Название: Vertrauen gegen Zweifel
Автор: Nora Wolff
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Co-Working-Space
isbn: 9783958238664
isbn:
Der Satz ist etwas aus dem Zusammenhang gerissen, lässt mich aber trotzdem aufhorchen. An diesem potenziellen Partner ist Robert schon eine Weile dran. »Die Chalets im Bayerischen Wald?«
Er nickt. »Nächstes Wochenende. Donnerstag bis Sonntag.«
»Ganz schön kurzfristig. Aber ich bin gespannt, ob sie halten, was die Website verspricht. Die Hütten sehen ziemlich luxuriös aus. Ich bin neugierig auf deren Nachhaltigkeitskonzept.«
»Ich auch.« Er zögert, aber falls er dem noch etwas hinzufügen wollte, tut er es nicht.
»Für die neue Zielgruppe, die wir im Auge haben, wäre das perfekt. Weniger Familienurlaub auf dem Bauernhof und mehr Romantik für Pärchen.«
»Wir haben durchaus romantische Unterkünfte im Portfolio.«
»Aber nichts auf diesem Niveau.«
Furbachs Bio-Hotel wäre vergleichbar gewesen, wenn es geklappt hätte, ebenso die Ferienhäuser im Schwarzwald, die mir davor abgesprungen sind. Robert bemüht sich schon eine ganze Weile um einen Vor-Ort-Termin bei der Seilberger Alm. Dabei geht es nur zweitrangig darum, deren Nachhaltigkeitskonzept zu prüfen. In erster Linie sucht Robert den persönlichen Kontakt, um Vertrauen aufzubauen und zu verhindern, dass uns wieder mit einem knappen Nein, danke die Tür vor der Nase zugeschlagen wird. Oder mir, besser gesagt.
»Abwarten. Wie du schon gesagt hast: Die Hütten sehen sehr luxuriös aus.«
»Sie wären nicht zertifiziert, wenn da irgendwas nicht mit rechten Dingen zugehen würde. Aber ich bin trotzdem gespannt, was du anschließend zu erzählen hast.«
Er sieht mich an, ohne etwas darauf zu erwidern. So lange, dass erneut dieses Kribbeln meine Wirbelsäule hochschießt. In seinem Blick lauert etwas, auf das etwas tief in mir drin anspringt und schnurrt wie ein Kätzchen.
»Ja«, sagt er schließlich nur, dann wendet er sich wieder seinem Monitor zu.
Das ist dann wohl das Ende dieser Unterhaltung. Genau wie heute Morgen: bis hierher und nicht weiter. Also ist alles andere doch nur Wunschdenken.
Ich wünsche ihm einen schönen Feierabend, drehe mich um und bin schon fast an der Tür, als er sich hinter mir räuspert.
»Joscha?«
»Ja?« Ich drehe mich noch mal um.
Wieder dieses irritierende Zögern. Dann: »Hättest du Interesse mitzukommen?«
Mein Herz springt in meinen Hals hoch und hämmert dort sekundenlang so wild, dass es mir das Atmen erschwert. Und das Denken.
»Zur Seilberger Alm?«
»Ja.«
Mit Robert allein für ein verlängertes Wochenende in ein luxuriöses Chalet mitten in der Pampa?
Ich kann mir zum Glück verkneifen, das laut auszusprechen, auch wenn augenblicklich mein Kopfkino losläuft. Lust ballt sich so heftig in meinem Unterleib zusammen, dass mir kurz schwindelig wird.
Ich habe die Fotos auf der Webseite gesehen – moderne Holzhütten mit Kaminofen, eigener Sauna und Badezuber auf der Terrasse, dazu ein fantastischer Ausblick über den Bayerischen Wald. Vor meinem inneren Auge spielt sich ein regelrechter Porno ab. Die Antwort meines Schwanzes auf diese Frage ist klar.
Aber mein Verstand schüttelt streng den Kopf. Das ist nicht nur keine gute, sondern sogar eine verdammt dumme Idee. Manchmal fällt es mir schon in diesem Büroraum schwer, Roberts Nähe zu ertragen – aber in einer romantischen Hütte, die auf verliebte Pärchen ausgelegt ist?
Ich kenne mich. Das ist zu viel Versuchung.
Offenbar schweige ich zu lange, denn Robert fährt fort: »Wenn du schon andere Pläne hast, verstehe ich das. Ich hätte zwar gerne eine zweite Meinung und vor allem dein kritisches Auge vor Ort, aber es ist tatsächlich sehr kurzfristig.«
Da ist sie. Meine unauffällige Absprungmöglichkeit. Er schubst mich praktisch drauf zu. Ich muss nur zugreifen. Nur zugreifen.
Alles andere wäre bescheuert.
Kapitel 4
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass du das gemacht hast.« Anton sieht aus großen, blaugrauen Augen zu mir auf.
Ich sitze auf der gemauerten Brüstung der Dachterrasse und lasse die Beine baumeln. Hinter mir rauscht der Münchner Feierabendverkehr vorbei und die Abendsonne brennt mir auf den Rücken. Es ist immer noch so heiß, dass ich die Ärmel meines Hemds hochgekrempelt habe und der Sekt in meiner Piccoloflasche viel zu schnell warm wird.
»Das ist echt... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
Ich lächle. »Wie wär's mit Danke?«
Antons Augen werden noch ein Stück größer. Ich kann verstehen, dass Chris bei dem Anblick weiche Knie bekommt und warum sich Kev gelegentlich zu anzüglichen Kommentaren hinreißen lässt. Anton ist ziemlich niedlich. Auch wenn er in mir eher das Bedürfnis weckt, ihn zu knuddeln.
»Oh, na klar. Danke. Habe ich das noch nicht gesagt? Danke. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.«
»Freu dich nicht zu früh, das war kein reiner Freundschaftsdienst. Bei Computerproblemen werde ich dir ziemlich auf die Nerven gehen.«
»Das kannst du auch. Dafür ist der Vertrag ja da. Aber auch außerhalb davon. Also privat. Egal. Wenn du was brauchst, sag Bescheid. Jederzeit.«
»Mach ich.«
»Okay. Weil mir das echt viel bedeutet. Ich hätte nicht gedacht, dass... ähm, na ja, dass euch... so viel... an mir liegt.«
»Natürlich liegt uns was an dir.«
»Ja, aber so viel, dass du die Firma meines Vaters engagierst, für Geld... nur damit wir uns weiterhin hier oben treffen können... ich... danke.«
Kev schnaubt und lehnt sich lässig neben mir gegen die Mauer wie an einen Bartresen, in einer Hand seinen Gin Tonic, bereit für ein Pläuschchen. »Jetzt hast du's langsam oft genug gesagt. Außerdem waren unsere Sundowner doch immer lustig. Vielleicht bringst du Chris irgendwann mal mit.«
»Ähm...« Unbehaglich lässt Anton den Blick schweifen.
Auch wenn wir Chris nur ein paarmal getroffen und uns jedes Mal nur kurz mit ihm unterhalten haben, ist es ein offenes Geheimnis, dass er nicht Kevs größter Fan ist.
»Robert wollte sich sowieso nach einem eigenen IT-Dienstleister umsehen«, sage ich, um Antons Nerven zu beruhigen.
»Also weiß Robert Bescheid, ja? Das ist nicht irgendwie... gemauschelt?«
Ich runzle die Stirn. »Nein. Natürlich weiß Robert Bescheid.«
Undenkbar, dass bei travele irgendetwas vorgeht, über das er nicht Bescheid weiß. Obwohl er mir offensichtlich zunehmend mehr vertraut und Verantwortung überträgt. Das fühlt sich wie eine Auszeichnung an.
»Wir СКАЧАТЬ