Die Kronprinzessin. Hanne-Vibeke Holst
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Название: Die Kronprinzessin

Автор: Hanne-Vibeke Holst

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Macht-Trilogie

isbn: 9788726569605

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СКАЧАТЬ berauscht und fröhlich, war es, wie er es erträumt hatte. Ein Geheimnis, das sich Blatt für Blatt entfaltete. Seither hatte es für ihn keine anderen Frauen auf dieser Welt gegeben. Dass er auch der einzige Mann in ihrem Leben war, daran hatte er keinen Zweifel. Das war es nicht, wovor er Angst hatte. Er hatte Angst, sie zu verlieren, auf dieselbe Weise, wie man plötzlich den Halt verlieren kann. Und vielleicht war das das drängendste Gefühl in diesem Moment, bevor der Staatsminister ans Telefon kam. Das Gefühl von Gefahr. Und als sich der Staatsminister offenbar meldete und sie sich halb wegdrehte, wusste er es. Dass sie sich schon ein wenig entfernt hatte.

      Charlotte bemühte sich, gefasst und wohl überlegt zu klingen, als der Staatsminister sie fragte, ob sie den ersten Schock überwunden hatte.

      »Ja«, antwortete sie.

      »Habt ihr Familienrat gehalten?«

      »Ja, das haben wir.«

      Jetzt klang sie so nüchtern und gefasst, dass Per Vittrup schon anfing zu befürchten, dass sie nein sagen würde. Was Meyer als Risiko angesehen hatte. Aber das gehörte wohl größtenteils zum Spiel gegenüber Gert, der immer noch stinksauer war. Um ihn glauben zu machen, dass diese Charlotte Damgaard wahrlich nicht nur irgendjemand war, der schwanzwedelnd Order parierte.

      »Also, was sagst du?«, fragte er leicht, mit einem Lächeln in der Stimme.

      »Ich sage, ja, danke ...«

      »Das freut mich zu hören!«

      »... unter der Bedingung, dass ich nicht zur Geisel der Regierung werde.«

      »Geisel? Könntest du das erläutern?«

      »Dass ich nicht gezwungen werde, meine Ansichten zu ändern, dass ich das Recht habe, die Entscheidungen zu treffen, die ich für richtig halte, und dass ich einen gewissen Spielraum habe im Verhältnis zur Regierungspolitik. Ich bin ja doch radikaler als Søren Schouw, und das würde ich auch gerne bleiben.«

      »Äh, Politik ist ja die Kunst des Möglichen ... Also, manche Kröte muss man schon schlucken.«

      »Das ist klar«, sagte Charlotte. »Ich kenne auch die Regierungsgrundsätze zur Umweltpolitik. Aber wenn es etwas bringen soll, jemanden wie mich in den Sessel zu hieven, dann muss ich meine Integrität wahren können. Andernfalls ist es für mich selbst ohne Bedeutung und zutiefst unglaubwürdig für die Menschen, die mich kennen, und für das, wofür ich stehe.«

      »Das ist klar«, sagte der Staatsminister und notierte sich Stichworte auf einem Block, der vor ihm lag. »Bedingung«, »nicht Geisel«, »Kröten schlucken« stand schon da. Jetzt fügte er noch »Integrität« hinzu, und »Glaubwürdigkeit« mit drei Ausrufezeichen.

      Er war so eingenommen von diesen Schlüsselwörtern, die all das waren, von dem er sich gewünscht hatte, dass sie es sagen würde, dass er es versäumte, konkret zu werden. Das war ein Fehler. Aber es wurde ihm erst sehr viel später klar, wie gravierend dieser Fehler war.

      »Mit der Erfüllung dieser Bedingungen wären wir uns dann also einig?«, fragte er aufgeräumt und konnte geradezu hören, dass Charlotte Damgaard tief Luft holte, wie eine zweifelnde Braut vor dem Altar, bevor sie antwortete.

      »Ja, dann sind wir uns einig.«

      »Ja, dann, willkommen im Club. Dann hoffe ich nur, dass du ein hübsches Kleid für den Empfang bei der Königin hast. Und damit überlasse ich dich dem Stab. Es erfordert einiges an Logistik, sich um alles zu kümmern. Sie werden dich in Kürze zurückrufen. Wir sehen uns morgen.«

      Nachdem sie aufgelegt hatte, drehte sie sich zu Thomas um und gehörte wieder ihm. Großäugig und verletzlich, wie nur er sie kannte: »Bist du sicher, dass ich das schaffen kann?«

      »Natürlich kannst du das! Sonst hätten sie dich nicht gefragt!«

      Dann stand er auf, ging zu ihr und nahm sie in den Arm, zog sie ganz eng zu sich.

      »Glückwunsch, Schatz.«

      »Du bist dabei, oder?«, fragte sie und legte ihre Wange an seine Schulter.

      »Natürlich. Ich halte dir den Rücken frei. Immer.«

      Er küsste sie, lange und leidenschaftlich, registrierte zur gleichen Zeit seine beginnende Erektion bei der leichten Berührung ihrer breiten Hüften und ihr spontanes Zurückweichen. Und als das Telefon wiederum klingelte, wusste er, dass sie schon dabei war, von ihm wegzutreiben.

      »So, jetzt fährt der Zug«, murmelte er mit belegter Stimme, die Nase in ihrem winterblonden, locker aufgesteckten Haar. Wie immer duftete sie angenehm nach Heu und Hafer. Aber als er sie losließ, nahm er einen neuen, herben Geruch wahr, einen Geruch wie von einem Raubtier in Gefahr.

      »Du musst keine Angst haben«, flüsterte er.

      »Habe ich auch nicht«, lächelte sie, nahm den Hörer und sagte ihren Namen mit einer Autorität, die jeden überzeugt hätte. Und es auch tat.

      Das war der Augenblick, an den er später häufig zurückdenken musste. Genau da hätte er seinem Instinkt folgen und ihre Hand greifen, die Kinder aus dem Bett reißen und seine Familie in Sicherheit bringen müssen. An irgendeinen Ort, an dem kein offer you can’t refuse sie erreichen konnte. Aber er tat nichts. Er stand nur da und starrte sie an, mit hängenden Armen, bevor er ihr Glas nahm und den restlichen Cognac in einem Zug austrank. Dann ging er aus der Küche und überließ sie wem auch immer. Dem Referenten, vermutlich. Jens hustete, Thomas gab ihm Wasser. Deckte Johanne zu. Strich ihr über die hohen Wangenknochen, die sie mit ihrer Mutter gemeinsam hatte.

      »Tja«, seufzte er zu sich selbst und setzte sich auf den Boden, angelehnt an die türkisblaue Wand zwischen den beiden Betten. Hob ein Stofftier vom Boden auf. Knetete es geistesabwesend zwischen den Händen. Afrika blieb liegen. So viel stand fest. Vom Rest hatte er nicht den Hauch einer Ahnung.

      *

      Cat gab den anderen ein Zeichen, die stumm gehorchten und die Masken über den Kopf zogen. Sie waren alle fünf schwarz gekleidet, und nachdem sie ihre Masken aufhatten und nur noch die Augen frei waren, wurden sie von der Dunkelheit verschluckt, sodass sie sich kaum gegenseitig sehen konnten. Sie waren extra mit kleinen Taschenlampen ausgestattet und mit Zangen, um die Käfige aufzubekommen; sie trugen feste Handschuhe, solide Stiefel, um Bisse zu vermeiden, und jeder hatte einen Baseballschläger, um nach den Hunden zu schlagen. Darüber hinaus waren ihre Uhren synchronisiert, und sie hatten keinerlei persönliche Papiere bei sich, die etwas über ihre Identität hätten verraten können. Die Aktion war für höchstens fünf Minuten berechnet, Autofahrt hin und zurück eingeschlossen. Cat heftete ihren Blick auf das Display ihrer billigen Digitaluhr. Sie schwitzte und fror gleichzeitig in ihrem eng sitzenden, synthetischen Anzug, Adrenalin zirkulierte durch ihren dünnen Körper und ließ sie zittern, als sie mit ihrer rechten Hand die Luft durchschnitt und zählte, drei, zwei, eins, beendet von einem knallenden go! Sie lächelte ein seltenes Lächeln unter ihrer Maske, als die Formation in einem V mit ihr an der Spitze vorrückte. Das war das Größte. Der Kick, für den sie lebte. Das Kommando zu haben. Die Macht zu fühlen, wenn die anderen gehorchten, wenn sie ihre plötzliche Unsicherheit ihr gegenüber bemerkte. Diese naturromantischen Kinderärsche wussten ja nicht mal, warum sie sie erschreckte. Aber sie selbst wusste es. Sie hatten Angst vor ihr, weil sie bereit war zu sterben. Im Kampf zu fallen. Nicht für hundert oder tausend Nerze natürlich. Ihretwegen könnten die in ihren verdammten Käfigen verrotten. Sie verabscheute Nerze. Der Gestank, den der Wind von den Käfigen herüberwehte, als sie sich hastig und lautlos näherten, СКАЧАТЬ