!«

      Ich saß gut in der Klemme, aber bange machen galt nicht, ich mußte eben stille halten und abwarten und höchstens einstweilen probieren, den Kopf einzuziehen, damit ich vorbereitet war, wenn der Blitz niederfuhr.

      Ich konnte gerade noch einen flüchtigen Blick auf den alten Mann werfen, der nun ins Zimmer trat, ehe ihn das Bett verdeckte. Frau Phelps springt auf ihn los und:

      »Ist er da?« schreit sie.

      »Nein!« sagt der Mann.

      »Herr, du mein Gott,« jammert sie auf, »was in aller Welt ist aus dem armen Jungen geworden?«

      »Ja, das ist mehr, als ich sagen kann,« – und der alte Herr zuckt die Schultern – »ich muß sagen, ich fange ernstlich an, mir Sorge zu machen.«

      »Sorge?« schreit sie auf, »Sorge? Mir kostet's nächstens den Verstand! Er muß ja da sein, gewiß hast du ihn nur unterwegs verfehlt, Alter, ja, ja, so wird's sein, ganz gewiß – mir sagt's etwas, daß es so ist!«

      »Na, Sally, verfehlt! Das ist auf dem Wege ja rein unmöglich.«

      »Aber, ach, du allmächtiger Herr im Himmel, was wird die Schwester sagen! Was wird sie sagen? Er muß ja gekommen sein, – du mußt ihn verfehlt haben! Er –«

      »Na, Alte, mach' mich nicht toll, ich weiß so kaum, was ich denken soll, ich bin wahrhaftig am Ende meiner Weisheit und die Geschichte ist mir unbegreiflich! Gekommen aber ist er nicht, soviel steht sicher, denn ich kann ihn nicht verfehlt haben. Ach, Sally, es ist schrecklich – schrecklich – aber ich fange wahrhaftig an, zu glauben, daß dem Boot etwas passiert sein muß!«

      »Wie, Silas, sieh' doch einmal dahin – zum СКАЧАТЬ