Die Kronprinzessin. Hanne-Vibeke Holst
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Название: Die Kronprinzessin

Автор: Hanne-Vibeke Holst

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Macht-Trilogie

isbn: 9788726569605

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СКАЧАТЬ Herz hatte wieder angefangen zu klopfen, aber sie behielt einen neutralen Ausdruck.

      »Hast du zugesagt?«

      »Sehr witzig!«

      »Du hast nicht nein gesagt, oder?«

      »Ich habe ihnen für ihr Vertrauen gedankt und gesagt, ich müsste das mit meiner Frau besprechen. Aber nur die Ruhe: Ich habe sie auf eine Absage vorbereitet.«

      »Warum?«

      »Shit, Lotte! Das weißt du genau! Soll ich dich etwa für zwei Jahre nach Afrika schleppen? In den Busch?«

      Hier hatte sie also den Fehler begangen, der sie einen Augenblick später dazu brachte, sich selbst zu überbieten.

      »Du könntest alleine fahren.«

      Mit einer hastigen Bewegung hatte er sich in voller Länge aufgerichtet, war aufgestanden und zu dem Fenster gegangen, das am weitesten weg war. Sie war ihm gefolgt. Er hatte ihr den Rücken zugewandt. Das war Antwort genug. Lautlos hatte sie tief eingeatmet, bevor sie tat, was nötig war. So, wie die Stimmung zwischen ihnen jetzt war, so, wie sein Gesicht sich in der letzten Stunde verändert hatte, so, wie ihr Magen sich zusammenschnürte, gab es nichts anderes.

      »Entschuldigung«, hatte sie gesagt und sich hinter ihn gestellt und die Arme um seinen Bauch gelegt. »Wir fahren zusammen. Natürlich.«

      »Das ist nicht dein Ernst«, hatte er gemurmelt. Ohne sie wegzuschieben. Und sie hatte bekräftigt. Hatte argumentiert, wie klar die Sache war, dass er den Job annehmen musste. So wie sie damals den ihren. Vielleicht war es auch wirklich an der Zeit, dass sie sich veränderte. Niemand würde sagen können, sie hätte sich zur Unzeit davongemacht oder ihr Ziel verfehlt. Schließlich konnte sie eine top-getrimmte Organisation übergeben, die beides bekommen hatte, Redezeit und Aufmerksamkeit. An sich war es einfach. Ihr Vertrag musste ohnehin neu verhandelt werden, und sie konnte ihn schlichtweg nicht verlängern. Keine Dramatik. Nur eine Frau, die ihrem Mann folgt, der jetzt an der Reihe ist, die Bühne zu betreten.

      »Es war doch immer geplant, irgendwann noch mal zu gehen, oder? Bevor wir festwachsen.«

      Da hatte er sich umgedreht und sie mit viel zu funkelnden Augen angesehen, hatte ihre Hand genommen und gefragt, ob es so simpel war, dass sie einfach mitkam.

      »Warum sollte es das nicht sein? Uganda ist ein schönes Land, die Kinder sind robust genug, die E-Mail ist erfunden. Ich freue mich schon!« Heiter hatte sie ihr Glas an seines angestoßen. Und er war so froh und aufgeräumt gewesen, dass sie gezwungen war, nach bestem Können mitzuspielen.

      Was unfassbar einfach gewesen war, unter anderem, weil sie auf keinerlei Widerstand traf. Enttäuschend genug reagierten alle enorm positiv, von der Presse bis hin zum Freundeskreis. Niemand versuchte, sie aufzuhalten, niemand warnte sie, niemand deutete an, dass sie unersetzlich war und auf ihrem Posten gebraucht wurde. Es ging so glatt, dass sie fast schon misstrauisch wurde. War das in Wirklichkeit ein Komplott? Wünschten die sich, sie loszuwerden? Oder ging es nur darum, dass sie das einzig Richtige tat, indem sie »das gute Leben« wählte und ihren Mann zum Zuge kommen ließ?

      Ihre Schwiegereltern, Restaurant-Magnaten aus Aalborg, waren zum ersten Mal in den zehn Jahren, seit sie Thomas kannte, andeutungsweise zufrieden mit ihr. Weil sie endlich einlenkte. Zuließ, dass ihr Sohn eine Führungsposition einnahm, wie sie es nannten, in dem Versuch, es klingen zu lassen, als würde er für den A.-P.-Møller-Konzern in die Welt ziehen.

      Sie hatten nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie sie als Unglück für ihren Sohn betrachteten, von dem sie sich so viel erhofft hatten. In ihren Augen stand es außer Frage, dass es ihre Schuld war, dass aus Thomas nichts geworden war. Sollte heißen: nichts, was ihm die Tür zu den Rotariern geöffnet hätte. Ein Geschäft oder wenigstens Jura. Dass er sich für Ethnographie entschieden hatte, bevor sie sich kennen lernten, hatten sie verdrängt. Dass er von dem Tag an in Opposition zu der provinziellen Bürgerlichkeit seiner Eltern gestanden hatte, an dem er als sanfter, aber konsequenter Junge seine Lacoste-Hemden in die Kleidersammlung des Roten Kreuzes geschmissen hatte und seine Zeit lieber damit verbrachte, auf der Suche nach Steinkeilen durch Vendsyssels Ackerfurchen zu stiefeln, als mit seinem Vater die Restaurants auf Aalborgs Vergnügungsmeile abzuschreiten – auch das hatten sie aus der Familienchronik entfernt. Thomas hatte immer zum Ausdruck gebracht, dass ihm die Ansichten seiner Eltern völlig gleichgültig waren. Aber auf eine rührende Art stand er ihnen immer noch treu zur Seite. Und nicht nur, weil er ihr einziges Kind war und eine gewisse familiäre Verpflichtung fühlte. Er hielt viel von ihnen, ja, er liebte sie ganz einfach. Auch wenn das Verhältnis zwischen Charlotte und seinen Eltern angespannt war, schlug er sich nie auf eine Seite. Thomas taugte nicht zu Krieg und Konflikt, er war der geborene Schlichter mit seinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Darum hätte er es ohnehin nie weit gebracht in dem Geschäftsleben, das die Arena seines Vaters war. Ihm fehlte der Killerinstinkt. Ganz einfach.

      Für Charlotte war Thomas immer ein Mysterium gewesen. Er war so ehrlich wie Wasser und Brot, und das war von Anfang an eine unglaubliche Erleichterung gewesen. Dass sie nicht alles erraten, sich nicht im Dunklen vorwärtstasten musste. Wie er es selbst ausgedrückt hatte, als sie an dem frühen, pastellfarbenen Morgen nach dem nächtlichen Bad das erste Mal gemeinsam unter einer Decke lagen: »Du bekommst, was du siehst.«

      Seine Reaktion darauf, dass sie einen Schritt zurücktrat und ihm das gelbe Trikot überließ, verwirrte sie so sehr, dass sie sich in den letzten Monaten öfters dabei ertappt hatte, wie sie dasaß und ihn betrachtete, als wäre er eben erst in ihr Leben getreten. Seine Freude hatte sie völlig überrumpelt. Und sein Stolz. Der ganz besonders. Als er in Aalborg angerufen und erst seine Mutter und dann seinen Vater gesprochen hatte, war er so stolz darauf, von seiner Beförderung zu erzählen, dass seine Stimme kurz davor war zu kippen. Er ließ sich von ihnen mit Gratulationen überschütten und kroch förmlich in den Hörer vor Glück über ihre Begeisterung.

      »Oh Mann, waren die aus dem Häuschen!«, grinste er exaltiert und mit gerötetem Gesicht, als er den Hörer auflegte und sich zum ersten Mal zu ihr umdrehte. Verlegen, als wüsste er genau, dass er sie irgendwie verraten hatte, indem er nie zugegeben hatte, wie viel es ihm dennoch bedeutete, ihre Erwartungen zu erfüllen.

      »Das warst du wohl auch«, gab sie bissig zurück. Und schloss sich damit endgültig aus diesem offenkundig absolut intakten Dreieck aus.

      Auf diese Art hatte er in den letzten Monaten neue Seiten von sich gezeigt. Während sie ihren Job abwickelte und bemerkte, wie ihr jeden Tag etwas mehr die Puste ausging, bekam er Auftrieb und wurde immer dynamischer und energischer, vereinnahmt von dem, was bevorstand. Er arbeitete lang, brachte Unterlagen mit nach Hause oder saß den ganzen Abend am Computer und schrieb und mailte der halben Welt. Umgekehrt fühlte sie sich allmählich immer müder und ausgebrannter. Ihr letzter Arbeitstag rückte näher, und ihr Nachfolger wartete schon in den Kulissen. Während sie es kaum schaffte, zum Umzug und zu ihrem neuen Dasein Stellung zu beziehen, stürzte er sich auch darauf. Sie sah passiv zu, während er voller Arbeitswut lange Listen schrieb, organisierte und verhandelte. Er regelte Versicherungen und Zoll und kümmerte sich auch um Impfungen und Malariaprophylaxe. Das Einzige, worum er sie bat, war, sich darum zu kümmern, dass die Kinder aus dem Kindergarten abgemeldet wurden, und mit den Banken über Dispokredit und Überweisungen zu sprechen. Beides schob sie über Wochen vor sich her, und als er sie das fünfte Mal daran erinnerte und vergeblich versuchte, sie dazu zu bringen, sich zu den Umzugsmodalitäten zu äußern, schmiss er den Kugelschreiber mit einer hitzigen Bewegung hin und erklärte, dass »das so nicht geht«.

      »Du willst nicht mit, oder? Du tust nur so, als ob! Das konnte ich doch schon im Vorbereitungsseminar deutlich sehen. Du bist dagegen

      »Nein!«, СКАЧАТЬ