Название: Outsider
Автор: Jonathan Wilson
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783730701195
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Als Foulkes Form jenseits der 30 zu schwinden begann, verkaufte Sheffield United ihn 1905 für 50 Pfund an Chelsea, die damals zweitklassig spielten. Es dauerte nicht lange, da wurde Foulke in London zum Promi. Besuchte er Veranstaltungen in einer Music Hall, wurde dies von der Bühne verkündet, und von Einladungen zu gesellschaftlichen Anlässen wurde er geradezu überschwemmt. Er war zweifellos sehr beliebt und hatte durchaus auch kulturellen Einfluss.
Etwa um die Zeit von Foulkes Transfer zu Chelsea fing die Amalgamated Press an, Fußballgeschichten für ihre wöchentlich erscheinenden Jungenzeitschriften zu produzieren. Einige der bekanntesten stammten aus der Feder von Arthur Joseph Steffens unter dem Pseudonym A. S. Hardy. Dessen fiktive Erzählungen fußten eindeutig auf Personen des Zeitgeschehens. Die erste Mannschaft, über die er in seinen Fußballgeschichten schrieb, hieß Blue Crusaders. Es ist nicht schwer zu erraten, wer das Vorbild für ihren Torhüter war, den großen, stämmigen, fröhlichen, aber auch jähzornigen William Fowke.
Foulke lieferte auch die Idee für Stiffy, den Torhüter, eine von Harry Weldon gespielte Music-Hall-Figur. Stiffy war der populärste fiktive Fußballcharakter vor dem Ersten Weltkrieg. Seinen ersten Auftritt hatte er im Dezember 1906 im Palace Theatre in Manchester. Dort war er Teil eines Sketches namens „The Football Match“. Geschrieben hatten diesen Sketch Theaterdirektor Fred Karno – der Mann, der den Sahnetorte-ins-Gesicht-Gag erfunden haben soll – sowie sein Koautor Fred Kitchen.
In einer der ersten Besprechungen hieß es über diesen Sketch: „Mehrere Spieler sollen bestochen werden, ein Spiel zu verlieren. Dieser Bestechungsversuch wird von einem Kriminalbeamten beobachtet, der keinem Kriminalbeamten gleicht, den man jemals bei Scotland Yard gesehen hat. Sein Plan zur Ermittlung der Delinquenten sieht vor, die Tat von den wohlriechenden Räumlichkeiten des Raucherzimmers aus nächster Nähe zu beobachten. Die wichtigste Person, die bestochen werden soll, ist Stiffy, der Torhüter, der jedoch gegen alle Versuchungen gefeit ist, auch wenn er sich manchmal seltsam verhält. Seine Fähigkeiten auf dem Platz spielen nicht wirklich eine Rolle; wichtiger für das Publikum ist sein komödiantisches Talent, und wie sehr er für die Bühne geeignet ist, wird eindrucksvoll von Mr Harry Wilson demonstriert.“
Der Torhüter war also mal wieder der Spieler, den man als besonders korruptionsanfällig betrachtete. Doch Stiffys Charakter wurde mit der Zeit komplexer und wuchs über den eigentlichen Sketch hinaus. Weldon war Everton-Fan, und Karno und er fügten Elemente des wahren Lebens hinzu. „Stiffy war eine Charakterstudie – möglicherweise burlesk, jedoch niemals satirisch“, schrieb der Kritiker Hannen Swaffer. „Ein schlechterer Komödiant als Harry Weldon wäre bei der Umsetzung dieses Charakters gescheitert, und anstelle zu applaudieren, hätten ihn die Götter ausgepfiffen.“
John Harding wies in Ausgabe sieben des Blizzard darauf hin, dass Stiffy alles andere als eine Heldenfigur war und häufig kaum etwas anderes tat, als zu essen und zu trinken. „Stiffy’s Song“ erfasst perfekt seinen skurrilen und unglücklichen Charakter. Ins Deutsche übersetzt heißt es da:
„So hör doch die Rufe, Stiffy ist der Mann, dem sie zujubeln. Stiffy ist der beste Torwart, der jemals einen Ball durchließ. Sie sagten heute morgen, dass sie mich um 100 Tore schlagen, doch da kannten sie nicht den Mann, mit dem sie’s aufnahmen, denn wir verloren nur mit 42 Toren Unterschied.“
Obwohl er sie eigentlich verspottete, gewann Stiffy auch zahlreiche Anhänger unter den Fußballspielern. Sie saßen bei seinen Auftritten in den ersten Reihen. Schließlich bekam Stiffy die größte Auszeichnung überhaupt: Foulke stiftete ein Paar seiner Hosen, damit Weldon sie auf der Bühne anziehen konnte. Stiffy war die vielleicht erste bedeutende kulturelle Darstellung des Torhüters und seines Charakters. Der allerdings wurde als lächerlich, verfressen und bestechlich gezeichnet: kein verheißungsvoller Anfang.
Mit wachsendem Ruhm wurde Foulke immer launischer. So ging er schon mal vom Platz, wenn seine Verteidiger aus seiner Sicht nicht ihr Bestes gaben. Außerdem suchte er regelmäßig die körperliche Konfrontation mit Stürmern. Nicht wenige hob er plötzlich hoch und ließ sie dann auf den Boden fallen. Dennoch spielte Foulke in seiner ersten Saison bei Chelsea neunmal in Folge zu null und hielt zehn Strafstöße. Letzteres hatte er vielleicht auch seinem Trick zu verdanken, dass er links und rechts von sich einen Balljungen hinter das Tor stellte. So wollte er vorgaukeln, dass das Tor noch voller war als ohnehin schon. Chelsea verpasste dennoch den Aufstieg, und Foulke wurde an Bradford City abgegeben.
Sein Trainer dort war Peter O’Rourke. Der ließ ihn seinen Lohn durch eine schmale Pforte abholen, als ob er sich über seine Statur lustig machen wollte. Foulke blieb nur eine Saison und beendete 1907 mit 33 Jahren seine Karriere. Er litt an Rheuma, und da er einen Großteil seines Einkommens bereits wieder ausgegeben hatte, musste er sich seinen Lebensunterhalt schließlich kläglich am Strand von Blackpool verdienen, wo sich Urlauber für einen Penny vom Elfmeterpunkt aus mit ihm messen konnten. Angeblich soll er sich dabei eine Lungenentzündung eingefangen haben. Vielleicht hatte sich ja wirklich eine Erkältung, die er sich in einem Regenschauer auf der Sheffielder Rennbahn geholt hatte, zu einer Lungenentzündung ausgeweitet. Der Hauptgrund für seinen Tod war jedoch ein weiterer Job. Foulke war Wirt des Duke Inn auf der Matilda Street in Sheffield. Dort begann er, exzessiv zu trinken. Er starb am 1. Mai 1916 – in der gleichen Woche, in der man die Wehrpflicht einführte – an einer Leberzirrhose und Herzverfettung. Foulke wurde 42 Jahre alt.
Materielle Not, die oft zum vorzeitigen Ableben führte, gab es häufig unter den ersten Torhütern. Brian Cloughs späterer Mentor Harry Stover sagte einmal, dass einem im Fußball nichts gedankt würde. Aber Fußball war schon von Anfang an ein undankbares Spiel. James Trainer gehörte wohl zu den begabtesten Torhütern der 1880er Jahre, und trotzdem schien er dem Fußball stets zu misstrauen. Er arbeitete in Wrexham als Wagenbauer, bis man ihn mit 19 Jahren schließlich doch überredete, beim Verein in seiner Heimat mitzuspielen.
Seine Qualität war offensichtlich, doch noch vor Jahresfrist musste er nach einem hitzigen Spiel im FA-Pokal gegen Oswestry Town eine Sperre abbrummen. Angeblich soll er den Schiedsrichter beleidigt haben. Der Verband schloss Wrexham vom Wettbewerb aus und forderte vom Verein Disziplinarmaßnahmen gegen Trainer. Noch bevor man dem nachkommen konnte, hatte Trainer ein Vertragsangebot von Great Lever in Lancashire über 30 Schilling pro Woche während der Saison und 13 Schilling im Sommer angenommen. Zwei Spielzeiten darauf bot Bolton 50 Schilling pro Woche, gab ihm fünf Pfund Handgeld für die Unterschrift und schickte ihn und seine Freundin bis zum Beginn der Saison 1885/86 auf die Isle of Man. Great Lever zeigte sich wenig begeistert. „Ich hoffe, dass sein Boot sinkt, wenn er nach Hause kommt“, sagte Great Levers Vorsitzender, „und dass alle gerettet werden, bis auf ihn“.
Trainers Boot blieb trotz dieses Fluches unbeschadet, und er spielte zwei Jahre für Bolton. Dann hinterließ er beim großen Preston North End in einem Freundschaftsspiel (bei dem er unglaubliche zwölf Treffer kassierte) einen derart großen Eindruck, dass man ihn dort verpflichtete. Man beschrieb ihn als „so sicher wie ein Sandsack“. Folgerichtig stand Trainer in der Saison 1888/89 bei Preston im Tor, ließ nur 15 Tore in 22 Partien zu, und Preston konnte sich ohne Niederlage die erstmals ausgespielte englische Fußballmeisterschaft sichern.
Im weiteren Verlauf lief er noch 20-mal für Wales auf und wurde später Vorstandsmitglied bei Bolton. Doch wie bei so vielen Torhütern lastete auch auf seiner Seele ein Schatten. 1904 trennte er sich von seiner Frau, mit der er zehn Kinder hatte, und engagierte sich in einem Wirtschaftsunternehmen, das Fußballschaukämpfe bei den Olympischen СКАЧАТЬ