Outsider. Jonathan Wilson
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Название: Outsider

Автор: Jonathan Wilson

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783730701195

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СКАЧАТЬ im Mannschaftshotel herum und versuchte, etwas Geld zu erbetteln. Er starb verarmt 1915, im Alter von 52 Jahren.

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      Auch der wahrscheinlich beste Torhüter vor dem Ersten Weltkrieg starb ein Jahr darauf entsetzlich jung, allerdings nicht in Armut, sondern in der Schlacht an der Somme. Leigh Richmond Roose war nicht nur ein ausgezeichneter Torhüter. Er hob die Position auf ein neues Level, sowohl was das Ansehen betrifft als auch die Spielweise.

      Die ersten Torhüter befanden sich in einer paradoxen Position. Zunächst einmal waren sie ständig körperlichen Attacken ausgeliefert, praktisch ohne Schutz durch die Fußballregeln. Gibson und Pickford schrieben 1905 über den Fußball im frühen 19. Jahrhundert:

      In Eton befolgte man eine höchst delikate Regel, in der Folgendes zu lesen war: ‚Sollte ein Spieler auf den Ball fallen oder auf Händen und Füßen kriechen und den Ball zwischen seinen Beinen festhalten, so muss der Umpire ihn, wenn möglich, unter Zwang zum Aufstehen anhalten oder den Filou aufhalten.’ Welches Bild möchte man sich da ausmalen von einem Spieler nach alter Schule, erfüllt von einem brennenden Eifer, die Linien des Gegners zu durchbrechen, sowie gleichmütig gegenüber der Gefahr, wie er schmerzlich vorwärts kriecht, mit dem Ball zwischen seinen Füßen, das Opfer von zahllosen Tritten und Stürzen, und wie er mit der allerhöchsten Kraft nicht nur den regelwidrigen Versuchen des Gegners sich erwehret, ihn vom Wege abzubringen, sondern ebenso den regelgerechten Kräften des Umpire, dessen Grenzen so treffend beschrieben sind durch die Worte ‚wenn möglich’. Nähme man die Regeln in solchen Fällen zur Hand, so wären ein Foulke oder ein [Jack] Hillman eindrucksvolle Angriffsmaschinen gewesen, und zugleich gäbe es keinen Schiedsrichter in unserer Zeit, dessen Größe und Kraft ihm auch nur im Mindesten erlaubten, einen athletischen Spieler von gut 120 Kilogramm mit Gewalt auf die Füße zu heben. In späteren Zeiten ist die Kriechmethode öfter von Torhütern adaptiert worden, und es ist nachzulesen, wie [Ned] Doig, ein Champion des Klubs aus Sunderland, in einem bedeutsamen Spiel den Ball auf diese Weise von den Grenzen seines Tores fernhielt und einige Minuten lang erfolgreich all den Versuchen der geübten Schar von Kontrahenten widerstand, ihm diesen zu rauben, bis er schließlich mit diesem bis vor den Torpfosten sich rollte und sich ganz sicher seiner Verantwortung entledigte, indem er ihn über die Torlinie schob.“

      Auch Gibsons und Pickfords Beschreibung des Torhüters hat einen negativen Beiklang und erinnert darin an Galens Hinweis auf die lahmen Männer in der Verteidigung und Benhams Erwähnung der Schisshasen von Westminster. In allen Fällen wird impliziert, dass nur diejenigen das Tor hüteten, die nicht den Schneid oder das Nötigste mitbrachten, um Feldspieler zu werden. Die Torhüter selbst halfen aber auch nicht immer, dieses Bild zu revidieren. In J. A. McWeeneys 1906 erschienenem Band Football Guide, or How to Play Soccer verwies James Ashcroft, der Torhüter von Woolwich Arsenal, zunächst ganz vernünftig auf die nötigen „Nerven aus Stahl“. Dann schrieb er jedoch, der Torwart müsse „recht regelmäßig auf feuchtkaltem Rasen stehen, in der Kälte zittern und lädt einen Großangriff durch Lungenentzündung oder den Grippeteufel geradezu ein. Besitzt man aber eine starke Veranlagung, so kann man über feuchte Kälte, Schnupfen und stechenden Rheumatismus nur lachen.“ Das mutet schon etwas seltsam an: Klar, nimm dich in Acht vor hohen Füßen und verirrten Ellenbogen, aber sieh vorweg schon zu, dass du dich auch warm einpackst. In Ashcrofts Worten klingt Schwächlichkeit durch. Roose räumte mit all dem endgültig auf: Die Leute warfen ihm zwar so manches vor, Schwächlichkeit aber ganz sicher nicht.

      Geboren am 26. November 1877 im nordwalisischen Holt als vierter Sohn eines Pfarrers, begab sich Roose im Alter von 17 Jahren nach Aberystwyth, um Medizin zu studieren. Dort wurde er Torwart der Universitätsmannschaft und fiel sofort durch seine besondere Spielweise auf: Er kam immer wieder aus seinem Tor und fungierte beinahe als Hilfsverteidiger. So etwas hatte es nicht mehr gegeben, seit in den 1860er Jahren einer der Verteidiger zum Torhüter geworden war. George Holley, sein Mannschaftskamerad bei Sunderland, sagte später: „Alle anderen wurden später nach seinem Vorbild geformt.“

      Roose machte es sich auch zur Angewohnheit, den Ball bis zur Mittellinie zu prellen. Das bedeutete zugleich, dass er den Attacken gegnerischer Stürmer entging, die damals noch wesentlich härter waren und eher an Rugby als an modernen Fußball erinnerten. Von der Mittellinie aus schoss Roose dann auf das Tor des Gegners. Ihm kam dabei die Regel zugute, dass er den Ball überall in der eigenen Hälfte mit der Hand spielen durfte. Der Torhüter schlug also zurück: Erst 1892 waren die Regeln dahingehend geändert worden, dass Spieler den Torwart nur dann attackieren durften, „wenn er den Ball spielt oder während er einen Gegner behindert“. Vorher konnte einfach Jagd auf ihn gemacht werden, egal ob mit oder ohne Ball – ganz so, als ob man ihn, weil er den Ball mit der Hand spielen durfte, als Rugbyspieler einstufte und folgerichtig nach Rugbyregeln behandelte.

      „Den Torhüter anzugehen, war eine durchaus gängige Angriffsform“, schrieb F. N. S. Creek in seiner Geschichte über den Corinthian Club. „Sie war zulässig, solange die Angreifer beim letzten Abspiel nicht im Abseits gestanden hatten. Folglich erfahren wir, dass ‚Prail nach einem feinen Ball in die Mitte ein herrliches Tor erzielte, nachdem Dewhurst zuvor den Torwart aus dem Weg geräumt hatte’. Einige Mannschaften, vor allem Preston North End, reizten diese Regel voll aus. Einer der Läufer wartete exakt auf den richtigen Zeitpunkt für den Pass und schoss den Ball dann durch die Luft in Richtung des Torwarts, der sofort von zwei Halbstürmern attackiert wurde. Der dritte versuchte, sich an den Verteidigern vorbeizustehlen und ins leere Tor einzuschieben. Eckbälle waren eine noch ernstere Sache. Der Torwart musste sich zwei Stürmern entziehen (die er dabei gelegentlich ‚zu Boden streckte’), und gleichzeitig wurde von ihm erwartet, dass er den Ball aus der Gefahrenzone bekam. Folgerichtig wurden viele Tore im ‚Gedränge’ erzielt, und da es damals noch keine Netze gab, waren viele davon auch noch zweifelhaft.“

      Diese Körperbetontheit mag vielleicht erklären, warum es, grob gesagt, zwei Typen von Torhütern gab: die Stoiker, die still und leise die Prügel erduldeten, und die Extrovertierten. Roose gehörte ganz eindeutig zur zweiten Kategorie. Die Gefahren, die diese Position mit sich brachte, sind vielleicht auch der Grund dafür, weshalb Torhüter damals so abergläubisch waren. Liverpools großer Keeper Elisha Scott beispielsweise kam stets zwei Stunden vor Spielbeginn, zog sich alleine um und warf eine Stunde lang einen Ball gegen eine Mauer. Dann streifte er sich wenige Minuten vor dem Anpfiff, unabhängig vom Wetter, noch zwei Hemden und ein Extrapaar Socken über.

      Ashcroft nannte den Nordiren Scott „einen der Unsterblichen“. Er schrieb: „Ein wenig grob aus Granit gehauen, war Scott nichts für Ästheten. Er war von eisernem Willen. Unnachgiebig, wie es für seine Heimatprovinz typisch ist, gab es für ihn nur eine Gewissheit – nämlich die, dass der Feind seine Verteidigung nicht durchbrechen durfte. Das gelang dem Feind auch eher selten. Recht häufig hieß es Scott gegen England oder Wales oder Schottland, und er hielt sie fern, komme, was wolle. Und in Liverpool war es das Gleiche. Scott war ein Spieler vom alten Schlag, der brav seine Aufgabe erfüllte und stets bereit war, sich für die Sache zu opfern. Und so entsagte er den feinen Sitten und den unziemlichen Träumen, der billigen Publicity und dem öffentlichen Beifall, und war die Konzentration selbst.“

      Doch es gab auch solche, die in der öffentlichen Aufmerksamkeit richtiggehend aufgingen und die es genossen, dass sich das Spiel ganz und gar um sie drehte – und dazu gehörte auch Leigh Richmond Roose. Ein anderes Beispiel ist „Happy“ Jack Hillman, der bei Burnley und Manchester City aktiv war. Er gewann mal eine Wette über fünf Pfund, dass er auch mit auf den Rücken gebundenem Arm zu null spielen könne.

      Albert Iremonger war mit seinen 1,98 Metern wohl der größte Spieler in der englischen Profiliga vor dem Ersten Weltkrieg und außerdem ein geborener Streithahn. 1912 spielte er in einer Begegnung für Notts County gegen Arsenal auf Zeit, indem er sich auf den Ball setzte. Der Schiedsrichter versuchte, ihn zum Weiterspielen zu bewegen, und war bald so frustriert, dass er Iremonger mit einem Böller drohte. Als Iremonger sich weiterhin weigerte, wurde das Spiel abgebrochen. Außerdem war СКАЧАТЬ