Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel. Luzia Pfyl
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Читать онлайн книгу Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel - Luzia Pfyl страница 41

СКАЧАТЬ Die Sache geht uns nichts an, Payne, und ob Sie es glauben oder nicht, aber die Polizei wird sich schon darum kümmern.«

      Payne schaute sie mit weiten Augen an. Frost merkte, dass sie sich in Rage geredet hatte und aufgestanden war. Ihr Herz pochte hart, und ihre Fäuste waren geballt.

      »Miss Frost? Das Essen wäre bereit.« Helen stand etwas schüchtern im Kücheneingang.

      Das Essen nahmen sie schweigend ein. Frosts Laune war im Keller. Ihre Reaktion auf Paynes Vorschlag war übertrieben gewesen, das wusste sie. Es war absurd, bei Scotland Yard einzubrechen. Auch wenn diese mechanischen Kinder sie beschäftigten, war es kein Grund, wegen Einbruchs und Diebstahls ins Gefängnis zu wandern. Außerdem hatten sie weit Dringenderes zu tun. Frost wollte gleich nach dem Essen nach Chinatown. Die Chinesen kontrollierten den Schwarzmarkt, und sie hoffte, dass es sich doch um einen Diebstahl des Geldes wegen handelte und die Waffe dort aufgetaucht war.

      »Sie haben versprochen, mir bei der Suche nach meiner Tochter zu helfen«, versuchte es Payne noch einmal.

      Frost unterdrückte gerade noch rechtzeitig ein Augenverdrehen. »Das hat nichts damit zu tun.« Sie spießte eine Bratkartoffel auf.

      »Und wenn doch? Cecilia hat Angst, dass die nächste Leiche Annabella sein könnte. Ich muss zugeben, dass ich diese Befürchtung ebenfalls hege. Jemand entführt und verstümmelt Kinder, und wenn sie tot sind, entsorgt er sie im Fluss.«

      »Woher wollen Sie wissen, dass die Kinder entführt wurden?«

      Payne zuckte mit den Schultern. »Naheliegend. Die Kinder werden sich wohl kaum freiwillig für Experimente melden.«

      Frost schwang ihre Gabel. »Unterschätzen Sie nicht die Macht von ein paar Pennies, Mr. Payne. Überlegen Sie nur, wie viele Süßigkeiten Sie damit kaufen könnten.«

      »Woher kommt es nur, dass Sie so liebreizend sind, Miss Frost?« Payne bleckte die Zähne und schob sich ein Stück Fleisch in den Mund.

      »Ob Sie es glauben oder nicht, ich war auch einmal ein Kind. Für ein paar Pennies hätte ich so ziemlich alles getan.« Wie zum Beispiel Madame Yuehs strenge Schule durchstehen oder für sie ein paar reiche Geschäftsmänner während einer nicht ganz jugendfreundlichen Teezeremonie belauschen.

      »Haben Ihre Eltern Ihnen keine Süßigkeiten gekauft?«

      Frost hielt mitten in der Bewegung inne. Sie starrte auf ihren halb leer gegessenen Teller und wusste nicht, was sie Payne antworten sollte. »Ich weiß nicht, wer meine Eltern waren«, sagte sie nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens.

      »Oh, tut mir leid. Ich wollte nicht …«

      »Ist schon okay«, schnitt sie ihm das Wort ab und aß weiter. Sie hielt den Blick gesenkt, denn sie wusste genau, was sie in Paynes Gesicht finden würde. Sein Mitleid wollte sie nicht.

      Nach dem Essen gingen sie zurück ins Büro. Frost wühlte durch die Akten, die sie von Baxter bekommen hatte, bis sie das Bild fand, das sie brauchte. Sie steckte es in ihre Umhängetasche.

      »Ich will ein paar Erkundigungen unten in den Docks einholen«, sagte sie zum Pinkerton, der gerade dabei war, sich eine neue Zigarette zu drehen. »Kommen Sie mit?«

      Er schüttelte den Kopf. »Später vielleicht. Ich möchte zuerst einen alten Freund besuchen.«

      »Ich hoffe, Ihr alter Freund hat etwas mit dem Auftrag zu tun, Payne. Sie wissen, dass wir nicht viel Zeit haben.« Frost war sich bewusst, dass sie ihm gegenüber zu hart war, aber warum musste er sie auch darum bitten, bei Scotland Yard einzubrechen?

      Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern nahm ihren Mantel und ihren Schal und eilte hinaus auf die Straße.

      Auf dem Weg zu den Docks stählte sie sich für die Begegnung mit Michael Cho. Sie hatte ihn seit seinem Heiratsantrag nicht mehr gesehen, doch dieses Mal konnte sie die Begegnung mit ihm nicht mehr vermeiden. Als einer der Köpfe der Dragons wusste er, was auf dem Schwarzmarkt gehandelt wurde. Sie könnte sich zwar an jemand anderen wenden, aber bei Michael bekäme sie schnellere Antworten.

      Sie wusste immer noch nicht, wie sie ihm antworten sollte. Sein Antrag hatte sie völlig überrumpelt. Michael und sie kannten sich seit ihrer gemeinsamen Kindheit unter Madame Yuehs Obhut, Michael war wie ein großer Bruder für sie. Aber seit er ein lóngtóu war, ein Drachenkopf, hatte er sich sehr verändert. Frost wusste nicht, was die Organisation von ihren sieben Bossen verlangte, doch Michaels Wandel gefiel ihr nicht.

      Wenn sie ihn heiratete, würde sie ihre Freiheit aufgeben müssen. Sie würde die Agentur nicht mehr weiterführen können. Sie würde wieder ganz der Organisation gehören, wäre wieder ihr Werkzeug und ihre Waffe.

      Madame Yueh hatte dies alles angedeutet, als Frost das lange und zermürbende Gespräch mit ihr geführt hatte. Es hatte gleich nach Michaels Antrag stattgefunden, und Frost war völlig durcheinander gewesen. Der Geruch des Weihrauchs vom Opferaltar in der Ecke des einfach eingerichteten Zimmers hatte ihr Übelkeit verursacht. Madame Yueh hatte auf dem Stuhl auf dem Podest gesessen und sie lange angeschaut, Frost in der Mitte des Raumes gekniet und nicht gewagt, den Blick zu heben.

      »Lydia«, hatte sie mit ihrer rauen Stimme gesagt, »wir haben viel zu besprechen.«

      Frost wartete schweigend, bis sie weiterredete. Etwas, das sie sehr früh gelernt hatte, war, ihre Ziehmutter niemals und unter keinen Umständen zu unterbrechen.

      »Ich will mich nicht lange mit Höflichkeiten aufhalten, meine Gelenke schmerzen heute fürchterlich.« Frost hörte ihre Seidenrobe knistern, als sie sich im Stuhl aufrichtete. »Ich bin enttäuscht, Lydia. Dein Auftrag war, das Buch zu stehlen und es mir zurückzubringen. Warum hast du es zurückbehalten? Dachtest du, du könntest dir damit einen Vorteil erkaufen?«

      Frost schaute auf. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Hatte sie wirklich geglaubt, Madame Yueh austricksen zu können? »Ich brauchte etwas mehr Zeit, mǔqīn.« Sie redete sie mit Mutter an und hoffte, dass sie damit etwas von ihrem Zorn besänftigte. Doch das Gesicht der alten Frau blieb eine Maske.

      »Ich bin wirklich enttäuscht«, sagte Madame Yueh noch einmal. »Michael hat mir berichtet, dass du ihn angelogen und getäuscht hast. Dass du dich der Organisation widersetzt hast. Und damit auch mir.«

      »Ich will nur meine Freiheit, mǔqīn«, erwiderte Frost und musste sich dazu zwingen, ihre Stimme ruhig zu halten. Madame Yueh würde jede Gefühlsregung sofort ausnutzen. »Ich fühlte mich geehrt, dass Ihr mir diesen Auftrag gegeben habt. Aber ich wollte sehen, wie weit ich gehen konnte. Ich gehöre nicht mehr der Organisation an.«

      Jetzt schlich sich ein schmales Lächeln in Madame Yuehs Gesicht. Sie fing an zu lachen. Es war das raue Lachen einer alten Frau, trocken und hoch. Sie klopfte mit ihrem Gehstock zwischen den Knien auf den Boden, was wohl einem Schenkelklopfen gleichkam.

      Frost wartete, bis das Lachen verklungen war. »Ich verstehe nicht ganz, was daran so komisch ist.«

      Madame Yueh stand ächzend auf und stieg vom Podest. »Michael hat mir ebenfalls erzählt, dass er gedenkt, dich zu heiraten. Er hat mich um meinen Segen gebeten.« Frost ballte die Hände zu Fäusten und starrte auf die Holzdielen direkt vor ihren Knien. »Ich halte das für eine gute Idee. Vielleicht wirst du dann endlich vernünftig, Lydia. Frauen in deinem Alter sollten heiraten und etwas zur Familie beitragen.«

      Frost СКАЧАТЬ