Elfenzeit 8: Lyonesse. Uschi Zietsch
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Название: Elfenzeit 8: Lyonesse

Автор: Uschi Zietsch

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Elfenzeit

isbn: 9783946773320

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СКАЧАТЬ würde er mal wieder nachzählen, was er gebunkert hatte. Vielleicht würde es ja doch mal reichen, um …

      Ja, was sollte er eigentlich damit anfangen? Eine dicke Jacke hatte keinen Sinn, die würden die Banden ihm sofort wieder wegnehmen. Desgleichen Schuhe. Hatte er alles schon einmal ausprobiert und dann nie wieder. Ein anständiges Essen, also ein Menü? Nur, wenn es nach draußen geliefert wurde, denn in ein Restaurant würde ihn keiner lassen. Also, was?

      Ein Hund, dachte Albert. Ich werde mir einen Hund aus dem Tierheim holen. Und wenn die mir keinen geben, so werde ich schon anderswo einen finden. Und dann bin ich nicht mehr allein. Ich werde mich gut um ihn kümmern, und wir werden uns im Winter gegenseitig wärmen, und im Sommer fahre ich mit ihm an den See. Von dem Gesparten kaufe ich ihm ein Halsband und Dosenfutter. Aber nur Gutes, keinen Billigdreck. Mein Hund soll es bestens haben. Er soll glänzende Augen und ein glänzendes Fell haben, und die Leute sollen sagen, wie gepflegt er ist und mich dafür bewundern.

      Alberts Herz begann aufgeregt zu pochen. Das war es! Gleich nach Weihnachten, wenn die niedlichen flauschigen Geschenke unterm Christbaum zum ersten Mal ins Haus gepisst hatten und deswegen rausflogen, würde er sich einen so armen kleinen Kerl holen und sich seiner annehmen. Wenigstens einer sollte Glück im Unglück haben.

      Er nickte heftig, stand auf und kehrte zum Stachus zurück. Ein guter Plan, ein sehr guter Plan. An ihm würde er heute Nacht noch ein bisschen herumfeilen. Unten in der Bahn, wo es wärmer war.

      Alberts gewohnter Abstieg war gesperrt, das hatte er vergessen. Das Problem war, die anderen Abgänge waren bewacht. Überall patrouillierten Polizisten und nahmen jeden genau in Augenschein, der runter wollte. Vor allem auf die Penner hatten sie es abgesehen, keiner durfte sich derzeit dort unten aufhalten. Dabei war Albert sicher, dass ihm nichts geschehen würde. Es gab ja niemanden mehr außer ihm hier, die anderen waren alle feige abgehauen. Und nun gehörte ihm dieses Revier ganz allein. Was bedeutete, die anderen brauchten sich bloß nichts einzubilden, wenn sie irgendwann zurückkamen, sobald die Luft rein war, und meinten, es ginge so weiter wie vorher. Nichts da!

      Für Albert stellte sich nun das Problem in den Weg, dass er unbedingt da hinunter musste. Denn dort war auch sein Safe, wo er das Geld bunkerte. Und das war jetzt wichtig, wo er doch bald einen Hund zu versorgen hatte.

      Da lachte ihm erneut das Glück.

      Eine Gruppe Touristen kam angestapft, in lebhafte Unterhaltung vertieft. Albert lavierte sich geschickt mit dazu und war schon in der U-Bahn unten, noch bevor sein Herz aufgeregt pochen konnte. Man lernte auf der Straße schnell, unsichtbar zu sein. Albert war inzwischen Profi, trotzdem hatte er jedes Mal Lampenfieber.

      Er steuerte zwischen den Menschen hindurch und hinter den Säulen entlang, immer am Erfassungsbereich der Kameras vorbei, zum anderen Ende des Bahnsteigs, wo es keinen Aufgang mehr gab. Er setzte sich auf die letzte Bank, ganz nach außen, und beobachtete aus der Distanz die Leute, die auf den Zug warteten. Wenn Polizei auftauchen würde, musste er schnell verschwinden. Mist, ich habe die Bahnsteigkarte vergessen!, dachte Albert ärgerlich. Dabei hätte ich sie mir heute leisten können.

      Und dann hätte die Polizei ihm nichts anhaben können. Mit einer ordnungsgemäß gelösten Bahnsteigkarte durfte er sich hier aufhalten, zumindest für eine bestimmte Zeit. In so einem Moment hatte er nicht einmal den Status des Obdachlosen. Eine oder zwei Stunden Normalität. Und er hatte es vergessen!

      Er könnte sich heute sogar eine ganz normale Fahrkarte kaufen und eine Weile kreuz und quer durch die Stadt fahren. In der U-Bahn sitzen und so tun, als wolle er irgendwohin.

       Und wenn ich den Hund habe, gehe ich mit ihm im Englischen Garten spazieren. Und unterhalte mich mit anderen Hundebesitzern und tausche Tipps …

      Die Polizei kam und ging. Albert spielte Verstecken mit ihr und gewann jedes Mal. Der Abend schritt voran, die Geschäfte schlossen, der Bahnsteig leerte sich. Bald konnte er an sein Versteck, und dann nach einer Übernachtung suchen. Vielleicht löste er doch noch eine Bahnsteigkarte und blieb hier bis zur Sperrstunde, immerhin war er ja gut bewacht. Und es war leidlich warm im Gegensatz zu oben. Wenn er dann rausgeworfen wurde, hatte er schon ein wenig geschlafen und konnte sich im Frittenburger noch was zu essen holen, bevor er sich der Kälte stellen musste.

      Alles leer. Die Gelegenheit war günstig. Schnell, schnell, bevor wieder jemand kam.

      Albert glitt von der Bank, näherte sich dem Schacht und schlüpfte am Sperrschild vorbei auf den Montagesteg. Keine Gefahr durch den Zug, der Abstand war groß genug. Da hatte ausnahmsweise ein Architekt mal mitgedacht.

      Eins, zwei, drei … die Schritte genau gezählt, um die richtige Stelle nicht zu verpassen. Der Tunnel war hier nur dürftig beleuchtet, und weiter hinten gab es gar kein Licht mehr. Irgendwo dazwischen war Alberts Safe.

      Er erkannte die Stelle, tastete die Rillen und Unebenheiten ab und fand den richtigen Stein. Behutsam löste er ihn heraus und ließ die Hand in die Tasche gleiten.

      »Hunger …«

      Schlagartig standen Albert sämtliche Haare zu Berge, als er die heisere, seltsam kratzige Stimme aus der Dunkelheit hörte. Jemand hatte ihn beobachtet und kannte jetzt sein Versteck!

      Hastig stopfte er das Geld, allem voran den großen Schein, in den Safe. »Ich kann dir was leihen, damit du dir was kaufen kannst«, sagte er, ohne sich umzudrehen. Fieberhaft präparierte er das Versteck und verwischte alle Spuren.

      »Hunger …«

      »Ja, das habe ich verstanden, Kumpel.«

      Fertig. Albert stand auf und drehte sich um. »Wie wär’s, wenn du erst mal aus der Dunkelheit kommst, damit wir in Ruhe über alles reden können?«

      Stille. Dann hörte Albert ein schlurfendes Geräusch und ein Röcheln, als ob jemand Schwierigkeiten mit dem Atmen hätte. Das auch noch, ein Kranker. Hoffentlich war er nicht ansteckend!

      »Na, was ist? Nur nicht schüchtern, du siehst doch, ich bin einer von deiner Sorte.«

      »Hunger …«, krächzte die Stimme, die so gar nichts Menschliches an sich hatte. Aber die Straße nahm einem jegliche Menschlichkeit, das war noch nicht beunruhigend.

      Doch dann trat eine Gestalt ins schummrige Licht, kam quer übers Gleis auf Albert zu, und er begann zu schreien.

      *

      Kurz nach 23 Uhr trafen Robert und Anne wieder ein. Sie waren zu Fuß gegangen, um zu sehen, ob nur der Stachus von der Gefahr betroffen war. Sie waren nicht die einzigen Fußgänger, das eine oder andere Paar unternahm ebenfalls einen Schaufensterbummel, und natürlich war die Polizei unterwegs.

      Magische Strömungen waren keine zu spüren. Was auch immer die Bürger in Angst und Schrecken versetzte, es hatte nur einen sehr begrenzten Wirkungskreis.

      »Dann werden wir des Rätsels Lösung bald haben, und Commissioner Gordon wird zufrieden sein«, resümierte Robert.

      »Der in dem Fall gar nicht ermittelt, und außerdem seid ihr beide zu erwachsen dafür, oder nicht?«, bemerkte Anne sarkastisch.

      »Aber nein, aber nein, dafür kann man nie erwachsen genug werden«, meinte er grinsend. »Wobei, aus der Rolle des Olsen bin ich tatsächlich herausgewachsen, jetzt bin ich mehr ein Superheld, so wie Blade oder so.«

      »Du hast mehr von einem Elfen an dir, als du ahnst.« Sie lachte, was selten genug СКАЧАТЬ