Vertrauen gegen Zweifel. Nora Wolff
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vertrauen gegen Zweifel - Nora Wolff страница 3

Название: Vertrauen gegen Zweifel

Автор: Nora Wolff

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Co-Working-Space

isbn: 9783958238664

isbn:

СКАЧАТЬ mit einer Sporttasche über der Schulter, der mir entgegenkommt, scheint sich angesprochen zu fühlen und lächelt zurück.

      Nett.

      Aber keine Zeit.

      Ich hebe meinen Thermokaffeebecher an die Lippen und gehe einfach weiter, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Zwei Schritte später habe ich den Mann bereits vergessen, weil mich selbst der Thermobecher an Robert erinnert.

      Vor einem Jahr hätte ich mir noch keine Gedanken über die unzähligen Pappbecher gemacht, die ich früher im Alltag verbraucht habe. Erst recht nicht in der Zeit mit Marvin, in dessen Lebensrealität Themen wie Nachhaltigkeit oder sanfter Tourismus gar nicht vorkommen. Allerdings ist es auch schwer, nachhaltig auf die Malediven zu reisen oder sich guten Gewissens für ein Ski-Wochenende in Kitzbühel zu verlustieren.

      Als ich um die nächste Ecke biege, kommt der Co-Working-Space in Sicht. Auf der Straße davor herrscht wie immer dichter Berufsverkehr, mehr noch, da auf der rechten Spur ein silberner BMW M5 mit Warnblinklicht steht und einen Stau verursacht. Ziemlich dreist, da ich nirgendwo Anzeichen eines Unfalls oder dergleichen erkennen kann, und angesichts des wütenden Hupkonzerts auch mutig.

      Im ersten Moment muss ich an Kev denken, zu dem so ein Verhalten zweifellos passen würde. Beim Näherkommen erkenne ich jedoch ausgerechnet Robert auf dem Beifahrersitz.

      Alles in mir zieht sich zusammen und ich gerate mitten im Lauf ins Stocken.

      Robert in so einer Spritschleuder?

      Warum…?

      Ich habe die Frage gedanklich nicht mal ausformuliert, als sich mir schon eine ungute Antwort aufdrängt. Ein One-Night-Stand, der ihn ins Büro fährt, weil es heute Morgen im Bett länger gedauert hat. Oder unter der Dusche. Am Frühstückstisch. Auf dem Küchenboden.

      Ich schlucke. Es kann, wenn überhaupt, nur was Lockeres sein, weil Robert nicht fest mit jemandem zusammen wäre, der so eine protzige Karre fährt.

      Oder?

      Hat er überhaupt eine Beziehung? Nach allem, was ich weiß – oder besser gesagt nicht weiß –, könnte er genauso gut mit einem festen Freund glücklich sein. Über so was reden wir ja nicht.

      Die Beifahrertür wird geöffnet und Gelächter schallt zu mir auf den Bürgersteig hinaus, weil ich Trottel tatsächlich stehen geblieben bin. Roberts echtes, unverfälschtes Lachen lässt mein Herz flattern, auch wenn sich mein Bauch gleichzeitig zusammenkrampft. Mit wem kann er so unbeschwert sein?

      Dann erkenne ich die Stimme in Kombination mit dem Auto und entspanne mich. Das ist Viktor, Roberts Bruder.

      »Ich steig jetzt aus. Hinter dir staut sich schon der Verkehr.«

      »Und mit so was willst du natürlich nicht in Verbindung gebracht werden, sollte ausgerechnet jetzt die Umweltpolizei vorbeikommen«, frotzelt Viktor gutmütig.

      »Ich denke dabei nur an dich. Aber vielleicht bekommst du Pluspunkte, weil du wenigstens den Motor ausgemacht hast.«

      »Das nennt sich Start-/Stop-Automatik. Außerdem kannst du es ruhig zugeben: Der private Chauffeurdienst hat dir gefallen.«

      Robert steht schon mit einem Bein auf dem Bürgersteig. »Eher die Gesellschaft.«

      » Ruf mich einfach öfter an oder komm vorbei.«

      »Das mache ich, versprochen. Aber travele –«

      »Robert.« Durch die geöffnete Beifahrertür sehe ich, wie Viktor Robert eine Hand auf den Arm legt und ihn eindringlich ansieht. »Durch Joscha solltest du weniger arbeiten. Aber du bist immer noch viel zu viele Stunden im Büro.«

      Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich weiß, dass Robert mich mehr oder weniger auf Viktors Drängen hin eingestellt hat. Aber obwohl ich mich bemühe, ihn bestmöglich zu entlasten, klingt das so, als würde Robert seine Zeit trotzdem lieber im Büro verbringen.

      Meinetwegen?

      »Ich weiß, aber...« Roberts Worte gehen in einem langanhaltenden Hupen unter.

      Scheiße.

      Auch ein Teil von Viktors Worten wird verschluckt. Dann begegne ich plötzlich seinem Blick.

      »... mal ein ernstes Wörtchen mit deinem Angestellten reden.«

      »Danke, aber das schaffe ich schon selbst.«

      »Ich weiß. Hallo, Joscha.«

      Robert zuckt zusammen und dreht den Kopf in meine Richtung. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er ertappt aussieht. Unser Blickkontakt dauert ein, zwei Sekunden länger, als in dieser Situation angebracht wäre. Nur der morgendliche Verkehr um uns herum verhindert, dass das sekundenlange Schweigen allzu sehr auffällt.

      »Joscha«, sagt Robert endlich. »Warum stehst du denn da?«

      »Ich wollte nur sehen, wer mutig genug ist, mitten im Berufsverkehr auf der Straße zu parken. Dann hab ich euch erkannt und... gewartet.«

      Das klingt gut. Besser als gelauscht.

      Trotzdem wechsle ich schnell das Thema, indem ich mit meinem Thermobecher eine vage Geste Richtung Straße mache. »Willst du nicht aussteigen?«

      »Ist das eine Fangfrage?« Viktor lehnt sich über die Mittelkonsole. »Er scharrt schon seit einer halben Stunde mit den Hufen, weil ich ein bisschen spät dran war und er dringend ins Büro will.«

      Robert sieht ihn streng an, als hätte mir Viktor damit irgendetwas verraten, das ich noch nicht wusste. »Wir haben viel zu tun.«

      »Wie immer.« Viktor seufzt, bevor er mir zunickt. »Wir müssen mal wieder zusammen Mittagspause machen. Lass uns doch für nächste Woche was ausmachen.«

      Obwohl das nicht nach einer höflichen Bitte klingt und es mich jedes Mal ein wenig überrascht, wenn er danach fragt, nicke ich. Robert nutzt den Moment um auszusteigen.

      Ein großer, schlanker Mann in einem dunkelblauen Anzug, keine Krawatte. Scharf geschnittene Gesichtszüge, hohe Wangenknochen, ein schmaler Mund, glatt rasiert. Augen, die etwas zu dicht beieinanderstehen, aber von langen, dichten Wimpern eingerahmt werden. Kurze, hellbraune Haare, hier und da aufgehellt von der Sonne.

      Oh, verdammt. Ich klammere mich an meinen Thermobecher. Er sieht einfach umwerfend aus. Und obwohl ich mich inzwischen an seinen Anblick gewöhnt haben sollte, haut er mich immer wieder um.

      Besonders wenn er lächelt. So wie jetzt. Scheiße, diese winzige Aufwärtsbewegung seiner Mundwinkel. Als wüsste er nicht, ob er darf.

      Ja! Ja, du darfst mich anlächeln. Immer. Jederzeit.

      Wieder habe ich das Gefühl, als würde der Blickkontakt zu lange dauern. Nur dass es diesmal kribbeliger ist, knisternder, weil er vor mir auf dem Bürgersteig steht, als hätten wir uns zu einem Blind Date getroffen, das uns nun beide von den Füßen fegt.

      Ich muss etwas sagen. Jetzt. Sonst wird es richtig merkwürdig. Zumal Viktor immer noch mitten auf der Straße parkt.

      Viktor! Großartig.

      Ich СКАЧАТЬ