Der erobernde Islam. Shafique Keshavjee
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Название: Der erobernde Islam

Автор: Shafique Keshavjee

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783765575914

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СКАЧАТЬ Henri Boulad, SJ

       Kairo, 11. Juli 2018

      Danksagung

      Viele Personen haben dieses Buch möglich gemacht. Manche durch das kritische Lesen des Manuskripts und ihre Vorschläge. Andere durch ihre Unterstützung und Begeisterung. Und wieder andere durch ihre Freundschaft und ihre Fachkenntnisse. Allen sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt.

      Anmerkung zu Terminologie und Zitaten

      Wenn nicht anders angegeben, wurde für die deutsche Übersetzung des Koran und der Hadithe die Version der Website http://islamische-datenbank.de gewählt.

      Traditionell unterscheiden die Muslime die Suren (Kapitel des Koran) nach dem Ort und der Zeit ihrer Offenbarung von Gott an den Propheten Mohammed, und zwar in die mekkanischen (die in Mekka zwischen 610 und 622 n. Chr. offenbarten 86 Suren von 1 bis 86) und die medinischen (die in Medina zwischen 622 und 632 n. Chr. offenbarten 28 Suren von 87 bis 114). Sie stützen sich dabei auf die Hadithe* und die Sîra*. Auch wenn zeitgenössische Forscher diese Chronologie infrage stellen, wird sie hier beibehalten, da sie das traditionelle und aktuelle Verständnis der großen Mehrheit der Muslime ausdrückt.

      Bei der gewählten Zitierweise der Suren gibt die erste Zahl die Reihenfolge ihrer Erscheinung im Koran an. Die zweite Zahl (in Klammern) gibt Auskunft über die chronologische Ordnung ihrer Offenbarung. Die dritte Zahl gibt die Nummer des Verses an. Die Angabe Sure „2(87):1“ bedeutet also, dass es sich um das 2. Kapitel des Koran handelt, das laut chronologischer Ordnung das 87. ist (also offenbart ganz zu Beginn der Zeit in Medina, 87–114), und dass der 1. Vers dieses Kapitels zitiert wird.

      Die mit einem Sternchen (*) gekennzeichneten Wörter verweisen auf einen erklärenden Eintrag im Glossar am Ende des Buchs.

      Persönliche Vorbemerkung

      Meine Großfamilie besteht aus Menschen, die auf allen fünf Kontinenten leben und unterschiedlichste Überzeugungen haben. Manche sind Christen (Protestanten und Katholiken), andere Agnostiker, Atheisten, Muslime (Ismailiten und Sunniten), Jains, Konfessionslose, Synkretisten … und dann gibt es noch diejenigen, die sich aus allen Religionen und Überzeugungen ihr eigenes Weltbild zusammenbasteln! In meinem Leben und meinen Werken habe ich nie aufgehört, mich für einen Dialog in Wahrheit und Demut einzusetzen. In meinem Buch Der König, der Weise und der Narr: der große Wettstreit der Religionen habe ich die Schönheit eines solchen Dialogs herausgestellt und aufgezeigt, was Nicht-Muslime insbesondere von dem außergewöhnlichen spirituellen Reichtum mancher islamischer Mystiker wie Dschami und Rumi lernen können. Auch wenn ich im vorliegenden Buch die Gefahr eines erobernden Islam in den Vordergrund stelle, habe ich diesen spirituellen Reichtum nicht vergessen. Und natürlich vergesse ich in keinem Moment den menschlichen Reichtum so vieler muslimischer Personen, die ich kenne. Es würde mir nie in den Sinn kommen, die Gesamtheit aller Muslime über einen Kamm scheren und unter diesem erobernden Islam zusammenfassen zu wollen. Wie wir alle wissen, gibt es in jeder religiösen oder philosophischen Tradition und in jedem Erfahrungsbereich vorbildliche Menschen. Und es gibt andere, die eine ernst zu nehmende Gewalt propagieren. Manchmal sogar ohne ihr Wissen.

      Ich hoffe sehr, dass die Leser und Leserinnen dieses Buchs diese Unterschiede, Nuancen und Einschätzungen im Hinterkopf behalten. Die Kritik an einem erobernden System darf keinesfalls dazu führen, dessen mögliche Anhänger zu verachten oder zu hassen.

       Vorwort zur deutschen Ausgabe

      24. Juli 2020. In der Basilika Hagia Sophia in Istanbul ertönte wieder das muslimische Gebet. Mit einem Schwert in der Hand hielt der Imam Erbas eine Predigt mit der Überschrift: „Hagia Sophia; Zeichen der Eroberung, unser Vertrauen in Fatih (Sultan Mehmet)“. Nach dem Segen über den Propheten Mohammed zitierte der Imam eines seiner Worte: „Eines Tages wird Konstantinopel erobert werden. Groß ist der Befehlshaber, der es erobern wird, und groß sind seine Soldaten.“ Auf ein weiteres Zitat des Propheten verzichtete er lieber. Mohammed hatte nämlich auch verkündet, dass der Fall Konstantinopels nur der Auftakt zur Einnahme Roms sei …

      Der symbolträchtige Ort Hagia Sophia, der durch Kemal Atatürk 1934 in ein Museum umgewandelt wurde, „findet zurück zu seinen Wurzeln“, so der türkische Präsident R. T. Erdogan. Sein Gedächtnis ist dabei erstaunlich selektiv. Denn die Wurzeln der Hagia Sophia sind natürlich nicht muslimisch, sondern christlich.

      29. Mai 1453. Die Einnahme von Konstantinopel durch die Armee des ottomanischen Sultans Mehmet II., genannt Mehmet der Eroberer (Bedeutung des Wortes fatih), markiert einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte. Nach Jahrhunderten vergeblicher Anläufe fiel die Hauptstadt des Byzantinischen Reichs in die Hände der muslimischen Herrscher. Diese Eroberung setzte der langen Geschichte des Oströmischen Reichs (330–1453) ein Ende. Unmittelbar danach wurde die prächtige Sophienkirche in eine Moschee umgewandelt. Und von Konstantinopel zogen muslimische Armeen aus, um die Länder Osteuropas zu erobern und zu islamisieren … bis sie 1529 – und nach einem erneuten Anlauf 1683 – in Wien aufgehalten wurden. Heute sind die Mittel der Eroberung nicht mehr militärisch, sondern migratorisch und demografisch.

       Aber geht es dem Islam tatsächlich um Eroberung?

      Die meisten Muslime, denen wir begegnen, scheinen nette Nachbarn und friedliche Bürger zu sein. Und zumeist sind sie das auch. Wenn sie gläubig sind, versuchen sie vor allem, die in den Gründungstexten des Islam gelehrte gemeinschaftliche Spiritualität in die Praxis umzusetzen. Aber diese Texte lehren auch ein politisches Ziel und eine Kriegsstrategie. Viele muslimische Führer, wie Präsident Erdogan, der der Muslimbruderschaft nahesteht, sind mit diesen Texten des Islam vertraut, die dazu aufrufen, die Welt für Allah zu erobern. Dank des Diyanet (Präsidium für religiöse Angelegenheiten) finanziert die Türkei eine sehr große Zahl von Imamen in Europa, insbesondere in den deutschsprachigen Ländern. Und diese Imame vermitteln, auch wenn sie es bestreiten, einen erobernden Islam, getreu dem von Präsident Erdogan und Imam Erbas.

      Unterschiedliche Kritik an meinem Buch

      In der französischsprachigen Welt ist mein Buch in unterschiedlichsten Kreisen sehr gut aufgenommen worden (Bürger, die die Entwicklung der heutigen Welt mit Sorge betrachten; Christen aus dem Nahen Osten; politische und militärische Führer in Afrika, die mit dem Dschihadismus konfrontiert sind; Muslime, die der aus ihren Traditionen hervorgehenden Gewalt müde sind). Sie alle schätzten die inhaltlichen Differenzierungen des Buchs und den Zugang zu Quellen oder Eroberungsszenarien, die in der Öffentlichkeit kaum je diskutiert werden. Die Tatsache, dass ich auch für meine Offenheit anderen gegenüber bekannt bin, verlieh meinen Worten ebenfalls Glaubwürdigkeit. Ich verweise nur auf meine asiatische und afrikanische Herkunft, meinen kirchlichen und akademischen Hintergrund, meine Beteiligung an interreligiösen Treffen, meine öffentlichen und politischen Aktivitäten …

      Aber mein Buch ist auch kritisiert worden. In erster Linie von protestantischen Theologen, die am Pluralismus der Wahrheiten und Praktiken nicht rütteln lassen. Den Finger darauf zu legen, dass bestimmte Praktiken, die sich auf die Gründungstexte des Islam stützen, den sozialen Frieden gefährden, ist für sie inakzeptabel.

      Muslime, die einige Sätze aus dem Buch aus dem Zusammenhang gerissen haben, äußerten sich empört darüber, СКАЧАТЬ