Zu Vermieten. John Galsworthy
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Название: Zu Vermieten

Автор: John Galsworthy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Forsyte

isbn: 9783958131255

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СКАЧАТЬ auf irgendwelchen anderen basieren? Er glaubte es nicht. Nun, seine Bilder würden sie nicht konfiszieren, da sie nicht wüssten, was sie wert waren. Aber was würden sie noch wert sein, wenn diese Verrückten einmal anfingen, Kapital abzuzapfen? Sie würden sich nicht mehr verkaufen. Um mich mache ich mir keine Sorgen, dachte er, ich könnte von fünfhundert pro Jahr leben, ohne einen Unterschied zu merken, in meinem Alter. Aber Fleur! Dieses so vielfältig investierte Vermögen, diese mit so großer Sorgfalt ausgewählten und zusammengetragenen Kunstschätze, all das war für sie! Und wenn sich nun herausstellen sollte, dass er das nicht geben oder hinterlassen konnte – nun, dann hatte das Leben keinen Sinn, und welchen Zweck hatte es dann, hierhinzugehen und sich dieses verrückte futuristische Zeug anzusehen, um zu beurteilen, ob es eine Zukunft hatte?

      Als er jedoch in der Galerie in der Nähe der Cork Street ankam, zahlte er seinen Shilling, nahm sich einen Katalog und ging hinein. Um die zehn Leute streiften umher. Soames ging ein paar Schritte und stieß auf etwas, das für ihn wie ein durch eine Kollision mit einem Omnibus verbogener Laternenmast aussah. Es stand etwa drei Schritte von der Wand entfernt und wurde in seinem Katalog als Jupiter bezeichnet. Er betrachtete es neugierig, da er seit Kurzem auch Skulpturen einen Teil seiner Aufmerksamkeit widmete. Wenn das Jupiter ist, dachte er, dann frage ich mich, wie Juno wohl aussieht. Und plötzlich sah er sie, gegenüber. Sie wirkte auf ihn bestenfalls wie eine Pumpe mit zwei Schwengeln, leicht mit Schnee bedeckt. Er starrte sie noch immer an, als zwei der umherstreifenden Besucher zu seiner Linken stehen blieben. »Stark!«, hörte er einen von ihnen sagen.

      »Quatsch!«, knurrte Soames leise.

      Die jungenhafte Stimme des anderen erwiderte: »Du hast es nicht verstanden, mein Lieber, er führt dich hinters Licht. Als er Jupiter und Juno geschaffen hat, hat er gesagt: Mal schauen, was diese Idioten alles schlucken. Und sie haben alles brav geschluckt.«

      »Du Banause! Wospowitsch ist ein Neuerer. Siehst du nicht, dass er Satire in die Bildhauerei eingeführt hat? Die Zukunft der plastischen Kunst, der Musik, der Malerei, sogar der Architektur gründet nun auf Satire. Es musste so kommen. Die Leute sind müde – der Gefühlsseligkeit wurde der Boden entzogen.«

      »Also ich fühle mich durchaus in der Lage, ein wenig Gefallen an Schönheit zu finden. Ich habe den Krieg erlebt. Sie haben Ihr ­Taschentuch fallen lassen, Sir.«

      Soames sah, dass ihm ein Taschentuch entgegengestreckt wurde. Er nahm es mit einem natürlichen Maß an Misstrauen und hielt es sich an die Nase. Der Duft stimmte – es roch leicht nach Eau de Cologne – und in der Ecke standen seine Initialen. Etwas beruhigt blickte er zu dem Gesicht des jungen Mannes auf. Er hatte ziemlich spitze Ohren, einen lachenden Mund, über dem an jeder Seite ein halber Schnäuzer wuchs, kleine, lebhafte Augen und war durchschnittlich gekleidet.

      »Danke«, sagte er, und irgendwie aufgebracht, fügte er hinzu: »Freut mich, zu hören, dass Sie Schönheit mögen, das ist heutzutage eine Seltenheit.«

      »Ich vergöttere sie«, sagte der junge Mann. »Aber Sie und ich sind da die letzten der alten Garde, Sir.«

      Soames lächelte.

      »Falls Sie sich wirklich für Bilder interessieren«, sagte er, »hier ist meine Karte. Ich kann Ihnen ein paar wirklich gute zeigen, wenn Sie an einem Sonntag mal unten am Fluss sind und Lust haben, vorbeizuschauen.«

      »Sehr nett von Ihnen, Sir. Da komme ich ganz sicher mal vorbei. Mein Name ist Mont – Michael.« Und er zog seinen Hut.

      Soames, der sein impulsives Handeln bereits bereute, hob seinen eigenen in Erwiderung leicht an und musterte den Begleiter des jungen Mannes von oben herab. Er trug eine violette Krawatte, hatte schreckliche Koteletten, die aussahen wie Nacktschnecken, und einen verächtlichen Blick – als ob er ein Dichter wäre!

      Es war seine erste Unbesonnenheit seit sehr langer Zeit und so ging er und setzte sich in eine Nische. Was hatte ihn nur geritten, einem übermütigen jungen Kerl, der mit einem solchen Typen unterwegs war, seine Karte zu geben? Und Fleur, die stets in seinem Hinterkopf war, trat plötzlich in sein Bewusstsein, wie die Filigranfigur einer Uhr, die hervorspringt, wenn die Stunde schlägt. An der Wand gegenüber der Nische hing eine große Leinwand, auf der eine Menge rechteckiger, tomatenroter Kleckse waren und sonst nichts, soweit Soames von seinem Platz aus sehen konnte. Er sah in seinen Katalog: »Nr. 32: The Future Town – Paul Post.« Ich nehme an, das soll ebenfalls satirisch sein, dachte er. Komisches Ding! Doch seine nächste Reaktion war vorsichtiger. Man durfte nicht so voreilig verurteilen. Jene streifigen, verschmierten Kreationen von Monet zum Beispiel hatten sich als großer Erfolg herausgestellt, oder Pointillismus, oder Gauguin.

      Selbst seit den Post-Impressionisten hatte es noch ein paar Maler gegeben, die nicht zu verachten waren. Während seiner achtunddreißig Jahre als Kunstkenner hatte er so viele Bewegungen beobachtet, so viele Geschmäcker und Techniken kommen und gehen sehen, dass man wirklich gar nichts sagen konnte, außer dass sich aus jeder Veränderung der Mode Geld machen ließ. Das hier könnte genauso ein Fall sein, wo man seine anfängliche Reaktion vergessen musste, wenn man nicht die Möglichkeit vertun wollte, damit ein Geschäft zu machen.

      Er stand auf, stellte sich vor das Bild und versuchte angestrengt, es mit den Augen anderer Menschen zu sehen. Über den tomatenroten Klecksen war etwas, das er als einen Sonnenuntergang deutete, bis jemand vorbeiging und sagte: »Er hat die Flugzeuge wirklich gut getroffen, findest du nicht?« Unterhalb der tomatenroten Kleckse war ein breiter weißer Streifen mit mehreren vertikalen schwarzen Streifen, den er absolut nicht deuten konnte, bis jemand anderes vorbeikam und murmelte: »Wahnsinn, wie expressiv sein Vordergrund ist!« Expressiv? Inwiefern denn? Soames kehrte zu seinem Platz zurück. Das Ding war interessant, wie sein Vater gesagt hätte, und er würde keinen einzigen verdammten Penny dafür geben. Expressiv! Ja, er hatte schon gehört, dass die auf dem europäischen Festland jetzt alle Expressionisten waren. Also schwappte das jetzt auch hierher über? Er erinnerte sich an die erste Grippewelle 1887 – oder 88 –, die, wie es hieß, in China ihren Ursprung hatte. Er fragte sich, wo dieser – dieser Expressionismus seinen Ursprung hatte. Das Ganze war eine regelrechte Krankheit!

      Er hatte eine Frau und einen jungen Mann bemerkt, die zwischen ihm und Future Town standen. Sie wandten ihm den Rücken zu, doch dann hob Soames ganz plötzlich seinen Katalog vor das Gesicht, zog seinen Hut nach vorne in die Stirn und starrte durch den Schlitz dazwischen. Diesen Rücken, elegant wie eh und je, obwohl das Haar darüber grau geworden war, konnte man nicht verwechseln. Irene! Seine geschiedene Frau – Irene! Und das war zweifelsohne ihr Sohn – von diesem Jolyon Forsyte – ihr Junge, sechs Monate älter als seine Tochter! Und während er in Gedanken noch einmal jene bitteren Tage seiner Scheidung durchlebte, stand er auf, um außer Sichtweite zu gehen, setzte sich dann jedoch gleich wieder hin.

      Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht, um etwas zu ihrem Jungen zu sagen. Ihr Profil war noch immer so jugendlich, dass es ihr graues Haar wie gepudert wirken ließ, wie auf einem Kostümball, und ihre Lippen lächelten, wie Soames, ihr erster Besitzer, sie nie hatte lächeln sehen. Widerwillig musste er zugeben, dass sie noch immer wunderschön war, und was ihre Figur betraf, fast so jung wie eh und je aussah. Und wie der Junge ihr Lächeln erwiderte! Eine Woge der Emotion schnürte Soames’ Herz zusammen. Der Anblick verletzte seinen Gerechtigkeitssinn. Er missgönnte ihr das Lächeln dieses Jungen – es ging über das hinaus, was er von Fleur bekam, und es war unverdient. Der Sohn der beiden hätte sein Sohn sein können, Fleur hätte ihre Tochter sein können, wenn sie nicht vom rechten Weg abgekommen wäre! Er senkte seinen Katalog. Wenn sie ihn sehen sollte, umso besser! Eine Erinnerung an ihr Verhalten in Gegenwart ihres Sohnes, der wahrscheinlich nichts davon wusste, wäre ein heilsamer Wink jener strafenden Gerechtigkeit, die sie mit Sicherheit früher oder später einholen würde! Dann wurde sich Soames vage bewusst, dass ein solcher Gedanke für einen Forsyte seines Alters zu extrem war, und er holte seine Uhr hervor. Schon nach vier! Fleur verspätete sich. Sie war zu seiner Nichte Imogen Cardigan gegangen, СКАЧАТЬ