Der erobernde Islam. Shafique Keshavjee
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Название: Der erobernde Islam

Автор: Shafique Keshavjee

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783765575914

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СКАЧАТЬ zu beantworten. Es war leichter für sie, mich persönlich anzugreifen.

      Islamwissenschaftler haben mit Verweis auf die Vielfalt muslimischer Interpretationen in der Geschichte (die ich auch in meinem Buch anerkenne und bestätige!) die von mir vorgeschlagene „Systematisierung“ kritisiert.

      Für die meisten dieser Kritiker war das Konzept des „übergeordneten Systems“, das ich im Zusammenhang mit den auf Eroberung angelegten Weltanschauungen verwendet habe, einfach nicht zu rechtfertigen. Muslime, so argumentieren sie, seien in erster Linie Nachbarn, die ihren Weg suchten, und jeder interpretiere die islamischen Schriften auf seine Weise.

      Das ist mir durchaus klar und ich habe es auch an mehreren Stellen in meinem Buch bekräftigt. Muslime interpretieren ihre Quellen auf tausendfache Weise. Ich behaupte jedoch, dass diejenigen Muslime, die alle ihre Quellen (Koran, Hadithe, Sîra, islamisches Recht …) anwenden wollen und als Beispiel die frommen Vorfahren (die Salaf, also vor allem die salafistischen Strömungen) anführen, ein dominierendes und freiheitsbedrohendes System propagieren, das für den Westen und seine reiche jüdisch-christliche Tradition ein Problem darstellt.

       Appell an meine deutschsprachigen Leser

      Ich hoffe sehr, dass sich die deutschsprachige Leserschaft von diesem Buch aufrütteln lässt. Zusammen mit anderen Denkern (wie Hamed Abdel-Samad und vielen anderen) halte ich den politischen Islam mittelfristig für noch gefährlicher für den Westen als Faschismus und Nationalsozialismus. Gegenwärtig sind nur wenige bereit, dieser Realität ins Auge zu sehen. Schlicht und einfach, weil die meisten nie die Strategien gelesen haben, die unterschiedlichste muslimische Gruppierungen zur Eroberung der westlichen Welt ausgearbeitet haben. Viele unserer führenden Politiker verschließen ungläubig und mehr noch aus wirtschaftlichem und politischem Opportunismus heraus davor die Augen. Aber in wenigen Jahrzehnten, wenn sich die innenpolitischen Konflikte zwischen Nationalisten und Multikulturalisten – untereinander tief zerstritten bei den Themen Islam und Migration – noch weiter verschärft haben, und wenn sich islamische Parteien gebildet haben (zuerst „Demokraten“, dann „Theokraten“), wird dies für alle offensichtlich sein.

      Das Hauptproblem ist nicht, dass der Islam auf Eroberung abzielt. Das Problem ist, dass sich der Westen so leicht erobern lässt. Nur wenn das Abendland den christlichen und humanistischen Schatz wiederentdeckt, der die Grundlage seines Wohlstands darstellt, wird es sich wieder zu wehren wissen. Und, was noch wichtiger ist: Nur wenn die Menschen im Westen wieder stolz sind auf das Evangelium und die Werte, die die Grundlage ihrer Zivilisation bilden, werden sie sie auch zum Leuchten bringen können.

       Einleitung

      Wir leben in einer erbarmungslosen Welt:

       „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.“

       Plautus, Rabelais, Montaigne, Hobbes, Freud

      Im Laufe der Menschheitsgeschichte gab es über die Jahrhunderte hinweg immer Gruppen von Menschen, die gegen andere gekämpft haben. Von den Stammeskriegen bis zu den Weltkriegen zwischen Kolonialreichen, imperialistischen oder totalitären Staaten haben die Eroberungsgelüste nie aufgehört, das menschliche Bewusstsein zu beflügeln.

      Manche Gemeinschaften haben gegen ihre Angreifer vor allem Verteidigungssysteme entwickelt. Andere haben sich Eroberungssysteme ausgedacht, um in die Gebiete ihrer Nachbarn einzufallen. Wieder andere haben „übergeordnete Systeme“ ausgearbeitet, um die Welt zu erobern.

      Ein „übergeordnetes System“ ist eine „Weltanschauung“, die versucht, alle anderen Weltanschauungen zu beherrschen, einzuschränken, zu neutralisieren oder zu erklären.

      Die großen religiösen Traditionen der Menschheit sind „übergeordnete Systeme“. Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum, Islam … alle versuchen, dem Leben ihrer Gläubigen einen Sinn zu geben. Sie versuchen außerdem Gründe anzuführen, warum ihre Wahrheit umfassender, differenzierter und relevanter ist als die der anderen Traditionen.

      Auch der Atheismus ist ein „übergeordnetes System“. Er verleugnet nicht nur die Existenz des Göttlichen in den religiösen Traditionen, sondern behauptet auch, dass seine materialistische Erklärung der Welt die einzig maßgebende ist.

      Jeder Mensch trägt, ohne sich dessen bewusst zu sein, den Traum von einer höheren Ordnung, einem „übergeordneten System“ in sich.

      Das gilt für alle, die Anhänger einer starken Wahrheit sind, die für alle gilt, ganz gleich, ob sie nun metaphysischer Natur (Spiritualismus oder Atheismus) oder politischer Art (Liberalismus oder Sozialismus, Nationalismus oder Multikulturalismus) ist.

      Das gilt ebenso für alle, die behaupten, es gäbe keine absolute Wahrheit und alle Wahrheiten seien individuell, relativ und provisorisch. So wird die Behauptung „Es gibt keine absoluten Wahrheiten!“ selbst zur absoluten Wahrheit. Den Anhängern dieses Weltbildes zufolge muss das säkularistische, laizistische und agnostische System alle anderen religiösen oder atheistischen Systeme dominieren und neutralisieren. Während dieses System die absoluten Wahrheiten der anderen kritisiert, verkennt es häufig den absoluten Wahrheitsanspruch des Relativismus, den es selbst propagiert.

      Von all den metaphysischen „übergeordneten Systemen“, die sich im Lauf der Geschichte herausgebildet haben, war und ist der Islam ein besonders effizientes und expansives. Und nicht nur er.

      Unter den großen religiösen Traditionen der Menschheit erheben drei universelle Ansprüche. Die Rede ist vom Buddhismus, Christentum und Islam. Alle drei haben wirksame missionarische Strategien entwickelt, um ihre Botschaft universal zu verbreiten.

      Während sich der Buddhismus in hohem Maße an die Kulturen angepasst hat, in denen er Verbreitung fand, und das Christentum in seinen Grundlagentexten zwischen Religion und Politik unterscheidet, hat der Islam ein System verbreitet, das alle Dimensionen des Daseins einschließt – die spirituellen, gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen, militärischen, wirtschaftlichen etc. Der Islam ist das System, das weltweit am schnellsten wächst. Ziel dieses Buchs ist es zu verstehen, wie dieses System es mit seinen Vormachtansprüchen geschafft hat, viele Orte, an denen es Fuß gefasst hat, zu beherrschen und zu erobern.

      Ich möchte an dieser Stelle klar betonen, dass das „übergeordnete System“, welches der erobernde Islam darstellt, nur eines unter vielen ist. Das „übergeordnete System“ des westlichen indoeuropäischen Imperialismus* war mindestens genauso stark von Gewalt geprägt. Die europäische Kultur kann in diesem Zusammenhang als eine Nebeneinanderstellung der jüdisch-christlichen Ideologie und der indoeuropäischen ideologischen Strukturen1 definiert werden.

      Dabei war die Expansion der Indoeuropäer* vom 3. Jahrtausend vor Christus bis zu unseren Tagen in erster Linie durch extreme Gewalt gekennzeichnet. Hier die Einschätzung des großen Religionshistorikers Mircea Eliade zu diesem Thema:

       „Der Einbruch der Indoeuropäer in die Geschichte ist von schrecklichen Verwüstungen gekennzeichnet. In der Zeit zwischen 2300 und 1900 werden in Griechenland, Kleinasien und Mesopotamien zahlreiche Städte geplündert und in Brand gesteckt. […] Dieser charakteristische Vorgang – Wanderung, Eroberung neuer Gebiete; Unterwerfung der Bewohner, gefolgt von der Assimilation – kam erst im 19. Jahrhundert unserer Zeitrechnung zum Stillstand. Diese weitgreifende sprachliche und kulturelle Expansion hat in der Geschichte nicht Ihresgleichen.“2

      Die praktische Umsetzung des Evangeliums konnte diese Gewalt manchmal einschränken. Häufig СКАЧАТЬ