Nächsten Sommer - Jugendbuch. Hanne-Vibeke Holst
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Название: Nächsten Sommer - Jugendbuch

Автор: Hanne-Vibeke Holst

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788726569599

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СКАЧАТЬ Louise hatte schon oft geschwänzt, während Anders immer in der Schule war.

      »Ich tu’s auch nur im äußersten Notfall.«

      »Und der liegt heute vor?« Louise lächelte ihn an.

      »Aber sicher. Bist du vielleicht nicht untergetaucht und habe ich es nicht auf mich genommen, dich vor deinem irrsinnigen Vater zu beschützen?« Anders breitete dramatisch die Arme aus und Louise hätte ihn küssen mögen, wenn sie sich die Zähne geputzt hätte.

      »Hast du deinen Eltern gesagt, dass ich hier bin?«, fragte Louise nachdenklich.

      »Sie sind über den tiefen Ernst der Angelegenheit im Bilde, ja!«, antwortete er mit tiefer Stimme. »Mutter backt auch schon Weißbrot und Kringel und was weiß ich, nur deinetwegen. Also mach, dass du aus dem Bett kommst!«

      Als Louise mit Anders die Küche betrat, schien es dort von Menschen nur so zu wimmeln. Am Küchentisch saßen der Postbote, ein jüngerer Bursche und ein grauhaariger Mann in einem abgenutzten khakifarbenen Schlosseranzug, der Anders’ Vater sein musste. Sie tranken Kaffee und daneben stand seine Mutter am Herd und nahm eine Brotform aus dem Backofen. Sie stellte sie schnell auf dem Herd ab, wischte sich die Hände an der Schürze und kam mit ausgestreckter Hand auf Louise zu.

      »Willkommen bei uns«, sagte sie und lächelte freundlich. Louise sagte Guten Tag und mochte die kleine, rundliche Frau, die sich ein Kopftuch um die Haare gebunden hatte, sofort.

      »Ihr wollt doch sicher Frühstück? Setzt euch einfach hin.« Sie nickte einladend zum Esstisch in der Ecke hinüber. Anders setzte sich auf die Bank vor der Wand, wo auch für Louise Platz war. Der Vater und der Postbote nickten ihnen zu, während der junge Typ verlegen seinen Teller anstarrte und mit den Fingerspitzen Krümel zusammenschob.

      »Na, dann muss ich wohl mal wieder«, sagte der Postbote und drückte seine Zigarette aus.

      »Ja und wir auch«, erwiderte der Vater und griff nach seiner Schirmmütze, die neben der des Postboten auf der Heizung lag.

      Sie schoben ihre Stühle lärmend zurück und bedankten sich für den Kaffee.

      »Wir sehen uns sicher später«, sagte der Vater zu Louise und Anders, dann steckte er sich die Pfeife in die Brusttasche und ging hinaus.

      »Da haben wir doch ein bisschen Ruhe«, sagte Anders’ Mutter und deckte für sie den Tisch. Sie servierte wirklich ein Luxusfrühstück, mit warmen Scheiben Weißbrot, selbst gebackenem Roggenbrot, Marmelade, Käse, drei Sorten Aufschnitt. Schließlich setzte sie sich mit einer Tasse Kaffee ans Tischende und sorgte dafür, dass sie auch ja genug zu essen hatten. Louise aß drei Scheiben Weißbrot, Anders sogar fünf, deshalb brauchte sie sich nicht zu schämen.

      »Wie ist es denn so in der 3 g?«, fragte die Mutter. »Ihr seid ja bald fertig.«

      »Wir müssen uns schwer ranhalten. Das erzählen sie uns wenigstens die ganze Zeit«, antwortete Louise, nachdem sie ihren Bissen hinuntergeschluckt hatte.

      »Ja, das sage ich auch immer wieder zu Gunnar. Wir dürfen uns einfach nicht einbilden, dass Anders weiter hier zu Hause so viel helfen kann wie bisher. Wir wollen ja schließlich, dass er ein Examen macht, mit dem er etwas anfangen kann, nicht wahr, Anders?«

      »Ja, aber jetzt habt ihr ja Søren als Hilfe.« Anders sprach Dialekt, als er sich an seine Mutter wandte. Er kam Louise ganz fremd vor, sie hatte ihn immer nur Standarddänisch sprechen hören. Nur selten benutzte jemand von den Landleuten Dialekt in der Schule. Und wenn es jemand wagte, dann verstand der Lehrer in der Regel nur Bahnhof und es musste doch übersetzt werden.

      »Aber Vater klagt ja darüber, dass er nicht so schrecklich gute Arbeit leistet.« Auch die Mutter verfiel jetzt in den Dialekt.

      »Vater muss sich einfach an ihn gewöhnen. Er will eben immer, dass alles nach seiner Mütze geht.«

      »Ja und du hast das auch von keinem Fremden«, antwortete seine Mutter scherzhaft und trank den letzten Schluck Kaffee.

      »Jetzt muss ich aber machen, dass ich rauskomme und ein paar Kartoffeln ausmache. Aber bleibt doch einfach sitzen«, sagte sie abwehrend, als Louise anfing Tassen und Teller abzuräumen. Louise war eigentlich nicht sonderlich häuslich, aber sie wollte gern einen guten Eindruck auf Anders’ Mutter machen.

      »In fünf Minuten haben sie Biologie«, sagte Louise und überlegte sich, dass sie das Protokoll gestern gar nicht hätten schreiben müssen.

      »Arme Würstchen. Für die wäre so eine Feldwanderung auch netter«, sagte Anders und legte den Deckel auf die Butterschale.

      »Aber zum Glück kommen sie nicht mit. Sollen wir spülen?«, fragte Louise mehr aus Pflichtgefühl als aus Lust.

      »Nein, das überlassen wir meiner Mutter!«

      »Chauvi!«

      »Sie würde in Ohnmacht fallen, wenn ich damit anfinge. Ich habe es versucht und ich musste ihr versprechen, dass ich es nie mehr wieder tue. Krieg ich einen Kuss?«

      »Das weiß ich wirklich nicht«, antwortete Louise und lehnte sich nachgiebig an ihn. Erst als Anders’ Mutter mit einem Eimer voller Kartoffeln zurückkam, konnten sie sich verwirrt losreißen. Aber die Mutter ließ sich nichts anmerken und plauderte über das gute Wetter, das sie sich entgehen ließen.

      »Na, dann werd ich mal das Gut vorführen«, sagte Anders und erhob sich.

      Louise lieh sich von Anders einen alten Pullover und ein Paar Gummistiefel, damit sie mit in den Stall gehen konnte ohne sich restlos einzudecken.

      »Puha!« Louise hielt sich die Nase zu, als sie den halbdunklen Stall betraten. Sie war vor vielen Jahren zuletzt auf dem Land gewesen, sie hatte den scharfen Gestank von Kuhmist und voll gesogenem Stroh total vergessen.

      »Hast du eine feine Nase!«, lachte Anders. »Daran gewöhnt man sich. Du kannst mir glauben, es ist wunderbar, an einem eiskalten Wintermorgen hier reinzukommen. Es ist so warm und heimelig hier mit all den kauenden Viechern.«

      »Wo sind denn die ganzen Kühe?«, fragte Louise, während sie den leeren Stall durchquerten.

      »Die sind auf der Weide. Aber jetzt schau her.« Anders nahm ihre Hand und führte sie zu einer großen Box am Stallende, wo die Kuh, die am Morgen gekalbt hatte, zusammen mit dem schlafenden, frisch geborenen Kalb lag, das sich an ihren schweren, müden Körper schmiegte.

      »Nein, das ist ja vielleicht süß!« Louise beugte sich weit über die Boxenwand. Die Kuh sah sie aus zwei halb geschlossenen, feuchten braunen Augen an.

      »Das ist kein das, das ist ein kleiner Stier. Und es war gar nicht leicht, ihn rauszuziehen. Wir hätten fast den Traktor nehmen müssen.«

      »Den Traktor!«, wiederholte Louise entsetzt, sie hatte sich immer eingebildet, dass bei Tieren Geburten leicht und unkompliziert verliefen.

      »Geburten sind etwas Gewaltiges. Es geht so oft schief. Du solltest bloß wissen, wie viele hellrote Ferkelchen ich gegen den Zementboden gehauen habe, weil sie zu schwach zum Überleben waren.«

      »Aber Anders!«, protestierte Louise.

      »Entschuldigung, aber so ist das! Man gewöhnt sich an alles, auch daran, Tiere zum Schlachthof zu schicken, denen СКАЧАТЬ