Nächsten Sommer - Jugendbuch. Hanne-Vibeke Holst
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Название: Nächsten Sommer - Jugendbuch

Автор: Hanne-Vibeke Holst

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788726569599

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СКАЧАТЬ so ein entsetzlicher Gedanke, dass so ein kleines, weiches Kalb mit langen Augenwimpern geschlachtet werden soll«, meinte Louise und fand diesen Gedanken wirklich unerträglich.

      »Red keinen Quatsch, du kleine Heuchlerin! Dein Schnitzel willst du doch trotzdem haben, was? Stadtleute sind ja so romantisch und mitfühlend, sie haben bloß so schrecklich wenig Grund dazu«, sagte Anders und trat ein paar Schritte von der Box zurück.

      »Von jetzt an bin ich Vegetarierin«, sagte Louise und zupfte ihn am Hemd, um ihn zum Umdrehen zu bewegen. Er wirkte ein bisschen genervt. Louise hatte Angst, er wäre böse auf sie, aber er lächelte entgegenkommend und legte den Arm um sie.

      Rasch gingen sie durch den Schweinestall, wo der Geruch noch schärfer war als im Kuhstall. Louise fand die quiekenden, schmatzenden, grunzenden, hellroten, trägen Schweine unerträglich, die sich in ihrem Dreck wälzten, während gierige Ferkel überall herumkrabbelten. Und überall mästeten sich fette Fliegen. »Aber jetzt zeig ich dir etwas ganz Niedliches«, sagte Anders und kletterte eine schmale Hühnerleiter in der Scheune hoch.

      »Du willst mich doch bloß ins Heu locken«, sagte Louise.

      »Das könnte dir so passen«, sagte er über seine Schulter und Louise kniff ihn in den Knöchel, ehe er den Fuß wegziehen konnte. Aber hinter einem Sparren auf dem halbdunklen Heuboden, wo es süß nach Sommer roch, zeigte Anders ihr vier winzig kleine Katzenkinder, die sich in einer Vertiefung im Heu aneinander schmiegten.

      »Ach«, seufzte Louise und hob eins davon hoch. »Die haben die Augen ja noch gar nicht auf.«

      Das Kätzchen piepste hysterisch, beruhigte sich aber, als Louise ihm den Rücken streichelte und es an ihrem Pullover nuckeln ließ, den das Kleine für die Brust seiner Mutter hielt.

      »Möchtest du es haben?«, fragte Anders, der neben ihr hockte und sie ansah.

      »Ja! Ich hab mir immer schon eine Katze gewünscht. Aber wo soll ich sie lassen? Mein Vater will keine Tiere im Haus haben und ich weiß ja auch nicht, wo ich nach dem Abi wohnen werde.«

      »Du kannst es ja erst mal hier draußen in Pension lassen. Die dürfen ihrer Mutter doch erst in einigen Wochen weggenommen werden.«

      Die Katzenmutter kam durch das Heu angewandert und leckte ihre fiependen Kätzchen ab, die sofort nach ihren Zitzen suchten. Louise legte das kleine schwarzweiß gefleckte Kätzchen neben sie und streichelte noch einmal sanft das weiche Fell.

      »Mich auch«, flüsterte Anders lockend in ihr Ohr und rollte sich durchs Heu von den Katzen weg.

      Seit dem Fest waren sie sich körperlich nicht so nah gewesen. Bei ihr zu Hause waren sie nicht allein im Haus gewesen und in der Nacht auf seinem Zimmer waren sie zu müde. Eigentlich hatte sie auch nicht so sehr daran gedacht, sondern an ihn. Aber dass seine Finger ihren Hals streiften, reichte aus, um zwischen ihnen den Funken springen zu lassen und hier war es ruhig und dunkel. Hier konnten sie ihre Körper einander begegnen lassen.

      Sie erkannte den reinen Duft seiner Haut wieder. Wasser und Seife und im Wind getrocknete Wäsche. Sie erkannte auch seine Silhouette, die Linien von Schultern, Rücken und Hüften wieder. Es war so schön, ihn zu berühren, dass sie einen winzig kleinen Freudenbiss in seine Schulter setzen musste.

      Alle hielten sie für sehr erfahren. Aber abgesehen von den beiden Jungen, mit denen sie fest zusammen gewesen war, hatte es in Wirklichkeit nicht mehr als ein oder zwei Erlebnisse von der Art gegeben, die Stine »One-Night-Shots« nannte. Solche Typen, die sie im Café oder nachts um drei in der Disko aufgelesen hatte und mit denen sie im Suff oder vor Langeweile nach Hause gegangen war. Wenn sie dann erst im Bett lagen, fand sie es peinlich, es nicht zu tun, und deshalb hatte sie die Zähne zusammengebissen und versucht die Sache möglichst schnell hinter sich zu bringen.

      Mit Anders war es überhaupt nicht so. Schon beim ersten Mal hatte er sie dazu gebracht, sich zu entspannen, sicher, weil er selber entspannt war und es absolut nicht eilig hatte. Er liebte sie so natürlich, dass ihre Nacktheit ihr nicht peinlich war und dass sie sich ihrer Lust nicht schämte.

      »Hast du das schon mal gemacht?«, fragte sie, als er danach mit geschlossenen Augen neben ihr lag.

      »Lieben? Ja . . .«, murmelte er.

      »Nein! Das merk ich doch, dass du das schon gemacht hast. Auch hier

      »Im Heu? Ja, natürlich«, antwortete er. Louise spürte, dass er an ihrer Schulter lächelte.

      »Mit wem?«

      »Ach, das fällt mir gerade nicht ein. Mit zwei verschiedenen. Die sind jetzt wohl verheiratet. Die eine hat sogar zwei Kinder, sie arbeitet oben im Supermarkt.«

      »Hast du viele Frauen gehabt?«, fragte Louise und sie versuchte nüchtern zu klingen, während die Eifersucht in ihr brannte.

      »Na, vielleicht sechs oder sieben.« Er küsste ihr Ohrläppchen.

      »So viele! Und wir haben dich für so ehrbar gehalten. Warum hast du es nie bei einer von uns versucht?«

      »Hab ich doch. Letztes Jahr beim Frühlingsfest hab ich mir alle Mühe mit dir gegeben, aber du wolltest absolut nichts mit mir zu tun haben.« Anders ließ sich neben sie ins Heu gleiten und Louise machte es sich in seinem Arm gemütlich.

      Beim Frühlingsfest! Louise erinnerte sich noch gut, dass sie mit Anders getanzt hatte. Ziemlich eng sogar. Aber sie und Stine waren auf die Musiker scharf gewesen, mit denen sie in der Pause Bier getrunken hatten, und deshalb hatte sie sich nicht besonders für ihn interessiert. Das mit den Musikern war dann aber nichts geworden, weil die nach dem Fest nach Århus zurückmussten. Außerdem gab es ein paar geistesschwache Tussis aus der 1 g, die sie wie die Fliegen umschwärmten und sich wie blöde Groupies aufführten. Und sie hatten keinen Bock, mit denen zu konkurrieren.

      Das Heu piekste und als Anders erzählte, dass es hier oben massenhaft Mäuse gab, kam Louise der Heuboden absolut nicht mehr so romantisch vor. Sie zogen sich an und bürsteten sich gegenseitig das Heu ab, ehe sie auf den Hof zurückgingen.

      »Man kann es dir ansehen«, murmelte Anders diskret aus dem Mundwinkel, als sie über die Pflastersteine gingen und seiner Mutter zuwinkten, die sie lächelnd vom Küchenfenster aus beobachtete.

      »Und du hast Heu in den Haaren«, sagte Louise und wurde aber doch rot, als sie am Fenster vorbeigingen.

      »Ich kann dir sagen, da hat sie was, worüber sie sich Gedanken machen kann«, sagte Anders und legte Louise den Arm um die Schultern. Aber erst, als sie außer Sichtweite gekommen waren.

      »Was sagen sie eigentlich dazu, dass ich so einfach hier hereingeschneit komme?«

      »Das finden sie toll. Da besteht doch die Hoffnung, dass ich normal bin und kein Schwuler oder Sonderling. Sie können einfach nicht begreifen, warum ich nicht schon längst eine Freundin habe und verlobt bin wie der Sohn der Nachbarn. Meine Mutter hätte gern eine Schwiegertochter, mit der sie quatschen könnte. Tagsüber sind wir ja nicht so viel im Haus und auch wenn sie zum Nähkränzchen geht und so, ist sie doch viel allein.«

      »Wie heißt sie mit Vornamen?«, fragte Louise. Sie wollte Anders’ Mutter gern kennen lernen, weil sie eben Anders’ Mutter war und weil sie so lieb und echt wirkte.

      »Åse. Und mein Vater heißt Gunnar. Dann habe ich noch einen großen Bruder und eine große Schwester und beide arbeiten in einer Bank. Sie heißen Niels-Peter СКАЧАТЬ