Das verlassene Haus. Louise Penny
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Название: Das verlassene Haus

Автор: Louise Penny

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Gamache

isbn: 9783311701262

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СКАЧАТЬ Noch nie zuvor hatte er Armand Gamache, den Leiter der Mordkommission, nach seiner Vorgehensweise gefragt, und erst recht nicht nach etwas so Banalem wie der Auswahl seiner Mitarbeiter.

      »Warum fragst du?«

      Brébeuf nahm einen Stift und klopfte damit auf einen Stapel mit unerledigtem Papierkram.

      »Du weißt ganz genau, warum ich frage. Du selbst hast mich auf ihr Verhalten aufmerksam gemacht. Hast du vor, Agent Yvette Nichol bei diesem Fall einzusetzen?«

      Da war sie. Die Frage, die Gamache auf der Fahrt von Mont Royal hierher gequält hatte. Sollte er Nichol in sein Team holen? War es an der Zeit? Er hatte auf dem nahezu leeren Parkplatz des Präsidiums in seinem Volvo gesessen und versucht, eine Entscheidung zu treffen. Trotzdem überraschte es ihn, dass sein Freund sich danach erkundigte.

      »Was rätst du mir?«

      »Hast du deine Entscheidung schon getroffen, oder gestehst du mir einen gewissen Einfluss darauf zu?«

      Gamache lachte. Sie kannten einander einfach zu gut.

      »Lass es mich so sagen, Michel, ich habe mich praktisch schon entschieden. Aber du weißt, wie sehr ich deine Meinung schätze.«

      »Was wäre dir im Augenblick lieber, meine Meinung oder eine Brioche?«

      »Eine Brioche«, gab Gamache mit einem Lächeln zu. »Genau wie dir.«

      »Das ist wahr. Hör zu.« Brébeuf erhob sich, kam um den Schreibtisch herum, setzte sich auf die Kante und beugte sich zu seinem Chief Inspector herunter. »Sie mitzunehmen, nun ja, das wäre dumm. Ich kenne dich. Du willst sie retten, sie rehabilitieren. Eine gute und loyale Polizistin aus ihr machen. Habe ich recht?«

      Von Michel Brébeufs Gesicht war das Lächeln verschwunden.

      Gamache öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann jedoch anders. Stattdessen gab er seinem Freund Gelegenheit, sich Luft zu machen. Und der machte sich Luft.

      »Eines Tages wird dein Ego dich umbringen. Mehr ist es nämlich nicht, weißt du. Du tust so, als wärst du selbstlos, du tust so, als wärst du der große Meister, der kluge und geduldige Armand Gamache, aber du und ich, wir beide wissen, dass es dein Ego ist. Stolz. Sei vorsichtig, mein Freund. Sie ist gefährlich. Das hast du selbst gesagt.«

      Gamache spürte Ärger in sich aufsteigen, und er atmete ein paarmal tief durch, um ruhig zu bleiben. Um Zorn nicht mit Zorn zu begegnen. Er wusste, Michel Brébeuf sagte das, weil er der Superintendent war, aber auch, weil sie Freunde waren.

      »Es ist an der Zeit, dass der Fall Arnot ein Ende findet«, sagte Gamache mit Nachdruck.

      So. Jetzt hatte er es laut ausgesprochen.

      Dieser verfluchte Arnot. Er schmorte im Gefängnis vor sich hin, und trotzdem verfolgte er ihn immer noch.

      »Das dachte ich mir«, sagte Brébeuf und kehrte zu seinem Sessel zurück.

      »Warum bist du hier, Michel?«

      »In meinem eigenen Büro?«

      Gamache schwieg und beobachtete seinen Freund. Schließlich beugte Brébeuf sich nach vorne, die Ellbogen auf seinen breiten Schreibtisch gestützt, als wollte er darüberkriechen und Gamache am Kopf packen.

      »Ich weiß, was damals in dem alten Hadley-Haus passiert ist. Du wärst dort beinahe ums Leben gekommen …«

      »So schlimm war es auch wieder nicht.«

      »Lüg mich nicht an, Armand«, sagte Brébeuf warnend. »Ich wollte der Erste sein, der dir von diesem Fall berichtet, und sehen, wie es dir damit geht.«

      Gamache schwieg, er war gerührt.

      »Dieses Haus hat irgendetwas an sich«, gab er schließlich zu. »Du bist nie dort gewesen, oder?«

      Brébeuf schüttelte den Kopf.

      »Irgendetwas ist in diesem Haus. Eine Art Hunger, ein Bedürfnis, das gestillt werden muss. Das klingt bestimmt verrückt.«

      »Ich glaube, dass in dir ein Bedürfnis steckt, das genauso zerstörerisch ist«, sagte Brébeuf. »Dein Bedürfnis, anderen zu helfen. Wie Agent Nichol.«

      »Ich will ihr nicht helfen. Ich will sie und ihre Hintermänner bloßstellen. Ich glaube, dass sie für die Fraktion arbeitet, die Arnot unterstützt. Das habe ich dir schon gesagt.«

      »Dann feuer sie«, stieß Brébeuf gereizt hervor. »Der einzige Grund, warum ich es noch nicht getan habe, ist der, dass du mich höchstpersönlich darum gebeten hast. Hör zu, der Fall Arnot wird niemals vorbei sein. Er durchdringt das ganze System. Jeder Beamte der Sûreté ist auf die eine oder andere Weise darin verwickelt. Die meisten stehen hinter dir, das weißt du. Aber diejenigen, die es nicht tun«, Brébeuf hob die Hände zu einer vielsagenden Geste der Kapitulation, »sie verfügen über Macht, und Nichol ersetzt ihnen Augen und Ohren. Solange sie in deiner Nähe ist, bist du in Gefahr. Sie werden dich zu Fall bringen.«

      »Dazu gehören immer zwei, Michel«, sagte Gamache müde. Über den früheren Superintendent Arnot zu sprechen strengte ihn jedes Mal an. Er hatte gedacht, der Fall wäre abgeschlossen. Seit Langem tot und begraben. Aber jetzt fing er wieder von vorne an. Auferstanden von den Toten. »Solange sie in meiner Nähe ist, kann ich sie beobachten, kontrollieren, was sie sieht und tut.«

      »Verrückter Kerl.« Brébeuf schüttelte den Kopf.

      »Stolzer, sturer, eingebildeter Kerl«, stimmte Gamache ihm zu und ging zur Tür.

      »Du sollst deine Nichol haben«, sagte Brébeuf, wandte ihm den Rücken zu und sah aus dem Fenster.

      »Danke.«

      Gamache schloss die Tür und ging in sein Büro, um ein paar Anrufe zu erledigen.

      Sobald Superintendent Brébeuf allein war, griff er zum Telefon und tätigte seinerseits einen Anruf.

      »Superintendent Brébeuf hier. Sie werden in Kürze einen Anruf von Chief Inspector Gamache erhalten. Nein, er hegt keinen Verdacht. Er hält Nichol für das Problem.«

      Brébeuf holte ein paarmal tief Luft. Er hatte ein Stadium erreicht, in dem ihm allein beim Anblick von Armand Gamache übel wurde.

      Inspector Jean Guy Beauvoir saß am Steuer des Volvo und fuhr auf der Pont Champlain über den St.-Lorenz-Strom und anschließend auf der Autobahn in die Eastern Townships weiter nach Süden in Richtung amerikanische Grenze. Als der letzte Volvo des Chefs vor einem Jahr endgültig den Geist aufgegeben hatte, hatte Beauvoir ihm vorgeschlagen, sich einen MG zuzulegen, aber aus irgendeinem Grund hatte der Chef das für einen Scherz gehalten.

      »Also, worum geht es?«

      »Gestern Nacht wurde in Three Pines eine Frau zu Tode erschreckt«, sagte Gamache und betrachtete die vorbeiflitzende Landschaft.

      »Sacré. Das heißt, wir suchen wonach? Nach einem Gespenst?«

      »Das kommt der Sache vielleicht näher, als Sie denken. Es passierte während einer Séance. Im alten Hadley-Haus.«

      Gamache СКАЧАТЬ