Название: Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker Staffel
isbn: 9783740975722
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Agatha Simpson genoß den Flug.
Sie saß neben dem Piloten des Hubschraubers und ließ die freundliche Landschaft auf sich wirken. Sie hatte darauf bestanden, daß Mr. Higgins sie und Kathy Porter zurück zum Rover brachte. Der Chiefconstable war darauf nur zu gern eingegangen. Er wollte die eigenwillige Frau so schnell wie möglich wieder loswerden. Sie war ihm unheimlich und hatte sein bis dahin festes Weltbild gehörig ins Wanken gebracht.
Hinter dem Piloten und Lady Simpson saßen Kathy Porter und Mr. Higgins. Kathy Porter dachte über die Dinge nach, die der Chiefconstable ihnen noch vor dem Abflug mitgeteilt hatte.
Die beiden Gangster aus dem Steinbruch waren identifiziert worden. Dank ihrer Fingerabdrücke war das eine Sache von knapp einer Stunde gewesen. Sie gehörten einer Bande an, die in London unter dem Namen »Die Ratten« tätig gewesen waren.
Sie waren seinerzeit aus der Untersuchungshaft ausgebrochen und untergetaucht. Ihren Chef hatte man nie fassen können, ja, selbst sein Name war unbekannt. Die »Ratten« hatten sich vor anderthalb Jahren auf groß angelegte Diebstähle spezialisiert und Kaufhauslager und Magazine leergeräumt. Kathy Porter konnte sich gut vorstellen, wie glücklich und zufrieden der Chiefconstable jetzt war. Zwei dieser »Ratten« waren ihm von Agatha Simpson freundlichst überreicht worden.
Daß es neben dem Chef dieser Organisation noch weitere »Ratten« geben mußte, war Higgins klar. Er durfte jetzt aber hoffen, diese Gangster zur Strecke zu bringen, die auf den Raub von Whisky umgestiegen waren.
Die Fahrer der beiden Lieferwagen hatte man nicht mehr erwischen können. Sie waren wie vom Erdboden verschwunden und hatten die Kastenlieferwagen auf der Straße zurückgelassen. Leider besagten die Wagenkennzeichen überhaupt nichts. Sie waren gestohlen und gefälscht und stammten aus Leeds.
»Ich habe doch noch einen Wunsch bei Ihnen gut, nicht wahr?« Lady Simpson wandte sich zu Higgins um, der aus seinen Gedanken hochschreckte wie Kathy Porter. Er nickte automatisch und ahnte sicher nicht, was da auf ihn zukam.
Kathy Porter hingegen hegte Schlimmstes. Sie schluckte bereits im vorhinein vor Aufregung und ahnte, was kommen würde.
»Und Sie halten Ihr Wort, Mister Higgins?« wollte Agatha Simpson wissen.
»Natürlich, Mylady«, erwiderte der Chiefconstable leichtsinnig. Er war der älteren Dame ehrlich dankbar. Sie hatte ihm endlich einen ersten, durchschlagenden Erfolg gegen die Lastwagenräuber beschert.
»Ich würde gern mal den Hubschrauber fliegen«, sagte die Lady, die Katze aus dem Sack lassend.
»Du lieber Himmel«, murmelte Kathy Porter bestürzt und schaute nach unten. Ihrer Schätzung nach schwebten sie etwa dreihundert Meter hoch durch die Luft.
»Mylady, ich fürchte, ein Hubschrauber ist kein Auto«, antwortete Higgins inzwischen. Er dachte an die artistischen Fahrkünste der Detektivin und spürte, wie sein Blutdruck rapide anstieg.
»Papperlapapp, Mister Higgins«, entgegnete Lady Simpson. »Fragen Sie Miß Porter! Ich gelte als technisch begabt.«
»Mylady, man sollte vielleicht...« Weiter kam Kathy erst gar nicht. Agatha Simpson schickte einen grimmigen Blick auf die Reise. Dann lächelte sie aber auch schon wieder gewinnend und musterte Higgins.
»Ich habe mir alles genau angesehen«, sagte sie zu ihm. »Für mich ist das ein Kinderspiel!«
Da der Hubschrauber Doppelsteuerung hatte, entschloß Higgins sich leichtsinnigerweise zu einer großen Geste. Wie gesagt, die ältere Dame hatte ihn in seinen Ermittlungen ein wirklich gutes Stück vorangebracht.
Er beugte sich vor und sprach über die Bordsprechanlage mit dem Polizeipiloten. Der Mann grinste und war ahnungslos. Was sollte schon passieren? Er hatte nichts dagegen, daß die Dame sich freute. Er war einverstanden.
Lady Agatha Simpson rückte sich zurecht wie eine Glucke auf dem Nest. Dann langte sie herzhaft nach dem kompliziert aussehenden Steuerknüppel und betätigte sich als Hubschrauberpilotin. Sie war fest entschlossen, sämtliche Möglichkeiten dieser Luftkutsche auszutesten.
*
Anzustrengen brauchte Parker sich wirklich nicht.
Das Durchtrennen der hinderlichen Stricke an Hand- und Fußgelenken war nur eine Frage von knapp einer Minute. Ein Mann wie er verfügte selbstverständlich über die erforderlichen Hilfsmittel.
Parker hatte seine Beine angewinkelt und mit den Fingerspitzen den linken Schuhabsatz zur Seite gedreht. Dadurch war eine messerscharfe Stahlkante freigeworden, für die die Fesseln überhaupt kein Problem waren. Josuah Parker hatte sich diese Patentabsätze in seiner Bastelstube angefertigt. Im Hohlraum der beiden Schuhabsätze befanden sich noch weitere Utensilien, die er im Augenblick jedoch nicht brauchte.
Parker rieb sich die Handgelenke, brachte den drehbaren Absatz wieder in Ordnung und löste seine Fußfessel. Er stand auf und schob den Vorhang vor einem der Kabinenfenster zur Seite.
Er hatte richtig vermutet.
Das Hausboot befand sich bereits im Labyrinth des Flüßchens, genauer gesagt, in einem schmalen Seitenarm, dessen Ufer nicht zu erkennen waren. Hier breitete sich fast so etwas wie eine Schilfwildnis aus. Einen geeigneteren Platz für einen Mord konnte man sich kaum vorstellen. Wer hier ins Schilf gesteckt wurde, den würde man nur durch einen Zufall entdecken. John Bartlett schien darauf setzen zu wollen.
Die Schiebetür der Kabine war natürlich abgeschlossen worden. Bartlett mußte das automatisch getan haben. Mißtrauisch war er gewiß nicht gewesen, sonst hätte er nämlich Parkers Taschen geleert.
Josuah Parker holte seinen Schlüsselbund aus der Tasche und entschied sich für einen der vielen Spezialschlüssel. Es dauerte genau viereinhalb Sekunden, bis das einfache Schloß willig nachgab. Parker setzte sich die schwarze Melone auf, legte sich den Bambusgriff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm und begab sich über den Niedergang nach oben.
Nein, sie hatten wirklich nicht mit ihm gerechnet.
Am Ruder des Hausbootes stand John Bartlett. Er rauchte eine Zigarette und hatte eine entspannte Haltung angenommen. Er unterhielt sieh mit der Bikinischönheit, die wahrscheinlich auf dem vorderen Kabinendach lag und sich sonnte. Von dorther kamen nämlich undeutliche Antworten.
»... erst mal ’ne kleine Pause einlegen, Joane«, sagte Bartlett gerade wie auf ein Stichwort. »Nach Parkers Verschwinden wird’s ’nen ziemlichen Wirbel geben.«
Die Antwort der Frau hörte Parker nicht. Er pirschte sich vorsichtig an Bartlett heran.
»Klar machen wir später weiter«, antwortete Bartlett gerade. »Bei dem Verbindungsmann in Edinburgh wär’s doch Wahnsinn, die Sache abzublasen.«
Parker hätte gern noch mehr über diesen Verbindungsmann gehört, doch er sah sich plötzlich der Bikinischönheit gegenüber, die keinen mehr trug. Sie lag tatsächlich auf dem vorderen Kabinendach und hatte sich aufgerichtet. Nackt, wie sie war, starrte sie den Butler entgeistert an und zeigte sich unfähig, einen Warnschrei auszustoßen.
John Bartlett merkte, daß hinter seinem Rücken etwas nicht СКАЧАТЬ