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СКАЧАТЬ sind sogar so weit gegangen, dem Islam den Rücken zu kehren (z. B. Ibn Warraq). Andere, wie Abdelwahab Meddeb, haben den Finger auf die „kranken Stellen“ des Islam gelegt. Oder Wafa Sultan, der sich zwar dazu bekennt, muslimisch zu sein, aber es gleichzeitig wagt, den Islam als eine Religion der Angst und des Hasses, vor allem auf Frauen, zu kritisieren. Und noch andere wie Mohammed Arkoun, Muhammad Said al-Ashmawi, Rachid Benzine, Soheib Bencheikh, Hamadi Redissi, Hechmi Dhaoui, Fuad Zakariya, Abdennour Bidar oder Abdelmajid Charfi haben einen neuen geläuterten, überdachten, mehr oder weniger „modernisierten“ Islam vorgeschlagen.6

      Für die Autoren, die muslimisch und gläubig geblieben sind (denn ein immer größerer Teil von Muslimen, die „atheistisch“ geworden sind, definieren sich gerne als „laizistische“ Muslime, um keine Besorgnis zu erregen), sind es die schönen Texte der islamischen Tradition und Geschichte, die weiterhin die Überbringer einer „Sinnschuld“ sind (Mohammed Arkoun)7.

      Dieser laizistische und liberale Islam stellt für den Westen und die Anhänger anderer religiöser Traditionen kein Problem dar.

      Dasselbe gilt für den esoterischen und fortschrittlichen Islam der ismailitischen Schiiten*, die den Prinzen Karim Aga Khan IV. als ihren 49. Imam anerkennen.

      Leider ist die Stimme dieser „liberalen“ oder „fortschrittlichen“ Muslime kaum hörbar, da die ihrer Gegner lauter und drohender ist.

      Eine weitere große Schwierigkeit besteht darin, dass es den meisten Autoren schwerfällt, auf die gewaltverherrlichenden Texte im Koran, den Hadithen und der Sîra hinzuweisen. Und diese „Verdrängung“ oder „Vernachlässigung“ pflanzt sich im Leben der muslimischen und nicht-muslimischen Gesellschaften weiter fort durch die wortwörtliche Umsetzung der Lehren durch Muslime, die sich weigern, „eine humanistische Reform des Islam vorzunehmen“ (wie diese reformerischen Muslime) und entschlossen sind, „die gesamte Menschheit durch den Islam zu reformieren“.

      2. Der mystische Islam der Sufi-Orden

      Der mystische Islam basiert auf den Lehren des Koran und des Propheten Mohammed, die das innere Leben in den Vordergrund stellen, wie es von den Sufi-Meistern ausgelegt und weiterentwickelt worden ist. In der äußeren wörtlichen Bedeutung des Korantextes (zâhir) und darüber hinausgehend versucht die mystische Interpretation den inneren Sinn (bâtin), die geheime, esoterische Bedeutung, zu erfassen.

      Ab dem 12. Jahrhundert, insbesondere unter dem Einfluss des östlichen christlichen Mönchtums, konnten die Sufi-Orden, auch Bruderschaften oder Ordensgemeinschaften genannt (Tarîqa, wörtlich der „Weg“ oder „Pfad“), einen großen Aufschwung verzeichnen. Unter der Anleitung eines Meisters (Scheichs) (cheikh, pîr) werden die Schüler (Adepten) auf einen persönlichen und gemeinschaftlichen Weg zu Gott geführt.

      Manche dieser Sufi-Orden bestehen auch heute noch.

      Die Qadiriya nehmen Bezug auf den hanbalitischen Prediger Abd al-Qadir (12. Jahrhundert), die Rifâ’iya berufen sich auf den schafiitischen Scheich Ibn al-Rifâ’i (1106–1182) und die Suharawardiya auf den Gründer ihres Ordens, Scheich Umar al Suharawardi (1145–1234), der dem abbasidischen Kalifen nahestand. Diese drei Sufi-Orden sind im Irak entstanden und haben sich bis weit nach Afrika und Asien verbreitet. Viele weitere Sufi-Orden wie die Schahdhiliya (in Tunesien im 12. Jh. gegründet), die Mevlevi oder Jalalia (die sich auf den Sufi-Dichter Rumi im 13. Jh. berufen), die Naqschbandiya (die auf Al-Naqschaband im 14. Jh. zurückgehen), die Idrisiya (im 19. Jh. im Maghreb gegründet), die Tidschaniya (ebenfalls im 19. Jh. im Maghreb gegründet), die Muridiya (im 19. Jh. im Senegal gegründet), die Senussi-Bruderschaft (im 19. Jh. in Libyen gegründet) etc. üben weiterhin einen wichtigen Einfluss auf viele Muslime in verschiedenen Teilen der Welt aus.

       „Der Sufismus wurde zuerst wegen seines Mystizismus verfolgt, der ihn frei machte von der legalistischen und ritualistischen Bevormundung, und anschließend wegen seiner gesellschaftlichen Kraft, die die etablierten Bruderschaften zu potenziellen Zentren der Gegenmacht erhob.“

       Jean Chevalier8

      Eine der wichtigsten Figuren der Erneuerung des Sufismus im 19. und 20. Jahrhundert war Scheich Ahmad al-Alawi (1869–1934), Gründer der Ordensgemeinschaft Alawiyya, aus der Scheich Adda Bentounès (1892–1952) und Scheich Khaled Bentounès (*1949) hervorgingen, die die Arbeit dieses Ordens auf der ganzen Welt fortführten. Hier ein Aphorismus von Ahmad al-Alawi:

       „Wer Gott in etwas anderem sucht als in sich selbst, lenkt seinen Weg weit an seinem Ziel vorbei.“9

      Und hier ein Beispiel, wie Adda Bentounès von der „universellen Religion“ und seiner Liebe zu Jesus redete, dessen Rückkehr die Muslime einem Hadith zufolge erwarten (und der dann jeden zum Islam rufen wird):

       „Jemanden anerkennen, bedeutet ihm zu folgen. Und dem Propheten zu folgen bedeutet, Teil einer Gruppe zu sein, die Jesus bei seiner Rückkehr erwartet. Ihr könnt euch nicht auf die Ebene des Christus-Prinzips erheben, wenn ihr vorher nicht alle Etappen der göttlichen Offenbarung durchlaufen habt. Entschuldigt, dass ich hier eine feurige Rede halte, aber ich war dreißig Jahre lang im Geiste sowohl Muslim in einer Moschee als auch Christ in einer Kapelle […] und heute bin ich, Gott sei Dank, flügge geworden und habe Zugang zur universellen Religion gefunden. Denn der heilige Koran und der Prophet Mohammed verlangen von mir Toleranz, die Liebe zu Jesus, die Liebe zu Moses, die Liebe zu allen erwählten Propheten, die von Gott gesandt wurden. Das hat mich die Universalität ihrer Sendung wiederentdecken lassen.“10

      Der interreligiöse Dialog und das Zusammenleben mit den Sufis haben zu einer spirituellen und nicht-wörtlichen Auslegung des Koran geführt und so in der Regel gute Früchte getragen.

      Leider schafft es auch diese islamische Minderheitengruppe nicht, sich Gehör zu verschaffen und sich gegen die laute Stimme ihrer muslimischen Gegenspieler durchzusetzen, die die wörtliche Auslegung des Koran und der „ursprünglichen“ Lehren des Propheten Mohammed und der ersten Kalifen wieder aufwerten.

      3. Der populäre und kulturelle Islam

      Der populäre und kulturelle Islam stützt sich zur Übermittlung der Botschaft des Propheten Mohammed auf die lokalen Sitten und Gebräuche der islamisierten Völker. Er besteht aus einer Symbiose von Lehren, die auf den normativen Texten des Koran, der Hadithe, der Sîra ebenso wie auf lokalen Sitten und Gebräuchen beruhen, und hat unzählige Erscheinungsformen, von äußerst „heidnischen“ bis zu ganz „reinen“. Auch der Sufismus konnte sich diesem Prozess nicht entziehen.

       „Dieses Wiederaufleben des Sufismus bis in die volkstümlichen Bereiche geht nicht ohne Kontaminierung durch lokale Bräuche vonstatten, die ihm eigentlich fremd sind, wie orgiastische Tänze, Fakirszenen, Zaubertricks, manchmal sogar bis hin zur Scharlatanerie.“

       Jean Chevalier11

      Immer noch werden Marabouts, islamische Heilige, an bestimmten heiligen Orten (Z aouia oder Zawiya), zu Lebzeiten oder nach ihrem Tod von Gläubigen aufgesucht und verehrt.

       „Als Gegenleistung muss der Heilige den Bedürftigsten seine Gnade gewähren, die Rat suchende Frau segnen und das kranke Kind beschützen. Am Rande der Zaouia werden ‚animistische‘ Praktiken beobachtet (ohne dass sich die Heiligen dagegen ausgesprochen hätten): Baumkult, Opfergaben für die Schutzgötter, Verehrung von Steinen, Opfer СКАЧАТЬ