Die Kronprinzessin. Hanne-Vibeke Holst
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Название: Die Kronprinzessin

Автор: Hanne-Vibeke Holst

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Macht-Trilogie

isbn: 9788726569605

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СКАЧАТЬ tu mir den Gefallen und sag jetzt ab! Wenn es das ist ...«

      »Ich weiß nicht, was es ist. Ich bin einfach nur schrecklich müde«, war sie ausgewichen. Und hatte ihr Gesicht mit einem kleinen flackernden Lächeln erhellt.

      »Bist du schwanger?«

      »Mit Spirale?«

      Er zuckte mit den Schultern. Beugte sich dann über den Tisch.

      »Wolltest du die nicht noch rausnehmen lassen? Bevor wir abreisen?«

      »Meinst du nicht, dass wir im Augenblick genug Kinder haben?«

      »Es ist am tollsten, Kinder zu kriegen, wenn man weg ist. Und schließlich wollen wir vier haben, oder?«

      »Vier?! No way!«

      »Mindestens drei!«

      »Warum willst du so viele Kinder haben?«, hatte sie gefragt und sich auf dem Stuhl zurückgezogen.

      »Weil ich dich liebe! Ich liebe es, Kinder mit dir zu haben! Ich liebe es, sie mit dir zu machen, ich liebe es, mit dir schwanger zu sein, ich liebe es, mit dir zu gebären!«

      »Nur die Ruhe!«, hatte sie gelächelt.

      »Kinder sind doch der Sinn des Lebens, oder?«

      »Hmja«, hatte sie gemurmelt und sich aufgesetzt. »Worüber wollten wir gerade reden? Die Bank und die Nachsendeanträge ...«

      »Du willst also mit? Es ist eine gemeinsame Sache? Nicht nur etwas, das ich träume?«

      »Hör auf, so einen Schwachsinn zu reden«, hatte sie ihn abgefertigt, während er wieder nach dem Kugelschreiber griff.

      Seither hatte sie brav getan, was sie sollte. Und sogar das Projekt gegenüber den beiden einzigen Menschen verteidigt, die Skepsis ausdrückten. Elizabeth Meyer und, seltsam genug, ihre Mutter. Was ihre Mutter wirklich dagegen hatte, war nicht ganz klar. Abgesehen davon, dass sie traurig war, weil sie ihr die Enkelkinder wegnahmen. Außerdem machte sie sich Sorgen wegen der Gefahren. Aids, Tropenkrankheiten, Verkehrsunfälle, Kriminalität. Und schließlich war sie prinzipiell dagegen, dass ihre Tochter sich von einem Mann abhängig machte.

      »Es ist nicht ›ein Mann‹. Es ist Thomas. Und ich werde eine Menge zu tun haben.«

      »Ja, aber du wirst wohl kaum eigenes Geld verdienen, oder?«

      »Man kann nicht alles am Geld festmachen.«

      Ihre Mutter hatte die Lippen gespitzt, eine zollfreie Marlboro light im Mund. Sie hatte in den letzten Jahren angefangen zu rauchen, nachdem sie begonnen hatte, um die ganze Welt zu reisen, um »klüger zu werden und mich selbst ein bisschen zu verwöhnen«. Als sie Witwe geworden war, hatte sie sich mühsam und bienenfleißig abgearbeitet, hatte die Abendschule absolviert und war Krankenschwester geworden. Sie hatte ihre drei Kinder mit dem Geld versorgt, das der Verkauf des Hofs eingebracht hatte und mit der Putzstelle, die sie in einem Pflegeheim in Brønderslev angenommen hatte. Dorthin waren sie wenige Monate, nachdem »es passiert war«, gezogen. Zunächst wohnten sie in einer Sozialwohnung in einem Genossenschaftsgebäude, später kaufte ihre Mutter das kleine Reihenhaus am Stadtrand, in dem sie noch immer wohnte. Materiell gesehen, ging es ihr heute ziemlich gut als gutbezahlte leitende OP-Schwester im örtlichen Krankenhaus.

      »Nein. Aber man kann auch nicht von seinem Ruf leben. Es sei denn, man hat einen Mann, der einen versorgt. Und wer weiß, wie lange das hält.«

      »So ist Thomas nicht«, hätte sie gerne geantwortet. »Er lässt uns nicht im Stich.« Aber sie redeten immer noch nicht darüber. Nie.

      »Wenn wir wiederkommen, bin ich ja wieder dran ...«

      »Ja, ja, das sagt ihr immer«, hatte ihre Mutter gesagt. »Ihr müsst das ja sowieso unter euch ausmachen.«

      Und das mussten sie wohl. Und nicht zuletzt musste sie zusehen, sich mit der Tatsache anzufreunden, dass sie in ein paar Wochen in einem Flieger sitzen würde, auf dem Weg in ein neues Leben, dem sie einen Sinn geben musste. Es war auch notwendig, das loszulassen, was ihres war. Die Vorteile darin zu sehen, dass sie nicht mehr länger zum Wasserschutzplan Stellung beziehen oder sich über die unverschämten Methoden der Spritzmittel-Mafia aufregen musste. Und sie konnte sich auch genauso gut gleich abgewöhnen, taktisch zu denken – um wen sie sich kümmern musste, für wen sie einen Samstagskommentar schreiben sollte, welche Argumente bei welchem Umweltsprecher Eindruck machten. Sie musste nicht einmal mehr ihre Hausaufgaben ordentlich machen, denn das Risiko, dass ein Journalist sie anrufen würde, war – mit der einzigen Ausnahme Andreas Kjølbye – gleich null. Der offizielle Abschieds-Empfang hatte letzte Woche stattgefunden, und sie war überwältigt davon gewesen, wie viele gekommen waren. Sogar Søren Schouw war mit einem Strauß vorbeigekommen. Er war eingeladen, aber niemand hatte damit gerechnet, dass der Minister auftauchen würde. Nicht zuletzt, weil Charlotte ihm gegenüber nie besonders höflich gewesen war. Ganz im Gegenteil, sie hatte mündlich wie schriftlich scharfe Kritik an seinem äußerst moderaten und in vielerlei Hinsicht ziemlich schlingernden Kurs geübt. Man hatte wohl damit gerechnet, dass es gute Presse gäbe, wenn er sich mit ihr, der jungen Umwelt-Tante, im Arm fotografieren lassen würde. Er hatte sich obendrein nicht geschämt, eine Rede für sie zu halten, in der er ihr für den Kampf dankte, dafür, dass sie »für die Sache brannte«, und wünschte ihr »guten, anhaltenden Wind!«.

      Charlotte war vor lauter Verblüffung und Verlegenheit fast ohnmächtig geworden. Das war genau die opportunistische Falschheit, die sie bei Politikern nicht riechen konnte. Darum bestärkte seine Show sie auch darin, dass Politik nichts für sie war. Folglich hatte sie dem Parteibüro ohne Wehmut mitgeteilt, dass sie sie vorläufig nicht mehr zu sehen bekämen und ihren Status deshalb gerne in »passives Mitglied« ändern dürften. Eigentlich war sie kurz davor gewesen, ganz auszutreten, aber sie wollte die traurige Statistik der Partei nicht noch erhöhen. Den Gefallen tat sie ihnen dann doch nicht, den Bürgerlichen.

      Nach dem Wetterbericht – der Kälte ankündigte und die Aussicht auf weiße Weihnachtstage, die sie teils bei der Schwiegerfamilie in Hasseris, Aalborgs Nobelgegend, und teils bei ihrer Mutter verbringen würden – machte sie den Fernseher aus, legte eine Madonna-CD auf, schenkte sich ein Glas Rotwein ein, gestattete sich eine Eigentlich-habe-ich-aufgehört-zu-rauchen-Zigarette und beschloss, weiterzupacken. Das tat sie auch eine Stunde lang, langsam und methodisch, während sie lauschend auf Thomas’ Schritte im Treppenhaus wartete, mit wachsender Irritation darüber, warum zur Hölle er nicht langsam von dieser Weihnachtsfeier zurückkam. Nicht, weil sie es ihm nicht gönnte, sich zu amüsieren. Sondern weil sie ahnte, dass es dabei bleiben würde. Dass sie auf ihn warten würde. Die nächsten zwei Jahre.

      Kurz vor elf hatte sie mit sich selbst ausgemacht, dass sie ihn auf dem Handy anrufen würde, wenn er nicht innerhalb der nächsten zwei Minuten da wäre. Es könnte ja theoretisch etwas passiert sein. Aber gerade als sie nach dem Hörer greifen wollte, klingelte das Telefon.

      »Hallo, Schatz!«, sagte sie. »Wo zum Teufel bleibst du!?«

      Eine zögernde Pause und dann eine fremde Frauenstimme.

      »Spreche ich mit Charlotte Damgaard?«

      »Ja?«, antwortete Charlotte unsicher, mit der schwachen Angst, es könnte ihm wirklich etwas zugestoßen sein.

      »Hier spricht Tove Munch, ich bin die Sekretärin des Staatsministers. Er würde Sie gerne sprechen.«

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