Название: Doktor Dolittles Zirkus
Автор: Hugh Lofting
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9788726583885
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„Glitschi“, antwortete Sophie, „so heißt nämlich mein Mann. Er hat sich in allen Dingen stets auf mich verlassen, der arme dumme Glitschi. Was soll ich nur tun? Was soll ich nur tun?“
„Ja, ja“, sagte Johann Dolittle, „es ist keine einfache Sache, dich bis zum Meer durchzuschmuggeln. Ich will nicht sagen, es wäre unmöglich, aber man muß sich die Sache erst einmal gut überlegen. Vielleicht kann ich dich auf die eine oder andre Weise in aller Öffentlichkeit befreien. Inzwischen werde ich deinem Gatten durch einen Vogel Botschaft senden, es gehe dir gut, und er solle aufhören, sich zu grämen. Derselbe Bote kann uns dann gleich sagen, wie es ihm geht. Also Kopf hoch! Es kommen Leute, die deine Kunststücke bewundern wollen.“
Eine Lehrerin mit einem Haufen Kinder trat, von Wärter Higgins begleitet, ein, und zugleich verließ ein kleiner, schmunzelnder, dicker Mann die Bude. Bald lachten die Kinder entzückt über die Späße des großen Wassertiers. Higgins stellte fest, Sophie müsse sich nun wieder vollkommen wohl fühlen, er hatte sie noch nie so strahlender Laune gesehen.
EINE BOTSCHAFT AUS DEM NORDEN
Spät am Abend ging der Doktor mit Tuh-Tuh noch einmal zur Robbe.
„Diese Eule“, sagte er, als er an Sophies Schwimmbassin stand, „ist eine Freundin von mir. Bitte beschreibe ihr, wo man in Alaska deinen Gatten finden kann. Sie fliegt dann zur Küste und gibt ihre Botschaft an die Möwen weiter, die nach Nordwesten ziehen. Darf ich euch miteinander bekannt machen: Sophie, dies ist Tuh-Tuh, einer der klügsten Vögel, die ich kenne. Tuh-Tuh ist eine besonders gute Rechnerin.“
Die Eule blieb auf dem Geländer sitzen, während Sophie ihr genau auseinandersetzte, wie man Glitschi erreichen könne und eine lange, liebevolle Botschaft für ihren Gatten herunterleierte. Als sie damit fertig war, sagte Tuh-Tuh:
„Ich fliege nach Bristol, Doktor, das ist die nächste Küstenstadt, dort halten sich immer eine Menge Möwen im Hafen auf. Ich werde schon eine finden, die die Botschaft übernimmt und sie an die richtige Adresse befördert.“
Der Doktor war damit einverstanden, und da alles so schnell wie möglich gehen sollte, bat er sie, einen Seevogel ausfindig zu machen, der aus Freundlichkeit für ihn die ganze Strecke übernehmen würde.
„Ist recht, Doktor“, sagte Tuh-Tuh und bereitete sich auf die Reise vor. „Lassen Sie bitte das Fenster offen, damit ich wieder hereinkommen kann. Ich glaube, ich werde kaum vor zwei Uhr morgens zurück sein. Bis dahin auf Wiedersehn!“
Der Doktor kehrte zu seinem Wagen zurück und schrieb den letzten Teil seines neuen Buches, das,Schwimmkunst der Tiere‘ hieß, noch einmal um. Sophie hatte ihm eine Menge hilfreicher Winke über gutes Schwimmen gegeben, so daß er dem Buch noch drei neue Kapitel hinzufügen mußte.
Er war so in seine Arbeit vertieft, daß er gar nicht merkte, wie die Zeit verging, als plötzlich zwischen zwei und drei Uhr morgens der Nachtvogel Tuh-Tuh vor ihm auf dem Tisch saß.
„Doktor“, sagte Tuh-Tuh leise, um die anderen nicht aufzuwecken, „ich habe eine alte Bekannte von mir, eine Möwe, getroffen und ihr gesagt, daß ich jemanden suche, der eine Botschaft nach Alaska bringen kann. Als sie hörte, daß Doktor Dolittle mich schicke, sagte sie, sie würde es mit dem größten Vergnügen gerne selbst tun. Sie glaubt aber kaum, vor fünf Tagen zurück sein zu können, das heißt, wenn alles gut geht. Ich fliege Freitag wieder nach Bristol, und wenn sie dann noch nicht zurück ist, warte ich dort auf sie.“
Johann Dolittle freute sich sehr über Tuh-Tuhs Nachricht und erzählte Sophie am folgenden Tage, daß ihre Botschaft weitergegeben worden sei. Für den Augenblick konnte man nichts andres tun, als die Rückkehr der Möwe abzuwarten.
Am Donnerstag, einen Tag bevor Tuh-Tuh nach Bristol fliegen wollte, saß die ganze Gesellschaft in des Doktors Wagen um den Tisch und lauschte einer Geschichte, die Toby, der Kasperlehund, erzählte. Grade als Toby vor dem aufregenden Teil der Geschichte atemlos eine Pause machte, hörte man ein leises Klopfen am Fenster.
„Huuh“, rief Göb-Göb, „es spukt“, und krabbelte unter das Bett.
Johann Dolittle stand auf, zog die Vorhänge zurück und öffnete das Fenster. Auf dem Fensterbrett stand eine müde und zerzauste Möwe, die mehr tot als lebendig zu sein schien. Der Doktor hob sie behutsam vom Fensterbrett und setzte sie auf den Tisch. Dann drängten sich alle um sie herum und starrten den erschöpften Vogel schweigend an, bis er zu sprechen anfing.
„Johann Dolittle“, sagte die Möwe endlich, „ich habe nicht auf Tuh-Tuh in Bristol gewartet, weil ich glaubte, Sie wollten alles gern so schnell, wie nur möglich, wissen. Die Robbenherde, zu der Sophie und ihr Mann gehören, befindet sich in einem sehr, sehr schlechten Zustand. Das kommt nur daher, weil Sophie gefangen genommen wurde und ihr Gatte Glitschi die Führerschaft verloren hat. In diesem Jahre hat dort der Winter früher eingesetzt, und was für ein Winter! Schneestürme, ungeheure Lawinen. Das Meer ist Monate vor der gewöhnlichen Zeit zugefroren. Ich selbst bin beinahe vor Kälte umgekommen, und Sie wissen: wir Möwen können eine sehr niedrige Temperatur vertragen.
Bei schlechtem Wetter ist nun die Führung für eine Seerobbenherde außerordentlich wichtig. Seerobben leben wie Schafe und alle wandernden Tiere in Rudeln. Und ohne einen großen, starken Anführer, der sie zu den offenen Fischplätzen und den geschützten Überwinterungsstellen führt, sind sie vollkommen hilflos und verloren. Seit Glitschi schwermütig geworden ist, haben sie einen Führer nach dem anderen gehabt, aber keiner von ihnen hat etwas getaugt. Kämpfe und kleine Meutereien haben die Herde dauernd erschüttert, Walrosse und Seelöwen treiben sie von den besten Fischplätzen fort, und die Eskimo-Robbenfänger töten sie rechts und links. Keine Seehundsherde kann sich lange gegen die Pelzjäger halten, wenn sie nicht einen guten Führer hat, der genügend Verstand besitzt, um sie vor Gefahr zu schützen. Glitschi war der beste, den sie je gehabt haben, und dazu stark wie ein Ochse. Nun tut er nichts, als auf einem Eisberg liegen und stöhnen und weinen, weil ihm seine Lieblingsfrau genommen worden ist. Er hat hundert andre Frauen, die ebenso hübsch sind wie Sophie, aber er sehnt sich nur nach ihr. Da haben Sie die Geschichte: die Herde zerfällt einfach! Man hat mir erzählt, unter Glitschis Führung sei sie die beste Seerobbenherde im ganzen nördlichen Polarkreis gewesen. Jetzt, dazu noch bei diesem strengen Winter, wird sie höchstwahrscheinlich ganz zugrunde gehen.“
Als die Möwe ihre Erzählung beendet hatte, herrschte eine Minute lang Schweigen im Wagen. Schließlich sagte Johann Dolittle: „Toby, gehört Sophie Blossom oder Higgins?“
„Higgins, Doktor“, sagte der kleine Hund. „Es ist so ähnlich wie bei Ihnen. Dafür, daß die Robbe bei der Vorstellung im großen Zirkus mitwirkt, braucht Higgins für seinen Stand nichts zu bezahlen und steckt das ein, was die Nebenschau einbringt.“
„Das ist durchaus nicht dasselbe wie bei mir“, rief der Doktor, „der große Unterschied ist, das Stoßmich-Ziehdich hält sich aus freiem Willen hier auf, während Sophie gegen ihren Willen im Zirkus festgehalten wird. Es ist eine wahre Schande, daß Jäger ins Eismeer hinauffahren und alle Tiere, die sie haben wollen, fangen, Familien zerstören und auf diese Weise auch jede Lebensgemeinschaft erschüttern dürfen — es schreit wahrhaftig zum Himmel!“
„Wieviel kostet eine Robbe?“ fragte er Toby.
„Das ist verschieden“, antwortete Toby. „Ich habe einmal Sophie sagen hören, Higgins habe sie in Liverpool von dem Mann, der sie fing, für vierhundert Schillinge gekauft. Bevor sie an Land kam, hatte man ihr schon auf dem Schiff Kunststücke beigebracht.“
„Wieviel СКАЧАТЬ